Probleme mit dem Arbeitgeber

Dieses Thema im Forum "Arbeit und Allgemeines" wurde erstellt von Estelle, 19. April 2011.

  1. Estelle

    Estelle Neues Mitglied

    Registriert seit:
    23. April 2006
    Beiträge:
    643
    Ort:
    Schweiz
    Bin heute gerade geschockt, weil mein Pflegesohn nur 2-mal pro Semester krank sein darf nach seiner Chefin, das noch als hunderprozent arbeitender Lehrling im ersten Jahr. Die sind knallhart. Er soll krank arbeiten, auch wenn er ein Arztzeugnis mitbringt. Die Chefin findet, man solle sich gar nicht erst einreden, zu krank zu sein, sondern sich zusammenreißen. Bin total geknickt, wie soll das der Junge aushalten? Er hat wahrscheinlich wieder Eisenmangel. Ich sehe es ja jedes Mal überdeutlich, dass er wirklich krank ist. Er darf dann am Wochenende danach auch nicht weg und muss sich erholen. Zum Arzt hätte er gegen Arbeitsende auch nicht gedurft, das wurde ihm auch angelastet, obwohl er eine Verletzung hat. Eine anderer Lehrling bzw. Lehrlingsmädchen arbeitete sogar mit Bauchweh, bis sich später etwas Schwerwiegendes herausstellte. Und ich dachte echt, diese Chefin sei nett. :(

    Wer krank ist, hat verloren ... Die Schweiz wird immer mehr zum inhumanen Arbeitgeberstaat. Nur noch das Geld zählt und wie man sogar an den kleinen Lehrlingen abschröpfen kann.

    Bisherige Antworten Thread hier.
     
  2. Juliane

    Juliane Neues Mitglied

    Registriert seit:
    31. August 2004
    Beiträge:
    2.519
    Ort:
    Weserbergland
    Hallo,
    mein Rat:
    sofort den Sprößling in die Gewerkschaft eintreten lassen!!!

    Hier bei uns (BRD) haben Lehrlinge keine Wartezeit und können gleich beraten oder anwaltlich vertreten werden.

    Hintergrund:
    meine Jüngste hatte im 2. Lehrjahr extreme Probleme mit dem Arbeitgeber,
    der plötzlich schwer psych. krank wurde (Schizo.).

    Ich habe mit der örtlichen Verdi- Vertretung gesprochen, die haben sie
    sofort aufgenommen und wenige Tage später war schon ein Schreiben
    des Anwaltes beim Arbeitsgericht (hat gewonnen).
    Dem Arbeitgeber wurde u.a. die Lehrbefähigung entzogen.

    Ergo: Gewerkschaften machen richtig Sinn.
    Viel Erfolg wünscht Juliane.

    (Nicht abwarten oder unsicher machen lassen!)

    PS:
    EU-weit ist das sehr unterschiedlich. Sie arbeitet seit September in Dublin. Noch vor Unterschrift des Arbeitsvertrages wurde sie darauf hingewiesen:
    2x zu spät morgens einloggen oder
    mehr als 2x trotz Attest krank = Kündigung.
     
    #2 19. April 2011
    Zuletzt bearbeitet: 19. April 2011
  3. pat_blue

    pat_blue Mitglied

    Registriert seit:
    20. September 2010
    Beiträge:
    301
    @ Estelle

    Aber das dürft ihr euch wirklich nicht gefallen lassen, gute Lehre hin oder her, das ist nur Schikane! Nichts anderes.
    Das solltet ihr alles auflisten und dann ab zum Lehrlingsamt. Unbezahlte Überstunden bei Lehrlingen sind auch so n Thema. Die vorhandenen Überstunden werden schlussendlich wahrscheinlich einfach vergessen.... So hab ich mir in meiner 1. Aubildung innert 9 Monaten 4 Wochen Überzeit erarbeiten müssen und konnte mir schlussendlich alles ans Bein schmieren.
    Arztbesuche dürfen auch nicht verweigert werden. Und wenn ich höre, von wegen Putzdienst als Strafe, gehts noch?!?! :eek::eek: Und das Mädel, dass bei denen den Haushalt machen muss, solltet ihr gleich mal zum Lehrlingsamt mitnehmen oder euch zumindest mit deren Eltern zusammen setzen.
    So ein "Lehrbetrieb" ist einfach nur eine Schweinerei.
     
  4. arielle

    arielle Neues Mitglied

    Registriert seit:
    16. März 2009
    Beiträge:
    470
    Ort:
    Schweiz
    Stimme da pat_blue vollkommen zu! Die sind
    sehr freundlich und hilfsbereit beim Lehrlingsamt!
    Und wie gesagt, das sind wahrscheinlich die Einzigen die
    Euch helfen könen in dieser Angelegenheit!
    Was ist denn nun gut an der Lehrstelle?
    Du kannst da auch einfach anrufen und Dich erstmal telefonisch erkundigen.
    Habe ich auch gemacht und wie sich gezeigt hat, war es das einzig Richtige,
    auch wenn der Schritt nicht leichtfällt!
     
