In USA gibt es ein Medikament Namens Celebrex gegen Rheuma
(angeblich mit wenig Nebenwirkung). Können Sie mir darüber
Informationen geben?

Meine Mutter (55 Jahre) hat seit über 10 Jahren Rheuma.
Sie wird momentan medikamentös (Medikament: Effekton,
wegen operative Eierstockentfernung vor 2 Jahren Östro-
genpillen Sisare)behandelt.
Vor 8 Jahren war sie für ca. zwei Monaten
in einem Rheumaklinik. Damals konnte sie noch nicht
mal ein Glas mit Wasser hochheben. Jetzt kann Sie zwar
kurze Strecken (500 m) gehen und bis über 10 kg aufheben,
aber ihre Schmerzen, was sie immer hatte, vermehren sich.
Ihr Zustand wird schlimmer.
Was muß sie tun um dies zu verhindern?
Welche Therapieform würden Sie uns vorschlagen?


Celebrex ist der Markenname für eine neue antirheumatische Substanz namens Celecoxib. Dieses Medikament gehört in die Gruppe der ---> cortisonfreien Entzündungshemmer, ist also ein Medikament, das zwar die Symptome lindert, im Gegensatz zu den sogenannten ---> langwirksamen Antirheumatika in den eigentlichen Krankheitsprozeß langfristig nicht eingreift.

Celecoxib gehört in die neue Substanzgruppe der selektiven ---> COX-2-Hemmer. Die früheren cortisonfreien Entzündungshemmer wirkten dadurch, daß sie einen im Körper gebildeten Stoff hemmten, der für die Ausbildung von Entzündungen eine wichtige Rolle spielt. Dieser Stoff heißt Cyclooxygenase, abgekürzt COX. Die Forschung der letzten Jahre hat nun gezeigt, daß im Körper verschiedene Formen der Cyclooxygenase vorliegen. Die wichtigsten sind die Unterformen Cyclooxygenase-1 (abgekürzt COX-1) und Cyclooxygenase-2 (abgekürzt COX-2). Die COX-2 ist der hauptverantwortliche Stoff für die Entzündung, während COX-1 für die Regulation von wichtigen Körperfunktionen zuständig ist. So schützt die COX-1 z.B. die Magenschleimhaut vor dem Angriff der Magensäure und spielt eine wichtige Rolle bei der Regulation der Nierendurchblutung.

Die bislang bekannten cortisonfreien Entzündungshemmer hemmten sowohl COX-1 und COX. Dabei bestehen Unterschiede zwischen den einzelnen Substanzen im Verhältnis der Hemmwirkung; vom Prinzip her kann man jedoch sagen, daß es bislang keine cortisonfreien Entzündungshemmer gab, die alleine oder zu ihrem absolut überwiegenden Anteil die COX-2 hemmten. Durch die Hemmung der COX-2 kam es als erwünschte Wirkung zur Verringerung, bestenfalls zum Verschwinden der Entzündung und der damit verbundenen Schmerzen. Als unerwünschte Nebenwirkung führte aber die gleichzeitige COX-1-Hemmung zu Eingriffen in die Regulation des körpereigenen Magenschutzes, der Nierendurchblutung und weiterer Körperfunktionen. Diese Effekte resultierten glücklicherweise bei den meisten Patienten nicht in Beschwerden, meßbaren krankhaften Befunden oder Organschädigungen. Bei einem Teil der Patienten ist aber die Hemmung von COX-1 für die unerwünschten Symptome verantwortlich, die sie bei der Einnahme von cortisonfreien Entzündungshemmern verspüren. Ebenso gehen die gefährlichen Nebenwirkungen der cortisonfreien Entzündungshemmer, z.B. blutenden Magengeschwüre oder Einschränkungen der Nierenfunktion, wesentlich auf die Hemmung der COX-1 zurück.

Bei den selektiven COX-2-Hemmern wird die COX-1 überhaupt nicht oder nur in einem sehr geringen Maße gehemmt. Damit erzielen sie die gewünschte Wirkung, z.B. an den Gelenken, ohne die unerwünschten Nebenwirkungen, wie sie bei den mehr oder weniger \"unselektiven\" COX-2-Hemmern beschrieben wurden.

Leider ist es allerdings auch bei den neuen selektiven COX-2-Hemmern so, daß sie nicht ohne mögliche Nebenwirkungen sind. In welchem Ausmaß sie für die tägliche Anwendung bedeutsam sind, wird sich zeigen, wenn sie in größerem Maße und auch über einen längeren Zeitraum angewendet werden.


Genaueres zum Krankheitsbild der chronischen Polyarthritis und den etablierten Behandlungsmethoden findet sich unter dem Stichwort \"chronische Polyarthritis\" in \"Rheuma von A-Z\".