Therapie mit Enbrel und Kostenübernahme durch die gesetzliche Krankenversicherung
Ich bin selbst Arzt und an einer chronischen hochaktiven Polyarthritis erkrankt. Nun habe ich eine Frage zur TNF-Therapie. Nach mangelndem Ansprechen auf MTX über 4 1/2 Monate und gleichzeitig notwendiger Therapie mit Cox2-Hemmern und Decortin (ca. 20 mg/die) steht die Umstellung der Therapie auf Etanercept an.
Nach widersprüchlichen Informationen meine Frage:
Ist dieses Medikament für die Behandlung der chronischen Polyarthritis in Deutschland überhaupt zugelassen?
Wenn nicht, kann die gesetzliche Krankenkasse, der ich angehöre, die Kostenübernahme ablehnen, da sie hierzu bei einem in Deutschland für die genannte Indikation nicht zugelassenen Medikament nicht verpflichtet werden kann?
Enbrel ist in Deutschland für die Therapie einer chronischen Polyarthritis zugelassen.
Nach deutschen und internationalen Konsensusempfehlungen ist eine Indikation für Enbrel (oder andere TNF-alpha-Inhibitoren) gegeben, wenn unter einer suffizienten, ausreichend hoch dosierten und ausreichend lang gegebenen langwirksamen antirheumatischen Therapie einschließlich Mtx (Mtx sollte damit gegeben worden sein) und gleichzeitig mindestens niedrigdosierter Cortisongabe die Erkrankung weiterhin aktiv ist. Außerdem sollte die Indikation für einen TNF-alpha-Blocker durch einen internistischen Rheumatologen gestellt werden. Ich gehe davon aus, dass sie in internistisch-rheumatologischer Behandlung sind. Die übrigen Kriterien sind auch erfüllt. Damit liegt unzweifelhaft eine Indikation für Enbrel vor.
Andererseits sollte man durchaus darüber nachdenken, ob nicht vorher eine Kombinationstherapie sinnvoll wäre. Das Kassenarztrecht beinhaltet auch das Wirtschaftlichkeitsgebot. Dies bedeutet bekanntlich, dass andere, gleich wirksame, aber preisgünstigere Behandlungsverfahren zunächst ausgeschöpft sein müssen, bevor teurere Methoden eingesetzt werden.
Eine von vielen Rheumatologen favorisierte therapeutische Option vor Einsatz von TNF-alpha-Blockern ist die Dreierkombination von Methotrexat (z.B. Lantarel), Sulfasalazin (z.B. Azulfidine RA, Pleon RA, Sulfasalazin medac) und Chloroquin (z.B. Resochin) oder Hydroxychloroquin (z.B. Quensyl). Ich selber favorisiere je nach Lage der Dinge die bei vielen Patienten außerordentlich wirksame und vergleichsweise sehr gut verträgliche sowie erstaunlich nebenwirkungsarme Kombination von Methotrexat mit Leflunomid (Arava).
Vom Budget her ist eine langwirksame antirheumatische Therapie wie alle oben genannten einschließlich der Behandlung mit TNF-alpha-Blockern wie Enbrel zumindest in NRW bei der KV aus dem Individualbudget "ausgedeckelt". Es gibt dafür eine spezielle Kennzeichnungsziffer auf dem Krankenschein.