Bei einer 60-jährigen Patientin kam es unter der Einnahme von Kava-Kava-Extrakt, den sie als Arzneimittel gegen eine depressive Verstimmung erhielt, zu einem lebensgefährlichen Leberversagen. Andere Ursachen für das Leberversagen lagen nicht vor, insbesondere gab es keine Anhaltspunkte für eine Schädigung der Leber durch andere Stoffe oder durch Alkohol. Ebenfalls bestanden keine Hinweise auf eine Virus-Hepatitis. Der Verlauf des Leberversagens war so fulminant, dass 11 Tage nach der stationären Aufnahme in der Klinik eine Lebertransplantation notwendig wurde.

Quelle: Dt. Med. Wschr. 2001; 126: 970

Kommentar von rheuma-online: Gemeinhin besteht ja vielfach die Ansicht, dass pflanzliche Arzneimittel ungefährlich seien. Die geschilderte Beobachtung reiht sich ein in zahlreiche ähnliche Beschreibungen von unerwünschten Nebenwirkungen unter einer ganzen Vielzahl von anderen pflanzlichen Präparaten. Zwar sind solche lebensbedrohlichen Arzneimittelnebenwirkungen wie im vorliegenden Fall glücklicherweise sehr selten, im übrigen auch bei der Behandlung mit ?chemischen? Mitteln. Man muß aber wissen, dass eine Grundregel der Medizin besagt, dass es kein wirksames Medikament gibt, das nicht auch mit unerwünschten Nebenwirkungen einhergehen kann. Dies gilt natürlich auch aus Medikamenten pflanzlichen Ursprungs, egal, ob sie aus China, Indien, Australien oder dem tropischen Urwald oder ?nur? aus heimischen Landen stammen und Weihrauch, Weidenrinde oder Muschelextrakt enthalten. Das beste Beispiel für die hohe Toxizität pflanzlicher Präparate ist übrigens das aus dem Fingerhut gewonnene Digitalis, das eine lange Zeit das am häufigsten eingesetzte Medikament zur Behandlung von Herzschwäche gab. Seine sogenannte therapeutische Breite ist so gering, dass es bereits bei der Verdopplung der normalerweise eingesetzten Dosis bei 50% der so überdosierten Patienten zum Tode führen würde. Ähnlich giftig ist das aus der Herbstzeitlose gewonnene Colchicin, das über ebenfalls lange Zeit das Standardmedikament zur Behandlung eines akuten Gichtanfalls war.