Guten Tag Dr Langer

Dieses Thema im Forum "Kaffeeklatsch" wurde erstellt von Jutta Norden, 8. März 2002.

  1. Jutta Norden

    Jutta Norden Guest

    Guten Tag Herr Dr. Langer

    Noch immer haben Sie mir noch nicht meine Frage beantwortet obwohl ich Ihnen die auch schon per Mail geschickt habe.
    Sicherlich haben sie die Tage gut zu tun und man ist nicht immer Präsend, darum frage ich Sie gerne noch mal, mitlerweile bin ich auch nicht mehr alleine mit der Frage. Baba, Susanne und Danny hätten es auch gerne mal gewust was eigentlich aus der Gesundheitspolitischen Diskussion geworden? die behauptet, dass die rheumatologische Versorgung in Deutschland durch Allgemeinärzte / Hausärzte / Allgemeininternisten ohne Spezialisierung, Internisten und noch weiter andere Ärzte, ersetzt werden sollen.

    Haben Ihnen die vielen Beiträge geholfen?



    Wo finden wir etwas über diese Diskussion?

    Liebe grüße Jutta Norden
     
  2. nur zur Info: Ich habe Ihnen Ihre Frage sofort am So 24.02.02 17:48 per e-Mail beantwortet.

    Da möglicherweise die e-Mail-Adresse nicht stimmt oder es sonstwie geklemmt hat, im folgenden noch mal eine Antwort:

    Hintergrund war, ob in einer deutschen Großstadt mit mehr als einer halben Million Einwohner neben dem einzigen (!) tatsächlich rheumatologisch tätigen internistischen Rheumatologen noch ein weiterer Kassenarzt für die internistische Rheumatologie zugelassen werden sollte oder nicht. Im Vorfeld war von der Kassenärztlichen Vereinigung der Standpunkt vertreten worden, dass dies nicht nötig sei, da die Rheumatologie zu den Kernaufgaben von Internisten und Orthopäden gehöre und im übrigen die rheumatologische Versorgung in dieser Stadt auch durch die Hausärzte, und man höre und staune, durch Ärzte für Haut- und Geschlechtskrankheiten sichergestellt sei.
    Die Krankenkassen hatten die Zulassung im übrigen befürwortet.

    In der zweiten Runde wurde es im Berufungsausschuss noch herber. Da wurde von den ärztlichen Vertretern gesagt, es sei nicht erkennbar, worin sich die Tätigkeit eines internistischen Rheumatologen von der eines Allgemeininternisten oder eines Orthopäden unterscheiden würde.

    Gerade erst hatte ich in meiner Praxis die Ehefrau eines solchen oben angeführten Arztes für Haut- und Geschlechtskrankheiten, bei der leider durch die vorbehandelnden, nicht rheumatologisch-qualifizierten Ärzte eine durch eine Infektion ausgelöste Vaskulitis nicht erkannt wurde und die nun aus völliger Gesundheit heraus, sportlich aktiv, auf dem linken Auge komplett blind ist und auf dem rechten Auge noch hell und dunkel unterscheiden kann. Dies wäre mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit durch die richtige Behandlung durch den richtigen Arzt zum richtigen Zeitpunkt zu verhindern gewesen.

    Ich könnte lange Listen von solchen Fällen anfügen. So viel zur Frage, was die Kenntnisse und Fähigkeiten eines spezialisierten Rheumatologen von denen eines Nicht-Spezialisten unterscheiden.

    Die vielen Beiträge im Forum haben in der obigen Angelegenheit noch nicht unmittelbar geholfen. Ich sammle jetzt aber weiter solche Erfahrungen und dokumentiere systematisch alles das, was selbst für die größten Ignoranten ausreichend belegen kann, dass sich eine qualifizierte rheumatologische Versorgung doch von einer rheumatologisch nicht-spezialisierten Behandlung unterscheidet.

