Kortison = Teufelszeug - stimmt das?

Dieses Thema im Forum "Cortison / Glukokortikoide" wurde erstellt von Sinela, 14. Februar 2015.

  1. Sinela

    Sinela Bekanntes Mitglied

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    Hallo!

    Das Kortison hilft ja bei allen entzündlichen Erkrankungen sehr gut. Trotzdem will jeder, der es nehmen muss, es so schnell wie möglich wieder absetzen. Auch die Ärzte drängen darauf. Warum eigentlich? Klar, es hat jede Menge mögliche Nebenwirkungen, aber das ist bei anderen Medikamenten ja auch so. Warum also hat das Kortison so ein negatives Image? Mich würde mal interessieren, wie ihr das seht. Ist Kortison = Teufelszeug?

    LG, Inge
     
  2. kukana

    kukana in memoriam †

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    nein, kein teufelszeug.

    cortisol ist ein wichtiges körpereignes produkt. führt man zusätzlich cortison dem körper zu, kann es passieren, dass der körper seine eigene produktion einstellt und man ständig cortison nhemen muss. ohne kann keiner gut leben.

    daher versuchen die ärzte immer so schnell wie möglich von hohen dosierungen herunter zu kommen.

    gruß kukana
     
  3. Ruth

    Ruth Bekanntes Mitglied

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    Hallo, Sinela!

    Ich nehme seit meiner Diagnose vom Churg-Strauss-Syndrom seit 2002 Cortison, in verschieden hoher Dosierung. Seit einigen Jahren bin ich bei 5 mg, und das lässt sich schlecht reduzieren, weil ich bisher bei weiterer Reduzierung immer ein Rezidiv bekommen habe. Bisher komme ich wirklich gut mit dem Cortison klar, auch, als ich sehr viel mehr nehmen musste. Da ich auch Asthma habe, wirkt sich natürlich das Cortison auch da sehr positiv aus. Ich gehe regelmässig zur Knochendichtemessung; bisher ist alles OK. Auch zum Augenarzt gehe ich wegen dem Cortison jedes halbe Jahr.
    Ich muss sagen, ich bin dankbar, dass es dieses Medikament gibt. Neben dem Cortison nehme ich MTX, aber das war ja nicht deine Frage.
    Liebe Grüsse,
    Ruth
     
  4. Sinela

    Sinela Bekanntes Mitglied

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    @Kukana: Beginnt die Nebennierenrinde nicht wieder mit der Produktion von Kortison, wenn man dieses langsam ausschleicht?


    @ Ruth: Ich nehme das Kortison auch schon seit Anfang Sept. 2000. Anfangs niedrige Dosen, seit November 2011 auch mal höhere (bis zu 40 mg, diese aber nur für ein paar Tage, dann wurde wieder runterdosiert). Zum Augenarzt gehe ich auch alle 6 Monate, die Knochendichtemessung hatte ich im Okt. 2013 das erste Mal (102% für meine Altersklasse). Ich bin auch sehr dankbar, dass es das Kortison gibt, mich interessiert es einfach, warum die Ärzte immer darauf drängen, es möglichst schnell runterzudosieren bzw. am besten ganz abzusetzen.

    LG, Inge
     
  5. kukana

    kukana in memoriam †

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    Ja, meist beginnt die Cortisolproduktion wieder. Aber manchmal eben auch nicht. d.h. mann muss weiterhin den Pegel künstlich auf dem lebenswichtigen Level halten.

    Meist ist das nach hohen Dosierungen über lange zeit schwierig. du findest viele Berichte die nur bis 5mg reduzieren können, darunter gibts dann Probleme.

    Sorry kann mir nur links nicht viel schreiben. Aber im Archiv steht auch schon alles zum Thema, ebenso im Repertorium.
     
  6. Sinela

    Sinela Bekanntes Mitglied

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    @ Kukana: Dass die Produktion manchmal nicht wieder in Gang kommt, wusste ich jetzt noch nicht. Das erklärt u.a. warum die Ärzte das Kortison so schnell reduzieren wollen.

    LG; Inge
     
  7. Kerstin Schröder

    Kerstin Schröder Neues Mitglied

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    :mad:ich bekomme Kortison seit einem Jahr ,hatte vor drei Wochen die erste Knochendichte messung nach der ersten einnahme ,und stehe nun bei der osteopedie darf nun auch noch alendronsäure nehmen ,die auch nicht ungefährlich sind ......MTX hab ich auch .....also ich finde das was wir an Medikamenten haben sind ja keine Hustenbollo ....:eek:
    Liebe Grüße Kerstin
     
  8. kleine Eule

    kleine Eule Bekanntes Mitglied

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    Bei Kortison ist es wie mit andere Medikamenten, sie können Nebenwirkungen haben, aber ohne sie ginge es den meisten von uns wesentlich schlechter. Wenn ich daran denke, wie es mir die Jahre bis zur Diagnose ohne die Medikamente ging, dann bin ich einfach froh, dass es Kortison und co. gibt.
    Habe mehrfach versucht, Kortison auszuschleichen, aber das hat nicht geklappt. Ich habe mich mit dem täglichen Low-dose Kortison (und Quensyl, ...) angefreundet, sie ermöglichen mir z.B. weiterhin Vollzeit zu arbeiten.

    viel Grüße von der kleinen Eule
     
  9. Frau Meier

    Frau Meier Guest

    @Sinela

    Ich würde Deine Frage ganz persönlich mit "jein" beantworten.