  5. Estelle

    Estelle Neues Mitglied

    Registriert seit:
    23. April 2006
    Beiträge:
    643
    Ort:
    Schweiz
    Huhu ihr Lieben

    Ich hab nun einen langen Brief an meinen amtlichen Berufsberater geschrieben. Er begleitet mich mit meinen Sorgen schon länger und tut das sehr gut. Bestimmt weiß er noch Genaueres über das Lehramt, da er ja auch beim Berufsbildungsamt angestellt ist. Er ist zwar für unseren Kanton zuständig. Mein Pflegesohn arbeitet im Nachbarkanton, also werde ich wahrscheinlich noch dort fragen müssen. Aber vielleicht kann mir mein Berufsberater auch noch gute Tipps geben, vor allem was das Rechtliche betrifft, damit ich das subtil anmerken kann in den Gesprächen mit der Chefin meines Pflegesohns. Eure Hinweise waren auch schon sehr wertvoll. Danke! Mein Pflegesohn hat auch schon Ähnliches gehört aus seiner Berufsklasse.

    Ich hoffe, dass ich für meinen Pflegesohn ähnlich taktisch vorgehen kann wie bei meinem Schwager, wo ich die vorläufige Weiterzahlung der Rente erwirken konnte durch meine fundierte Argumentation. Je mehr ich weiß, desto gezielter und überzeugender können wir unsere Karten einsetzen in diesem Sado-Maso-Spiel (so kommt es mir vor). Es ist wie Schach oder Poker. Wenn man gedrückt wird, muss man subtil etwas dagegensetzen, ohne zu übertreiben, sonst kommt es zum Eklat.
     
  6. Estelle

    Estelle Neues Mitglied

    Registriert seit:
    23. April 2006
    Beiträge:
    643
    Ort:
    Schweiz
    Hallo ihr Lieben, ich nochmal.

    Ich hab nun nochmal mit der Chefin über die Sache gesprochen und ihr meine Ansicht dargelegt. Wie vermutet schiebt sie die volle Schuld auf meinen Pflegesohn. Sie gibt ihm nichtberufliche und damit arbeitsrechtlich unerlaubte Putzarbeit auf, obwohl sie im Einstellungsgespräch darauf hinwiesen, dass solche Arbeiten nicht anfallen werden und er wirklich etwas lerne, wollen, dass er nie krank ist, Überstunden schiebt, um seine angeblichen Defizite, die er eigentlich in der Putzzeit ausgleichen könnte, zu kompensieren. Er soll sozusagen unfähig sein, obwohl er Bestnoten schreibt in der Berufsschule und sein zweiter Vorgesetzter im Betrieb ihn eindeutig mobbt und ihm andere konträre Anweisungen und Anleitungen gibt.

    Ich hab mich nun etwas in die Arbeitsgesetze eingelesen, da wird von nachgewiesener Unfähigkeit als Kündigungsgrund von Lehrlingen gesprochen. Damit kann ein Lehrmeister doch immer kündigen. Wie soll der Lehrling das Gegenteil beweisen, wo er doch nicht alles kann und zudem durch Putzarbeit am routinierten Einarbeiten gehindert wird? - Nach Ostern ist ein Gespräch mit der Chefin anberaumt.

    Wisst ihr mehr über diese "nachgewiesene Unfähigkeit"?
     
  7. arielle

    arielle Neues Mitglied

    Registriert seit:
    16. März 2009
    Beiträge:
    470
    Ort:
    Schweiz
    Hallo Estelle,
    in solchen Gesprächen mit den Chefs ist die Gefahr sehr gross, dass die Lehrlinge letztendlich den kürzeren ziehen.
    Natürlich sind die Chefs am längeren Hebel, das ist logisch.
    Genau aus diesem Grund gibt es ein Lehrlingsamt das für die Lehrlinge einsteht oder auch Tipps für Gespräche geben kann.
    Aber wenn Du diese Möglichkeit nicht nutzen willst, musst Du es wohl so lassen wie es ist. Mit weiteren Gesprächen wirst Du die Situation nur verfahrener machen.
    Trotzdem viel Erfolg
    Arielle
     
  8. pat_blue

    pat_blue Mitglied

    Registriert seit:
    20. September 2010
    Beiträge:
    301
    Chefs

    Ich bin gleicher Meinung wie Arielle. Mit Gesprächen kommst du bei solchen Leuten nicht weit. Die denken sie haben immer recht und wie gesagt, sie sitzen am längeren Hebel. Wenn ihr nicht das Lehrlingsamt einschalten wollt, dann müsst ihr das wohl oder übel so hinnehmen.
    Ich persönlich finde es nicht gut, da nichts zu machen. Es geht ja auch um andere Lehrlinge. Klar, ist für Euch nur der Pflegesohn die Priorität, aber ihm ist so überhaupt nicht geholfen. Wenn möglich macht ihm die Chefin jetzt nur noch mehr Probleme. Erfahrungsgemäss mögen es solche Menschen nicht, wenn man ihnen auf die Zehen tritt.
     
