Mein Vater hat Rheuma

Dieses Thema im Forum "Austausch für und mit Angehörigen" wurde erstellt von Hausy, 29. August 2010.

  1. Hausy

    Hausy Neues Mitglied

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    29. August 2010
    Beiträge:
    2
    Hallo zusammen,

    mein Vater (74) hat seit 15 Jahre Gelenkrheuma. So bezeichne ich es einmal.

    Bis zu dem heutigen Tag hat mich seine Krankheit auch nicht so sehr beschäftigt, da er nie so richtig darüber gesprochen hat. Meine Mutter erzählte mir manchmal wie sehr er Schmerzen hat. Habe ich Ihn darauf angesprochen hörte ich immer nur "geht schon".
    So egoistisch wie es klingt, aber ich weis das mein Vater psychisch ein sehr starker Mensch war und auch jetzt "noch" ist. Deshalb konnte ich zu mir sagen "schafft er schon".

    Ich weis das er Kortison und auch andere Medikamente nimmt und er damit auch gut klar kommt.
    In diesen 15 Jahren hat er so manche Operationen über sich ergehen lassen müssen. Es fing mit Sehnenoperation im Schultergelenk an. Bekam neue Ellenbogen, Kniegelenk eingesetzt. Schultergelenke folgten.
    Dann mußte eine neue Hüfte eingesetzt werden. Und obendrauf hatte er vor 6 Jahre Darmkrebs. Es wurde ein Stück Darm entfernt. Über einen Darmseitenausgang kam er noch gerade drumherum. Bestrahlung tat sein übriges.

    Seit ca. drei Jahren wurden Beschwerden in den Sprunggelenken sehr stark. Er hat sich jetzt das linke Sprunggelenk steif legen lassen.

    Und jetzt stürtzt alles auf mich ein. Plötzlich überholt mich alles und ich mache mir sehr große Gedanken wie ich meinem Vater jetzt helfen kann.

    Zuersteinmal ist die Sache mit den Sprunggelenk. Seine Knochen sind natürlich nicht mehr die besten. Es mußten in einer zweiten Operation größere Schrauben eingesetzt werden. Nach ca. 8 Wochen bekam er jetzt einen Gehgips. Er kann aber nicht einfach aufstehen und losgehen. Weil er schon allein Angst hat, dass die Knochen brechen und das im anderen Knie das Gelenk herausspringt (sehr starke Knackgeräusche).
    Gestern haben meine Mutter und ich Ihm beim Aufstehen geholfen. Er hatte Schmerzen und mußte sich sofort wieder aufs Bett setzen.

    Jetzt liegt er seit 8 Wochen überwiegend im Bett oder sitz im Rollstuhl.

    Ich werde diese Woche eine Gehhilfe/Rolllator besorgen und mit Ihm weiterüben.
    Nur das zweite Problem ist, er kann seine Schultern nicht so zur Unterstützung beim Aufstehen einsetzen, da er keine Kraft in ihnen hat. Auch hat er Angst sich mit seinen Schulter/Ellenbogengelenk auf den Rollator zu stützen.

    Wie kann ich da weiterhelfen?
    Tagelang diskutieren wir wie es weitergehen soll.


    Hiermit mußte ich mich einfach mal aussprechen.

    Christian
     
  2. josie16

    josie16 PsA

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    Hallo Christian!
    Muß dein Vater nochmals zum Operateur in die Sprechstunde, oder wird er vom HA versorgt?
    Daß dein Vater nach 8 Wochen Liegegips und wahrscheinlich keinerlei Bewegung jetzt komplett die Kraft fehlt, das ist klar. Die Muskulatur baut sich rasend schnell ab, wenn sie nicht benutzt wird. Bekam er zu Hause keine Krankengymnastik verschrieben. Die kommen auch nach Hause und machen zumindest Übungen, die man dann selbst auch machen kann, damit die Muskulatur sich nicht völlig verabschiedet.

