Verständnisfrage Antidepressiva/Stimmungsaufheller

Dieses Thema im Forum "Sonstige Medikamente und Schmerztherapie" wurde erstellt von eve60, 19. Oktober 2016.

  1. Hamo

    Hamo Mitglied

    Registriert seit:
    9. April 2014
    Beiträge:
    61
    Pflanzliche Antidepressiva wirken auch chemisch - eigentlich wirkt Johanniskraut wie ein Wiederaufnahmehemmer. Ich habe es nicht vertragen - die Nebenwirkungen waren einfach nicht akzeptabel. Ein "chemisches" Antidepressiva konnte ich dagegen nahezu nebenwirkungsfrei und mit sehr positiver Wirkung nehmen. Das ist sehr lange her - trotzdem habe ich diese große Hilfe nicht vergessen.
    Meine Psychiaterin hat mir im Gespräch auch bestätigt, dass sie Johanniskraut für viele Patienten nur als Wegbegleiter verschreibt. Viele Patienten sind eher bereit pflanzliche Präparate auszuprobieren, obwohl das Wirkungs/Nebenwirkungsprofil gar nicht so günstig ist (nur schwache Wirkung bei relativ starken Nebenwirkungen). Sie verschreibt sehr oft zu Beginn Johanniskraut um dann später auf ein besser verträgliches modernes Antidepressiva umzustellen, wenn die Patienten dafür bereit sind. Bei mir war es genauso.

    So etwas in einem Forum zu schreiben, wo sich Menschen mit einer unheilbaren Krankheit treffen (und trotzdem auf Medikamente angewiesen sind) ist mutig. Die moderne Medizin ist nicht nur da um zu heilen - sondern auch um Schmerzen zu lindern, Symptome zu unterdrücken und Folgeerkrankungen zu vermeiden. Wenn man z.B. eine Blinddarmentzündung hat wirkt das Narkosemittel natürlich "chemisch" und es "heilt" auch nicht. Trotzdem wäre ohne dieses Mittel eine Operation nicht möglich und die Heilung somit ausgeschlossen.

    Man kann natürlich gegen Schmerzmittel, gegen Narkosemittel, gegen Antidepressiva sein - alls diese Medikamente übertünchen etwas - ohne zu heilen. Nur dann kann man 90% der modernen Medizin nicht anwenden. Für mich ist das ein typisches romantisches Bild, das man fast nur in der ersten Welt, in den Industriestaaten findet. Ich bin/war sehr viel beruflich in anderen Ländern - und je ärmer die Länder sind, umso weniger versteht man dort so eine Argumentation. Wenn man wirklich so arm ist, dass man all diese "Chemie" nicht kaufen kann - erst dann merkt man, auf welchem Niveau wir hier diskutieren.

    lg hamo
     
    #21 22. Oktober 2016
    Zuletzt bearbeitet: 22. Oktober 2016
  2. aischa

    aischa Guest

    guten morgen kati,

    dein beitrag ist nicht zulange sondern der beste, denn ich hier gelesen habe!
     
  3. Resi Ratlos

    Resi Ratlos Guest

    @Flocke_79

    Das hast Du sehr gut, verständlich und - mit Ausnahme des ersten Satzes, den ich daher nicht zitiert habe - auch neutral formuliert.
    Klasse, ganz ehrlich :top:
     
    #23 22. Oktober 2016
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 22. Oktober 2016
  4. Mara1963

    Mara1963 Guest

    @Kati,

    toller Beitrag :top:

    Ich denke, jeder Mensch entscheidet selbst ob er bereit ist / wäre ein Antidepressiva einzunehmen, ich persönlich würde das nicht tun; ich würde mir eher die Zeit genehmigen um zu erforschen was mit mir los ist,

    Mara
     
  5. sternschnuppe84

    sternschnuppe84 Mitglied

    Registriert seit:
    8. Januar 2014
    Beiträge:
    106
    Mara und all die anderen hier,

    ich glaube das erforschen und etwas ändern auch wichtig ist, wenn man langfristig etwas ändern möchte, wenn man jetzt mal von rein organisch bedingten Depressionen absieht.
    Trotzdem sind diese Medikamente manchmal notwenig um es einem überhaupt möglich zu machen sich auf diesen Weg zu machen.