    Es ist schlimm, dass diese Diskussion überhaupt geführt werden muss, da es jeder, der etwas von der Materie versteht, für eine absolute Selbstverständlichkeit hält, dass ein Spezialist von seinem Gebiet mehr versteht als jemand, der darin nicht besonders ausgebildet und qualifiziert ist.

    Und ich vermute, dass diese Diskussion auch nicht geführt würde, wenn wir in Deutschland nicht inzwischen an die Grenzen unseres traditionellen Gesundheitssystems gestoßen wären.

    Mit besten Grüßen
    Ihr

    Priv. Doz. Dr. med. H.E. Langer
     
  3. baba

    baba Guest

    Hi Doc.L

    Danke für die Antwort! Es ist doch leider grausig zu hören, was da so abläuft.
    Auch ich stelle in der Praxis (bin Physiotherapeutin) immer wieder fest, das Patienten, gerade Rheumapatienten, nicht ernst genommen oder falsch behandelt werden.....Schade, ich hoffe das ändert sich eines Tages.

    Danke für ihre Bemühungen!!

    Baba
     
  4. sabine

    sabine Guest

    Sehr geehrter Herr Dr. Langer,

    mit Interesse habe ich Ihren Aufruf und auch Ihre jetzige Antwort gelesen. Leider ist die medizinische Versorgung jedoch nicht nur bei vielen Hausärzten und Internisten unzureichend. Auch viele Rheumatologen haben scheinbar Schwierigkeiten, ihre Patienten optimal zu betreuen. Wenn man die Leidensgeschichten hier im Forum liest, verkürzt sich die fürchterliche Zeit der
    Ärzteodysee bei der verzweifelten Suche nach einer vernünftigen Diagnose auch nicht unbedingt durch das Aufsuchen eines oder gar mehrerer Rheumatologen oder Rheumakliniken. Wenn sich nicht gleich was ungewöhnliches bzw. nichts eindeutiges im Blutbild finden läßt, haben einige Rheumatologen scheinbar keine Lust mehr,weiterzusuchen und schieben den verzweifelten Patienten dann ganz schnell in die Schublade "alles psychisch". Die Beschwerden des Patienten werden dann überhaupt nicht mehr ernst genommen, so nach dem Motto: Das kann gar nicht sein, Ihr Blutbild ist in Ordnung. Oft muß dann auch fälschlicherweise ganz schnell die Diagnose Fibromyalgie herhalten, die ja eigentlich eine Auschlußdiagnose sein sollte.

    Und dann werden keine weiteren Untersuchungen mehr durchgeführt, und dem Patienten, der als Simulant abgestempelt wird, bleibt nichts anderes übrig, als zum nächsten Arzt zu gehen.
    M.E. kann man somit das Doktorhopping nicht nur den Patienten anlasten, sondern auch einigen Ärzten, und leider auch vielen internistischen Rheumatologen, die bei "komplizierten Fällen" eben einfach keine Lust und kein Interesse haben.
    Am liebsten sind eben die Patienten, die mit eindeutig heißen geschwollenen Gelenken in die Praxis kommen und einen Rheumafaktor im Blut haben.
    Es wäre schön, wenn all Ihre Kollegen so engagiert wären wie Sie, Dr. Langer!
    Mfg.
    Sabine
     
  5. Uschi

    Uschi Guest

    Sehr geehrter Herr Doktor,

    der Inhalt Ihrer Antwort ist interessant, aber ich muß aus meinen eigenen Erfahrungen kundtun, daß es nicht immer richtig ist, daß Spezialisten bessere Früherkennungen und Diagnosen stellen können, als ein jahrelang praktizierender Allgemeinmed. z.B.

    Ich habe mein halbes Leben mit normalen Hausärzten verbraucht, die sich neben der allgemeinen Med. auch für andere Fachgebiete interessierten, sich schulten und demzufolge auch sehr oft helfen konnten.

