Die Made_ Hinter eines Baumes Rinde wohnt die Made mit dem Kinde. Sie ist Witwe, denn der Gatte, den sie hatte, fiel vom Blatte. Diente so auf diese Weise einer Ameise als Speise. Eines Morgens sprach die Made: "Liebes Kind, ich sehe grade, drüben gibt es frischen Kohl, den ich hol. So leb den wohl! Halt, noch eins! Denk, was geschah, geh nicht aus, denk an Papa!" Also sprach sie und entwich. - Made junior aber schlich hintendrein; und das War schlecht! Denn schon kam ein bunter Specht und verschlang die kleine fade Made ohne Gnade. Schade! Hinter eines Baumes Rinde ruft die Made nach dem Kinde. mein Lieblingsgedicht von Heinz Erhard Kunibert Es war einmal ein altes Schloss, und Kunibert, so hiess der Boss. Er hatte Maegde, er hatte Knechte, und eine Frau, das war das Schlechte. Ihr Mund war breit, ihr Hals war lang, und es klang scheusslich, wenn se sang! Drum zielte er mit Korn und Kimme, und Wut auf sie, das war das Schlimme. Es machte bumm, natuerlich lauter, da viel se um, zum Himmel schaut er, und spricht, das Auge voll Gewaesser: Vielleicht singt se da oben besser!
Heinz Erhardt Kinder Kinder haben es so leicht, haben keine Sorgen, denken nur, was mach ich jetzt, nicht, was mach ich morgen... Kinder haben es so schwer, dürfen niemals mäkeln und sich wie der Herr Papa auf dem Sofa räkeln... Kinder haben es so leicht, dürfen immer spielen, essen, wenn sie hungrig sind, weinen, wenn sie fielen... Kinder haben es so schwer, müssen so viel lernen und, wenn was im Fernsehn kommt, sich sofort entfernen... Kinder haben es so leicht, naschen aus der Tüte, glauben an den lieben Gott und an dessen Güte... Kinder haben es so schwer, müssen Händchen geben — und auf dieser blöden Welt noch so lange leben...
Urlaub im Urwald Ich geh' im Urwald für mich hin ... Wie schön, daß ich im Urwald bin: man kann hier noch so lange wandern, ein Urbaum steht neben dem andern. Und an den Bäumen, Blatt für Blatt, hängt Urlaub. Schön, daß man ihn hat! Der Wurm Am Fuß von einem Aussichtsturm saß ganz erstarrt ein langer Wurm. Doch plätzlich kommt die Sonn, herfür erwärmt den Turm und auch das Tier. Da füngt der Wurm an sich zu regen. Und heißt jetzt Regenwurm deswegen.
Das Lama In dem Land des weisen Brahma lebte jahrelang ein Lama, dem es niemals wollte glucken, weit im Bogen auszuspucken. Schrecklich litt es seelisch wegen diesem seinem Unvermögen; und die Tränen warn ihm nah, wenn es andre spucken sah. Heimlich übte es im Sitzen oder Stehn, den Mund zu spitzen, um dann zielgerecht durch dessen Spalt den Strahl hinauszupressen; doch selbst in bequemster Lage förderte es nichts zutage. Und - so endet dieses Drama - schließlich mußte unser Lama vor den Thron des Brahma traben, ohne je gespuckt zu haben.
