Ein Platz am Fenster

Dieses Thema im Forum "Kaffeeklatsch" wurde erstellt von Sabinerin, 8. Mai 2003.

  1. Sabinerin

    Sabinerin Bekanntes Mitglied

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    Ein Platz am Fenster...

    Zwei Männer, beide schwer krank, lagen in einem gemeinsamen Krankenzimmer. Der eine durfte sich jeden Tag in seinem Bett eine Stunde lang aufsetzen, um die Flüssigkeit aus seiner Lunge zu entleeren. Sein Bett stand direkt am Fenster. Der andere Mann musste den ganzen Tag flach auf seinem Rücken liegen.
    Die Männer plauderten Stunden lang, ohne Ende. Sie sprachen über ihre Frauen, ihre Familien, ihre Berufe, was sie während des Militärdienstes gemacht hatten und wo sie in ihren Ferien waren.

    Jeden Nachmittag, wenn der Mann in dem Bett beim Fenster sich aufsetzen durfte, verbrachte er seine Zeit indem er dem Zimmerkameraden alle Dinge beschrieb, die er außerhalb des Fensters sehen konnte. Der Mann in dem anderen Bett begann geradezu, für diese Ein-Stunden-Intervalle zu leben, in denen seine Welt erweitert und belebt wurde durch Vorgänge und Farben der Welt da draußen!

    Das Fenster überblickte einen Park mit einem reizvollen See. Enten und Schwäne spielten auf dem Wasser und Kinder ließen ihre Modellbote segeln. Junge Verliebte spazierten Arm in Arm zwischen den Blumen aller Farben und eine tolle Silhouette der Stadt war in der Ferne zu sehen. Als der Mann am Fenster all diese Dinge in wunderbaren Einzelheiten schilderte, schloss der Mann auf der anderen Seite des Zimmers seine Augen und stellte sich das malerische Bild vor.

    An einem warmen Nachmittag beschrieb der Mann am Fenster eine Parade einer Blaskapelle, die gerade vorbeimarschierte. Obwohl der andere Mann die Kapelle nicht hören konnte, konnte er sie richtiggehend sehen - mit seinem geistigen Auge, da der Mann am Fenster sie mit solch eindrucksvollen Worten beschrieb.

    Tage und Wochen vergingen. Eines Morgens, als die Schwester gerade kam, um die beiden Männer zu waschen, fand sie den Mann am Fenster leblos vor - er war friedlich im Schlaf gestorben. Sie war traurig und holte den Spitalsdiener, damit er den Toten wegbringen würde.

    Sobald es passend erschien, fragte der andere Mann, ob er jetzt in das Bett am Fenster wechseln könnte. Die Schwester erlaubte das gerne und sobald er bequem schien, ließ sie ihn allein. Langsam und schmerzvoll stützte er sich mühevoll auf seinen Ellbogen um einen ersten Blick auf die Welt da draußen zu werfen. Er strengte sich an und drehte sich zur Seite um aus dem Fenster neben dem Bett zu sehen. Gegenüber dem Fenster war eine nackte Wand. Der Mann rief die Schwester und fragte sie, was seinen Zimmerkameraden dazu bewegt haben könnte, so wunderbare Dinge außerhalb des Fensters zu beschreiben?

    Die Schwester antwortete, dass der Mann blind war und nicht einmal die Wand gegenüber sehen konnte. Sie sagte: "Vielleicht wollte er sie aufmuntern."
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    Nachwort: Man kann großes Glück fühlen, wenn man andere glücklich macht, sogar wenn es einem selber nicht gut geht. Geteiltes Leid ist halbes Leid, aber geteiltes Glück wird verdoppelt! Wenn du dich gut fühlen willst, dann zähle alle Dinge, die du hast, die du nicht kaufen kannst. Jeder Tag ist ein Geschenk, deswegen nennt man die Gegenwart auch "Präsent".

    (Verfasser unbekannt)
     
  2. Renti

    Renti mit sehschwäche

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    Hallo Sabinerin,

    das ist wirklich eine tolle und eindrucksvolle Geschichte. Das hat mir sehr gut gefallen.

