Medizinischer Rat im Web

Dieses Thema im Forum "Kaffeeklatsch" wurde erstellt von ddeMehlinger, 24. Mai 2002.

  1. ddeMehlinger

    ddeMehlinger Guest

    Medizinischer Rat im Web -- die Qualität schwankt erheblich

    Das stundenlange Sitzen im Wartezimmer entfällt. Patienten können die dümmsten Fragen loswerden und haben zugleich Zugriff auf aktuelle Fachinformationen. Internet-Gesundheitsportale bieten zahlreiche Medizininformationen, doch sind seriöse Seiten nicht immer von unseriösen zu unterscheiden. "Es gibt nach wie vor sehr viel Schrott im Netz", sagt Manfred Diensberg, IT-Beauftragter des Berufsverbandes der Allgemeinärzte Deutschlands in Köln. Darunter seien etwa kommerzielle Anbieter, die vor allem Arzneimittel verkaufen wollen, Ärzte, die Ferndiagnosen erstellen oder Esoteriker, die sogar gefährliche Therapien empfehlen.

    "Besondere Vorsicht ist bei Krankheiten mit hohem Leidensdruck wie Krebs, Aids und Arthritis sowie bei Diätprodukten geboten", sagt Gunther Eysenbach von der Forschungsgruppe Cybermedizin an der Universität Heidelberg. "Hier tummeln sich im Internet besonders viele Geschäftemacher und Abzocker, die die Verzweiflung chronisch und unheilbar kranker Patienten ausnutzen." Eysenbach rät, sich mehrfach abzusichern und etwa die Informationen mit anderen Internetsites zu vergleichen.

    Sorgfältig sollte die Qualifikation der Autoren unter die Lupe genommen und auf das Datum der Informationen geachtet werden. "Medizinische Information veraltet schnell, und eine Publikation von vor zwei Jahren ist bei der Dynamik der medizinischen Forschung oft schon veraltet", warnt Eysenbach. Websites ohne Kontaktadresse und Autorennamen seien prinzipiell mit größter Vorsicht zu genießen.

    Nach wie vor fehlt es an einem deutschen Gütesiegel, das für die Qualität und Transparenz der Seite und die strikte Trennung von Werbung und Information bürgt. Das bisher gern verwendete Logo von Health-on-the-Net-Code (HON), einer in Genf ansässigen Stiftung, kann zwar bei Verstößen gegen deren Richtlinien entzogen werden, doch kaum jemand kontrolliert dies tatsächlich. Rund 3000 Seiten schmücken sich im Web mit dem Siegel, schätzt Eysenbach. Die zwei Angestellten der Stiftung könnten aber all diese Websites niemals überprüfen.

    In einem Pilotprojekt versucht derzeit der Verbund "Aktionsforum Gesundheitsinformationssystem" (Afgis) mit einem Logo auf deutschen Seiten für Qualität zu sorgen. Etwa 100 Organisationen wie Krankenkassen, Ärztevereinigungen oder Berufsverbände sind dem vom Bundesgesundheitsministerium initiierten Verbund angeschlossen. Seit Anfang April steht das Logo dafür, dass Verfasser und Quelle der Informationen sowie kommerzielle Interessen klar erkennbar sind. "Wir wollen dabei nicht von außen ein Qualitätssiegel als Auszeichnung verleihen", betont Alex Möller von der Afgis. Vielmehr sollten die Anbieter durch Selbstverpflichtung und gegenseitige Kontrolle die Qualitätskriterien einhalten.

    Damit will sich die Forschungsgruppe Cybermedizin der Universität Heidelberg unter Eysenbachs Leitung nicht begnügen. Seit einigen Jahren wird in einem internationalen Projekt an dem Gütesiegel (MedCERTAIN/MedCIRCLE) gefeilt. Mediziner, Selbsthilfegruppen und Verbraucherverbände sowie unabhängige Experten sind von Ende Mai an für die Bewertung und Zertifizierung der Gesundheitsportale verantwortlich. "Oberstes Ziel ist es, Transparenz herzustellen", so Eysenbach.

    Derzeit sind die virtuellen Kunstfehler aber noch Alltag im Netz. Die Stiftung Warentest in Berlin hat im vergangenen Jahr 30 Gesundheitsportale von Experten und Laien testen lassen. Die Qualität der Informationen schwankte dabei selbst bei renommierten Portalen stark. So war die Website netdoktor.de Testsieger beim Thema Prostata, bekam aber bei den Informationen über Brustkrebs nur die Bewertung "mangelhaft". Beim Thema Zecken schnitt die Seite eines Schulprojekts gemeinsam mit einem großen Pharmaunternehmen am besten ab.

    Hohe Qualität bieten derzeit etwa die Seiten unter www.almeda.de des Unternehmens Arztpartner Almeda in München. Der ärztliche Rat per Telefon (1,86 Euro pro Minute) und E-Mail (23 Euro) ist jedoch nicht billig. Rund 40 Ärzte und Medizinjournalisten sind für die Beratung und Informationsbeschaffung zuständig. Schwerpunkt sind vor allem die betreuten Diskussionsforen, etwa zu den Themen Allergien, Alkohol oder Partnerschaft. "Wie gefährlich sind Lippenstifte wirklich?", möchte ein Rat Suchender etwa wissen. "Sind alle Männer so versaut wie meiner?", fragt eine Frau.

    Bei dem Angebot unter www.qualimedic.de des Unternehmens qualimedic in Köln werden Fachforen etwa zu den Themen Herz und Gefäße, Asthma oder Zähne angeboten. Im so genannten Wartezimmerforum wird ohne Experten-Kommentar darüber diskutiert, wo etwa die Fixies-Windeln im Angebot seien oder was sich gegen Ameisen im Kinderzimmer tun lässt. Auf eine Vielzahl von Fachärzten kann unter www.gesundheitsscout24.de in Köln zurückgegriffen werden. "E-Mail Anfragen werden innerhalb von 48 Stunden beantwortet", so Mitarbeiterin Birgit Cornehl.

    Das Unternehmen BertelsmannSpringer Medizin Online (BSMO) in Berlin kann bei den beiden Websites www.yavivo.de und www.lifeline.de auf die umfangreiche Fachliteratur und die Experten des Verlages bauen. Lifeline.de konzentriert sich dabei vor allem auf Wellness- und Fitness-Themen und wurde von der Stiftung Warentest mit "gut" bewertet. Diskussionsforen gibt es etwa zu den Themen Freizeitpartnerbörse, Flirt oder Milzbrand. Doch nicht alle sind gleich gut besucht: Während sich ins Lust-und-Liebe-Forum knapp 28.000 Interessierte eintrugen, sind es beim Milzbrandforum gerade 14.

    Ich empfehle da www.rheuma-online.de mit dem Chat für Kinder/Jugendliche und Erwachsene da es sich hier um ein spezielles Auskunftsangebot handelt. Kennt das jemand?


    ALCO
     
  2. Isi/Neuss

    Isi/Neuss Guest

    Nein, ALCO, hast Du mal die Adresse???????
    Sehr interessant, was Du da geschrieben hast. Da kann mal wieder sehen...
    lg
    Isi
     
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