Bericht Neurologische Klinik

Dieses Thema im Forum "Kaffeeklatsch" wurde erstellt von Easy, 28. September 2003.

  1. Easy

    Easy Das Schaf

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    ACHTUNG LANG !

    Jetzt hatte ich ein paar Tage Zeit, die Eindrücke der letzten Tage (ansatzweise) zu verarbeiten und schreibe mal einen kleinen Bericht über meinen Aufenthalt in der Neurologischen Klinik in Weilmünster.

    Meine Ankunft sollte schon richtungsweisend für meinen Aufenthalt sein. Bei meinem ambulanten Termin mit dem Chefarzt (den ich übrigens vorweggenommen sehr gut finde) meinte der ja, ich solle in eine Abteilung, in der er mit ein Auge auf mich halten könne und ich bekam eine „Einladung“ in die Station 1/2.
    Dort angekommen, begrüßte mich eine Ärztin und fragte zuallererst: Sind sie privat oder gesetzlich versichert? Ups, dachte ich mir. Ich bin also gesetzlich versichert....
    Ich solle einen Moment warten, sie müsse schaun, wo sie mich unterbringen kann, da die Abteilung voll belegt sei. Nachher entschuldigte sie sich bei mir für die Frage, ich solle dass nicht falsch verstehen, aber „wenn sie Privatpatientin wären, müssten sie jetzt in den sauren Apfel beissen und mit einem Bett vorlieb nehmen, dass wir dann in ein Zweibettzimmer mit einschieben müssen“. Ich wurde also „verlegt“ auf die Station 2/2 – und man schob auch dort für mich ein zusätzliches Bett in ein Zweibettzimmer.
    Dummerweise hatte ich ja die Einstellung mitgebracht, ich müsse froh sein, überhaupt so schnell einen Platz in dieser Klinik zu bekommen und ich hielt meinen Mund und wartete ab, da man mir auch versicherte, dass der Chefarzt auch auf dieser Station Visite macht. Ich bin halt ein Schaf.

    Zunächst einmal: Die Klinik war total überbelegt. Die Zimmer sind eigentlich als Zweibettzimmer ausgelegt und fast überall stand ein drittes Bett mit drin. Das sollte mich nicht weiter stören, ich hatte mit meinen Zimmergenossinen soweit eigentlich auch Glück, abgesehen davon, dass die meisten Patienten über 70 waren. (Ich kann euch jetzt einige Stories vom Krieg und dem Einzug der Russen erzählen !). Aber die Ärztin, die mich behandelte, hatte nur eine ¾ Stelle und kam wohl mit ihrer Arbeit nicht so ganz nach. Bereits nach den ersten drei Routineuntersuchungen (die natürlich auch negativ ausfielen...) wollte sie mich schon wieder entlassen und erklärte mir eindringlich, dass es da ja auch noch eine „andere Komponente“ (nämlich die Psyche ....) gäbe, die ich mal mit berücksichtigen sollte ......... Ich hab ziemlich auf sie eingeredet und argumentiert, dass der Chefarzt bei meinem ambulanten Termin viele weitere Untersuchungen angesprochen hätte, die er für sinnvoll halten würde. Daraufhin passierte ein paar Tage garnix und dann, nach der Oberarztvisite, wurden weitere Untersuchungen veranlasst. Dazu übrigens ein netter Spruch: Zwischendurch kam ich durch Zufall mal an meine Akte, darin war notiert „die Patientin wünscht ALLE Diagnostik“ – na und ob ich das wünsche ........ Boah.
    Wegen der Psyche hatte ich dann einen Termin beim Psychologen. Dreimal hat er mich gefragt, ob ich denn wirklich kein traumatisches Erlebnis in der Kindheit hatte, aber damit kann ich leider (oder glücklicherweise) nicht dienen. Dann hatte er endlich etwas gefunden, an dem er rumdeuteln konnte. Mein Diabetes wurde festgestellt ein ½ Jahr, nachdem meine Mutter gestorben war. Keine Frage, dass der Tod meiner Mami sozusagen der Auslöser war. Aber die Deutung des Psychologen fand ich dann doch heftig. Ich habe also Diabetes, weil ich aus lauter Schuldgefühlen meiner Mutter gegenüber ihre Erkrankung auf meine Schulter geladen habe. Meine Güte, ich bin froh, dass ich nicht bei solch einem Typen eine Therapie machen muss, da kriegt man ja die dollsten Dinger eingeredet und wird dann letztendlich wirklich kränker als man ist..... Zum Schluß sagte er übrigens zu mir „Aber reden können sie gut“ ! In seinen schriftlichen Bericht hab ich auch mal kurz spitzen können, ich rede also „intellektualisiert und affektlos“, klingt gut, ne? Seit dem Besuch beim Psychologen hat meine Ärztin übrigens mit keinem Wort mehr die „andere Komponente“ erwähnt. Ich werte das mal als positiv.