    Als 1. würde ich morgen zum Arzt gehen, damit er euch ein Rezept für einen Rollator ausschreibt und euch ein Rezept für Krankengymnastik gibt. Das ist jetzt absolut notwendig, damit die KG mit ihm aufsteht und Gehübungen macht.
    Die haben das gelernt und vermutlich fühlt sich dein Vater auch sicherer, wenn er ein paar mal dann auf war, dann kommt das langsam wieder. Das dauert in dem Alter deines Vaters einfach viel länger, als bei einem jungen Menschen.
    Die KG wird deinem Vater auch Übungen lernen, die er zu Hause alleine machen kann, entsprechende Hilfsmittel wird sie sicher mitbringen.

    Des weiteren muß überlegt werden, ob dein Vater, wenn der Gehgips dann weg kommt, vielleicht für 3 Wochen in eine geriatrische Reha geht. Das ist eine Reha, in die vor allem Senioren die Pflege bzw Unterstützung brauchen, hinkommen.
    Dort gibt es genug Personal, die eben auch bei Körperpflege, beim Anziehen etc helfen und vorallem bekommt er täglich KG, damit er wieder auf die Beine kommt. Die Wege dort sind kurz, weil dort Zimmer, Speisesaal etc alles auf einer Ebene ist und er keine weiten Weg hat, wie in einer "normalen" Rehe.
    Das ist absolut notwendig für ihn, damit er wieder auf die Beine kommt. Sehr oft trauen sich die alten Leute nicht, weil sie denken, daß sie alles alleine machen müßen und keine Hilfe bekommen.
    Verrmutlich mußt Du das mit dem Operateur oder HA besprechen, damit das angeleiert wird.

    Ich wünsche euch viel Kraft!

    LG Josie
     
  3. Hausy

    Hausy Neues Mitglied

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    Vielen lieben Dank für Deine guten Worte, Josie.

    Habe gerade Deine Worte an meinen Vater weitergegeben. Er fand sie sehr informativ, er merkte auch, dass Du davon Ahnung hast.

    Er hat für morgen einen schon vor längerer Zeit geplanten Termin beim Rheumatologen. Nur kann dieser ihm keine KG verschreiben. Dazu müßte er wieder zum Ortho.

    Mein Vater ist ein Typ, der sich sehr stark mit seinem Körper auseinandersetzt. Er hört und spührt mittlerweile ziemlich genau was ihm gut tut und aber auch nicht. Vor der SprungOP hatte er bereits einen Therapeuten bei sich zu Hause, der ihm ersteinmal die Hände versuchte "mobil zu machen". Der meinte auch, dass Spunggelenk wieder fit zu bekommen. Nach drei Sitzungen hatte mein Vater mehr Schmerzen als vorher. Das hat zwar nichts mit Muskelaufbau zu tun, sieht er auch ein, aber mit Therapeuten ist er ersteinmal kurz fertig.
    Vaters Vermutung ist, dass die Kraftlosigkeit in den Schultern
    daher kommt das sein Imunsystem nach den zwei SprungOPs vor 8 Wochen (Erste OP 4 Stunden Narkose, zweite wg. größerer Schrauben nochmal 1 Stunde) sehr stark geschwächt ist. Das würde sich jetzt irgendwie an sein Rheuma rächen. Kann das sein???
    Er hofft, dass dies evtl. mit Medikamente wieder besser wird oder ob es die Zeit mitsichbringt. Das sieht er mittlerweile sehr gelassen. Und das macht ihn wieder stark "locker damit umzugehen".

    Er wird aber um eine MuskelaufbauKG nicht herumkommen.
    Dies ist unsere nächste Aufgabe.

    Rollator, den er lange nicht wollte, wird besorgt. Damit will er auch jetzt beginnen.