  9. Estelle

    Estelle Neues Mitglied

    Registriert seit:
    23. April 2006
    Beiträge:
    643
    Ort:
    Schweiz
    Huhu,

    also das ist bisher immer die Entscheidung meines Pflegesohns gewesen. Ich schlug ihm vor, das Gespräch mit dem Lehrlingsamt zu suchen, aber er hat eben Angst, dass das noch eher zu einer Kündigung führt. Ich weiß nicht, ob ein Gespräch wirklich kontraproduktiv ist, denn ich hab schon noch anderswo im Net unter Lehrlingen gesucht und dort half offenbar das Elterngespräch bei einigen. Bei den Fällen, die ihr hier geschildet habt, wurden zwar die Lehrbetriebe gerügt und konnten nicht mehr Lehrlinge ausbilden, aber eure Kinder mussten ja dann auch eine neue Lehrstelle suchen. Aber genau das will mein Pflegesohn noch nicht. Er möchte es noch weiterversuchen und die Lehrstelle behalten. Aber ich werde schon versuchen, Hilfe zu suchen, nur muss mein Pflegesohn einverstanden sein.

    Es ist so ähnlich wie bei der Strategie bei meinem Schwager, entweder die Keule mit dem Anwalt oder die sanfte Tour mit der Sozialarbeiterin. Wir wählten dann die Mitte, ich ziemlich aggro und die Sozialarbeiterin als sanfter Part. Es hat geholfen.
     
  10. arielle

    arielle Neues Mitglied

    Registriert seit:
    16. März 2009
    Beiträge:
    470
    Ort:
    Schweiz
    :vb_confused: Sorry, das smiley oben weiss ich nicht wie es in den beitrag kommt, aber löschen kann ich es auch nicht:vb_confused: bin natürlich nicht böse :vb_confused:

    Also das nachher keine Lehrlinge mehr angenommen werden dürfen ist nicht
    die Regel, sondern eine Massnahme wenn die Lehrlinge weiterhin schlecht behandelt werden. Bei sehr vielen Lehrbetrieben funktioniert es nachher wenn die Inspektoren vermittelt haben.
    Die vom Lehrlingsamt sind Profis auf dem Gebiet und wissen ja was sie tun.
    Dass die Lehrlinge Angst haben dass es schlechter wird, ist normal, darum ist
    die Beratung beim Lehrlingsamt ja da um zu beratschlagen was man machen will.
    Auch wie Du beim Elterngespräch vorgehen sollst können die Dir raten.
    Aber das muss natürlich jeder selber wissen was er machen will.
     
    #10 22. April 2011
    Zuletzt bearbeitet: 22. April 2011
  11. Estelle

    Estelle Neues Mitglied

    Registriert seit:
    23. April 2006
    Beiträge:
    643
    Ort:
    Schweiz
    Arielle,

    wie lief das denn nun genau bei Deiner Tochter? Hat sie die Lehrstelle gewechselt?

    Ich hab nun schon zweimal lang und breit mit der Lehrmeisterin gesprochen und glaube, sie ein bisschen besser einschätzen zu können. Es gibt jetzt sogar einen Punkt, wo sie nachgegeben hat, was das Kranksein betrifft. Nur hab ich den Eindruck, das Ganze nur noch dann in eine positive Sache wenden zu können, wenn ich zwar einen gewissen Druck ausübe, aber so, dass die Chefin sich dabei nicht zu blamiert fühlt und es noch möglich ist, nachzugeben und Zugeständnisse zu machen, ohne das Gesicht zu verlieren bei der Sache.

    Ich meine: Man kann auch gewinnen und gleichzeitig verlieren. Mein Neffe möchte die Lehrstelle nicht verlieren und auch aushalten können, also muss es zu einer Versöhnung kommen, sonst hält er das nicht aus. Am Ende müssen sich alle Parteien besser fühlen. Mit dem Lehramt zu drohen, würde die Situation nur unnötig zuspitzen. Das ist wirklich der letzte Weg.

    Aber ich hab jetzt eine andere Idee: Ich suche mir Rückhalt bei einer unabhängigen Lehrlingsberatung, die auch kompetent auftreten können und wo uns ev. jemand begleiten kann. Dann wär es nicht so bedrohlich für die Chefin, eben nicht gleich Lehrlingsaufsicht. Damit wäre mein Pflegesohn ev. eher einverstanden. Es bleibt natürlich seine Entscheidung. Das muss ich respektieren, sonst verliert er sein Vertrauen zu mir. Ich tue nichts, was er nicht will.
     
    #11 22. April 2011
    Zuletzt bearbeitet: 22. April 2011
  1. Diese Seite verwendet Cookies. Wenn du dich weiterhin auf dieser Seite aufhältst, akzeptierst du unseren Einsatz von Cookies.
    Information ausblenden