    Und die Frage die oben aufgeworfen wurde mit der Leistungsfähigkeit etc. Ich denke auch da spielen ganz viele Faktoren eine Rolle. Wenn ich von mir persönlich spreche, ich hätte ohne die therapeutische Begleitung und die Medikamente meinen Weg bis heute so nicht geschafft. Wahrscheinlich mein Studium und damit meine Berufsausbildung nicht in der Form abgeschlossen und wäre auch nicht in der Lage so im Berufsleben zu stehen wie ich es tue. Dieses Berufsleben ermöglicht mir aber auch viele Freiheiten die ich ohne das nicht hätte und gibt mir eine Aufgabe, Selbstwert und vieles mehr.
    So denke ich gibt es immer zwei Seiten einer Medallie, die natürlich jeder für sich abwägen muss.

    Sternschnuppe
     
  6. kika51

    kika51 Mitglied

    Registriert seit:
    5. Oktober 2016
    Beiträge:
    215
    Ort:
    Ruhrgebiet
    Hallo,

    als Gegner von Antidepressiva, muss man erst so krank werden, das man froh ist das es sie gibt.
    Nach Morbus Still und Fibromyalgie mit starken Schmerzen bekam ich diese Pillen. Habe viele Sorten ausprobiert und endlich die richtige gefunden, nachdem mein Neurologe mir sagte, wer so starke Schmerzen hat braucht Antidepressiva alleine um den Schmerzpegel ein wenig zu senken. Es ist mir gelungen.

    Versucht es auch, Kika
     
  7. She-Wolf

    She-Wolf Guest

    Mara, bei einer depressiven Verstimmung kannst du das sicherlich tun, und hättest evtl. auch die Zeit dafür. Bei einer echten Depression hättest du weder die Kraft, noch den Willen das zu erforschen. Da wärst du damit beschäftigt, überhaupt zu atmen.

    Deine Beiträgen zeigen nur, dass du in der Tat keine Ahnung hast, was Depressionen wirklich sind. Was meinst du, warum so viele daran sterben? Weil sie alle nicht gewillt waren, sich sportlich zu betätigen und nach den Ursachen zu forschen? Depressionen sind eine schwerwiegende Erkrankung. Da gibt es keine Entscheidungsfreiheiten mehr, von denen du sprichst.

    Vereinfacht gesagt: wenn du dir das Bein gebrochen hast, dann hast du nicht mehr die Entscheidungsfreiheit ob du tanzen, hüpfen oder rennen willst. Dann stehen andere Entscheidungen an: reicht ein Gips oder ein Spezialschuh wo der Bruch unter Belastung ausheilt, oder brauchst du eine OP, in der der Bruch genagelt wird. Und danach wirst du einige Zeit eingeschränkt sein. Evtl. heilt es aus, evtl. bleibt etwas zurück. Und ohne Schmerzmittel hättest du eine schlimme Zeit. Würdest du da auf Narkose/Schmerzmittel verzichten und lieber während der OP meditieren? Und auch auf UA-Gehstützen verzichten, die die Körperlast verteilen, damit der Knochen sich regenerien kann? Und nein, es ist nichts anderes. Es ist nur ein anderes Gebiet, der Kern ist derselbe.

    Vielleicht muss es dir selbst passieren, dass du an einer Depression erkrankst, um zu verstehen, wie schwer es sein kann, einfach nur zu atmen und sich am Leben festzuklammern. Was es bedeutet, wenn alles, was mal wichtig war, in Bedeutungslosigkeit versinkt. roco hat uns alle in ihrem Beitrag ein bisschen reinschauen lassen, was Depression in der Alltagsbewältigung bedeutet. Meinst du, das sei übertrieben, dramatisiert oder eine Ausnahme? Nein, das ist es nicht. Eine echte Depression entzieht dir die gewohnte Kontrolle, die du über deinen Alltag hast. Es ist wie ein Sumpf, der einem nach und nach verschlingt. Je mehr man strampelt, desto schneller versinkt man darin.

