Morphin Test

Dieses Thema im Forum "Allgemeines und Begleiterkrankungen" wurde erstellt von Muckel1986, 12. November 2008.

  1. ErikaSt

    ErikaSt ErikaSt

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    Hallo Tobias,
    ich möchte Dich beruhigen. Da ich selber seit nunmehr einem Jahr Morphium nehme, inzwischen leider auch in einer recht hohen Dosierung, habe ich genügend Erfahrung mit diesen Medis.

    Benebelt war ich nicht, das geschah, als ich das erste Mal vor 3 Jahren Tramal nehmen musste. Seitdem bin ich bei jedem neuen Medi oder jeder Erhöhung sicherheitshalber vorsichtig und lasse mein Auto für 10 Tage stehen. Denn wie schon hier geschrieben wurde, die Medis, die wir nehmen müssen, sind keine Smarties.

    Meine einzige Schwierigkeit besteht darin, mehrere Dinge gleichzeitig zu machen, also ein wichtiges Gespräch führen und nebenbei das Radio laufen zu haben – geht nicht, weil mein Gehirn dann überfordert zu sein scheint, ich deshalb nicht alles mitbekomme, was gesagt wurde.
    Deshalb habe ich mir angewöhnt, grundsätzlich alles Schritt für Schritt zu erledigen, damit sich keine Fehler einschleichen.
    Ferner war ich anfangs müder als sonst, sodass ich länger schlief. Es mag aber auch sein, dass aufgrund der deutlichen Schmerzreduzierung mein Körper sich einfach holte, was er über Monate nicht ausreichend bekam: erholsamen Schlaf.

    Mein Rat an Dich, gerade angesichts Deiner Prüfung in wenigen Wochen:

    Mache nichts zeitgleich, denn Multitasking schafft unser Gehirn nicht mehr.
    Gib Deinem Körper die Ruhepausen, die er Dir signalisiert. Desto schneller ist Dein schmerzbedingtes Schlafdefizit aufgeholt und Du kannst Dich mit ungeahnt frischen Kräften auf die Prüfungen vorbereiten.

    Ich wünsche Dir, dass Du mit dem Morphin gut zu Recht kommst. Denn wenn wir schon starke Schmerzmedis nehmen müssen, dann sollte es auch so verträglich wie möglich sein. Und unter guter ärztlicher Betreuung brauchst Du keine Angst vor einer Gewöhnung im Sinne von missbräuchlicher Abhängigkeit zu haben. Denn dies geschieht eigentlich nur, wenn man das Medi unregelmäßig nimmt und in stets wechselnder Stärke. Kontinuierlich als Retard-Kapsel, bei Anpassung an die jeweilige Schmerzintensität, ist Morphium ein gutes, verhältnismäßig Nebenwirkungsarmes Schmerzmedikament.

    Mir wurde in der Schmerzambulanz gesagt, bei guter Betreuung und verantwortungsbewusstem Handeln der Patienten könne es sogar über Jahre in hoher Dosierung genommen werden, ohne dass negative Gewöhnungserscheinungen aufträten.

    Ich hoffe, Dir ein wenig mehr Sicherheit vermittelt zu haben.
    Ich wünsche Dir jedenfalls eine gute Schmerzreduzierung, optimal zumindest stundenweise Schmerzfreiheit.

    Für Deine Prüfungen wünsche ich Dir viel Erfolg.

    Liebe Grüße
    Erika
     
  2. Muckel1986

    Muckel1986 Mitglied

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    Guten Tag,

    vielen Dank für Deinen Post Erika. Du hast unter anderem geschrieben, das man dem Körper seine Auszeiten geben sollte - dem stimme ich auch zu. Doch die Umsetzung ist für mich nicht realisierbar, wenn ich die Ausbildung beenden möchte.

