Wie präsentiert man sich mit Rheuma im Vorstellungsgespräch?

Dieses Thema im Forum "Arbeit und Allgemeines" wurde erstellt von Anne_94, 21. Oktober 2012.

  1. Anne_94

    Anne_94 Neues Mitglied

    Registriert seit:
    21. Oktober 2012
    Beiträge:
    3
    Hallo,

    Ich bin vor einem guten Jahr an RA erkrankt und befinde mich seit knapp einem halben Jahr endlich in Behandlung.
    Zu meiner Vorgeschichte:
    Die Diagnose konnte gestellt werden als ich gut 16 Jahre alt war; dank gesetzlicher Krankenversicherung, Wartezeit zwischen den Terminen und langem Warten auf die Wirkung von meinen Medikamenten (Quensyl 2mal am Tag) bin ich nun seit April effektiv in Behandlung.

    Letztes Jahr besuchte ich die zehnte Klasse eines ländlich gelegenen Gymnasiums und habe wider aller Hoffnung alles andere als Rücksicht und positive Aufmerksamkeit erfahren.
    Seitens der Lehrer kamen Sprüche wie "das kriegt man doch erst, wenn man alt ist", während die Schüler mich anschauten wie ein Tier im Zookäfig.
    Nun gut, soweit dazu. Das gesamte Schuljahr meisterte ich mit 400er Ibuprofen und noch nicht wirkendem Quensyl (also eigentlich ohne Medikamente... -.-) mit einem Schnitt von 2,3.
    Jetzt habe ich zwar die Schule gewechselt, wobei dieser Wechsel nur als Provisorium dienen sollte.
    Mein eigentliches Ziel ist es nach wie vor, mich auf einen Ausbildungsplatz zu bewerben.
    Erste Zusagen kann ich bereits verbuchen, für die nächste Woche liegt sogar eine Einladung zu einem ersten Vorstellungsgespräch vor.

    Ich bewerbe mich um eine Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin mit den Noten 1 in Deutsch und Englisch, sowie der Note 2 in Spanisch. Gleichzeitig ist meinem Jahreszeugnis zu entnehmen, dass ich für das gesamte Schuljahr vom Sportunterricht befreit wurde.
    Die Vorraussetzungen wären also gut, nur mache ich mir Sorgen um eventuell aufkommende Fragen bezüglich der Sportbefreiung.

    Wie würdet ihr die Sache angehen?
    Meine Idee wäre es, die Karten offen auf den Tisch zu legen und gleichzeitig auch zu erklären, dass ich gut auf mein Medikament eingestellt bin und in keinerlei Weise beeinträchtigt bin.
    Oder doch lieber verschweigen?
     
  2. Sturmvogel

    Sturmvogel Narkoleptikerin ;-)

    Registriert seit:
    15. März 2010
    Beiträge:
    148
    Ort:
    Rhein-Main
    Hallo Anne,

    ich hol Deinen Beitrag einfach mal in der Liste hoch, obwohl ich Dir eigentlich keinen rechten Rat geben kann, weil ich da keine Erfahrung habe. Instinktiv würde ich es eher nicht sagen. Du hast ja auch noch keinen Behindertenausweis, wo die Lage evtl. wieder anders sein könnte. Ich bin seit 3 Jahren erkrankt und habe mich auf der Arbeit auch noch nicht ge"outet". Bin hier aber immer wieder am ÜBerlegen, was ich machen soll. Insofern kann ich Dein Problem gut nachvollziehen. Erkundige Dich doch mal wie das rechtlich gesehen ist. Ob die Frage nach der Befreiung von Sportunterricht überhaupt statthaft wäre. Was Du auch noch machen könntest, ist bei der Rheumaliga nachfragen. Da gibt es die Gruppe "jüngere Rheumatiker", die sich wahrscheinlich mit diesem Thema auseinandergesetzt haben.

