Frühlingsglaube Die linden Lüfte sind erwacht, Sie säuseln und wehen Tag und Nacht, Sie schaffen an allen Enden. O frischer Duft, o neuer Klang! Nun, armes Herze, sei nicht bang! Nun muß sich alles, alles wenden. Die Welt wird schöner mit jedem Tag, Man weiß nicht, was noch werden mag, Das Blühen will nicht enden; Es blüht das fernste, tiefste Tal: Nun, armes Herz, vergiß der Qual! Nun muß sich alles, alles wenden. Ludwig Uhland (1787-1862)
Da sag ich doch nicht nein Frühling läßt sein blaues Band Wieder flattern durch die Lüfte Süße, wohlbekannte Düfte Streifen ahnungsvoll das Land Veilchen träumen schon, Wollen balde kommen Horch, von fern ein leiser Harfenton! Frühling, ja du bist's! Dich hab ich vernommen! [font=Verdana, Arial, Helvetica, sans-serif]Mörike, Eduard (1804-1875)[/font] [font=Verdana, Arial, Helvetica, sans-serif] Portrait Eduard Mörike[/font]
Frühlingsgruß von Heinrich Heine Leise zieht durch mein Gemüt liebliches Geläute. Klinge, kleines Frühlingslied, kling hinaus ins Weite ! Kling hinaus bis an das Haus, wo die Blumen sprießen. Wenn du eine Rose schaust, sag, ich laß sie grüßen.
Siehe, auch ich - lebe Also Ihr lebt noch, alle, alle, ihr am Bach ihr Weiden und am Hang ihr Birken, und fangt von neuem an, euch auszuwirken, und wart so lang nur Schlummernde, gleich - mir. Siehe, du Blume hier, du Vogel dort, sieh, wie auch ich von neuem mich erhebe... Voll innern Jubels treib ich Wort auf Wort... Siehe, auch ich, ich schien nur tot. Ich lebe! Christian Morgenstern (*1871 +1914)
Hoffnung Und dräut der Winter noch so sehr mit trotzigen Gebärden, und streut er Eis und Schnee umher, es muß doch Frühling werden. Und drängen Nebel noch so dicht sich vor dem Blick der Sonne, sie wecket doch mit ihrem Licht einmal die Welt zur Wonne. Blast nur, ihr Stürme, blast mit Macht! Mir soll darob nicht bangen, auf leisen Sohlen über Nacht kommt doch der Lenz gegangen. Da wacht die Erde grünend auf, weiß nicht, wie ihr geschehen, und lacht in den sonnigen Himmel hinauf und möcht vor Lust vergehen. Sie flicht sich blühende Kränze ins Haar und schmückt sich mit Rosen und Ähren und lässt die Brünnlein rieseln klar, als wären es Freudenzähren. Drum Still! Und wie es frieren mag, o Herz, gib dich zufrieden! es ist ein großer Maientag der ganzen Welt beschieden. Und wenn dir oft auch bangt und graut, als sei die Höll´auf Erden, nur unverzagt auf Gott vertraut! Es muß doch Frühling werden. Emanuel Geibel
Frühlingsglaube Die linden Lüfte sind erwacht, sie säuseln und weben Tag und Nacht, sie schaffen an allen Enden. O frischer Duft, o neuer Klang! Nun, armes Herz, sei nicht bang! Nun muß sich alles wenden. Die Welt wird schöner mit jedem Tag. Man weiß nicht, was noch werden mag, das Blühen will nicht enden. Es blüht das fernste, tiefste Tal; nun, armes Herz, vergiss die Qual! Nun muss sich alles wenden. Ludwig Uhland
Frühling und eine Gedichte Winter ade! So hört doch, was die Lerche singt! Hört, wie sie frohe Botschaft bringt! Es kommt auf goldnem Sonnenstrahl Der Frühling heim in unser Tal, Er streuet bunte Blumen aus Und bringet Freud' in jedes Haus. Winter, ade! Frühling, juchhe! Was uns die liebe Lerche singt, In unsern Herzen wiederklingt. Der Winter sagt: ade! ade! Und hin ist Kälte, Reif und Schnee Und Nebel hin und Dunkelheit - Willkommen, süße Frühlingszeit! Winter, ade! Frühling, juchhe! August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798 - 1874)
Nun will der Lenz uns grüßen ( Lied) Nun will der lenz uns grüßen, von Mittag weht es lau, aus allen Ecken sprießen die Blumen rot und blau. draus wob die braune Heide sich ein Gewand gar fein und lädt im Fest-tags-kleide zum Mai-en-tanze ein. Waldvöglein Lieder singen, wie ihr sie nur begehrt, drum auf zum frohen Springen, die Reis´ist Goldes Wert. Hei, unter grünrn Linden da leuchten weiße kleid! Heija, nun hat uns Kindern ein End all Winterleid.