Heinz Erhardt Hallo an alle, ich liebe die Gedichte von Heinz Erhardt...am besten von ihm selbst vorgetragen. Ich habe wohl jeden Film mit ihm gesehen, manche mehrfach. Ich kann mich darüber köstlich amüsieren, die Mimik...einfach nur klasse Die polyglotte Katze Die Katze sitzt vorm Mauseloch, in das die Maus vor kurzem kroch, und denkt: "Da wart nicht lang ich, die Maus, die fang ich!" Die Maus jedoch spricht in dem Bau: "Ich bin zwar klein, doch bin ich schlau! Ich rühr mich nicht von hinnen, ich bleibe drinnen!" Da plötzlich hört sie - statt "miau" - ein laut vernehmliches "wau-wau" und lacht: "Die arme Katze, der Hund, der hatse! Jetzt muß sie aber schleunigst flitzen, anstatt vor meinem Loch zu sitzen!" Doch leider - nun, man ahnt's bereits - war das ein Irrtum ihrerseits, denn als die Maus vors Loch hintritt - es war nur ein ganz kleiner Schritt - wird sie durch Katzenpfotenkraft hinweggerafft! - - - Danach wäscht sich die Katz die Pfote und spricht mit der ihr eignen Note: "Wie nützlich ist es dann und wann, wenn man 'ne fremde Sprache kann ...!" ------------------------------------------------------ Der Kabeljau Das Meer ist weit, das Meer ist blau, im Wasser schwimmt ein Kabeljau. Da kömmt ein Hai von ungefähr, ich glaub' von links, ich weiß nicht mehr, verschluckt den Fisch mit Haut und Haar, das ist zwar traurig, aber wahr. --- Das Meer ist weit, das Meer ist blau, im Wasser schwimmt kein Kabeljau. köstlich...einfach nur köstlich... Sabinerin
Hallo Sabinerin mir geht es genauso, ich hab zwar im Bekanntekreis jemand der ihn hervorragend nachahmen kann, aber er selber ist einfach nicht zu übertreffen Der Stier Ein jeder Stier hat oben vorn auf jeder Seite je ein Horn; doch ist es ihm nicht zuzumuten, auf so 'nem Horn auch noch zu tuten. Nicht drum, weil er nicht tuten kann, nein, er kommt mit dem Maul nicht 'ran! Drei Bären Ein Brombär, froh und heiter, schlich durch den Wald. Da traf es sich, daß er ganz unerwartet, wie's so kommt, auf einen Himbär stieß. Der Himbär rief - vor Schrecken rot - : "Der arme Stachelbär ist tot! Am eignen Stachel starb er eben!" "Ja", sprach der Brombär, "Das soll's geben!" und tottete - nun nicht mehr heiter - weiter ... Doch als den "Toten" er nach Stunden gesund und munter vorgefunden, kann man wohl zweifelsohne meinen: Hier hat der andre Bär dem einen 'nen Bären aufgebunden!
Passend zur Jahreszeit! Der Mathematiker Es war sehr kalt, der Winter dreute; da trat und außerdem war's glatt, Professor Wurzel aus dem Hause, weil er 'was einzukaufen hat. Kaum tat er seine ersten Schritte, als ihn das Gleichgewicht verließ. Er rutschte aus und fiel und brach sich die Beine und noch das und dies. Jetzt liegt er nun völlig gebrochen im Krankenhaus in Gips und spricht: Ich rechnete schon oft mit Brüchen, mit solchen Brüchen aber nicht! Heinz Erhardt
und noch eins Spätzlein Es war einmal ein grauer Spatz, der saß ganz oben auf dem Dache, und unten hielt die Miezekatz schon seit geraumer Weile Wache. Da sagte sich das Spätzlein keck: "Mich kann das Biest nich überlisten!" Bums, kam ein Habicht um die Eck und holte sich den Optimisten. - So kann es allen denen gehn, die glauben, nur sie wärn die Schlauen. Man darf nich nur nach unten sehn, man muß auch mal nach oben schauen
Noch ein Gedicht Rechtschreibung Define schwimmen schnell und leis (man schreibt sie mit "ph" ich weiß doch schreibt man ja auch Tele"f"on, und das bereits seit langem schon)- sie schwimmen (wie gesagt mit "f")- sie schwimmen - vorn ihr alter Scheff (wir schreiben schließlich auch "Shofför")- sie schwimmen also durch das Meer. Was heißt durchs "Meer"? - Sogar durch "Meere"! Und manche altgediente Mähre, wie überhaupt so manches Ferd (mit "V" wär es total verkehrt) glaubt, es sei wie ein Delphien! (Das zweite "e" ist schlecht für ihn.) Orthogravieh - das sieht man hier- ist nicht ganz leicht für Mensch und Tier!
Der Schauspieler Er sprach zu der Theaterleitung, nachdem er dreimal ausgespuckt: "Mein Name steht in dieser Zeitung nie eingerahmt, nie fettgedruckt! Dabei spiel ich die längsten Rollen, mal bin ich heldisch, mal geduckt, ich probe auch, solang Sie wollen, doch niemals bin ich fettgedruckt!" Ganz ohne Probe selbstverständlich starb gestern er, hat kaum gezuckt … Heut steht er in der Zeitung endlich schön eingerahmt und fettgedruckt!
Ja der merre hat ne 3-er CD von olle Heinz....kann man immer wieder reinhören. Einfach gut! Der Fischer (Frei nach Johann Sebastian Goethe) Das Meer ist angefüllt mit Wasser und unten ist's besonders tief, am Strande dieses Meeres saß er, d.h. er lag, weil er ja schlief. Und nun nochmal: Am Meere saß er, d.h. er lag, weil er ja schlief, und in dem Meer war sehr viel Wasser und unten war's besonders tief. Da plötzlich teilen sich die Fluten, und eine Jungfrau kam herfür, auf einer Flöte tat sie tuten, das war kein schöner Zug von ihr. Dem Fischer ging ihr Lied zu Herzen, obwohl sie falsche Töne pfoff - - - man sah ihn in das Wasser sterzen, dann ging er unter und ersoff.
