Arztpraxen

Dieses Thema im Forum "Schwerbehinderung" wurde erstellt von Nadine1987, 12. Januar 2013.

  1. Nadine1987

    Nadine1987 Neues Mitglied

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    Guten Abend,

    ist es nicht einfach deprimierend, dass man als "bedinderter Mensch" sogar in Arztpraxen ständig daran erinnert wird, dass man nicht der "Norm" entspricht? Grad da sollte doch kranke Menschen gut aufgehoben sein.

    Ich war letztens bei einem Neurologen. Nach langem hin und her musste ich im Vorfeld kläre, ob die Praxis mit dem Rollstuhl befahrbar ist. Sowas ist doch das erst was stört. Können Arztpraxen nicht im Parterre sein? Es gibt nicht nur Menschen im Rolli sondern auch ältere die keine Treppen mehr laufen können. Und wenn man schon im Rolli sitzen muss komm ich mir persönlich auch sehr doof vor wenn man mich die Stufen hoch ziehen muss. Naja und dann gibt es teilweise so kleine Fahrstühle wo ich auch nicht rein passe da meine Beine ausgestreckt sind im Rolli.:mad:

    Naja und dann ging es noch weiter... Der Neurologe wollte weitere Untersuchungen machen und konnte dies nicht, weil ich mit meinem Rolli nicht in den Untersuchungsraum passe. Er meinte er kann nur Patienten untersuchen die kurz laufen können. Nun muss ich in eine andere Praxis für die Untersuchungen.

    Es ist doch unfassbar das man sogar bei einem Arztbesuch solch Schwierigkeiten ausgesetzt wird. Ich hatte das Gefühl ein Mensch dritter Klasse zu sein.

    Also ich finde echt das grad Arztpraxen anders ausgestattet sein müssen und das unsere Politik da mal was tun sollte.

    Hoffe habe euch damit nicht gelangweilt oder ihr denkt das dies kein ernstes Problem ist aber ich hab mich in dem Moment echt wie eine kleine Maus gefühlt.
     
  2. Blonder Brummer

    Blonder Brummer Mitglied

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    Hallo Nadine1987,
    ich kann dich total gut verstehen. Durch Krankheit ist unser Leben sowieso schon schwer genug, aber man muss es uns noch schwerer machen.
    Im November 2012 musste ich nach HH zu einem Gutachter. Termin war um 17.45! Für die Hinfahrt benötigte ich fast drei Stunden, da ich kaum Laufen konnte, und die Arthritisunterarmgehhilfen konnte ich kaum festhalten, da meine Hände dick geschwollen waren. Als ich endlich vor der Praxis stand, musste ich feststellen, dass sich die Praxis in einer Altstadtvilla im zweiten Stock befand-ohne Fahrstuhl! Ich hätte ko......... können. Nachts um 22.15 war ich endlich wieder zuhause.
    Ich drück dich ganz doll, und ein schmerzfreies Jahr 2013

    LG BB


     
  3. saurier

    saurier Bekanntes Mitglied

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    @hallo nadine,

    kann dein ärger voll verstehen! sowas wird oft nicht bedacht.

    sollte wieder einmal ein solcher termin anstehen, am besten dann vorher kontakt aufnehmen. rufe beim gutachter
    oder arzt an, um die zugangsmöglichkeit zu klären und /oder eine andere zeit zu bekommen. stellt sich heraus,
    dass du da nicht hinkommst, anschliessend die kk anrufen und um einen anderen arzt bitten, der dir alle möglichkeiten
    bietet, auch die frage der anfahrt (zeitmässig) mitklären. solch lange anfahrtwege sind eine zumutung.

    ich habe das ähnlich durch und mit der kk im vorfeld gesprochern. der weg bis dahin war zeitmässig so lange,
    den ich zu fuss durch meine behinderungen einfach nicht bewältigen konnte. (viele treppen,weite fusswege und lange
    fahrzeit usw.) habe dann nach schilderung der probleme die taxifahrt mit hilfe einer einzelfallentscheidung bewilligt
    bekommen. sollte der bearbeiter der kk ablehnen, am besten an den teamleiter wenden.

    zur information:

    seit einigen jahren, etwa ab 2005 müssen die arztpraxen so gelegen sein, dass sie allen patientengruppen
    zugänglich sind. neue praxen müssen diesen erfordernissen entsprechen, sonst gibt es keine zulassung.
    dass dann noch die räumlichkeiten so gestaltet sein müssen, dass auch ein rollifahrer ungehindert alles nutzen
    kann sollte sich wohl von selbst verstehen.