Endlich ist's vorbei, das Grau, auf der Wiese glänzt der Tau, die Vögel um die Wette zwitschern, Sonnenstrahlen golden glitzern, auch der Mensch nun jetzt mehr lacht, herrlich, was der Frühling macht! (von meiner Frau)
[size=+1]Frühlingsahnung[/size] Rosa Wölkchen überm Wald wissen noch vom Abendrot dahinter - überwunden ist der Winter, Frühling kommt nun bald. Unterm Monde silberweiß, zwischen Wipfeln schwarz und kraus flügelt eine Fledermaus ihren ersten Kreis... Rosa Wölkchen überm Wald wissen noch vom Abendrot dahinter - überwunden ist der Winter, Frühling kommt nun bald. (Christian Morgenstern)
Vöglein in den sonn'gen Tagen, Lüfte blau, die mich verführen! Könnt ich bunte Flügel rühren, Über Berg und Wald sie schlagen. Ach! es spricht des Frühlings Schöne, Und die Vöglein alle singen: Sind denn nicht die Farben Töne, Und die Töne bunte Schwingen? Vöglein, ja, ich laß das Zagen! Winde sanft die Segel rühren, Und ich lasse mich entführen, Ach! wohin mag ich nicht fragen. Joseph von Eichendorff
Frühlingsfeier Frühlingsfeier Süßer, goldner Frühlingstag! Inniges Entzücken! Wenn mir je ein Lied gelang, Sollt' es heut' nicht glücken? Doch warum in dieser Zeit An die Arbeit treten? Frühling ist ein hohes Fest: Laßt mich ruhn und beten! Johann Ludwig Uhland (1787-1862)
[size=+1]An den Frühling[/size] Willkommen, schöner Jüngling! Du Wonne der Natur! Mit deinem Blumenkörbchen Willkommen auf der Flur! Ei! ei! da bist ja wieder! Und bist so lieb und schön! Und freun wir uns so herzlich, Entgegen dir zu gehn. Denkst auch noch an mein Mädchen? Ei, Lieber, denke doch! Dort liebte mich das Mädchen, Und 's Mädchen liebt mich noch! Fürs Mädchen manches Blümchen Erbat ich mir von dir - Ich komm' und bitte wieder, Und du? - du gibst es mir? Willkommen, schöner Jüngling! Du Wonne der Natur! Mit deinem Blumenkörbchen Willkommen auf der Flur! (Friedrich Schiller)
Mein Zimmer duftet königlich fein, [size=+1]Veilchenprinzessinnen zogen ein.[/size] [size=+1]schwärmen und wärmen mit weichblauen Augen,[/size] [size=+1]fächeln und hauchen schmachtende Lächeln,[/size] [size=+1]winken mit feinen, vornehmen Gliedern,[/size] [size=+1]laden mich ein.[/size] [size=+1]Ich neige mich nieder,[/size] [size=+1]ihr Page bin ich,[/size] [size=+1]ihre Lippen sind mein.[/size] [size=+1]Ich schwöre ewige, ewige Liebe,[/size] [size=+1]sie schweigen so süß,[/size] [size=+1]schauen so ernst aus schwerblauen Augen.[/size] [size=+1]Meinen, Sie, Schwüre und Blumen verwelken?[/size] [size=+1]Sie lächeln und weinen, [/size] [size=+1]meine kleine Prinzessen.[/size] (Max Dauthendy)
Frühling Was rauschet, was rieselt, was rinnet so schnell? Was blitzt in der Sonne? Was schimmert so hell? Und als ich so fragte, da murmelt der Bach: »Der Frühling, der Frühling, der Frühling ist wach!« Was knospet, was keimet, was duftet so lind? Was grünet so fröhlich? Was flüstert im Wind? Und als ich so fragte, da rauscht es im Hain: »Der Frühling, der Frühling, der Frühling zieht ein!« Was klingelt, was klaget, was flötet so klar? Was jauchzet, was jubelt so wunderbar? Und als ich so fragte, die Nachtigall schlug: »Der Frühling, der Frühling!«- da wusst' ich genug! Heinrich Seidel (1842-1906)
mein Beitrag Wenn aus der Tiefe kommt der Frühling in das Leben, Es wundert sich der Mensch, und neue Worte streben Aus Geistigkeit, die Freude kehret wieder Und festlich machen sich Gesang und Lieder. Das Leben findet sich aus Harmonie der Zeiten, Daß immerdar den Sinn Natur und Geist geleiten, Und die Vollkommenheit ist Eines in dem Geiste, So findet vieles sich, und aus Natur das Meiste. Friedrich Hölderlin (1770-1843) Liebe Gruesse, Kathy.