... Die Nacht bedeckt die Dächer, Und in dem Aschenbecher Verglimmt die Zigarette. Es ruh'n fast alle Räder, Der Tag verging wie jeder Als Glied in einer Kette. Wir hören Eulen singen Und sehnen uns nach Dingen Die man so gerne hätte. Heinz Erhardt
Wochenende Sonntagsruhe Langes Wochenende Nicht alle, aber viele streben danach, nach Gottes Wort zu leben. Man geht zur Kirche, liest die Bibel und weiß dadurch, was gut, was übel, und ist bestrebt von ganzem Herzen, die Sünde restlos auszumerzen. Doch ein Gebot, trotz Buß und Beten, hat man schon öfter übertreten, und dies Gebot, das man verletzt, heißt so - von Luther übersetzt - : „Sechs Tage lang sollst du was tun, am siebten aber sollst du ruhn!“, doch nie und nirgends wird gesprochen von unseren Fünf-Tage-Wochen!- Ob dadurch nun, mein lieber Christ, das lange Weekend Sünde ist? Heinz Erhard
noch ein Gedicht Wie sie alle rennen und rasen, Als ob es ihr Leben gilt, Durch den Wald der Häuser und Straßen Wie von Hunden gehetztes Wild. Noch schneller, noch schneller, noch schneller Dem eigenen Schall hinterher - Sie könnten's nicht ertragen, Wenn der andre noch schneller wär. Nicht so eilig, nur nicht so eilig, Wenn du dir Zeit läßt, hast du vom Leben mehr. Langsam, langsam, nur immer schön langsam, Bei zuviel Vollgas, da ist der Tank bald leer. Nicht so hastig, nein - nur nicht so hastig, Denn daß man Zeit spart, das ist ein Selbstbetrug. Sachte, sachte, nur immer schön sachte, das bißchen Leben, das vergeht noch schnell genug.
noch ein Gedicht Sehnsucht Ich sehne mich nach einem Häuschen in Bayern oder an der Spree, ein Zimmer braucht es nur zu haben, dazu ein Bad und ein W.C. Im Zimmer würde ich notieren, was ich beim Baden grad gedichtet, und im W.C. würd' dann das Machwerk von mir gleich hinterrücks vernichtet.
Zwei Blumen gingen durch das Korn, sie gingen alle beide vorn - Denn hinten wollte keiner sein, nein, hinten war die Luft nicht rein!
An die Bienen Bienen! Immen! Sumseriche! Wer sich je mit euch vergliche, der verdient, daß man ihn töte! Daß zumindest er erröte! Denn, wie ihr in Tal und Berg schafft ohne Zutun der Gewerkschaft, ohne daß man euch bezahle, ohne Streik und Lohnspirale, täglich, stündlich darauf bedacht, daß ihr für uns Honig macht, ihr seid's wert, daß man euch ehre! Wobei vorzuschlagen wäre - ob nun alt ihr, ob Novizen - euch von heute ab zu siezen! Unser Dank, unser Applaus säh in etwa dann so aus: "Sehr geehrte Honigbienen! Wir Verbraucher danken Ihnen!"
kurz aber gut!!! Die nas, ob spitz ob platt zwei flügel, nasenflügel hatt, doch hält sie nicht viel vom fliegen, nee das laufen scheint ihr mehr zu liegen. Das leben kommt auf alle fälle aus einer zelle, doch manchmal endet`s auch bei strolchen in einer solchen. gruss sumi
Das Unwetter Urahne, Großmutter, Mutter und Kind in dumpfer Stube versammelt sind. - 's ist Mittwoch. Da hört man von ferne ein leises Grollen. Mond und Sterne verhüllen sich mit schwarzen, feuchten Wolkenschleiern. Blitze leuchten. Und es sind versammelt in dumpfer Stube Urahne, Großmutter, Mutter und Bube. - Das Gewitter kommt näher mit Donnerschlag - und noch fünf Minuten bis Donnerstag! Es heult der Sturm, es schwankt die Mauer, der Regen prasselt, die Milch wird sauer -, und in dumpfer Stube - man weiß das schon - sind Urahne, Großmutter, Mutter und Sohn. Ein furchtbarer Krach! Ein Blitz schlägt ein! Der Urahne hört was und sagt: "Herein!" - Die dumpfe Stube entflammt und verglimmt mit Urhammel, Großbutter, Butter und Zimt ... * Frei nach Ludwig Uhland, dem Erfinder der gleichnamigen Strasse.