Eine Hauterkrankung mit System
Schuppenflechte, im Fachjargon Psoriasis genannt, ist eine chronisch entzündliche Erkrankung. Hauptsymptom sind entzündete, schuppende Hautstellen auf Körper und Kopfhaut. In Österreich leiden bis zu 3 % der Bevölkerung an dieser systemischen Erkrankung, die nicht nur die Haut betrifft.

Am 15. Oktober veranstaltet die PSO-Austria in Wien anlässlich des Welt Psoriasis Tages einen Informationstag mit zahlreichen Vorträgen von Medizinern und anderen Experten rund um das Thema, um das Wissen über Schuppenflechte, ihre Folge- und Begleiterkrankungen, die psycho-sozialen Auswirkungen, die Therapiemöglichkeiten und die Vorteile des persönlichen Austauschs in der Selbsthilfegruppe auch an Betroffene zu vermitteln.
Menschen mit Psoriasis leiden im wahrsten Sinn des Wortes an dieser systemischen chronisch-entzündlichen Erkrankung. Nicht nur die mitunter sehr schmerzhaften und juckenden Hautveränderungen machen den Betroffenen zu schaffen, sondern vor allem die weitreichenden psycho-sozialen Folgen des "anders Aussehens", welche bis zur behandlungsbedürftigen Depression führen können.
Durch die schuppigen, oft stark entzündeten Plaques, die am ganzen Körper auftreten können, wirkt diese Krankheit in höchstem Maß stigmatisierend. Grundlegende Lebensentscheidungen, wie Berufswahl oder Familiengründung werden oft von ihr be- oder sogar verhindert. Für viele Patienten und oft auch deren Angehörige, bestimmt die Krankheit den Lebensrhythmus und den sozialen Aktionsradius. Das psychische Wohlbefinden von Psoriatikern ist durch ihre Erkrankung ähnlich stark, wenn nicht sogar stärker beeinträchtigt, als jenes von Krebskranken, von Diabetikern oder Patienten mit Herzerkrankungen.
Gerade Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Psoriasis haben aufgrund ihres körperlichen Erscheinungsbildes oft ein geringes Selbstbewusstsein. Die Auswirkungen der Psoriasis auf das Leben der Einzelnen gehen aber viel weiter. Friederike Schönauer, Obfrau des Vereins und der Selbsthilfegruppe der PsoriatikerInnen in Österreich, PSO-Austria dazu: "Die Betroffenen werden von ihrer Umwelt oft wie Aussätzige behandelt. Es reicht ein angewiderter Blick, eine zurückgezogene Hand, um ihnen das Gefühl zu geben, von der Umwelt gemieden zu werden. Viele versuchen belastende Situationen, in denen man angestarrt oder in anderer Weise ausgegrenzt wird, zu vermeiden und engen damit ihren sozialen Interaktionsradius oft selbst ein. Das kann bis zur völligen Vereinsamung einzelner gehen."
Folgen dieser ständigen psychischen Belastungen sind beispielsweise Depressionen, lange Krankenstände, vermindertes Einkommen und geringere Weiterentwicklungschancen. Eine der Ursachen für die ablehnenden Reaktionen gegenüber Betroffenen liegt vielleicht darin begründet, dass immer noch viele Menschen glauben, es handle sich um eine ansteckende Krankheit.
Prim. Univ.-Prof. Dr. Klemens Rappersberger, Facharzt für Dermatologie und Venerologie und Vorstand der Dermatologischen Abteilung der Krankenanstalt Rudolfstiftung erklärt: "Die Anfälligkeit eine Psoriasis zu entwickeln, ist zwar vererbbar aber diese Erkrankung ist nicht ansteckend und sie hat rein gar nichts mit mangelnder Hygiene der Patienten zu tun. Berührungsängste der Umwelt sind daher völlig unbegründet.
Insgesamt muss man leider feststellen, dass das Wissen um Psoriasis in Österreich erschreckend gering ist. Hier muss man auch das mangelnde Verständnis vieler Ärzte für die komplexen Auswirkungen der Psoriasis und ihrer Begleiterkrankungen wie z.B. das Metabolische Syndrom, Typ II Diabetes, und Herz-Kreislauferkrankungen ansprechen, die eine interdisziplinäre Betreuung durch viele Experten erforderlich machen. Auch das zögerliche Umsetzen bereits vorhandener, gut ausdefinierten Therapie-Leitlinien ist ein Thema. Denn zum richtigen Zeitpunkt der Erkrankung, sollte die passende Therapie eingesetzt werden. Auf der anderen Seite sind die Betroffenen selbst meist ungenügend über adäquate und moderne Therapiemethoden informiert und wenden sich daher eher spät an einen Dermatologen."
