Meine Schwester liegt momentan mit einer extremen
Regenbogenhautentzündung im Krankenhaus. Bei einer
Blutuntersuchung wurde nicht aussergewöhnliches
festgestellt. Nur der Rheumafaktor sei etwas erhöht.
Weil sich einfach nicht erklären ließ, woher diese
Entzündung komme, wurde sogar noch eine Darmspiegelung
gemacht. Bei der Visite fiel das Wort \"Bechterew\" und
meine Schwester meinte, daß unser Vater seit Jahren an
Bechterew leidet.
Meine Schwester ist 29 Jahre alt und hat 2 Söhne im
Alter von 3 Jahren und 5 Monate.
Jetzt meine Fragen hierzu: Kann die Regenbogenhautent-
zündung wirklich mit dem Morbus Bechterew zusammen-
hängen und wie kann man es therapieren? Kann die Krankheit
jetzt vielleicht ausbrechen?
In wiefern sind Ihre Söhne hiervon auch betroffen?



Eine Regenbogenhautentzündung ist eine typische Begleiterscheinung von seronegativen Spondarthritiden (siehe dazu das entsprechende Stichwort in Rheuma von A-Z). Der M. Bechterew ist der \"Urvater\" der Spondarthritiden; bei ihm kann es insofern auch zu Regenbogenhautentzündungen kommen.

Eine Regenbogenhautentzündung kann aber eine ganze Reihe anderer Ursachen haben; z.B. gibt es Regenbogenhautentzündungen nach abgelaufenen Infekten (ähnlich wie bei der ---> infektreaktiven Arthritis, siehe in Rheuma von A-Z) oder auch bei der ---> Sarkoidose.

Bei Frauen tritt eine Regenbogenhautentzündung oft als einzige Erkrankung auf; sie muß nicht unbedingt von einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung gefolgt werden. Meistens ist bei diesen Frauen allerdings der Risikomarker ---> HLA B27 positiv; d.h. sie haben eine genetische Anlage, die auch beim M. Bechterew oder bei den anderen seronegativen Spondarthritiden zu finden ist.

Zur Frage der Vererbung bei seronegativen Spondarthritiden:

Die Vererbbarkeit des Risikomarkers HLA B27 richtet sich nach den klassischen Regeln der Vererbung. Geht man von dem üblicherweise anzunehmenden Fall an, daß nur ein Elternteil den Risikomarker HLA B27 besitzt, liegt das Risiko für ein Kind, ebenfalls den Risikomarker HLA B27 zu tragen, bei 50%. Man weiß jedoch, daß nicht alle Träger von HLA B27 an einem M. Bechterew erkranken. Nach epidemiologischen Studien geht man zum gegenwärtigen Zeitpunkt davon aus, daß das Risiko für ein HLA B27-positives Kind eines Bechterew-Kranken, ebenfalls an Bechterew zu erkranken, unter 10% liegt. Bei einem HLA B27-negativen Kind von einem Bechterew-Kranken ist die Wahrscheinlichkeit, selber ebenfalls an einem M. Bechterew zu erkranken, nach derzeitiger Auffassung nicht oder nur gering höher als bei einem Kind gesunder Eltern.