    leider sind eben viele praxen noch aus dem "altertum" und was ich oft bemerke, fehlt dem praxispersonal dieser
    weitblick auf die bedürfnisse älterer und behinderter menschen, obwohl sie tagtäglich damit konfrontiert werden.
    sicherlich eine frage, ob das personal den ärzten das ihren chef's s rüberbringt, dass für behinderte probleme bestehen.
    das geht beim empfang los, dass der rollifahrer nicht mal über den empfangstresen gucken kann.
    sowie der aufenthaltsbereich, geht beim wc weiter, was vorhanden sein muss. obwohl das mittlerweile vorgeschrieben
    ist, meist fehlanzeige. schon die türen bieten keinen platz....und so weiter.


    sauri
     
  4. Pezzi

    Pezzi Mitglied

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    Hallo Nadine,
    ärgerlich, wenn wegen deiner Einschränkung die Untersuchung nicht stattfinden kann. In Bayern hat die Kassenärztliche Vereinigung eine Seite für Patienten, auf der nach speziellen Fachbereichen ein Arzt gesucht werden kann und da läßt sich auch abfragen, ob die Praxis behindertengerecht ausgestattet ist.
    Als ich vor Jahren meine stark eingeschränkte Mutter zum Arzt brachte, sah ich zuvor auf dieser Seite nach und rief eigens die Praxis an und schilderte die Einschränkungen, um zu klären, ob ein Termin möglich ist.

    Sicher hat jede Kassenärztliche Vereinigung eine Hinweisseite - oder du rufst zuvor an :). Das dürfte Probleme ersparen.

    Gutes Gelingen,
    Pezzi
     
  5. Nadine1987

    Nadine1987 Neues Mitglied

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    Freue mich sehr über eure Antworten

    Guten morgen zusammen,

    zuerst einmal danke für eure Antworten... Daher fühle ich mich nicht mehr so allein gelassen.

    @ Pezzi:

    Ja es ist einfach ärgerlich, dass man nicht wie jeder Mensch einfach einen Termin machen kann und einfach wo hingehen kann. Nein man muss an alles vorher denken. Ich hatte vorher dort angerufen, ob diese Praxis mit dem Rolli befahrbar ist und das war sie ja auch nur nicht der Untersuchungsraum aber das konnte ich ja nicht auch noch wissen das ich genau in diesen Raum rein muss. Naja und dann muss die Praxis die nächst liegende zu meinem Wohnort sein, da ich überall mit Transportschein hin gebracht werde und es sonst wieder nur Stress mit der KK gibt. Muss schon zu meinem Rheumadoc 150 Euro pro Fahrt dazu bezahlen und ich bin Rentnerin da tut das ganz schön weh...

    @ saurier:

    Ist ja super, dass die Praxen nun so ausgestattet sein sollten. Wäre doch auch mal was wenn alle anderen Praxen auch so gestaltet werden. Denn ich wohne in einer Kleinstadt, da gibt es nicht so viele Ärzte und die wir haben bleiben hier ewig.

    @ Blonder Brummer:

    Das ist gemein, wie lange du deswegen unterwegs sein mussest. Das was du erlebt hast, ist echt eine Frechheit. Ich glaub ich wäre in Tränen ausgebrochen wenn ich vor dem Haus gestanden wäre.
     
  6. Norchen

    Norchen Bekanntes Mitglied

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    zum thema arztpraxis...
    mein orth u mein augenarzt sind auch umgezogen in ganz neue praxen!!
    und was soll ich euch sagen bei beiden sind die toiletten so schmal das kein rolli, keine rollatoren rein passen.
    das fiel mir jetzt beim orthopaeden auf als eine dame mit rolli da hin wollte... :eek: sind beide im gleichen haus u praxen liegen uebereinander u beide das problem....fahrstuhl ect an alles wurde gedacht, nur die toiletten sollen wahrscheinlich nicht benutzt werden u lustig
    der orth dachte...kranke menschen, machst die toilette etwas hoeher...meine oma fragte darauf die schwester ob sie fuer kleine menschen einen hocker haben....aergerlich ist hier halt das es ganz neu gebaut wurde,aber wahrscheinlich sind toiletten nicht bei der abnahme interessant...und scheinbar auch unwichtig.
    aber ehrlich muss man selbst deswegen vorher schon anrufen...na ja besser ist es hier sicher
     
  7. kaufnix

    kaufnix Mitglied

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    Zentralbayern
    Ich muß jetzt mal eine Lanze für die Ärzte brechen.
    Die Ärzte sind zum überwiegenden Teil mit ihren Praxen i-wo eingemietet. Sie sind damit an die örtlichen Gegebenheiten gebunden. Viele dieser Gebäude sind von Arzt zu Arzt aufgrund der Zulassungsbestimmungen "weitervererbt" worden.