    Cortison (ich spreche von exogen zugeführtem, also nicht dem körpereigenen, in der Nebenniere produzierten) deckt das gesamte Spektrum zwischen Segen und Fluch ab.

    Die meisten Rheumapatienten und etliche von anderen Erkrankungen Betroffene (z. B. nicht wenige Krebspatienten) benötigen es einfach vorübergehend oder dauerhaft. Es wirkt schnell, sicher und ist bei geringem Preis (heute nicht mehr ganz unwesentlich) in mehrfacher Form und Hinsicht problemlos zu verabreichen. Es ist unverzichtbarer Bestandteil einer nicht unerheblichen Zahl von Behandlungsschemata.

    Allerdings birgt es eine ganze Reihe von möglichen Nebenwirkungen, die neben der NW anderer "Basistherapeutika" sehr gerne vernachlässigt werden und in erheblichem Maß von der Tages- und teils auch Kumulativdosis abhängen.
    Wir alle kennen Hunger (richtigen Kohldampf!), Gewichtszunahme, Umverteilung von Fett- und Abbau von Muskelgewebe, Ausbrüche oder Verschlechterung von Diabetes, Fettstoffwechselstörungen, Bluthochdruck, Osteopenie oder -porose etc.
    Was oft und gerne verschwiegen wird (auch in Diskussionen bei r-o): die vielzitierte Infektneigung unter "Basistherapien" beruht maßgeblich auf Cortison - in Abhängigkeit von der Dosis und vom Alter. Dazu gibt es klare Daten.
    Es gibt noch reichlich mehr an Problemen an diversen Baustellen des Körpers - wie Kerstin Schröder schon sagte "kein Hustenbollo"....

    ABER: es ist m. E. deutlich differenzierter zu betrachten.
    Vor der Entscheidung steht der Grund für die Anwendung von Cortison (die Indikation) oder dagegen und die Abwägung zu Alternativen (die akut meist fehlen und auf Dauer nicht ganz selten unzureichend sind).
    Richtig angewendet ist Cortison nicht risikolos, aber IMMER gegen die Risiken der (nicht oder unzureichend behandelten) Erkrankung abzuwägen - und dann schrumpft die Bedeutung des Wortes "Teufelszeug" ganz erheblich ;)


    Grüße, Frau Meier
     
    #9 15. Februar 2015
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 15. Februar 2015
  10. Hesa

    Hesa Neues Mitglied

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    ich sage schon manchmal das ich mit cortison in nem teufelskreis stecke. zudem habe ich dadurch viel zugenommen und das ist ja nicht gerade gut für die gelenke
     
  11. Frau Meier

    Frau Meier Guest

    @Hesa

    Das ist ja keine Frage; gegen die Gewichtszunahme kannst Du ja aber was tun ;)
    Gerade bei Gelenkerkrankungen ist u.a. deshalb Cortison eben nicht die optimale Therapie - jedenfalls nicht in höheren Dosierungen, sondern allenfalls niedrig dosiert (das heißt, am besten auf Dauer gar nicht und - falls das nicht geht - angestrebt maximal 5 mg) und schon gar nicht als alleinige Maßnahme.
     
  12. Sinela

    Sinela Bekanntes Mitglied

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    @Frau Maier: Vielen Dank für die ausführliche Erklärung!

    LG, Inge
     
  13. Hesa

    Hesa Neues Mitglied

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    20
    theorie und praxis... wenn man längere zeit hohen dosen einnimmt, ist man gegen das zunehmen einfach machtlos, so meine erfahrung.
     
  14. susannegru

    susannegru Neues Mitglied

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    Cortison Nebenwirkungen

    Hallo, als Langzeit "User" (20 Jahre) möchte ich noch auf folgende unangenehme Nebenwirkungen hinweisen: die Haut wird pergamentartig, bei den geringsten Stößen reißt sie auf, platzt ab, oft als Dreieck. Die Wundheilung dauert ewig. Die Gefäße werden brüchig, es gibt sofort dicke Hämatome, lila Flecken auf der Haut, besonders am Schienbein und an den Unterarmen. Dort ist die Trefferquote mit fremden Gegenständen wohl besonders hoch. Aus kleinsten Wunden blutet es sofort.

    Trotzdem nehme ich mit Überzeugung Cortison Tabletten sogar in höherer Dosierung, weil ich mit 5mg und sämtlichen Basistherapien und Begleitmedikamenten nicht auskomme. Als ich krank wurde, gab es noch kein regelhaftes Vorgehen bei Autoimmunkrankheiten (habe mehrere), die Medikamente waren noch nicht so gut.