was zum Lachen Der Lenz ist da! - Kurt Tucholsky Das Lenzsymptom zeigt sich zuerst beim Hunde, dann im Kalender und dann in der Luft, und endlich hüllt auch Fräulein Adelgunde sich in die frischgewaschene Frühlingskluft. Ach ja, der Mensch! Was will er nur vom Lenze? Ist er denn nicht das ganze Jahr in Brunst? Doch seine Triebe kennen keine Grenze - dies Uhrwerk hat der liebe Gott verhunzt. Der Vorgang ist in jedem Jahr derselbe: man schwelgt, wo man nur züchtig beten sollt, und man zerdrückt dem Heiligtum das gelbe geblümte Kleid - ja, hat das Gott gewollt? Die ganze Fauna treibt es immer wieder: Da ist ein Spitz und eine Pudelmaid - die feine Dame senkt die Augenlider, der Arbeitsmann hingegen scheint voll Neid. Durch rauh Gebrüll läßt sich das Paar nicht stören, ein Fußtritt trifft den armen Romeo - mich deucht, hier sollten zwei sich nicht gehören... Und das geht alle, alle Jahre so. Komm, Mutter, reich mir meine Mandoline, stell mir den Kaffee auf den Küchentritt. - Schon dröhnt mein Baß: Sabine, bine, bine... Was will man tun? Man macht es schließlich mit.
Das erste Veilchen Als ich das erste Veilchen erblickt, wie war ich von Farben und Duft entzückt! Die Botin des Lenzes drückt`ich voll Lust an meine schwellende, hoffende Brust. Der Lenz ist vorüber, das Veilchen ist tod; rings stehn`n viel Blumen blau und rot, ich stehe inmitten und sehe sie kaum, das Veilchen erscheint mir im Frühlingstraum. Ebert, Karl Egon (1801-1882)
Ostern ist das Frühlings Fest. Veilchen sind die Boten, die der Lenz erblühen läßt als der Liebe Noten. Eine kleine Melodie will der Strauß dir bringen. Meine ganze Sympathie soll daraus erklingen. Noch geschmückt mit Morgentau, tragen sie ins Zimmer, duftend, zart und himmelblau, ersten Frühlingsschimmer. Zärtlich in Bescheidenheit wollen sie entzücken. Sind wie du zum Fest bereit, liebend zu beglücken. von Renee Christian Hildebrandt
Viola Schneeglöcklein, o Schneeglöcklein, In den Auen läutest du, Läutest in dem stillen Hain, Läute immer, läute zu, läute immer zu! Denn du kündest frohe Zeit, Frühling naht, der Bräutigam, Kommt mit Sieg vom Winterstreit, Dem er seine Eiswehr nahm. Darum schwingt der goldne Stift, Daß dein Silberhelm erschallt, Und dein liebliches Gedüft Leis' wie Schmeichelruf entwallt: Daß die Blumen in der Erd' Steigen aus dem düstern Nest, Und des Bräutigams sich wert Schmücken zu dem Hochzeitsfest. Schneeglöcklein, o Schneeglöcklein, In den Auen läutest du, Läutest in dem stillen Hain, Läut' die Blumen aus der Ruh'! Du Viola, zartes Kind, Hörst zuerst den Wonnelaut, Und sie stehet auf geschwind, Schmücket sorglich sich als Braut. Hüllet sich in's grüne Kleid, Nimmt den Mantel sammetblau, Nimmt das güldene Geschmeid, Und den Brillantentau. Eilt dann fort mit mächt'gem Schritt, Nur den Freund im treuen Sinn, Ganz von Liebesglück durchglüht, Sieht nicht her und sieht nicht hin. Doch ein ängstliches Gefühl Ihre kleine Brust durchwallt, Denn es ist noch rings so still, Und die Lüfte weh'n so kalt. Uns sie hemmt den schnellen Lauf, Schon bestrahlt von Sonnenschein, Doch mit Schrecken blickt sie auf, Denn sie stehet ganz allein. Schwestern nicht, nicht Bräutigam Zugedrungen! und verschmäht! Da durchschauert sie die Scham, Fliehet wie vom Sturm geweht. Fliehet an den fernsten Ort, Wo sie Gras und Schatten deckt, Späht und lauschet immerfort, Ob was rauschet und sich regt. Und gekränket und getäuscht Sitzet sie und schluchzt und weint, Von der tiefsten Angst zerfleischt, Ob kein Nahender erscheint. Schneeglöcklein, o Schneeglöcklein, In den Auen läutest du, Läutest in dem stillen Hain, Läut die Schwertern ihr herzu! Rose nahet, Lilie schwankt, Tulp' und Hyazinthe schwellt, Windling kommt daher gerankt, Und Narciss' hat sich gesellt. Da der Frühling nun erscheint, Und das frohe Fest beginnt, Sieht er alle, die vereint, Und vermißt sein liebstes Kind. Alle schickt er suchend fort, Um die eine, die ihm wert, Und sie kommen an den Ort, Wo sie einsam sich verzehrt. Doch es sitzt das liebe Kind Stumm und bleich, das Haupt gebückt, Ach! der Lieb' und Sehnsucht Schmerz Hat die Zärtliche erdrückt. Schneeglöcklein, o Schneeglöcklein, In den Auen läutest du, Läutest in dem stillen Hain, Läut Viola sanfte Ruh'. Franz von Schober (1798-1882)