    Mein Tagesablauf im Praktikum schaut so aus:

    5:00 Wecker 1 klingelt, Medikamente nehmen
    5:30 Wecker 2 klingelt, aufstehen
    6:30 Spätestens mit dem Frühstück beginnen (wenn ich das im Speisesaal wahrnehmen möchte)
    7:00 auf den Weg zum Bus machen
    7:11 den Bus nehmen
    8:00 Beginn Praktikum
    17:30 Feierabend
    18:00 "zu Hause" ankommen
    ______Abendessen
    ______Berichte schreiben
    20:00 Schlafen

    Gut, dann hat man noch den Samstag/Sonntag. Doch da ich in der Woche nicht mehr die Kraft habe, etwas zu machen, steht dann Wäsche waschen, Einkaufen, aufräumen usw. an.

    Für mich persönlich wäre es gut, wenn ich erst Mittags los müsste und ich somit Zeit habe, um fit zu werden und die Morgensteifigkeit los zu werden. Doch das geht leider nicht.

    Ich meine ich stimme dem ja zu, was Du geschrieben hast, doch sehe ich nicht, wie ich das während einer festen Beruflichen Tätigkeit (Vollzeit) umsetzen könnte.

    Schönen Abend
    Muckel/Tobias
     
  3. ErikaSt

    ErikaSt ErikaSt

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    Dortmund
    Guten Abend Tobias,
    Du hast sicherlich Recht, dass es für Dich – und auch für alle anderen, die einer zeitlich reglementierten Arbeit / Ausbildung nachgehen, äußerst schwierig ist, dem Körper die Ruhephasen zu geben, die er braucht. Deshalb habe ich persönlich auch Hochachtung vor allen Erkrankten, die es noch schaffen, berufstätig zu sein bzw. zur Schule / Uni zu gehen oder eine Ausbildung zu absolvieren.
    Ich selber habe das Glück (oder auch das Pech, ganz wie man es betrachtet), freiberuflich tätig zu sein. Sodass ich mir den Tag einteilen kann. Was aber auch dazu führte, dass ich mit meiner Buchführung um Monate hinterher hinke. Denn es ist so viel einfacher, weniger zu tun, als sich zu zwingen, nun doch noch ein oder zwei Stunden länger zu arbeiten, um die Arbeiten abzuschließen.


    Dass es Dir leichter fiele, zu lernen und zu arbeiten, wenn Du nicht mehr so steif bist und auch deutlich weniger Schmerzen hast, kann ich sehr gut nachvollziehen. Anhand Deines Tagesablaufs gewinne ich allerdings den Eindruck, dass Du bereits für Dich einen Weg gefunden hast, Kräfte für Deine Ausbildung zu sammeln, auch wenn Du dann sehr wenig private Zeit hast, weil Du abends sehr früh zu Bett gehst.


    Aber es ist die Krux, die viel gepriesene Medaille mit zwei Seiten, dass nicht immer möglich ist, was wir wünschen, bzw. was für uns das Beste wäre.
    Vielleicht ist es Dir ja möglich, in der Pause raus zu gehen, einen stillen Winkel finden, wo Du Dich mental erholen und kleine Entspannungsübungen machen kannst. Einfach, um Deine Sinne schweifen zu lassen, frische Kräfte sammeln zu können. Den vielen neuen Informationen und Eindrücken Deines Praktikums gezielt nur einen einzigen Eindruck entgegenzusetzen. Auch wenn Du dafür von Einigen komisch angesehen werden wirst, Dir manchen blöden Spruch anhören musst. Aber die wissen nicht, was für ein Kampf in Deinem Körper tobt, wie viel Kraft Du brauchst, um einfachste Handlungen verrichten zu können. Als Mutter einer 22-jährigen Tochter weiß ich, wie verletzend und ignorant manche jungen Menschen sein können.
    Ich bin heute aus Sendenhorst zurückgekommen und habe einen kleinen Einblick in die Welt von Euch jungen Rheumatikern erhalten. Denn Ihr habt zusätzlich zu dem ganz normalen Wahnsinn, den jeder junge Mensch in Schule / Ausbildung / Uni durchmacht, noch die Bürde der Erkrankung zu meistern.

    Ich wünsche Dir sehr, dass Du Dich gut auf Deine Prüfungen vorbereiten kannst und Dein Praktikum erfolgreich abschließt.

    Liebe Grüße und viel Kraft
    Erika
     
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