    Aber vielleicht willst du das ja gar nicht erfassen. Es braucht eine Menge Mut, hinzuschauen und sich dem auszusetzen. Vielleicht musst du dich ja daran festklammern, dass es kontrollierbar sei. Vielleicht ist ja für dich der Gedanke unerträglich, dass du an eine Depression ausgeliefert sein könntest.

    Erinnerst du an den Fußballer Enke? Er war nun wirklich keine Couchpotato und starb an den Folgen seiner Depression. Trotz eines - nach außen hin - erfolgreichen Lebens, einer liebevollen Frau, Freunden, Kameraden. Eine Depression zerbricht den Menschen in unzählige Splitter.

    Ich wäre dir dankbar, wenn du das akzeptiertest, und aufhören würdest, Depressive so hinzustellen, als müssten sie sich nur ein bisschen mehr Mühe geben. Es ist eine Beleidigung für alle, die jeden Tag aufs Neue ums Überleben kämpfen.

    She-Wolf
     
    #27 4. November 2016
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 4. November 2016
  8. Maggy63

    Maggy63 Kreativmonster

    Registriert seit:
    15. Februar 2011
    Beiträge:
    20.630
    Ort:
    Ironien nahe d. sarkastischen Grenze
    Wölfin, ich danke dir! Besser kann man das böse Tier Depression nicht erklären.
     
  9. B.one

    B.one Bekanntes Mitglied

    Registriert seit:
    4. Oktober 2005
    Beiträge:
    1.035
    She-Wolf, du beschreibst ziemlich gut wie eine Depression aussehen kann. Das stellt alles auf den Kopf. Alles! Eine Depression ist in der Tat eine sehr ernste Erkrankung und Antidepressiva sind dabei angebracht. Ich habe während meiner Ausbildung und auch später Patienten mit Depressionen in verschiedenen Ausprägungen gesehen. Es war für mich damals erschreckend. Eine Patientin hatte einen depressiven Stupor - d. h. sie war komplett erstarrt, stumm und eine Kontaktaufnahme unmöglich. So ein Leid wünscht man keinem. So ausgeprägt wie dieser Fall sind natürlich nicht alle, aber auch Patienten die "nur" Antriebshemmung, Denkhemmung, Gedächtnisstörung, Konzentrationsstörung,..... haben, haben es, weiß Gott, schwer genung. Antidepresiva sind hilfreich, das habe ich bei Patienten gesehen.

    Antidepressiva werden manchmal als "schlecht" angesehen. Ich denke mir dann, was macht das mit jemanden der eine richtige Depression hat oder hatte? Ich ärger mich auch über Menschen, welche meinen ich sollte wegen meines Rheumas nicht soviel "Chemie" nehmen. Nur diese Chemie hat mir erst wieder vieles möglich gemacht. Ich habe auch Antidepressiva zur Schmerzbehandlung genommen und sie haben mir geholfen und ich war froh über diese Hilfe.

    Gegen etwas zu sein, obwohl man nicht in der Haut eines Betroffenen zu stecken ist leicht. Damit machen wir es den Erkrankten noch schwerer.
     
  10. roco

    roco Guest

    danke she-wolf... :bussi:
     
  11. Johanna Nielsen

    Johanna Nielsen Neues Mitglied

    Registriert seit:
    5. Februar 2014
    Beiträge:
    1.656
    Ort:
    Hamburg
    Danke She Wolf, wunderbar herüber gebracht, ich hoffe das man rundherum über legt ob jemand kann, oder will oder nicht es ist so wichtig wirklich in der Thematik drin zu stecken, sie zu verstehen , niemals sollte man darüber diskutieren ohne es selbst durch gemacht zu haben.

    Ich wünsche all denjenigen einen guten Weg der zum Ziel führt, ohne lange leiden zu müssen, oder gar zu verzweifeln.
     
