Tatsächlich Rheuma ...

Dieses Thema im Forum "Ich bin neu!" wurde erstellt von juguja, 5. September 2008.

  1. juguja

    juguja Neues Mitglied

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    Canada bis 2013, jetzt wieder Deutschland
    Hallo,

    wieder mal eine Neue, und hier ist meine Geschichte: Im September 2006 sind wir nach Canada gezogen, was natürlich viel Arbeit bedeutet hat. War aber nicht schlimm, es ging mir ja gut. Irgendwann Anfang 2007 fühlte ich mich immer öfter "grippsch", habe das aber auf die Klimaveränderung und den kalten Winter geschoben. In der Zeit fing es auch an, dass ich nachts viel geschwitzt habe, aber das habe ich als frühe Vor-Wechseljahrsbeschwerden abgetan (war da 43). Und die häufige Müdigkeit habe ich dann auf das Frühjahr und die Schlafunterbrechungen durch das Schwitzen zurückgeführt. Außerdem taten mir öfters die Handgelenke, Ellbogen oder meine Beine weh, aber wir haben noch viel im und am Haus gemacht, so dass ich dachte, es sei einfach Überlastung.

    Im Juni 2007 bin ich dann ausgerutscht und habe mir das linke Handgelenk verstaucht. Allerdings wurden die Schmerzen nicht besser, sondern immer schlimmer, so dass ich überzeugt war, irgendetwas müsse bei dem Sturz kaputtgegangen sein. Aber alle Ärzte haben gesagt, sie finden nichts, und da das System in Canada sehr träge ist, hat es bis Anfang 2008 gedauert, bis ich einen Handchirurgen zu Gesicht bekam. Und der erklärte mir, da auf dem MRT nichts zu sehen sei, werde er auch nichts machen, obwohl die Symptome auf einen Band- oder Diskusschaden hindeuteten. Sooo lange hätte ich die Schmerzen schließlich noch nicht. Ich solle weiter Schmerzmittel nehmen, das würde schon wieder. Die ganze Odyssee ausführlich zu beschreiben würde den Rahmen sprengen, aber nach der letzten Abfuhr war ich schon ziemlich verzweifelt, und schließlich hat ein Freund, der in Schwerte als Physiotherapeut arbeitet, mir angeboten, mit dem dortigen Handchirurgen zu sprechen und einen Termin für mich zu machen. Gesagt, getan, im Juni 2008 bin ich zu meinen Eltern geflogen.

    Da die Schmerzen in den Händen (die rechte Hand hatte sich im Frühjahr dazugesellt, ich habe es auf Überlastung geschoben, da ich früher schon einmal eine Sehnenscheidenentzündung hatte) immer schlimmer geworden waren, habe ich es auf eine beträchtliche Menge an Schmerzmittel gebracht, wodurch ich in meinen Beinen und im Nacken so gut wie keine Schmerzen mehr spürte. In Deutschland wurde erst einmal ein neues MRT von der linken Hand gemacht, worauf man Flüssigkeit im Bereich des Diskus erkennen konnte. Also wurde eine Arthroskopie gemacht, um den vermeintlichen Diskusschaden zu begutachten und zu beheben. Es stellte sich jedoch heraus, dass ich im gesamten Handgelenk und in der Mittelhand eine Synovialitis hatte, die Gelenkinnenhaut war schon wucherig verändert und drückte auf die Nerven und zwischen die Handgelenksknochen. Es wurde eine komplette Synovektomie gemacht, und der Handchirurg gab mir den Rat, doch einmal zu einem Rheumatologen zu gehen. Das sah ich aber nicht ein, weil niemand aus meiner Familie Rheuma hat, mir dieses Thema also äußerst fremd war.

    Bei der Nachuntersuchung für die linke Hand bat ich dann den Arzt, sich doch auch einmal die rechte Hand anzuschauen, weil sie trotz Schonung nicht besser wurde. Vielleicht könnte sie ja bei dem Sturz etwas abbekommen haben ... Als der Arzt bemerkte, dass das Handgelenk ziemlich geschwollen war, wollte er auch von dieser Hand ein MRT haben, und ich musste direkt in die Radiologie. Und tatsächlich war auch in dieser Hand viel Flüssigkeit zu sehen (mehr als in der linken), zudem ein Ganglion. Daraufhin wurde auch die rechte Hand arthroskopiert. Die Synovialitis war rechts noch weiter fortgeschritten als links und der Arzt hat mir erklärt, er würde mir jetzt nicht mehr nur raten, zum Rheumatologen zu gehen, sondern selber einen Termin für mich machen. So konnte ich schon eine Woche später zu Dr. Illies in Schwerte kommen, obwohl er normalerweise erst im März wieder einen Termin gehabt hätte.

