ich habe ein doppeltes Problem. Ich habe eine Iritis im
linken Auge. Alle Hintergrundtest (auf Bechterew und TBC)
verliefen ohne Ergebnis. Ich habe ca. 4 Wochen verschiedene
Augentropfen genommen, davon war ein Mittel pupillenerweiternd.
Mein Augenarzt hat mir dann erklaert, alles sei schon viel besser
geworden und kaum noch Entzuendungszellen zu sehen. Das stimmt
aber nicht - ich kann genau so gut oder schlecht sehen wie vor
der gesamten Behandlung. Ich habe ein leicht klebriges Gefuehl im Auge
und sehe alles wie durch ein Aquarium.
Nun sitzte ich wegen eines Studienaufenthalts in Oslo / Norwegen (!) und habe keine
Ahnung, an wen ich mich wenden soll und ob eine unbehandelte Iritis
irreversible Schaeden hinterlassen kann. Sonst wuerde ich erst in Deutschland wieder
zum Arzt gehen.
Ich bin 24 Jahre alt und weiblich.
Ueber ein Antwort wuerde ich mich freuen.



Die Iritis kommt in Skandinavien sehr häufig vor. Die Norweger müßten deshalb eigentlich viel Erfahrung mit der Diagnostik und Therapie einer Iritis haben. Eine anhaltende Iritis kann zu Verklebungen, auch Trübungen des Auges und dauerhaften Schäden führen. Deshalb darf man eine notwendige Behandlung nicht vor sich herschieben. Es gibt in Oslo auch Rheumatologen; desweiteren unseres Wissens auch eine Medizinische Fakultät an der Universität. Wenn Sie überhaupt nicht klarkommen, sollten Sie sich gegebenenfalls dorthin wenden.

Zur Info das entsprechende Stichwort aus Rheuma von A-Z:

*Iritis## auch: Iridocyclitis; dt. Regenbogenhautentzündung. Für eine Iritis gibt es sehr viele Ursachen. Fahnden muß man

- nach einer auslösenden Infektion:

In der Regel geschieht dies durch Antikörperuntersuchungen (Blutuntersuchungen). Dabei sollte in erster Linie eine Infektion durch ---> Chlamydien, ---> Yersinien und ---> Borrelien untersucht werden. Die Regenbogenhautentzündung nach einer Infektion mit solchen Keimen ist dabei keine direkte Augeninfektion. Deshalb findet man bei Abstrichuntersuchungen am Auge auch keine Erreger. Die Iritis ist vielmehr eine immunologische Antwort auf die Auseinandersetzung des Körpers mit diesen Keimen, die sich an einer anderen Stelle des Körpers befinden. Oft machen sie dort überhaupt keine Symptome. Die eigentliche Infektion geht der Iritis außerdem mit einem zeitlichen Abstand voraus.

- nach einer rheumatischen Erkrankung:

Eine Regenbogenhautentzündung ist eine typische Begleiterkrankung ---> seronegativer Spondarthritiden (entzündlicher Wirbelsäulenerkrankungen). Deshalb gehören Fragen nach Rückenschmerz vom entzündlichen Typ (siehe Testfragen) ebenso zum Untersuchungsprogramm wie Fragen und Untersuchungen auf Entzündungen von Gelenken (---> Arthritis), Sehnenscheiden (---> Tenosynovitis) und vor allem von Sehnenansätzen (---> Enthesiopathie). Typisch ist vor allem ein Fersenschmerz sowie eine Achillessehnenentzündung, für die es keine Erklärung z.B. durch eine Verletzung oder eine Überlastung oder Überanstrengung gibt.

Die Regenbogenhautentzündung bei seronegativen Spondarthritiden ist akut, tritt plötzlich auf, geht mit einer starken Rötung des Auges, Schmerzen und einer z.T. sehr starken Sehverschlechterung einher.

Eine andere Form der rheumatischen Regenbogenhautentzündung ist die chronische Form. Sie kommt vor allem im Zusammenhang mit einer speziellen rheumatischen Erkrankung bei Kindern vor (juvenile chronische Arthritis vom Kleinmädchentyp; ---> juvenile chronische Arthritis). Davon sind vor allem Mädchen im Vorschulalter betroffen. Diese Regenbogenhautentzündung beginnt schleichend, geht in der Regel nicht mit starken Schmerzen einher und führt anfangs auch nicht zu einer deutlichen Sehbeeinträchtigung. Sie wird deshalb häufig zunächst nicht erkannt. Kinder mit dieser Form der juvenilen chronischen Arthritis müssen deshalb regelmäßig augenärztlich untersucht werden, auch wenn äußerlich keine Symptome zu sehen sind.

- nach einer Sarkoidose:

Die ---> Sarkoidose ist eine immunologische Erkrankung, bei der es zu einer starken Überreaktion des Immunsystems kommt. Typischerweise befällt die Sarkoidose die Lunge und die Lymphknoten im Brustkorb (sogenannte bihiläre Lymphadenopathie = Lymphknotenvergrößerung beidseits am Abgang der großen Bronchien (\"Hilus\"). Manchmal wird die Erstdiagnose einer Sarkoidose aber durch eine Beteiligung von Organen außerhalb des Brustkorbs gestellt, z.B. eine Beteiligung der Haut oder eben auch durch eine Regenbogenhautentzündung.

- nach einer genetischen Veranlagung:

Vor allem bei Frauen, die das genetische Merkmal ---> HLA B27 tragen (dies ist eine Art \"weiße Blutgruppe\"), kommt es zu wiederkehrenden Regenbogenhautentzündungen ohne sonstige andere Erkrankungen.

In sehr vielen Fällen tritt jedoch eine Iritis auf, ohne daß sich eine der vorgenannten Ursachen diagnostizieren läßt.

Die Behandlung einer Iritis erfolgt in Abhängigkeit von der Schwere und dem Verlauf. Oft kommt man mit cortisonhaltigen Augensalben, ggf. in Kombination mit cortisonfreien Entzündungshemmern in Form von Augensalben oder Tropfen aus. Damit als mögliche bleibende Folge der Entzündung keine Verklebungen auftreten und die Sehfunktion nicht dauerhaft beeinträchtigt wird, gibt man Tropfen, die das Auge erweitern. Bei schweren Regenbogenhautentzündungen wird die Gabe von Cortisontabletten notwendig, damit das Auge nicht dauerhaft die Sehkraft verliert. Zum Teil müssen dann sogar hohe Cortisondosen gegeben werden.

Bei einer zugrundeliegenden bakteriellen Infektion erfolgt eine gezielte antibiotische Therapie. Diese muß ausreichend hoch dosiert werden und vor allem sehr lange durchgeführt werden, da sonst die Erreger nicht vollständig abgetötet werden und es später wieder zu Rückfällen kommt. Die Auswahl der Antibiotika richtet sich nach dem zugrundeliegenden Keim.

Wenn Regenbogenhautentzündungen häufig wiederkehren und die Gefahr einer dauerhaften Schädigung des Auges droht, behandeln wir mit einer langwirksamen entzündungshemmenden Therapie in Analogie zur Behandlung chronischer entzündlich-rheumatischer Erkrankungen. Wir sehen darunter gute Erfolge. Diese Therapieform ist allerdings noch nicht grundsätzlich anerkannt, insbesondere gehört sie noch nicht zum sogenannten Lehrbuchwissen. Außerdem liegen dazu noch keine umfangreichen wissenschaftlichen Untersuchungen vor. Die Patienten müssen deshalb darüber genau aufgeklärt werden und müssen auch wissen, daß es sich um keine etablierte Therapieform handelt.

Letztes update: 29/08/99