    Heute ist es wichtig, dass man informiert zum Arzt kommt, damit man besser begreift, was einem in dem oft kurzen Arztgespräch mitgeteilt wird. Dass man Fragen stellen kann und nicht wie ein begossener Pudel nach Hause geht.
    Die Auswirkungen der Krankheit sind meist schlimmer als die Nebenwirkungen von erprobten Medikamenten.

    Ich kann nur allen empfehlen Cortison zu nehmen, aber rechtzeitig und ohne Furcht auf eine richtige Basistherapie umzuschwenken, damit ihr Cortison ausschleichen könnt. Als Nothelfer ist Cortison immer gut und die Nebenwirkungen beherrschbar. Grüße, A.H.
     
  15. Monsti

    Monsti das Monster

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    Hallo zusammen,

    Cortison nahm ich gut sechs Jahre lang, bis ich endlich die passende Basismedikation hatte. Zwischenzeitlich gab es wegen anderer Geschichten auch sehr hochdosierte Cortisongaben i.V. Dabei bekam ich nicht nur Bluthochdruck, sondern auch einen ausgeprägten Stiernacken. Beides ging nach Reduzierung der Dosis wieder zurück.

    Während all der Jahre hatte ich nie mit Gewichtszunahme zu kämpfen, allerdings hatte ich ein aufgedunsenes Cortisongesicht. Mein Blutzuckerhaushalt blieb in all den Jahren unbeeindruckt. Unangenehm fand ich, dass ich starke Körperbehaarung bekam. Dies normalisierte sich nach dem Ausschleichen aber wieder.

    Langfristige Neben- bzw. Folgewirkungen:
    - dünne, leicht blutende und zu Hämatomen neigende Haut,
    - brüchige Venen,
    - Osteoporose und
    - fortschreitende Makuladegeneration in beiden Augen

    Zu Cortison greife ich allerdings bis heute, wenn ein Schub mal wieder absolut unerträglich wird, was max. dreimal jährlich der Fall ist. Meist sieht das so aus: 1. (evtl. auch noch 2.) Tag 16 mg Methylprednisolon, danach zwei Tage lang um jeweils die Hälfte reduziert. Ab dem 4. oder 5. Tag nehme ich nichts mehr. Bei und nach einem solchen Cortisonstoß habe ich keinerlei Nebenwirkungen.

    Cortison kann lebensrettend sein, ebenso kann es die Lebensqualität extrem steigern, andererseits sind die langfristigen Nebenwirkungen nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Dies gilt aber für viele andere Medikamente auch.

    LG Monsti
     
  16. ruthi2012

    ruthi2012 Mitglied

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    Köln
    Hallo,

    bei mir wurde der Zahnschmelz angegriffen und besonders die Vorderzähne wurden dünner. Meine Zahnärztin sagtge mir, ich solle lieber keine Nüsse mehr mit den Zähnen knacken:D

    Ich habe Cortison nur im Schub als Spritzen bekommen - ca. 10 Jahre lang und ungefähr 3 mal pro Jahr als Cortisonstoß.

    LG Ruth
     
  17. Mara1963

    Mara1963 Guest

    Ich denke, manchmal bleibt einem halt nichts anderes übrig und dann ist jeder froh über dieses Medikament.

    Ich habe auch bereits Cortison genommen und war dankbar, dass es mir bald wesentlich besser ging.

    Bei mir wirkt Cortison noch zusätzlich wie eine Energiespritze, ich bin dann total wach und fit und leistungsfähig und brauche kaum Schlaf - diese Nebenwirkung muss ich sagen, habe ich sehr genossen.

    Mara
     
  18. Ni.Ka

    Ni.Ka Aktives Mitglied

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    7. September 2009
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    Schleswig-Holstein
    Ich bin auch Zwiegespalten. Auf der einen Seite ist es toll, das es das gibt, auf der anderen Seite nerven natürlich die Nebenwirkungen.
    Ich selber hatte nie ein Cortisongesicht oder Wassereinlagerungen oder Gewichtsszunahme.

    Auf der anderen Seite habe Parenthotitis bekommen und am Schritt öfter mal .....hmmmm....Hautprobleme, die auch geschnitten werden mußten.
    lt Gynäkologe kommt das vom Cortison, damit hatte er wohl schon öfter die Erfahrung gemacht. Naja, wenn es hilft neme ich es in Schubzeiten. Ansonsten nicht, hatte es aber einige Jahre regelmäßig genommen.
     
  19. Clara07

    Clara07 Aktives Mitglied

    Registriert seit:
    19. Oktober 2011
    Beiträge:
    1.157
    Hallo DejaVu,

    es ist wohl gefährlicher sich Cola und Burger reinzuschieben und sich drei Male im Jahr bei Langzeitflügen einer heftigen Strahlendosis auszusetzen, statt bei einer lebensbedrohlichen Erkrankung die paar mg Cortison zu nehmen. Ist meine Meinung. :clock:

    Liebe Grüße
    Clara
     
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