    Tja, dass mit den „anderen Untersuchungen“ dauerte dann. Ich war insgesamt 19 Tage in der Klinik und nur an 7 Tagen sind überhaupt Untersuchungen gelaufen. In den letzten Tagen, vor der Chefarztvisite, ging plötzlich alles hopplahopp aber leider auch vieles schief. Einmal hat man mich über mehrere Stunden im Bett liegen und warten lassen (ich durfte unter keinen Umständen aufstehen), abends um halb sechs kam dann ein Arzt in Ausbildung um mir mitzuteilen, dass jetzt doch nix mehr gemacht würde. Da sind dann bei mir auch die Tränen gelaufen.
    Ein Blutwert sollte bei mir noch dringend genommen werden, aber unbedingt nüchtern. Das wurde verpaßt. Und plötzlich war es nicht mehr schlimm, dass das Blut über eine Stunde nach dem Frühstück und während ich an einer Infusion mit Alfaliponsäure hing, abgenommen wurde.
    Ein Test wurde mir angekündigt, für den ich mich vorher einen ganzen vormittag lang ganz doll anstrengen sollte. Aber auch dafür fehlte dann scheinbar die Zeit und es reichte plötzlich, die Augen 2-3 Minuten immer wieder fest zuzupetzen. Ich konnte zwar mittlerweile nachlesen, dass dieser Test wirklich nur über die Augen durchführbar ist, aber als ich da so lag, kam ich mir doch irgendwie veräppelt vor.
    Am letzten Tag sollte mich die Ärztin auf Anordnung vom Chefarzt doch (endlich mal ......) untersuchen, nachdem ich mich angestrengt hatte. Ich bin also 15 Minuten lang losgelaufen und kam total fertig wieder. Die Ärztin untersucht mich und meint, sie müsste mich zum Vergleich auch nochmal untersuchen, wenn ich wieder ausgeruht bin. Sie käme später wieder, Ich hab sie das nächste mal gesehen, als sie sich ins Wochenende verabschiedete ..........
    Mit dem Pflegepersonal war es auch so eine Sache, ich hatte in den 19 Tagen 4 x die falsche Dosis an Tabletten in meiner Schachtel und man begegnete mir nicht gerade freundlich, als ich darauf aufmerksam machte. Bei mir war das nicht ganz so schlimm, ich bekomme ja „nur“ sehr moderate Mengen meiner Blutdruckmedikamente, aber ein Zimmernachbar bekam die dreifache Dosis seines Blutverdünners geliefert ...........
    Mein Pflaster, dass ich nach der Muskelbiopsie verpasst bekommen habe, sollte alle 2 Tage gewechselt werden. Als ich an einem Tag 4 x abgewimmelt wurde, habe ich mir Pflaster organisiert und mir das Ding zwischendurch selbst gewechselt.
    Natürlich habe ich mich auch beschwert, aber immer vorsichtig taktierend, denn imerhin wollte ich ja noch was von denen!

    An Ergebnissen habe ich (noch) nicht allzuviel vorzuweisen. Polyneuropathien an Beinen und Armen, wohl durch den Diabetes. Ein leicht ausgeprägtes Carpaltunnelsyndrom an beiden Händen, dass lt. untersuchendem Arzt noch nicht operiert werden müssen. Meine behandelte Ärztin hat sich, wie sollte es anders sein, nicht dazu geäußert. Die Ursache einer Ptose am linken Auge bleibt ungeklärt (das Lid hängt etwas). Die Muskelbiopsie hat auf den ersten Blick noch nichts spezielles ergeben, außer dass der Muskel mal entzündet war. Das ist für mich persönlich sehr aussagekräftig, also war da eine Entzündung und die Frage ist jetzt doch WARUM ? Die histologische Untersuchung dauert wohl noch eine Weile (evtl. bis zu 2 Monate), ich bin gespannt, ob da nicht noch was näheres bei rauskommt. Einige Ergebnisse von Blutuntersuchungen stehen auch noch aus, man hat mir vorgeschlagen, dass man mich erstmal entlässt (glücklicherweise) um mich später evtl. nochmal stationär aufzunehmen, je nachdem, was die Ergebnisse gebracht haben. Falls es dazu kommt, werde ich den Chefarzt allerdings darum bitten, dass ich eine andere Stationsärztin bekomme.

