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M. Bechterew: Der Hausarzt verpaßt häufig die Frühdiagnose

Zumindest in England, oder besser: Zumindest in Norfolk. Dort kannten nur 5% von 300 befragten Allgemeinärzten die 8 typischen Symptome des entzündlichen Rückenschmerzes und einer beginnenden ankylosierenden Spondylitis. Leider spricht vieles dafür, daß es bei uns in Deutschland nicht viel besser ist.

Dienstag, 21.10.2008 · Morbus Bechterew, Gesundheitssystem, Epidemiologie
Autor
Priv. Doz. Dr. med. H.E. Langer
Heute bei vielen Patientinnen und Patienten mit M. Bechterew vermeidbar, wenn die Erkrankung frühzeitig diagnostiziert und wirksam therapiert wird: Bambusstab-Wirbelsäule mit einer Verknöcherung der straffen Bandverbindungen und völliger Einsteifung im Rücken.

Eine wichtige Studie: Englische Wissenschaftler befragten 300 Allgemeinärzte in Norfolk zu der Symptomatik und zu charakteristischen Manifestationen von entzündlichen Wirbelsäulenerkrankungen. Nur 5% konnten alle 8 klassischen Merkmale nennen, 78% kannten zumindestens mehr als 4 typische Krankheitszeichen, und 17% wußten weniger als 4 der diagnoseleitenden Symptome.

Morgensteifigkeit von länger als 30 Minuten lag dabei mit 90% an der Spitze der Antworten, gefolgt von schleichendem Beginn (80% der Befragten) und gutes therapeutisches Ansprechen auf cortisonfreie Entzündungshemmer (nicht-steroidale Antirheumatika, NSAR).

Die Ergebnisse im Einzelnen:

Symptome des entzündlichen Rückenschmerzes:

  • Morgensteifigkeit >30 min: 90% der Befragten 
  • Schleichender Beginn: 80% 
  • Gutes Ansprechen auf NSAR: 75% 
  • Symptomdauer >3 Monate: 73% 
  • Nächtlich betonter Schmerz: 67% 
  • Schmerzlinderung durch Bewegung: 50% 
  • Keine Schmerzabnahme in Ruhe: 45% 
  • Wechselseitiger ischiasartiger Schmerz: 13% 

Bei der Frage nach vergesellschafteten Erkrankungen und Krankheitsmanifestationen führte die Psoriasis (Schuppenflechte) mit 96%; nur von einem kleinen Teil der Befragten wurde dagegen der pathognomonische, d.h. diagnoseleitende Befund einer Daktylitis ("Wurstfinger", "Wurstzehe") genannt:

Mit einer ankylosierenden Spondylitis / entzündlichen Wirbelsäulenerkrankung vergesellschaftete Erkrankungen und Krankheitsmanifestationen:

  • Psoriasis: 96%
  • Entzündliche Darmerkrankung: 68% 
  • Uveitis (Regenbogenhautentzündung): 60%
  • Infektion im Bereich der Harnwege oder Unterleibsorgane (urogenitale Infektionen) oder Infektionen im Bereich des Darmes (insbesondere Enteritis/Durchfallserkrankungen): 41%
  • Entzündung im Bereich von Sehnenansätzen (Enthesitis): 17%
  • Daktylitis ("Wurstfinger", Wurstzeh"): 17%

Die Ursachen für die geringe Kenntnis von entzündlichen Wirbelsäulenerkrankungen liegen nach Aussagen der Befragten vor allem an der relativen Seltenheit dieser Krankheitsbilder, aber auch daran, daß es in der Vergangenheit keine wirklich effektiven Behandlungsmöglichkeiten gab:

"Ich sehe nicht viele Patienten mit M. Bechterew, und wenn, kann es sein, daß ich dieses Krankheitsbild nicht erkenne."

"Ich sehe Patienten mit entzündlichem Rückenschmerz selten. Nun, wo es effektive Behandlungsmöglichkeiten gibt, müssen wir größere Aufmerksamkeit darauf legen."

"Da die Erkrankung selten ist, wird sie wahrscheinlich häufig übersehen."

"Von meinen alten Bechterew-Patienten sind eine Reihe nicht mehr zu mir gekommen, da man ihnen in der Vergangenheit gesagt hat, es gäbe keine wirksame Therapie."

Im Einzelfall wird das Problem als solches aber auch nicht als bedeutsam empfunden:

"Ich denke, daß es keine Defizite bei der ankylosierenden Spondylitis gibt. Ich habe in den letzten 25 Jahren meiner Praxistätigkeit weniger als 5 Patienten mit M. Bechterew gesehen."

Die Autoren kommen zusammenfassend zu der Schlußfolgerung, daß die Fortbildung der Allgemeinärzte über entzündliche Wirbelsäulenerkrankungen intensiviert werden müsse. Außerdem empfehlen sie einen breiteren Einsatz von diagnostischen Algorithmen, um die Frühdiagnose und damit auch die Prognose der ankylosierenden Spondylitis zu verbessern.

Literatur:

Recognition of inflammatory back pain and ankylosing spondylitis in primary care
R. N. Jois1, A. J. Macgregor2 and K. Gaffney2

1Department of Rheumatology, Wockhardt Hospital, Bangalore, India and 2Department of Rheumatology, Norfolk and Norwich University Hospital, Norwich, UK.

Rheumatology 2008;47(9):1364-1366

Link zum Abstract

Weiterführende Informationen und verwandte Links:

r-o-special: Biologicals in der Behandlung des M. Bechterew. Teil 1: Traditionelle Therapiekonzepte

r-o-special: Biologicals in der Behandlung des M. Bechterew. Teil 2: Der Paradigmenwechsel bei der Therapie der Spondyloarthritiden. Klinische Studien

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Am Ende der Bekanntheits-Skala, dafür aber fast schon eine Art "diagnostischer Elfmeter": Die Enthesitis. Klassisch die Entzündung der Achillessehne (Achillotendinitis), hier gepaart mit einer Schleimbeutelentzündung (Achillobursitis). Wenn ein solcher Befund ohne sonstige Ursachenerklärung zu sehen ist, sollte man immer an eine beginnende entzündliche Wirbelsäulenerkrankung (Spondyloarthritis) denken. r-o-Foto: Priv. Doz. Dr. med. H.E. Langer
Genauso wenig bekannt und diagnostisch mindestens genauso wertvoll: Die Daktylitis, hier als sogenannter "Wurstzeh". r-o-Foto: Priv. Doz. Dr. med. H.E. Langer

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