postinfektiöse Arthritis nach Salmonellen Infektion

Dieses Thema im Forum "Kinder- und Jugendrheuma" wurde erstellt von benuli, 1. Juli 2009.

  1. benuli

    benuli Neues Mitglied

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    hallo zusammen,
    unser Sohn (6 Jahre alt) hat sich Mitte Mail eine Infektion mit enteritischen Salmonellen zugezogen, er hatte Darmkrämpfe, Durchfall, dann eine Vorhautentzündung und Bindehautentzündung und dann kamen so ab dem 24.5. Gelenkschmerzen im rechten Knie und der Hüfte hinzu. Ich mußte ihn schließlich ins Krankenhaus tragen, wo dann eine reaktive Arthritis diagnostiziert wurde. Leider hilft bei ihm nur Cortison, was aber zum Glück wegen der schlimmen Nebenwirkungen nicht mehr verordnet wird. Ibuprofen und Naproxen rufen keine besonderen Verbesserungen hervor, ohne Cortison humpelt und hinkt er, betroffen sind wechselweise meist Knie und Hüfte, aber auch Handgelenke, Ellenbogen, Fußgelenke). Da Salmonellen immer noch im Stuhl nachweisbar sind, soll jetzt 2 Wochen Ciprofoxazin gegeben werden. Gegen die Arthritis evtl. Sulfasalazin. Hat jemand Tips oder einen Rat, wir stehen mit der Diagnose irgendwie alleine da, wir hatten noch nie mit Rheuma zu tun und sind etwas hilflos:
    Machen die Ärzte das Richtige, muß man Ciprofloxacin nicht viel länger geben? Oder gar nicht? Sind die Salmonellen schon übers Blut irgendwo anders hingewandert und persistieren da (Galle, Dünndarm,...)? Gibt es Heilpflanzen und Umschläge zur Linderung der Gelenkschmerzen? (Seit gestern probieren wir es mit einer Beinwellsalbe...) Zum Glück ist unser Sohn sehr tapfer und positiv gestimmt.
    Vielen Dank schonmal,
    gruß
    Bernhard
     
  2. Savolo

    Savolo Neues Mitglied

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    hallo bernhard,
    das allerwichtigste bei einer reaktiven arthritis ist geduld, geduld und noch mal geduld!! so eine arthritis kann gut und gerne ein halbes jahr dauern, mit recht starken schmerzen ca. 6 wochen lang.
    vor genau zwei jahren fing eine reakive arthritis nach yersinien-infektion bei meinem damals 19-jährigen sohn an, direkt nach der letzten abiturprüfung. beim ersten krankenhausaufenthalt bekam er eine woche antibiotica, die aber eigentlich nichts gebracht haben (salmonellen bleiben oft noch monate nach einer infektion nachweisbar, normalerweise werden sie trotzdem nicht mit antibiotica behandelt, um keine resistenten bakterien zu züchten. man wartet einfach ab, bis sie wieder verschwinden. ich weiß nicht, ob man bei einer reaktiven arthritis anders vorgeht.), außer diesem medikament hat er nur homöopathische mittel eingenommen.
    auf dem höhepunkt der krankheit wurde ihm cortison verordnet, wegen anstehender verschiedener untersuchungen durfte er das aber erst nicht nehmen, weil die ergebnisse dadurch verfälscht worden wären; als er es zwei wochen später damit hätte anfangen können, war das schlimmste schon vorbei.
    insgesamt hat er sieben monate gebraucht bis zur völligen wiederherstellung (mit medikamenten wär's auch nicht schneller gegangen, ich kenne jemand, deren gesundung in einem ähnlichen fall mit cortison auch sieben monate gedauert hat.)
    im oktober wollte er sich an einer uni immatrikulieren, das hat er ein paar tage später wieder rückgängig gemacht, weil er einfach noch nicht fit genug war.
    geht euer sohn schon zur schule? falls er jetzt erst eingeschult wird: in die schule kann er im herbst vielleicht gehen (evtl. mit rollstuhl, hatte unser sohn auch vier monate lang), aber zur schule muss er gefahren werden, damit er seine gelenke nicht überlastet.
    ich rate euch: lasst die finger von schulmedizinischen medikamenten. geduld ist gefragt und ihr habt die ziemliche gewissheit, dass die arthritis wieder verschwindet (mein sohn ist heute wieder ganz gesund).
    ggf. wäre es sunnvoll bei eurem sohn eine klassisch homöopathische behandlung anzufangen.
    ist euer sohn HLA B27-positiv (durch ne blutuntersuchung zu klären)? unserer ist's. falls der faktor da ist (den haben auch gesunde) ist die wahrscheinlichkeit für ne reaktive arthritis erhöht.
    wenn ihr noch fragen habt, stellt sie ruhig.
    lg, sabine
     