    Zum Thema Therapeuten nocheins:
    Mein Vater hat längere Zeit (so wie es seine Situation ergab) zu Hause auf dem Heimtrainer geradelt, auf einem Stepper gesteppt und mit einer Zugstange an einem Tainingsgerät mit leichten Gewichten Übungen gemacht. Der Therapeut, der bei ihm zu Hause war, sagte das dies überhaupt nicht gut für ihn sei. Andere Therapeuten im Krankenhaus haben ihm aber zu solche Übungen gerade geraten. :top::confused:


    Es ist schon ziemlich schlimm, seinen lieben Vater so zu sehen, mit dieser sch... Krankheit. Der ehemals so starke Kerl der immer für mich da war und mir immer körperlich und seelisch geholfen hat. Jetzt liegt er da, ein körperlich gebrochener Mann.
    OK. Da müssen wir jetzt durch.

    Christian
     
  4. josie16

    josie16 PsA

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    2.359
    Hallo Christian!
    Ein bißchen Ahnung habe ich tatsächlich, ich habe 30 Jahre lang als Krankenschwester gearbeitet und das überwiegen auf chirurgischen Abteilungen, sowohl Knochen-als auch Bauchchirurgie.

    Außerdem wurde meine Schwiegermutter plötzlich krank und sie ist nach einigen KH-Aufenthalten eben in eine geriatrische Reha gekommen, die ihr wirklich sehr gut getan hat und ihr auch weitergeholgen hat.

    Was die KG betrifft, so kann die auch der HA aufschreiben, da muß dein Vater nicht extra zum Orthopäden! Der HA kann auch ins Haus kommen und sich deinen Vater genau anschauen, er wird sicher sofort sehen, daß die KG unbedingt notwendig ist.

    Dein Vater sollte jetzt wirklich nicht gleich aufgeben, es zwing ihn niemand, den selben Therapeuten wieder zu sich nach Hause zu holen. Es ist natürlich auch für die Therapeuten wichtig, daß sie vom Patienten Rückmeldung bekommen, sonst können sie nicht wissen, wie die Therapie dem Betroffenen bekommt.
    Ich weiß aus eig. Erfahrung, daß man als Betroffener nicht immer gleich sagt, das tut mir zu sehr weh, im Gegenteil, man hat manchmal den falschen Ehrgeiz und denkt, da muß ich jetzt durch, oder man will nicht als wehleidig dastehen, falscher Ehrgeiz!!!!

    Natürlich hängt das mit der Narkose zusammen, man sagt so grob, daß es bis zu 1/2 Jahr dauern kann, bis die Narkosemittel wieder aus dem Körper draußen sind, das ist natürlich altersabhängig und hängt auch damit zusammen, inwieweit die inneren Organe z.B. die Leber/Niere gut funktionieren.

    Das hat aber nichts mit dem Muskelaufbau zu tun, weil es wird deinem Vater immer schwerer fallen, je länger er damit wartet.
    Das soll natürlich nicht so aus sehen, daß er jetzt anfängt Gewichte zu stemmen o.ä. Aktionen.
    Da reichen jetzt erstmal isometrische Übungen, aber genau das sollte ihm die KG zeigen. Außerdem denke ich eben, daß das mit dem gehen besser funktionieren würde, wenn er fachmännische Anleitung hätte.

    Vielleicht könnte ihm der HA auch ein paar Stärkungsmittel verschreiben oder empfehlen, damit er wieder fit wird.

    Da müßte man jetzt natürlich wissen, mit welcher Bergründung der Thera das gesagt hat, prinzipiell ist es für Rheumatiker sehr wichtig, sich zu bewegen und die Muskulatur und das Herz-Kreislaufsystem zu stärken, natürlich nicht nur für Rheumatiker, das ist für alle wichtig.

    Das ist für Angehörige immer schwierig, aber Du hast recht, da müßen wir alle durch, wichtig ist nur, daß er seinen Lebenswillen nicht verliert.

    LG Josie
     
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