    Im Kurzbericht an meinen Hausarzt steht übrigens, ich solle mich rheumatologisch untersuchen lassen.Da kommt Freude auf, immerhin lag denen der Bericht von meinem 2-wöchigen Aufenthalt in der Kerckhoff-Rheumaklinik vom Juni 03 vor.
    Außerdem soll ein MRT von der Muskulatur gemacht werden – mein Hausdoc fragt sich natürlich, wofür ich jetzt eigentlich 19 Tage in der Klinik war. Er hat auch noch keine Anstalten gemacht, irgendetwas zu veranlassen.

    Ich warte jetzt erstmal ab, dass der ausführliche Bericht mit den Untersuchungsergebnissen vorliegt. Vielleicht werde ich ja nochmals stationär aufgenommen, andernfalls muss ich mir was einfallen lassen, wie es jetzt weitergeht. Fürs erste hab ich von den vielen Bohrereien mit irgendwelchen Nadeln in meinen Muskeln oder dem Rücken (ziemlich nervnah - autsch) die Nase gestrichen voll und muss mich fürs nächste Mal wieder gründlich aufbauen.

    Puuh, im nächsten Leben werde ich Schriftstellerin und spezialisiere mich auf Horrorgeschichten! Oder lieber Arztromane?

    Grüßle

    Easy
     
  2. Elke

    Elke wünscht allen

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    oh weh liebe easy,

    da hast du aber voll rein gegriffen :tröst:

    es ist für so ein langen aufenthalt ja nicht gerade viel an
    ergebnissen raus gekommen!

    für deine muskeln und sonstige angepicksten stellen erstmal
    ein vorsichtiges heilendes :pPust-Pust:

    ich kenne das auch gut, laut einer klinik hab ich kein rheuma und
    auch sonst bin ich fit nur zu dick.
    eine ärztin fragte mich auch über meine kindheit aus, von wegen
    traumatischen erlebnis, naja ich kann damit dienen (leider)
    verbiete mir allerdings die aussage das ich deshalb rheuma oder
    irgendeine andere erkrankung habe, oder mir die lin. schulter schmerzt
    weil mein opa im 2 weltkrieg an der schulter angeschossen wurde und ich
    da ich ihn nicht kennen gelernt habe nun seine schmerzen ausleben muss,
    ach ja eine neurologin bei der ich wegen meiner migräne war meinte auch
    sofort das käme dadurch das ich den tod meiner mutter nicht verkraftet hätte
    zu diesem zeitpunkt war meine mutter ca.3 jahre tod und die migräne
    hab ich seit 1985 meine mutter starb 10 jahre später:confused: hmm
    vielleicht hab ich ja schon mal vorgebaut falls mir nach ihrem tod keine
    passende krankheit einfällt;)

    ich wünsche dir das du schnellstens ergebinsse bekommst und
    weißt was du hast (nix schlimmes!! wobei jede krankheit schlimm genug ist)
    damit du sofort mit einer therapie beginnen kannst.

    alles gute und noch einen schönen rest sonntag
    lg
    elke
     
  3. cher

    cher "Hessisches Mädel"

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    Klinikaufenthalt

    Liebe easy,
    da hast du ja ziemlich was aushalten müssen. Solche Klinikaufenthalte kommen mir sehr bekannt vor. Du hättest dir einen Termin beim Chefarzt geben lassen sollen und ihm das mal genau schildern sollen. Man macht sich immer zu klein, damit man überhaupt als Mensch behandelt wird, denn: wer meckert, der kann was erleben.
    Das bei dir eine Neuropathie festgestellt wurd ist wohl nicht ohne.
    Weiterhin drücke ich dir die Daumen, dass du bald eine richtige Diagnose erhälst und eine richtige Behandlung folgen kann.

    Viele Knuddels

    cher
     
  4. Mni

    Mni Bekanntes Mitglied

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    oh Manno,

    liebe Easy, da kann ich Dir nur mitfühlend die Hand reichen- mit so tollen Stories könnte ich auch aufwarten......Mist ist das..
    Aber wie immer lassen wir uns nicht unterkriegen, gelle!!!!
    Liebe Grüße von Monique
     
  5. liebelein

    liebelein Carpe Diem.....

