"Die Schwierigkeit, es allen recht zu machen"

Dieses Thema im Forum "Kaffeeklatsch" wurde erstellt von Sabinerin, 23. August 2003.

  1. Sabinerin

    Sabinerin Bekanntes Mitglied

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    Beiträge:
    3.234
    Die Schwierigkeit, es allen recht zu machen

    Ein Vater zog mit seinem Sohn und einem Esel in der Mittagshitze durch die staubtrockenen Gassen von Jerusalem. Der Vater saß auf dem Esel und der Sohn führte ihn an der Zügel.

    "Der arme Junge, der arme Junge", sagte da ein Straßenhändler. "Seine kurzen Beinchen versuchen mit dem Tempo des Esels Schritt zu halten. Wie kann man nur so faul auf dem Esel sitzen, während sich der kleine Kerl müde läuft."

    Der Vater nahm sich dies sehr zu Herzen und stieg hinter der nächsten Kurve ab. Nun durfte der Sohn aufsitzen. Aber es dauerte gar nicht lange, da erhob ein Vorübergehender seine Stimme: "So eine Unverschämtheit. Sitzt doch der kleine, faule Bengel wie ein Sultan auf dem Esel, während sein armer, alter Vater nebenherläuft."

    Dies schmerzte den Jungen und er bat den Vater inständig , sich hinter ihn auf den Esel zu setzen.

    "Hat man so etwas schon gesehen?" keifte kurz darauf eine schleierverhangene Frau, "solche Tierquälerei! Dem armen Esel hängt der Rücken durch, und der alte und der junge Nichtsnutz ruhen sich auf ihm aus, als wäre er ein Diwan, die arme Kreatur!"

    Die Gescholtenen schauten sich an und stiegen beide, ohne ein Wort zu sagen, vom Esel herunter.

    Kaum waren sie wenige Schritte neben dem Tier hergegangen, da machte sich ein Fremder lautstark über sie lustig: "So dumm kann man doch gar nicht sein. Wozu führt ihr denn den Esel spazieren, wenn er nichts leistet, euch keinen Nutzen bringt und noch nicht einmal einen von euch trägt?"

    Da schob der Vater dem Esel eine Hand voll Stroh ins Maul und legte seine Hand auf die Schulter seines Sohnes.

    "Gleichgültig, was wir machen, mein Junge", sagte er, "es findet sich doch immer einer, der damit nicht einverstanden ist. Ich glaube, wir müssen selbst wissen, was wir für richtig halten!"



    gelesen bei http://www.norbertkasper.de/interessantes/geschichte/gueberblick.htm
     
  2. Sabinerin

    Sabinerin Bekanntes Mitglied

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    der Straßenhändler...

    Guten Morgen baba,

    ich denke, niemand ist vor dem Straßenhändler und vor der schleicherverhangenen Frau sicher. Es gibt immer Dinge im Leben, die uns verunsichern, die uns manchmal in eine falsche Richtung bringen. Aber das ist auch nicht weiter tragisch, denn aus jeder (auch „falschen“) Erfahrung können wir lernen und beim nächsten Mal anders handeln.

    Wichtig ist m.E. nur, dass wir nicht an jeder Kreuzung anhalten und dem Straßenhändler zuhören, sondern auch einfach mal daran vorbeigehen, weil unser Herz, unser Bauch und auch unser Kopf etwas anderes sagt.

    Manchmal ist es aber auch wichtig und richtig, diesem Straßenhändler zuzuhören, denn er hat uns evt. etwas wichtiges mitzuteilen, was wir für unseren Weg benötigen.

    Der Krux an der ganzen Sache ist, herauszufinden, wann wir anhalten und wann wir daran vorbeigehen.

    Und das weitere Problem ist, dass dieser Straßenhändler so wandelbar wie ein Chamäleon ist und wir nicht immer sofort erkennen, dass wir uns wieder haben verunsichern lassen.

    Fehler sind dazu da, dass Mann/Frau daraus lernt und Fehler sind nun mal menschlich (manchmal auch männlich :D)

    Es ist m.E. auch nicht tragisch dem Straßenhändler zuzuhören, wichtiger ist sich zu fragen, ob das Gesagte für mich zutrifft oder nicht.

    Viele Grüße
    Sabinerin
     
  3. Sulkie

    Sulkie Alpaka-Infizierte

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    irgendwo im schönen Westerwald
    moin ihr Lieben :)

    ist ein schöner treffender Beitrag von Dir Sabinerin.

    Also, ich geh folgendermaßen mit solchen Situationen um: ich hör mir alles an und schau dann, was das Beste für mich ist. In jedem "Tip" steckt was Wahres drin, und man muß sich hinterfragen, wie es am optimalsten für alle Beteiligten ist. Um bei der oben genannten Fabel zu bleiben: hier braucht man viel mehr Infos, wie z.B. wie alt oder gar krank ist der Papi, wie klein der Sohnemann, in welchem Zustand der Esel. Es gibt kein Allgemein-Rezept - auf die Gesamt-Situation kommt es an.

    Und nicht vergessen, auch mal NEIN sagen zu können ! Gelle?

    in diesem Sinne ...


    dat Sulkie :)
     

    Anhänge:

  4. merre

    merre Bekanntes Mitglied

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    Berlin
    Gleichnis

    Manno der arme Esel trockenes Stroh muß er fressen , haben die kein Gras nicht??
    Aber das waren noch Zeiten als die Esel alle 4 Beine hatten, oder verwechsele ich da jetzt was?
    Es ist wohl so: "Allen Leuten, recht getan...ist ein Ding, das niemand kann"?
    Aber ich sag mir "man muß abends immer noch in den Spiegel sehen können" vielleicht so.
    ein nachdenklicher "merre"
     
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