Chemokin-Blocker: Eine neue Generation biologischer Medikamente?
Chemokine sind eine Gruppe von Botenstoffen, die das Einwandern von Zellen ins Gewebe steuern, insbesondere von solchen immunologisch wichtigen Zellen wie Monozyten, Makrophagen und Lymphozyten. Sie vermitteln ihre Botschaft an die jeweilige Zelle über Chemokin-Rezeptoren auf dieser Zelle, wo sie quasi "andocken". Damit ist klar, daß die Wirkung eines Chemokins durch die Blockade dieses Rezeptors aufgehoben werden kann.
Um das Einwandern von Entzündungszellen in ein Gelenk zu blockieren, wurde ein neuer Chemokin-Rezeptor-Antagonist entwickelt. Interessant an dieser Substanz ist, daß sie als Tablette eingenommen werden kann, und nicht wie die bisherigen biologischen Medikamente gespritzt werden muß.
In einer allerersten doppelblinden, plazebo-kontrollierten Phase-I Studie wurde bei 16 Patienten mit chronischer Polyarthritis geprüft, ob dieses Konzept auch wirklich therapeutisch wirksam ist. Dazu nahmen sie über drei Wochen die neue Substanz ein. Die Wirksamkeit wurde durch feingewebliche Untersuchungen der Gelenkinnenhaut vor und nach Einnahme der Substanz überprüft.
Der Chemokin-Rezeptor-Antagonist bewirkte eine deutliche Rückbildung der überschiessenden Zellbildung in der Gelenkinnenhaut und senkte die Zahl der Makrophagen sowie der CD4+ T Zellen, die bei der rheumatischen Entzündung eine zentrale Rolle spielen. Damit konnte zum ersten Mal bei Patienten mit chronischer Polyarthritis gezeigt werden, daß Chemokine eine Rolle bei der Gelenkentzündung spielen und daß sich diese Gelenkentzündung durch die Blockade von Chemokin-Rezeptoren beeinflussen läßt.
(Quelle: ACR Basic Science Symposium: Chemokines and Chemokines-Blockade, Paul P. Tak, MD, PhD, The Ohio State University College of Medicine, Columbus, Ohio / Division of Clinical Immunology and Rheumatology, Academic Medical Center, University of Amsterdam, Amsterdam, Chemokine blockade in rheumatoid arthritis patients: Findings in a randomized, double-blinded clinical trial)