  12. Heidesand

    Heidesand Bekanntes Mitglied

    Registriert seit:
    21. Dezember 2008
    Beiträge:
    2.160
    Ort:
    Gelsenkirchen
    hallo She Wolf,

    deine Ausführung bringt es auf den Punkt, danke dafür. Ich kämpfe seit 2 Jahren mit Depressionen und bin heute froh,
    dass ich die Medis bekommen habe. Ich war suizidgefährdet und stand quasie schon auf der Brücke.
    Mein Leben ist in 1000 Scherben zersprungen und es ist sehr mühsam, die Scherben wieder zusammen zu setzen.
    Da hilft keine Naturmedizin .........


    Ich bin jetzt auf einem guten Weg und wünsche allen, die so leiden, eine erfolgreiche Behandlung.

    "alles wird gut"
    ..Heidesand..
     
  13. Hibiskus14

    Hibiskus14 Bekanntes Mitglied

    Registriert seit:
    2. Juni 2014
    Beiträge:
    7.987
    @She-Wolf und alle anderen, die genau das Thema erklärt haben,



    danke für Eure Ausführungen, super gemacht!!:top: Nun ist mir der Unterschied zwischen depressiver Verstimmung und Depression als eigenständiger Krankheit klar geworden.

    Und ich wünsche Euch Betroffenen, dass Ihr eine gute Zeit haben mögt!

    LG
    Hibiskus
     
  14. eve60

    eve60 PMR Fibro

    Registriert seit:
    4. Juli 2012
    Beiträge:
    1.491
    Ort:
    Beim großen Wasser
    Wow, Eure Beiträge muß ich jetzt erstmal "sacken" lassen.

    Ich bin sehr beeindruckt von Eurer Ehrlichkeit.

    LG eve
     
  15. Mara1963

    Mara1963 Guest

    Dieselbe Meinung habe ich auch Kati, Hausärzte dürften das gar nicht verschreiben, es wird oft zu leichtfertig mit Medikamenten umgegangen. Und Selbstmorde werden damit auch nicht verhindert, siehe der Artikel aus der Apothekenumschau:

    http://www.apotheken-umschau.de/Depression/Antidepressiva-Zu-haeufig-verordnet-412113.html

    Was eine Depression betrifft, so kommt die nicht von heute auf morgen zustande sondern bahnt sich an. Und da wäre es doch sinnvoll, sich schon in der Anbahnungsphase darum zu kümmern. Oft hilft ja schon eine Umstellung der Lebensumstände und manchmal werden eben Dinge und Menschen, die uns früher wichtig waren unwichtig, da was Neues den Platz einnimmt.

    Ich finde She-Wolf, wir müssen doch nicht alle dieselbe Meinung haben, das macht ein Forum erst interessant und jeder, der möchte kann sich Antidepressiva verschreiben lassen, die Ärzte verschreiben gern und viel ;).
     
  16. eve60

    eve60 PMR Fibro

    Registriert seit:
    4. Juli 2012
    Beiträge:
    1.491
    Ort:
    Beim großen Wasser
    Nur mal kurz zwischendurch. Ich habe mich da wohl nicht richtig ausgedrückt. Sie ist in fachärztlicher Behandlung. Ich meinte nur, es wäre vielleicht nicht verkehrt, die HÄ mit ins Boot zu holen.
     
  17. Maggy63

    Maggy63 Kreativmonster

    Registriert seit:
    15. Februar 2011
    Beiträge:
    20.630
    Ort:
    Ironien nahe d. sarkastischen Grenze
    Ich finde es eigentlich selbstverständlich, den Hausarzt in die Therapie einzubinden.
     
  18. She-Wolf

    She-Wolf Guest

    ...und ich finde es traurig, dass hier Themen eröffnet werden, die mit der Fragestellung absolut nichts zu tun haben. Und ebenfalls dass es Leute gibt, die nicht einfach mal einen Schritt zurücktreten und die Sache gut sein lassen können.