    Ich wollte das alles immer noch nicht glauben, habe zwar mal kurz in dieses Forum geschaut, aber dann beschlossen, nichts damit zu tun haben zu wollen. Aber Dr. Illies hat mir den Zahn schnell gezogen, mir viel erklärt und gesagt, der Sturz und meine Annahme, es sei etwas kaputt, wären mein Glück gewesen. Ansonsten wäre ich sicher nicht auf die Idee gekommen, eine diagnostische Arthroskopie machen zu lassen. Und auf Rheuma wäre ich nie gekommen, das war bis vor kurzem für mich auch eine Alte-Leute-Krankheit. Gut, dass Dr. Huber, der Handchirurg, so aufmerksam war, erkannt hat, dass der Zustand in meinen Handgelenken nicht auf den Sturz oder Überlastung zurückzuführen sein konnte und mich quasi zum Rheumatologen geschubst hat, als er merkte, dass ich nicht freiwillig gehen würde. Es wurde sofort eine Therapie mit Cortison (z.Zt. noch 30mg täglich) und 10mg MTX wöchentlich begonnen, weil die Diagnose auch ohne Blutuntersuchung schon sicher war.

    Während der letzten zwei Wochen, in denen ich dann auf die Ergebnisse der Blutuntersuchung gewartet habe, habe ich stundenlang in diesem Forum gelesen und bin unendlich dankbar, dass ich hier so viele Informationen finde. Nach dem ersten Schock habe ich mich mit der Diagnose abgefunden und bin froh, dass die Handgelenke selber noch soweit in Ordnung sind, dass ich weiß, was ich habe und was ich tun kann, und dass ich nicht, wie so viele von euch, jahrelang im Ungewissen geblieben bin. Außerdem hat sich beim Lesen viel von dem geklärt, was mich in den letzten anderthalb Jahren belastet hat. Vor allem die Erschöpfung, das "Unwohlsein", das Schwitzen, das fiebrige Gefühl ohne Temperatur, ich dachte immer öfter, was bin ich doch für ein Jammerlappen, dabei sollte es mir doch gut gehen, zumal ich mich in Canada total wohl fühle.

    Die Blutuntersuchung hat ergeben: Ich habe eine seronegative Polyarthritis. Nicht meine Traumdiagnose, aber was will ich machen...

    Jetzt habe ich schon dreimal MTX (Tabletten) genommen, habe neben starker Müdigkeit und zittrigen Knien am nächsten Tag keine Nebenwirkungen, merke allerdings noch keine Veränderung. Aber das wird ja auch noch ein Weilchen dauern. Der Versuch, das Cortison zu reduzieren, ist schiefgegangen. Jetzt soll ich noch eine Woche bei 30mg bleiben. Aber dank Cortison konnte ich den Verbrauch von Tramal, Novalgin etc. deutlich reduzieren. Durch das Cortison war die letzte Blutsenkung wieder fast normal, aber Knöchel und Knie ärgern mich immer mehr, schwellen auch mehr an als früher (oder ich habe es vorher nicht so wahrgenommen?). Irgendwie hatte ich gedacht, das würde durch das Cortison weggehen.

    Und jetzt geht es morgen erst einmal wieder nach Hause. Endlich, wurde auch Zeit nach fast drei Monaten. Aber ich denke, in Canada wäre ich immer noch auf der Suche nach dem Grund für meine Schmerzen. Jetzt hoffe ich, dass ich dort einen guten Rheumatologen finde, dass meine Hausärztin sich vielleicht auch ein bisschen auskennt, dass das MTX anfängt zu wirken, dass es nicht schlimmer wird (wenn ich so lese, wie es manchen von euch geht, bin ich noch echt gut dran), dass ich noch eine Weile den Sommer und die Sonne genießen kann, bevor Ende Oktober der Winter anfängt, dass meine Hunde sich freuen, wenn ich wieder da bin, .....

    So, jetzt habe ich fast einen Roman geschrieben, aber ist ja auch eine lange Geschichte. Und jetzt muss ich noch den Rest zusammenpacken, morgen früh um sechs geht es los.

    Viele Grüße

    Jutta
     
  2. Patty

    Patty Mitglied

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    Ohje, da haste aber echt Glück gehabt, das du hier so schnell und kompetent behandelt worden bist. Hoffentlich bekommst du in Canada deine Medis und sie helfen dir flott.
    Drück dir die Daumen.
     
  3. butterli

    butterli Mitglied

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    bei Leipzig
    Hallo Jutta!

    Du kannst froh sein das Du so schnell eine Diagnose bekommen hast.
    Hoffe für Dich das MTX bald anschlägt und Du Cortison runterfahren kannst.
    Wünsche Dir einen guten Heimflug und falls möglich meld Dich mal wie es Dir
    in Kanada so geht ob die Medis wirken und ob es Dir besser geht .
    Sei lieb gegrüßt und :knuddel:vom Butterli

    [​IMG]
     
  4. kukana

    kukana in memoriam †

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    Köln
    Na dann herzlich willkommen im Club - auch wenns kein schöner Grund ist warum wir alle so zusammenhocke :rolleyes:

    Es gibt in Canada auch eine www.arthritis.ca mit Tips, die können dir evtl auch helfen wenn es darum geht einen guten Rheumatologen dort zu finden. das wird in der Großstadt sicher einfacher sein als auf dem Lande.