    Alles Gute und Daumen drück für das Bewerbungsgespräch
    Sturmvogel
     
  3. BlindeKuh

    BlindeKuh Neues Mitglied

    Registriert seit:
    4. Februar 2012
    Beiträge:
    90
    Hallo,

    ob die Frage statthaft ist, oder nicht, ist doch eigentlich egal, denn wenn sie gestellt wird, wird sie gestellt. Wundern würde sich die Personalchefs dann doch wohl eher, wenn eine Antwort ausbleibt.
    Ich bin auch Mama einer seit kurzem erkrankten Tochter und ich würde spontan sagen: Karten offen auf den Tisch legen. Aber meine Tochter ist erst elf und die Berufswahl steht noch nicht an.
    Sehr, sehr traurig finde ich, dass Du bisher keinerlei Verständnis erfahren durftest.
    Aber nicht jeder ist so drauf...!

    Ich bin gespannt, was andere noch dazu schreiben.

    Grüße
    BlindeKuh
     
  4. Anne_94

    Anne_94 Neues Mitglied

    Registriert seit:
    21. Oktober 2012
    Beiträge:
    3
    Das habe ich bereits getan.
    Die Antwort darauf ist...naja, so lala.
    Insofern es mich beeinträchtigt bin ich dazu verpflichtet, über die Krankheit Auskunft zu geben.
    Da fragt sich jetzt natürlich, wie man Beeinträchtigung in Bezug auf Arbeit definiert.
    Die Frage, ob man oft krank ist, ist meines Wissens nicht statthaft.
    Kann man, abgesehen von Fehltagen, von anderen Beeinträchtigungen ausgehen?
    Nein, im Moment nicht.
    Daran stört mich das "Im Moment".
    Tatsächlich könnte ich ja auch morgen mit dem schlimmsten Schub aufwachen...

    Damit sprichst du genau mein Problem an.^^
    Wenn die Frage kommt möchte ich keine Lügen auftischen, so will ich mich nicht verhalten.
    Bleibt also die Frage, wie ich reagieren sollte, wenn ich darauf angesprochen werde.
     
  5. Trixi

    Trixi (vor)laut

    Registriert seit:
    25. Februar 2004
    Beiträge:
    642
    Ort:
    Wien
    Hallo Anne,

    nun - ich habe auch in sehr frühen Jahren RA bekommen und mich damit durch Schulzeit und Berufswelt "durchgeschlagen" und kann deine Erfahrungen in der Schule aber auch jetzt in der Phase der Berufswahl sehr gut nachvollziehen.

    Dein Ansatz zu deinem Gespräch, wie du in deinem 1. Beitrag geschrieben hast, finde ich schon mal sehr gut. Spiele immer mit offenen Karten, verschweige nichts, aber übertreibe es nicht. Bereite dir ein paar Sätze vor, wie du deine Erkrankung am besten beschreiben kannst. Viele Leute haben keine Ahnung von Rheuma vor allem bei jungen Menschen. Ich erlebe die Leute dann aber immer sehr interessiert, man merkt, dass man durch eine klare Erklärung die Menschen sensibilisieren kann. Verdeutliche bei dieser Erklärung, dass man durch konsequente Behandlung und Medikation den Gesundheitszustand positiv beeinflussen kann und deponiere dabei gleich, dass du selbst sehr gut eingestellt bist und das Gefühl hast, dass du "das Ganze sehr gut im Griff hast". Bei Fragen zum Thema Häufigkeit - wie oft sind sie krank? - oder - wie oft müssen sie zum Arzt? - habe ich immer betont, dass auch gesunde Menschen nicht wissen können, wie oft sie krank werden würden und dass auch gesunde Menschen von heute auf morgen schwer krank werden können, das letztendlich eine Berufsausübung stark beeinflussen kann. Das hat die potentiellen Arbeitgeber sehr oft zum Nachdenken gebracht und hat die Flut der Fragen auch stark eingedämmt.

    Ich habe trotz sehr widriger Umstände immer sehr positive Bewerbungsgespräch gehabt und meist die Jobs, die ich mir gewünscht habe, auch bekommen. Zweifelsfrei bedeudet das halt leider auch, dass man sehr viel Kraft aufbringen muss um überzeugend zu sein - aber das kennen, glaub ich, alle Rheumatiker sehr gut.

    Alles Gute und viel Glück
    Trixi
     
  1. Diese Seite verwendet Cookies. Wenn du dich weiterhin auf dieser Seite aufhältst, akzeptierst du unseren Einsatz von Cookies.
    Information ausblenden