    Kati und Mara, ihr wisst offensichtlich nicht was Depressionen sind, also müsst ihr unbedingt zu verwandten Themengebieten euren Senf dazu geben, auch wenn das mit der Ursprung der Frage nichts zu tun. Ihr scheint es nicht ertragen zu können, einfach mal still zu sein. Nee, lieber noch einen und noch einen und noch einen Beitrag, auch wenn er am eigentlichen Thema weit vorbei geht. Wie wäre es denn damit, dass ihr euch mal die Zeit nehmt und nachforscht, warum ihr sowas tut. Was ist die Ursache von solchem Verhalten?

    Ich werde Kuki bitten, eure letzten Beiträge in eine neues Thema umzuwandeln, in dem ihr dann in aller Ruhe die Themen depressiver Verstimmung, Verschreibungspraktiken etc. etc. ausdiskutieren könnt, damit hier für Eve und die Betroffenen das ursprüngliche Thema erhalten bleibt.

    Und für den Rest setze ich mich jetzt auf die Finger und harre der Dinge, die da garantiert kommen werden. Ihr haltet das sonst nicht aus, ihr armen Würmchen.

    She-Wolf
     
  19. roco

    roco Guest

    @ kati,

    genausowenig wie es deiner meinung nach dem hausarzt zusteht, AD zu verschreiben, steht es meiner meinung nach dir NICHT zu depressionen zu diagnostizieren oder festzustellen, ob jemand AD braucht oder nicht. nicht umsonst studieren ärzte jahre und du bist laie.

    zu dem älteren herren... als patient (oder bevollmächtigte oder befreundete person) hat man das recht, dem arzt alternativen aufzuzählen, um untersuchungen zu bitten und die möglichkeit anderer krankheiten ins gespräch zu bringen. ärzte sind auch auf die mithilfe der patiuenten angewiesen. und auch du hast das recht, medikamente abzulehnen oder etwas auszuprobieren (MTX absetzeb usw.) alles gut und schön...

    deine anderen beispiele zeigen mir aber deine naivität in sachen depressionen... hausärzte müssen teilweise AD verschreiben dürfen, zumindest so lange, bis termine bei fachärzten in anspruch genommen werden können, was bei psychiatern gut und gerne 6-8 monate dauern kann... deiner meinung nach sollten also patienten so lange in ihren depressionen gefangen bleiben?

    das das mädel keine therapie bekommen sollte liegt an ihr... wenn sie sich dem therapeuten gegenüber nicht öffnet, sondern beteuert, das es ihr gut geht... was soll er tun? es gibt genug patienten, dieh händeringend ne therapie brauchen/wollen... da kann er seine zeit nicht mit jemandem "vergeuden" der nicht will. es liegt also am patienten ... und zum großen teil an den langen wartezeiten.
    AD sollen therapiebegleitend verschrieben werden. und doch gibt es menschen, bei denen keine therapie greift. also dürfen die keine AD kriegen? damit sie ne therapie machen, also "ihren arsch hochkriegen"oder wie soll ich das verstehen?

    zuletzt deine bekannte... erinnert mich sehr an mich... auch mir brechen schon mein leben lang freundschaften/bekanntschaften weg. auch ich verliere immer wieder meinen job, auch bei mir kommt es immer wieder zu konflikten und auch ich lebe schon lange von hartz4...

    es liegt an meiner lebensgeschichte. ich habe nie gelernt, zu leben, zu kommunizieren, andere menschen zu lesen/verstehen. so ist das halt, wenn man schon als kleinkind fast täglich misshandelt wird, zu hause nicht lernen kann, was richtig und falsch ist... weil man heute für etwas verprügelt wird, worüber sich gestern noch alle vor lachen bogen. weil nichts berechenbar war, man ständig auf der hut war vor katastrophen (prügel sind für ein kind jedesmal wie sterben). ständig versucht, in den gesichtern der anderen zu lesen, welche stimmung sie haben um zu wissen, ob gefahr droht.
    mir fehlt alles, was ein mensch zu beziehungen schon in der kindheit lernt... und wenn man sich wem anvertrtaut noch als lügner hingestellt und wieder bestraft wird.
    so gab es dann auch probleme in der schule, weil ich "anders" war als alle anderen. immer ausgegrenzt, gemobbt, fast täglich geschlagen, die schulsachen zerstört... hilfe von den eltern fehlanzeige, meist gabs von da dann auch gleich noch was. das lehrer den weg des geringsten widerstandes gehen brauche ich nicht zu erwähnen... ich hatte nie einen "sicheren ort" ...
    übrigends haben sich mehrere ex-mitschüler und auch lehrer schon bei mir entschuldigt für ihr damaliges verhalten... nutzt nur nicht viel...