    Liebe Grüße

    Renti
     
  3. Sabinerin

    Sabinerin Bekanntes Mitglied

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    hochgeholt...

    Einen wunderschönen guten Morgen an alle,

    ich habe heute früh wieder diese Geschichte gelesen und möchte sie nach oben holen.

    Viele Grüße
    Sabinerin
     
  4. liebelein

    liebelein Carpe Diem.....

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    .....

    danke


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  5. Amina58

    Amina58 Guest

    VIEEELEN DANK SABINERIN!!! :)

    Eine wirklich wunderschöne Geschichte ... Und dabei ist mir ein Film eingefallen, den ich vor vieeelen Jahren einmal gesehen habe:

    Ein Kind, das schwer krank war, sah aus dem Fenster. Gegenüber an der Wand wuchs eine Rose. Das Kind sagte: "Solange die Rose blüht, werde ich auch nicht sterben!" Dies hörte ein sehr alter Mann. Es war schon Winter und bitter kalt! In der Nacht malte er die Rose an die Wand!! Der alte Mann starb - das Kind überlebte ... Vielleicht weiß von Euch jemand wie dieser Film heißt ...

    Liebe Grüße
    Amina
     
  6. gisela

    gisela kleine Käsemaus

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    Hallo Sabinerin,
    einfach schön.........

    Liebe Grüße
    gisela
     
  7. Ulla

    Ulla "hessische Hexe"

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    Hessen
    Hallo,
    das geht durch und durch

    ulla
     
  8. Sabinerin

    Sabinerin Bekanntes Mitglied

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    hochschieb

    Hallöchen zusammen,

    ich schiebe mal die Geschichte nach oben, für all die, die sie noch nicht gelesen haben.

    Viele Grüße
    Sabinerin
     
  9. Gisi

    Gisi grün-weiß

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    Hi Amina,

    einen ähnlichen Film habe ich vor vielen Jahren auch mal gesehen. Es war ein Schwarzweißfilm, und es ging um ein armes tuberkulosekrankes Mädchen, das von seinem Fenster auf eine Wand mit wunderschönen Weinblättern schauen konnte. Im Herbst färbten sich die Blätter rot und das Mädchen glaubte, so lange die Blätter hängen blieben, würde es überleben.

    Ein alter Maler, der mit seinen expressionistischen Bildern keinen Erfolg hatte, kümmerte sich rührend um das Kind. Als der Winter kam und nur noch ein Weinblatt an den Reben hing, verschlechterte sich der Gesundheitszustand des Mädchens rapide. Also ging der Maler in einer stürmischen, frostigen Nacht hinaus und malte sein erstes naturalistisches Bild - ein wünderschönes Weinblatt auf die Wand genau passend an die Stelle, wo das letzte Blatt gehangen hatte.

    Dem Kind ging es nach und nach besser, weil es das "standhafte" Blatt sehen konnte. Der Maler hatte sich in der kalten Nacht eine Lungenentzündung geholt und starb.
    Ich weiß noch, dass mein Vater mich geneckt hat, weil heulen musste...
     
  10. Sabinerin

    Sabinerin Bekanntes Mitglied

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    Hallöchen zusammen,

    es ist schon wieder einige Zeit vergangen und deshalb schubse ich diese Geschichte mal nach oben.

    LG
    Sabinerin
     
  11. Rosarot

    Rosarot trägt keine Brille ... ;)

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    Danke Sabinerin ... einen kurzen Moment sah ich auch die Schwäne auf dem See ...
     
  12. Waldwuffel

    Waldwuffel Neues Mitglied

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    :)wunderschön:)
     
  13. Kira73

    Kira73 Uveitispapst

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    *heul und Tränewegwisch*
     
  14. Tupp

    Tupp Tupp

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    93
    Ort:
    37574 Einbeck
    Hallo,

    ich hab Gänsehaut bekommen beim Lesen.
    Das geht wirklich durch und durch.

    Danke

    Liebe grüße

    Heike
     
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