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    *dickes trösteknuddelsche*

    liebe easy schickt dir gabi aus OB.

    mensch du brauchst mit deiner neuen berufswahl nicht bis ins neue leben zu warten.

    du kannst jetzt schon bestens horrorarztromane;) schreiben.

    das schlimme ist ja daran, dass dies alltag ist und ich weiß nicht wieso das sich immer wieder so darstellen kann und am ende wird wieder an einem gespart."DEM PATIENT"

    wünsche dir, dass du die zeit in ruhe verbringen kannst und abstand gewinnen wirst.

    hoffe, das sich bei dir doch noch was tut.


    bin gespannt, wie es bei dir weiter gehen wird.

    alles liebe von herzen
    ciaoi

    gabi
     

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  6. gisipb

    gisipb Neues Mitglied

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    NRW
    Hallo Esay,


    mal dich in den Arm nehmen bohh hast ja was mitgemacht......bussiiiiii



    Gruß gisipb mit Jane






    www.lupus-rheuma.de
     

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  7. merre

    merre Bekanntes Mitglied

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    Berlin
    Naja nicht so ermutigend, aber:::

    meine Krankenkasse schrieb: "Wir haben eine gute Nachricht....Ihrem Kurantrag wurde stattgegeben" und dann in meine Wunschklinik !
    Und sie würden alle notwendigen Untersuchungs-, Behandlungs- und Medikamentenkosten übernehmen. Betreffs der Kur soll doch mein Hausarzt alle "behandlungswürdigen" Diagnosen eintragen.
    Wegen der Unterkunft und Verpflegung erfolgt eine Zuzahlung.
    Anruf in der "Wunschklinik"
    1: Rezeption, ach sie schon wieder Herr Mertins, hat es denn geklappt, na da freuen wir uns aber......ja, trockener Roter ist immernoch "in", ich geb mal die Terminvergabe.
    2: Terminisierung und Verwaltung, " Ja sicher , wann möchten sie denn kommen...wieder ein Zimmer zum Park raus, und ganz schnell waren wir uns einig am 20.10. gehts 3 Wochen nach Bad Liebenwerda.
    Ein Termin beim Kurarzt ist schon fertig und ansonsten macht alles andere wieder der Chefarzt.
    Die Behandlungen werden sicher wieder topp sein, man kennt sich !
    Und nehm denn Reduktionskost (merre will abnehmen).
    Leider blocken unsere Chatmädels ab, von wegen Kuschatten und so. Naja müssen wir aufs Personal zurückgreifen.
    Also optimal, komm nur mit allen möglichen Terminen und was zu erledigen ist in Konflikt, und Urlaub ist ja vorher auch noch....
    Aber freu mich und zufrieden bin!!
    Eine schöne Woche "merre"
    Wollt mal ein postitives Beispiel bringen!!!
     

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  8. Monsti

    Monsti das Monster

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    am Pillersee in Tirol
    Hi Easy,

    in unserem nächsten Leben bin ich sofort mit dabei: Wir schreiben Arzt-Satiren!!! Ganz ähnlich könnte ich Dutzende von Seiten füllen. Jeder normal denkende Mensch würde sich dabei wegschmeißen vor Lachen (oder Weinen).

    Hak's am besten "Mal wieder eine besondere Erfahrung gemacht" ab.

    Alles Liebe und künftig ergiebigere KH-Aufenthalte wünscht Dir
    Monsti
     
  9. Samira

    Samira Neues Mitglied

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    Westerwald
    Hallo Easy

    es tut mir sehr leid für dich, daß dein Krankenhausaufenthalt so verlaufen ist, wo du dir doch was anderes erhofft hattest.

    Ich habe auch schon so meine Erfahrungen in dieser Richtung gemacht.
    Da soll man dann nichts an der Psyche bekommen.
    Na ja, wenn dich das nächstemal ein Psychologe nach einem traumatischen Erlebnis fragt, hättest du was zu erzählen ;)

    Beim Lesen deines Berichtes ist mir eingefallen, ich habe meinen Diabetes ein halbes Jahr nach dem Tod meines Opas bekommen, dazu muß man wissen, ich bin bei den Großeltern aufgewachsen und der Opa war die wichtigste Bezugsperson für mich. :(

    las dich nicht unterkriegen
    liebe Grüße

    Samira
     
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