    wer in der kindheit den umgang mit menschen nicht vernünftig lernt, der lernt das als erwachsener auch nicht mehr. wer in der kindheit schon (unbehandelte) depressionen (mit mehreren selbstmordversuchen) hat, bei dem sind sie im erwachsenenalter chronisch. da bringen auch therapien nichts bzw. nicht mehr viel. mal abgesehen davon, was ich dann noch alles so im erwachsenenalter erleben "durfte".
    ich habe in 6 klinikaufenthalten insgesamt über 19 monate mit therapien zugebracht. ich habe in den letzten 25 jahren immer ambulante therapien gemacht, bis auf die zwangspausen durch die KK (noch so ein ding, sag mir eine krankheit, bei der behandlungstermine gedeckelt werden, bei therapien gibts ne grenze - je nach therpie zwischen 80 und 120 h - danach muss man 2 jahre pausieren... oder geht in ne klinik, wie ich)

    gebracht hat es wenig bis nichts. eigentlich brauch is keine therapie mehr, sagt auch meine therapeutin. was mir fehlt kriegt man in meinem alter auch nicht mehr hin. und das was ich gelernt habe reicht weder dazu, eine beziehung/bekanntschaft/freundschaft aufrecht zu erhalten noch einer arbeit nachzugehen, die mich in kontakt mit menschen/arbeitskollegen bringt. meine angst/panik vor menschen krieg ich durch nichts mehr weg...
    meine therpiestunden hab ich eig. nur noch, damit ich ab und an jemand habe, mit dem ich über alles mögliche sprechen kann, der mich "runterholt" wenn es wieder zu schlimm wird und der aufpasst, das ich rechtzeitig in die klinik gehe, wenn es nötig ist. wenn ab und an mal etwas "hinten runterfällt" was mir mein leben erleichtert, dann wird es gerne angenommen, aber erwarten tun wir beide nichts mehr...

    es gibt menschen, denen therapien nichts bringen, sie KÖNNEN an ihrem leben und an sich selbst nichts ändern... weil sonst nichts mehr von ihnen da wäre. oder weil unzählige versuche nichts gebracht haben. lies dich mal in das thema "borderline" rein... deine bekannte passt, wenn das alles stimmt, was du erzählst, gut da rein... und borderliner zu therapieren... naja...

    im übrigen steht es dir nicht zu zu bewerten, ob sie statt therapie lieber pillen schluckt, oder eine ganz andere motivation dahinter steckt... vielleicht ist ihre vergangenheit zu schlimm, als sich dem noch mal zu stellen. nicht jeder hat die kraft dazu... du darfst deine meinung sagen, sogar, was du tun würdest... aber du hast kein recht zu behaupten, das sie es sich zu einfach macht.
     
    #39 5. November 2016
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 5. November 2016
  20. kukana

    kukana in memoriam †

    Registriert seit:
    30. April 2003
    Beiträge:
    13.139
    Ort:
    Köln
    Habt ihr es mal wieder geschafft euch hochzuschaukeln?

    Ich werde mir morgen den Thread mal genauer angucken und vielleicht einiges aussortieren, solange habt ihr Zeit eure Beiträge selbst zu editieren.

    Kukana
     
  1. Diese Seite verwendet Cookies. Wenn du dich weiterhin auf dieser Seite aufhältst, akzeptierst du unseren Einsatz von Cookies.
    Information ausblenden