Seit wenigen Jahren gibt es die Erkenntnis, dass Psoriasis nicht nur auf die Haut beschränkt ist, sondern nahezu alle Organsysteme betreffen kann. Damit zählt die Schuppenflechte zu den systemischen Erkrankungen, so wie z.B. Diabetes. Wer an Psoriasis leidet, hat auch ein erhöhtes Risiko für das Auftreten einer Arthritis oder Morbus Crohn, einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung. Das systemische Entzündungsgeschehen ist also nicht ausschließlich auf die Haut beschränkt, sondern kann zusätzlich in anderen Organsystemen auftreten.
Die Psoriasis – Arthritis ist eine spezielle Form der Gelenksentzündung, von der geschätzte 20 Prozent aller Psoriasis-Patienten betroffen sind. Sie ist eine besonders belastende chronische Krankheit, bei der die Schuppenflechte mit Gelenksentzündungen (Arthritis) verknüpft ist. In Österreich sind etwa 50.000 Menschen an Psoriasis-Arthritis erkrankt. Genau wie bei der rheumatoiden Arthritis ist auch hier die Früherkennung von entscheidender Bedeutung für eine erfolgreiche Behandlung. Denn nur so kann die Gelenksschädigung und –zerstörung verhindert oder verlangsamt werden.
Hierbei spielen vor allem Hautärzte eine wesentliche Rolle, da eine rechtzeitige Diagnose maßgeblich von dermatologischen Kriterien abhängt. Dr. Leo Richter, fachärztlicher Leiter der Psoriasis-Ambulanz – Dermatoimmunologische Ambulanz der Krankenanstalt Rudolfstiftung betont aber auch die Wichtigkeit der fächerübergreifenden Zusammenarbeit in diesem speziellen Fall: "Ärzte aller Fachrichtungen müssen den Zusammenhang zwischen Psoriasis und internistischen und rheumatologischen Erkrankungen kennen. Die Diagnostik und Therapie der Begleiterkrankungen erfordert eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Dermatologen, Rheumatologen, Allgemeinmedizinern, Internisten und manchmal auch Augenärzten. Eine Früherkennung kann nur möglich sein, wenn das Zusammenspiel der verschiedenen Fächer gut funktioniert."
Bei der Behandlung der Psoriasis und der Psoriasis-Arthritis spielen moderne Medikamente wie beispielsweise Biologika eine maßgebliche Rolle. Sie greifen zielgerichtet ins Entzündungsgeschehen ein und blockieren ganz spezifisch Abläufe des Immunsystems, die für die chronische Entzündung verantwortlich sind. Damit können sämtliche Symptome der Erkrankung weitgehend unterdrückt und Hautläsionen zur Abheilung gebracht werden. Eine Heilung der Psoriasis ist allerdings nicht möglich, da es sich um eine Autoimmunerkrankung handelt, die ein Leben lang besteht.
Um das Wissen über Schuppenflechte, ihre Folge- und Begleiterkrankungen, die psycho-sozialen Auswirkungen und die Therapiemöglichkeiten sowie die Vorteile des persönlichen Austauschs auch an Betroffene zu vermitteln, die bisher wenig mit dem Thema vertraut sind, veranstaltet die PSO-Austria am 15. Oktober in Wien einen Informationstag mit zahlreichen Vorträgen von Medizinern und anderen Experten rund um das Thema. Mit Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely ist es Friederike Schönauer gelungen, die ranghöchste Gesundheitspolitikerin der Stadt als Ehrenschutz für die Veranstaltung zu gewinnen.
"Wir sind stolz, dass Stadträtin Wehsely auch heuer wieder den Ehrenschutz für den Informationstag Schuppenflechte übernimmt. Das zeigt, dass man in der Gesundheitspolitik die Wichtigkeit der Aufklärung über Psoriasis erkannt hat. Mit der Veranstaltung wollen wir Betroffenen, vor allem auch jungen Menschen, die unter Psoriasis leiden, helfen, mit der Erkrankung zurecht zu kommen und ihnen vielleicht den einen oder anderen Weg zeigen, den sie noch nicht kennen", freut sich Schönauer und äußert abschließend einen Wunsch: "Ob jung oder alt, die Psyche hat einen großen Anteil an den Belastungen, die durch die Schuppenflechte entstehen. Eine psychologische Unterstützung ist für Menschen mit Psoriasis daher besonders wichtig. Hier wünsche ich mir, dass die Krankenkassen in naher Zukunft Psychotherapie für Psoriasis-Patienten zur Verfügung stellen."
Der Patienteninformationstag findet am 15. Oktober 2011 von 10:00 bis 14:00 Uhr im "forum mozartplatz" Mozartplatz/Ecke Neumanngasse, 1040 Wien statt. Bei freiem Eintritt wird ein umfassendes Informations- und Beratungsprogramm zur chronischen Hauterkrankung geboten.
Quelle: Pressemitteilung Public Health