Chondrocalcinose – sind TNF alpha-Inhibitoren eine Alternative?
Eine 76 jährige Patientin mit einer bereits bekannten Chondrocalcinose und wiederholt auftretenden Pseudogichtanfällen wird aktuell mit Prednisolon 5mg, Colchicin 1,5mg und Celecoxib wegen einer schmerzhaften Sprunggelenkschwellung behandelt. Sie ist in regelmäßiger rheumatologischer Behandlung, ein Knie ist bereits mit einer Endoprothese versorgt, die Fingergelenke weisen eine erhebliche Arthrose auf. Vor 4 Wochen ist das Sprunggelenk mit 15 mg „Kortison“ injiziert worden, im Röntgen sind schon deutliche Gelenkschäden festgestellt worden. Eine Arthrodese (operative Gelenkversteifung) ist bereits in Diskussion. Das Sprunggelenk ist weiterhin schmerzhaft geschwollen und überwärmt, Schmerzen und Schwellung betreffen auch den Unterschenkel.
Sind TNF – Inhibitoren eine Therapieoption?
Die Chondrocalcinose mit sogenannten Pseudogichtanfällen ist eine durch Ausfällung von Calciumpyrophosphat - Kristallen im Gelenk ausgelöste, der Gicht ähnliche, entzündliche Gelenkerkrankung, die im mittleren und höheren Lebensalter auftritt und in letzterem Fall meist einzelne mittlere und große Gelenke betrifft. Bei ca.20 % der meist älteren Patienten kommen schwer gelenkzerstörende Verläufe vor. Das scheint nach Angaben der Patientin hier vorzuliegen.
Der Einsatz von TNF – Blockern ist keine Therapieoption bei der Chondrocalcinose mit Pseudogicht; es handelt sich bei der Erkrankung um eine Kristall - ausgelöste Gelenkentzündung.
Die bereits aufgeführte rheumatologische Therapie mit Gelenkinjektion, Kortison, Rheumaschmerzmitteln und der Anfallsvorbeugung mit Colchicin entspricht dem üblichen Vorgehen.
Bedenklich ist im geschilderten Fall, dass mehrere Wochen nach der Kortisoninjektion in das Sprunggelenk noch keine Besserung, eher eine Verschlechterung aufgetreten ist. Das kann mehrere Ursachen haben:
· das Gelenk ist derart geschädigt, das Kortison nur eine kurzfristige Entzündungshemmung bewirkt und jetzt die sogenannte aktivierte Arthrose Probleme macht
· das Kortison hat das Gelenk nicht vollständig erreicht
· es liegt ein Infekt vor
· es liegt zusätzlich eine Unterschenkelvenenthrombose vor.
In jedem Fall sollte kurzfristig der Hausarzt und der behandelnde Rheumatologe aufgesucht werden, insbesondere ein Infekt und eine Thrombose müssen ausgeschlossen werden.
Ist die ausgeprägte erkrankungs- und verschleißbedingte Gelenkschädigung ursächlich, muss je nach Ausmaß eine Gelenkversteifung in Betracht gezogen werden. Der rheumachirurgisch tätige Orthopäde kann entscheiden, ob in ausgewählten Fällen auch eine Prothese anstelle einer Versteifung des Sprunggelenkes in Betracht kommt.