Rheuma: Krankheit mit vielen Gesichtern
In den Rheuma-Ambulanzen des Hanusch-Krankenhauses und der Gesundheitszentren der WGKK werden Rheuma-Patienten bestens versorgt. Zusätzlich hat die Wiener Gebietskrankenkasse gemeinsam mit der Rheuma Hilfe Österreich nun auch eine Beratungsstelle etabliert

Oft wird Rheuma als Krankheit mit „100 Gesichtern“ bezeichnet. Ganz konkret kennt man derzeit rund 400 Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises. “Die Krankheiten unter dem Sammelbegriff Rheuma sind oft sehr unterschiedlich ausgeprägt“, erklärt Prim. Prof. Dr. Klaus Klaushofer, Facharzt für Innere Medizin und Rheumatologie sowie Ärztlicher Direktor des Hanusch- Krankenhauses der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK). „Dabei unterscheidet man entzündliche, abnützungsbedingte und weichteilrheumatische Erkrankungen. Leitsymptom aller Erkrankungen ist der rheumatische Schmerz im Bewegungsapparat, der eine mehr oder weniger massive Funktionseinschränkung zur Folge hat.“
Moderne Medikamente
Neue, sehr wirksame Behandlungsmethoden existieren heute vor allem für entzündlich rheumatische Erkrankungen. Dazu gehören Morbus Bechterew, die chronische Polyarthritis oder die Psoriasis Arthritis, eine entzündliche Gelenkerkrankung bei Psoriasis (= Schuppenflechte),
mit schweren Verläufen, die mit herkömmlichen Therapien kaum in Griff zu bekommen sind. Große Erfolge hat man dabei mit so genannten TNF-alpha-Blockern erzielt. Ihr Wirkmechanismus besteht in einer Blockade des krankheitsauslösenden Proteins Tumor-Nekrose-Faktor-alpha (TNF-alpha), das bei rheumatischen Erkrankungen in großen Mengen vorkommt und eine Schlüsselrolle bei der Gelenkzerstörung spielt. „Allerdings ist eine solche Behandlung auch mit Nebenwirkungen verbunden, die eine genaue Überwachung erfordern und außerdem sehr kostenintensiv ist“, so Prim. Klaushofer. „Deshalb ist immer genau abzuwägen, für welche Patienten eine bestimmte Behandlung in Frage kommt. Außerdem haben auch physiotherapeutische und ergotherapeutische Maßnahmen einen hohen Stellenwert in der Rheumatherapie“.
Hilfe in der Rheuma-Ambulanz
Unabhängig vom Krankheitsstadium können sich sämtliche Rheumapatienten an die 4. Medizinische Abteilung mit Rheumaambulanz im Hanusch-Krankenhaus oder an eines der drei WGKK-Gesundheitszentren wenden. Dr. Johann Hitzelhammer hat 1998 die Rheuma-Ambulanz im WGKK-Gesundheitszentrum Wien-Mitte aufgebaut. „Insbesondere bei chronischer Polyarthritis, der Bechterew`schen Erkrankung und bei Gelenksentzündungen im Rahmen einer Schuppenflechte sind Rheuma-Ambulanzen eine wichtige Anlaufstelle. Ganz entscheidend ist, den individuellen Krankheitsverlauf kontinuierlich zu überwachen und zu dokumentieren. “
Genaue Beobachtung
Dazu wird anhand von Fragebögen das aktuelle Befinden des Patienten bewertet, also der Schmerzpegel, die Zahl der geschwollenen und schmerzhaften Gelenke und die Beeinträchtigung im Alltag. Unter anderem wird dann evaluiert, ob der Patient imstande ist, eine Autotür zu öffnen, ob er es schafft, Treppen zu steigen, sich zu bücken, einen zwei Kilo schweren Gegenstand über den Kopf zu heben oder ob er allein mit der Körperpflege zurechtkommt.
Wichtig sind diese Beobachtungen vor allem deshalb, weil dadurch nicht nur Wirkung und Nebenwirkungen von Rheumamedikamenten erfasst werden, sondern auch der persönliche Kontakt zum Patienten gestärkt wird. „Auch der menschliche Umgang mit den Patienten steht bei uns ganz vorne“, betont Dr. Hitzelhammer.
