Ich bin 40 J. alt u. habe seit 4 J. eine chron. Poly-
arthritis.
Seit 3 J. nehme ich Cortison (Synthestan) 7,5 mg tägl.
sowie Rantudil u. Azulfidine RA.
Mein Arzt will jetzt auf Methotrexat, Telos u. Pleon RA um
stellen. Ist das sinnvoll?

In welcher Dosierung wird MTX als Anfangs- u.
Langzeitdosierung eingesetzt?
Vertragen sich die 3 Medikamente miteinander
sowie mit Syntesthan?


Therapiestrategien der medikamentösen Therapie

Eine aktive chronische Polyarthritis sollte grundsätzlich mit einem langwirksamen Antirheumatikum (früher sogenannte \"Basistherapie\"; --->langwirksame Antirheumatika) behandelt werden. Zu diesen Basistherapeutika gehören u.a. solche Medikamente wie ---> Sulfasalazin (z.B. Azulfidine RA, Pleon RA) oder ---> Methotrexat (z.B. Lantarel). Diese Medikamente dienen dazu, die Erkrankung in die ---> Remission zu bringen, d.h. den Krankheitsverlauf zu stoppen.

Langwirksame Antirheumatika entfalten ihre Wirksamkeit allerdings erst nach einiger Zeit. Außerdem kann es auch trotz einer an sich gut wirksamen Basistherapie dazu kommen, daß trotz fehlender Entzündungsaktivität im Blut (z.B. normale Blutsenkung, ---> BSG, oder normales c-reaktives Protein, ---> CRP) noch Symptome bestehen. In diesem Fall ist es sinnvoll, zur Kontrolle dieser Symptome zusätzlich zur langwirksamen antirheumatischen Therapie ein Medikament zu nehmen, daß diese Symptome kurzfristig bekämpft. Dafür werden in der Regel Medikamente aus der Gruppe der --->cortisonfreien Entzündungshemmer eingesetzt. Zu diesen Medikamenten gehören z.B. Diclofenac (z.B. Voltaren), Piroxicam (z.B. Felden), Meloxicam (Mobec), Rantudil und andere. Ein relativ neu auf dem Markt befindliches Medikament aus dieser Gruppe ist Telos.

Reicht die Wirkung dieser cortisonfreien Entzündungshemmer nicht aus oder sollten sie aus bestimmten Gründen nicht gegeben werden (z.B. wegen Nebenwirkungen, Unverträglichkeit oder Gegenanzeigen), ist die Einnahme von ---> Cortison sinnvoll und notwendig. Ebenso ist die Einnahme von Cortison (unter anderem) immer dann sinnvoll und notwendig, wenn ein Schub besteht oder die Krankheitsaktivität so hoch ist, daß sie mit anderen Mitteln nicht beherrscht werden kann. Der Vorteil von Cortison besteht darin, daß es der stärkste Entzündungshemmer ist, den wir gegenwärtig kennen. Außerdem wirkt es sehr schnell. Der Nachteil von Cortison besteht darin, daß es bei längerdauernder Anwendung (z.B. über Monate) in höheren Dosierungen zu unerwünschten Nebenwirkungen führt (--->Cortison-Nebenwirkungen). Es gibt für einen einzelnen Patienten keine genau vorhersagbare Dosis, ab der es bei längerdauernder Anwendung zu unerwünschten Nebenwirkungen kommt. Als grobe Regel kann man jedoch sagen, daß eine Menge von 5 mg Prednisolon (z.B. Decortin, Decortin H) oder einer vergleichbaren Menge (sogenanntes --->Prednisolon-Äquivalent) üblicherweise auch bei einer Langzeiteinnahme weitgehend sicher ist bzw. bei der notwendigen Cortisonbehandlung einer chronischen Polyarthritis die möglichen Nachteile deutlich überwiegt. Diese Auffassung wird durch wissenschaftliche Studien gestützt.

Läßt sich auf Dauer wegen einer hohen Krankheitsaktivität der chronischen Polyarthritis die genannte niedrige Menge Cortison (---> low-dose-Therapie) nicht erzielen, muß die Intensität der langwirksamen antirheumatischen Therapie intensiviert werden. Dies kann entweder durch den Wechsel auf ein in der Regel wirksameres Präparat erfolgen (z.B. von Sulfasalazin auf Gold oder Methotrexat o.ä.) oder durch die Kombination von Substanzen, z.B. von Sulfasalazin mit Methotrexat.

Bei Patienten mit hoher Krankheitsaktivität werden heute in der Regel hochwirksame Medikamente wie Methotrexat (z.B. Lantarel) oder Ciclosporin (Sandimmun) sehr früh im Krankheitsverlauf eingesetzt. Durch diese Strategie können Schäden durch die Erkrankung eher verhindert werden als durch einen zu zögerlichen oder verspäteten Einsatz dieses Medikaments. Die Therapie mit Methotrexat (z.B. Lantarel) sowie mit Ciclosporin (Sandimmun) ist unter den entsprechenden Stichworten beschrieben, darüber hinaus bieten die speziellen rheuma-online-Pages zu Methotrexat und Ciclosporin umfangreiche Informationen zur Behandlung mit diesen Substanzen.

Reicht die Wirkung dieser Substanzen alleine nicht aus, werden je nach Krankheitsaktivität und Schwere der Erkrankung Kombinationstherapien verwendet, in der Regel unter Einschluß von Methotrexat, z.B. Methotrexat und Chloroquin (z.B. Resochin) oder Methotrexat und Sulfasalazin (s.o.). Eine hochwirksame Kombination ist das Zusammenwirken von Methotrexat und Ciclosporin. Eine andere mögliche Option bei hoher Krankheitsaktivität und schwer verlaufender Erkrankung ist eine Dreifachkombination aus Methotrexat, Sulfasalazin und Chloroquin.

Durch die Entwicklung der neuen sogenannten ---> biologischen Therapien stehen heute darüber hinaus bald zusätzliche hochwirksame Medikamente zur Verfügung, die auch bei schweren und hochaktiven Krankheitsverläufen eine gute Krankheitskontrolle erhoffen lassen (siehe dazu auch die Stichworte --->TNF-alpha-Inhibitoren und --->Etanercept sowie unsere Etanercept-Seiten).