    Ich denke, es kann nicht verallgemeinert werden, dass nur Spezialärzte das Recht haben sollen, ihr Fachgebiet zu behandeln. Es gibt so viele gute Allgemeine, die wirklich was drauf haben.

    Ich muß für mich sprechen - denn ich habe bislang die allerbesten Erfahrungen bei meiner chron. Polya. + anderen Krankheiten mit Allgemeinmeds gemacht und würde für nichts auf der Welt meinen Hausarzt abgeben.

    Orthopädie? Naja, da greifen Erfahrungswerte und ohne einen guten Allgemein würde ich heute im Rollstuhl sitzen.

    Augenarzt? Fünf von ihnen musste ich aufsuchen bis einer klar erkannte, dass meine linke Linse sich durch das Cortison eintrübt.

    Rheumatologe? Naja, gut für eine fundierte Untersuchung, die mich in die Rente schickte, aber eine gezielte sinnvolle Behandlung blieb aus - von wegen Reha oder so, Irrtum.

    Frauenarzt? Brauchte Jahre um zu erkennen, daß ich ein nach aussen wachsenden Blutmyom hatte, das sehr viele Nebenursachen an Krankheiten mitsichführte.

    Mein Hausarzt? Toll. Er erkannte meine kranke Hüfte, er erkannte das kranke Auge, er verordnete mir die notwendigen Fördermaßnahmen für die Beweglichkeit des Rheumas und kontrolliert genau die Werte des Blutes komplett. Er gab mir die Antidepressivas so, daß ich mit der Krankheit leben lernte und heute wieder lachen kann. Er schickte mich zur OP ins Frauenkrankenhaus, weil ich zuviele Probleme bekam mit den inneren Organen.

    So, sehr verehrter Herr Doktor, auch das ist eine Stimme vom Volk und man sollte vielleicht bei solchen medizinischen Debatten uns hören - die Patienten. Denn wir sind die die krank sind und Hilfe brauchen.

    Mit freundlichen Grüssen
    Ursula Choualia, Karlsruhe
     
  6. Verenahh

    Verenahh Guest

    Ich schließe mich meine Vorrednern an, möchte aber noch dazu bemerken, dass häuftig auch Patienten von den sog. Fachärzten nicht richtig behandelt oder nicht für vollgenommen werden. In vielen Praxen gilt leider die Regel: "entweder gute Medizin oder gutes Geld." Und die Fortbildungsverpflichtung für niedergelassene Ärzte ist in Deutschland auch mehr als mangelhaft. Viele niedergelassene Ärzte sind weder im Bilde über neue Diagnosemethoden noch über neue Therapien. Unser Gesundheitssystem ist mehr als an seinen Grenzen. Es gehört KOMPLETTSANIERT.
     
  7. teebaerchen

    teebaerchen Guest

    Also wenn ich das hier alles lese, brauch ich mich ja nicht zu wundern!
    Ich habe seid ca. 5 Jahren Gelenk/Wirbelsäulen Rheuma, vor 1 1/2 Jahren habe ich endlich einen Arzt gefunden, der meine Beschwerden ernst nahm und auch die "Krankheit " feststellte. Alle anderen Ärzte vorher haben immer gesagt der Rheumafaktor ist negativ ergo ist es auch kein Rheuma.
    Das war schon echt deprimierend.
     
  8. guru_2000

    guru_2000 Guest

    @teebaerchen

    ich fühle mit Dir. Auch ich habe lange gesucht bis ich den richtigen Arzt gefunden habe, lange Zeit wurde ich nur belächelt und als Simulant hin gestellt. >Es ist eine bittere Erfahrung wenn auch innerhalb der Familie man nur als faul bezeichnet wird.
    Wie geht denn deine Familie mit deiner Diagnose um??

    Über etwas Gedanken ausstausch würde ich mich sehr freuen.

    Der rheuma geplagte Guru
     
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