    Unser negatives "Musterbeispiel" Vorort ist ein Ärztehaus. Neben einem Gyn, KG, Zahnarzt, ist auch eine große Ortho-Praxis im 1. Stock untergebracht. Ein wohl enger, aber trotzdem vorhandener Lift ist im Gebäude.

    Das Grundübel des Baus aus den 60-70-iger Jahren des letzten Jahrtausends ist der Zugang zum Gebäude. Vor dem Gebäude liegt eine massive, mehrstufige Treppe. Im Gebäudeeingang dann der nächste Treppenzwischenabsatz. Dann kommt erst der Lift. Das Thema ist hier hinlänglich - wie Ihr auch schildert - bekannt und zwischenzeitlich wird sogar aus dem Stadtrat auf diese Situation hingewiesen. Aber leider geht halt eine "einfache" Änderung nicht. Da in D alles seinen ordentlichen Gang gehen muss, kann eine Änderung nur über eine neue Baugenehmigung erfolgen. Damit wird der alte Bestandschutz des gesamten Gebäudes "aufgehoben" und der Bauaufsichtbehörde gefällt dann natürlich zusätzlich nicht mehr der alte Brandschutz. Somit wird aus einem möglichen behindertgerechten Eingang eine Generalsanierung eines 5 stöckigen Gebäudes. Und die "Kohle" muss der Eigentümer erst mal aufbringen.

    Also selbst wenn die Ärzte wollen, es ist nicht ihr Gebäude. Und gerade in einem Ärztehaus in der Ortsmitte wird es dann besonders schwer. Ausziehen und an die Peripherie in einen Neubau wechseln ist gut und schön, aber die zentrale Lage ist gerade für ältere Menschen sehr von Vorteil.
     
  8. Frau Meier

    Frau Meier Guest

    @Nadine1987

    Wie weit wohnst du denn weg von deinem Rheumadoc?
    Vielleicht käme ja einer in geringerer Entfernung für dich in Frage?
    In Hessen gibt es ja nicht ganz wenige Rheumatologen ;)
     
  9. Nadine1987

    Nadine1987 Neues Mitglied

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    @ kaufnix:

    Klar es die Seite der Ärzte auch nicht zu vergessen und ich kann diese auch verstehen. Nur in dem Moment als ich wie so ein häufchen Elend in meinem Rolli saß hatte ich mehr Mitleid mit mir als mit dem Arzt.

    @ Frau Maier:

    Mein Rheumatologe ist ca. 350km entfernt von mir. Leider kann ich nur dort hin, da es sich dort um eine Spezialambulanz handelt mit der Möglichkeit auf stationäre Behandlung. Es gäbe hier ggf. einen Rheumadoc der begleitent zu meiner Klinik behandeln könnte aber zu diesem habe ich aufgrund eines Behandlungsfehlers kein Vertrauen mehr bzw. möchte diesen nie mehr begegnen.
     
  10. Lagune

    Lagune Bekanntes Mitglied

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    Was ist das denn für eine Ambulanz, also welches Fachgebiet? Ich würde schon schauen das ich etwas näher auch noch eine Anlaufstelle hätte. Da gibt es doch mehr in deinem Wohnbereich, als nur einen Arzt, mit dem du schlechte Erfahrungen gemacht hast. Wenn es mir akut schlecht geht, würden mich die 350 Km noch mehr fertig machen, würde ich gar nicht schaffen.

    Was die Praxen betrifft, man kann ja im Vorfeld Erkundigungen einholen (bevor man den Termin ausmacht), dort anrufen und fragen, passe ich mit meinem Rollstuhl..., gibt es großen Aufzug, wenn nein, trägt mich jemand hoch usw.
     
  11. Nadine1987

    Nadine1987 Neues Mitglied

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    Hessen
    @ Lagune:

    Fachbereich Rheumatologie. Habe schon einiges versucht hier in der Nähe was zu bekommen ging alles in die Hose.... Längere komplezierte Geschichte... Bis zu dem Punkt das ich dazu bezahlen muss für die Fahrt dort hin bin ich mehr als zufrieden. Kann jederzeit wen erreichen und mein Hausarzt arbeitet super mit denen zusammen. Habe im Mai eine bzw. zwei Op´s vor mir ggf. kann ich dann anders dort hin fahren als im Krankenwagen.

    Ja ich werde zukünftig genauer nachfragen in Praxen, um solch Situationen zu vermeiden. Die Situation ist halt noch recht neu für mich und weiß noch nicht an was ich alles immer denken muss.
     
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