Infopoint Rheuma
„Vor allem chronisch Kranke brauchen neben professioneller ärztlicher Hilfe viele persönliche Gespräche. Ebenso kann der Austausch mit anderen Betroffenen entscheidend dazu beitragen, besser mit der Krankheit und den Problemen, die sich daraus im Alltag ergeben, umgehen zu können. Rheuma bringt oft seelische und soziale Belastungen mit sich, die nicht zu unterschätzen sind. Das kann mitunter zu Depression, Vereinsamung, ja sogar zum Verlust des Arbeitsplatzes führen“, erklärt Christine Schnaubelt, Präsidentin der Rheuma Hilfe Österreich. Aus diesem Grund wurde von der Selbsthilfegruppe Rheuma Hilfe Österreich und der Wiener Gebietskrankenkasse der „Infopoint Rheuma“ ins Leben gerufen.
Dieser Treffpunkt für Betroffene und Interessierte befindet sich im WGKK-Kundencenter Leopoldstadt, Lassallestraße, und zeichnet sich durch mehrere Angebote aus: An bestimmten Tagen ist es möglich, sich im Gespräch mit Beratern der Rheumahilfe Österreich, einem Rheumatologen und einem Psychologen über wichtige Themen im Zusammenhang mit einer Rheumaerkrankung zu informieren. „Die Betroffenen können sich nicht nur medizinischen Nachschlag holen, etwa was die Krankheitsursachen, die Diagnoseverfahren oder Therapieformen betrifft. Es gibt auch Informationen und Hilfestellungen zu sozialen und juristischen Problemen, psychologische Unterstützung oder einfach ein offenes Ohr“, so Christine Schnaubelt.
Kostenlose Hilfe
„Das Angebot ist unbürokratisch und für die Betroffenen kostenlos“, erklärt WGKK-Obmann Franz Bittner: „Damit versucht die Wiener Gebietskrankenkasse, neue Wege zum Wohle von Patientinnen und Patienten zu beschreiten und damit zu einer modernen Patientenkultur beizutragen. Mit dem Infopoint Rheuma sind wir einen weiteren Schritt in Richtung niederschwelligen Kundenservice gegangen.“ Was die Betroffenen besonders schätzen, ist die hohe Kompetenz und die Empathie, die ihnen die Beraterinnen und Berater entgegenbringen. Die Möglichkeit, krankheitsbedingte Sorgen in einem ausführlichen Gespräch besprechen zu können, wird gerne angenommen, so die Überzeugung von Franz Bittner: „Die zusätzliche psychologische Beratung wird den Infopoint Rheuma zu einem Erfolgsmodell machen, wie das zuvor auch bei einem ähnlichen Projekt, dem ‚Infopoint Gesunde Leber’ der Fall war.“ Gleichzeitig bietet der „Infopoint Rheuma“ eine Möglichkeit zum Austausch zwischen Betroffenen und Fachpersonal. „Im täglichen Umgang mit einer chronischen Krankheit wird jeder Betroffene ein wenig zum Experten; ihr Wissen ist ein geheimer Schatz. Wir hoffen, dass wir ihn durch den Infopoint Rheuma ein Stück weit heben können“, so Bittner.
(Mag. Gabriele Vasak)
SERVICE - Rheumaambulanzen der Wiener Gebietskrankenkasse
1. In den Gesundheitszentren:
GZ Wien-Mitte
Dr. Johann Hitzelhammer
Auskunft und Anmeldung:
601 22-40328
GZ Wien-Mariahilf
Dr. Gerhard Teich
Auskunft und Anmeldung:
601 22-40600
GZ Wien-Süd
Dr. Ronald Kreuzeder
Auskunft und Anmeldung:
601 22-4210
2. Im Hanusch-Krankenhaus:
Rheumaambulanz, Pavillon 2
Ärztl. Direktor Univ.-Prof. Prim. Dr. Klaus Klaushofer
Auskunft und Anmeldung:
91021-85730
Infopoint Rheuma:
Der Infopoint Rheuma findet einmal im Monat, am 3. Donnerstag (außer August und Dezember) im medizinischen Bereich des Kundencenter Leopoldstadt von 13.00 bis 16.00 Uhr statt.
Kontakt:
Rheuma Hilfe Österreich
Christine Schnaubelt / Präsidentin
Tel.: 0664 / 410 64 16
Quelle: People Menschen und Medizin