  3. benuli

    benuli Neues Mitglied

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    hallo Sabine,
    danke für Deine Antwort. Sie macht uns Mut. Mein Sohn hat übrigens den HLA-B27 Blutfaktor. Die antibiotische Behandlung wird noch nicht begonnen, erst wird noch eine weitere Stuhlprobe abgewartet. Wir werden uns wahrscheinlich nun auch um einen Rollstuhl kümmern, kann man sich wahrscheinlich über die Krankenkasse ausleihen?
    Ansonsten gehen wir viel Schwimmen - da hat er gar keine Beschwerden - und es gibt Physiotherapie.
    Frage zur Antibiotischen Behandlung, auch wenn die Frage hier vielleicht nicht ganz ins Forum paßt: Macht es einen Unterschied in der Art der Behandlung, wenn man weiß, ob er sich die Infektion über eine Wunde oder die Nahrung zugezogen hat? Es wird davon ausgegangen, dass er sich die Salmonellen über die Nahrung zugezogen hat, aber an einem der infrage kommenden Tage der Infektion hat er sich am Strand in Marokko, an einer etwas schmutzigen Klippe, eine längere Wunde am Unterarm zugezogen und wir konnten erst eine halbe Stunde später die Wunde mit Jod behandeln. Die Salmonellen könnten dadurch -Verbreitung übers Blut - also vielleicht auch woanders als im Darm sitzen? Kann man so was feststellen?
    Nach langer Internet-Recherche ist unsere Idee dahinter: erst wenn die Salmonellen weg sind, hört auch der Körper auf dagegen zu kämpfen, sind die Salmonellen aber nicht nur im Darm sondern noch ganz woanders, dann kriegt man sie wahrscheinlich nicht mit einer 2-wöchigen Antibiotikum-Behandlung weg.
    gruß Bernhard
     
  4. Savolo

    Savolo Neues Mitglied

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    hallo bernhard,
    noch ein paar anmerkungen zu deiner antwort:
    den rollstuhl kann man am bequemsten und schnellsten über das rote kreuz ausleihen (haben wir jedenfalls gemacht, hoffentlich haben die auch kinderrollstühle!). unser arzt hätte uns auch nen rollstuhl verordnet, das hätte aber ca. vier wochen gedauert, bis der gekömmen wäre (auch verordnete rollstühle bleiben eigentum der krankenkasse, sind also sozusagen nur "geliehen"). das dauerte uns zu lange, beim drk konnten wir gleich nen rollstuhl mitnehmen; wenn man den nicht mehr braucht, zahlt man bei rückgabe einen beitrag nach eigenem ermessen.
    die physiotherapie (mein sohn hat sie z.t. 3x wöchentlich gemacht) und das regelmäßige schwimmen sind genau das richtige!
    übrigens ist mir nicht bekannt, dass man sich anders als oral eine salmonelleninfektion zuziehen kann (und ich bin apothekerin!). da dein sohn sich auch eine ganz normale salmonellen-enteritis zugezogen hatte, wird man salmonellen hauptsächlich bei ihm im darm finden können
    bei der frage, ob antibiotika oder nicht:
    1. die allermeisten salmonellen-infekte verlaufen ohne reaktive arthritis. sind also wirklich die bakterien "schuld" oder lag's bei deinem sohn eher daran, dass zwei faktoren zusammentrafen; salmonellose und HLA B27?
    2. es ist normal, die bakterien über wochen auszuscheiden, bei säuglingen bis zu 6 monate!! eine antibiotikatherapie führt meistens lediglich zu einer verlängerung der ausscheidungszeit.
    ich würde mich gedanklich davon verabschieden, die salmonellen "bekämpfen"zu müssen (dein sohn braucht nicht noch einen "krieg" in seinem körper!), das erinnert mich stark an "jagd auf sündenböcke" (irgendwas muss ja schuld sein!).
    dein sohn braucht dringender einen vater, der ihn seelisch aufbaut und der ihm guten gewissens eine große wahrscheinlichkeit zusichern kann, dass das ganze nach einiger zeit wieder vorbei ist, als jemand der ständig nach nem vermeintlichen auslöser fahndet.
    ihr könnt von glück sagen, wenn euer sohn die beschwerden gut erträgt!
    lg, sabine
     
  5. benuli

    benuli Neues Mitglied

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    hallo Savolo,
    Physio kriegt er 3x, Schwimmen gehen wir auch ca. 3x die Woche und wir suchen 'heimlich' nach Auslöserrn und der optimalen Therapie, wir diskutieren da nicht vor ihm drüber sondern versuchen Sicherheit zu geben.
    Es ist schwer sich für das richtige zu entscheiden, Ärzte raten oft schnell zu Medikamenten (wobei sie sich ja beim Antibiotikum jetzt schon 5 Wochen Zeit gelassen haben), aber abwarten scheint das beste zu sein und wir sind froh, dass jetzt erstmal wieder eine Stuhlprobe abgewartet wird. Weiterhin bin ich jetzt beruhigt, dass das mit der Wunde nichts zu tun haben wird. Ich habe halt im Internet ein paar Sachen gefunden, die eine Beziehung von Dauerausscheidern von Salmonellen und ins chronische übergehender reaktiver A. herstellen. Da die Ursache einer reaktiven A. nicht wirklich bekannt ist, findet man die verschiedensten Spekulationen. Am besten wir warten noch ein paar Wochen und sehen wie es sich entwickelt. Nochmals danke für Deine Antworten, ich werde nochmal dazu berichten. Vielleicht eins noch zu Medikamenten: Das Cortison hatte so eine phantastische Wirkung, dass es nach seinem Absetzen um so schwieriger war, zu akzeptieren, das die Krankheit damit nicht wirklich bekämpft wurde. Für akute Probleme ist es aber sicher manchmal notwendig.
    gruß Bernhard
    P.S.: hier ein paar Links, die ich gefunden habe und u.a. zu meinen Fragen führten:
    1. zum Thema reaktive Arhtritis und Ciprofloxazin
    2. über die ehemals Reiter-Syndrom genannte Form der reaktiven A.
    3. Thread über reaktive A, wo einer über eine Vitaminkur schreibt
    4. in google books gefunden über molekularbiologische Grundlagen der reakt. A.
     
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