    Freu dich darüber dass dir jetzt so schnell geholfen werden konnte und die erste gute Wirkung von MTX ist nach ca. 4-6 Wochen zu erwarten. Die richtig gute dauert aber evtl. nochmal ein paar Wochen länger. Du kannst dann auch meist Schmerzmittel und Cortison langsam reduzieren, um den Körper auch nicht auf Dauer mit zuviel Medikamenten zu belasten.

    LG, Kuki
     
  5. Colana

    Colana Musikus

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    Schleswig-Holstein
    Herzlich Willkommen hier in unserer Runde und auch ein
    herzlichen Glückwunsch zur schnelle Diagnose...

    MTX dauert bis zu 12 Wochen, bis die volle Wirkung erreicht ist. Hoffentlich wird Dir dort auch weitergeholfen..

    Viele Grüße und guten Flug
    Colana
     
  6. Aquarell

    Aquarell Sharpie

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    Rheinland Pfalz
    Hallo Jutta (Namensvetterin :D)

    Herzlich Willkommen

    [​IMG]ich drück dir die Daumen, daß das MTX anschlägt und du einen guten Rheumadoc in Kanada findest.
    Erstmal aber einen guten Heimflug!!!
     
  7. juguja

    juguja Neues Mitglied

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    Canada bis 2013, jetzt wieder Deutschland
    Hallo und danke für die lieben Grüße. Es ist schon nicht schlecht zu wissen, dass man nicht alleine dasteht. Meine Familie ist zwar echt lieb und verständnisvoll, ich denke, wir werden gemeinsam lernen, mit dem Rheuma klarzukommen und zu leben, aber manches kann man mit ebenfalls Betroffenen einfach besser besprechen.

    Meine Rückreise war ziemlich verkorkst. Erst einmal hatte der Flieger so viel Verspätung, dass ich meinen Anschlussflug in Montreal verpasst habe und acht Stunden auf den nächsten freien Platz warten musste. Als ich diese Warterei irgendwie hinter mich gebracht hatte und glücklich im Flugzeug saß, gab es die nächste Überraschung: Wegen technischer Probleme konnte nicht gestartet werden, wir mussten dann noch einmal drei Stunden auf den Ersatzflieger warten. Aber das ist jetzt alles egal, ich bin wieder zu Hause, und das ist das wichtigste.

    Heute war ich bei meiner Hausärztin, um alles weitere mit ihr zu besprechen. Zumindest habe ich gemerkt, dass sie sich mit MTX und Cortison auskennt, außerdem hat sie für nächste Woche einen weiteren ausführlichen Bluttest angefordert und will für mich einen Termin bei einer Rheumatologin in Winnipeg (1,5 Stunden von uns entfernt) machen. Sie sagte, dass es nicht so lange dauern dürfe, weil es im Moment scheinbar ziemlich akut wäre. Deshalb will sie persönlich dort anrufen und es dringend machen.

    Beide Knöchel und Knie sind geschwollen und tun weh, wobei rechts der Knöchel und links das Knie schlimmer dran sind. Das rechte Handgelenk ist geschwollen und beide Ellbogen. Ist das normal, dass auf einmal alles so heftig wird? Wenn es einfach nur wehtäte, würde ich mir sagan, dass ich mir alles einbilde, aber Schwellungen kann man sich eigentlich doch nicht einbilden, denke ich. Ich hoffe nur, dass es wirklich nicht so lange mit dem Termin dauert.

    Bei den 30mg Cortison soll ich erst einmal bleiben, und wenn der Bluttest nicht in Ordnung ist, werde ich angerufen (hier werden Blutergebnisse nur besprochen, wenn etwas nicht stimmt). Den nächsten Termin bei ihr habe ich in einem Monat, kann aber eher anrufen, wenn etwas sein sollte. Ich denke, es ist schon mal gut, dass meine Hausärztin sich auch kümmert und interessiert ist, gerade wenn die nächste größere Stadt so weit entfernt ist.

    LG Jutta
     
  8. juguja

    juguja Neues Mitglied

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    Canada bis 2013, jetzt wieder Deutschland
    @ Kuki

    Danke für den Tip mit www.arthritis.ca, die Seite ist zwar nicht so gut und ausführlich wie RO, aber hat mir schon gut geholfen. Vor allem die Liste mit den Rheumatologen. Anhand der Liste habe ich bei RateMDs.com abgecheckt, was für Erfahrungen andere Patienten mit den verschieden Ärzten gemacht haben und konnte meiner Hausärztin sagen, für welchen Arzt ich gerne eine Überweisung hätte. Ich muss zwar 1,5 Stunden bis Winnipeg fahren, aber näher geht es hier in der Prärie nicht. Dafür haben wir ganz tolles Wetter und fast immer eine ganz geringe Luftfeuchtigkeit. Ist es wirklich so, dass das besser ist für Rheumapatienten?

    LG Jutta
     
  9. kukana

    kukana in memoriam †

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    Köln
    Bitte schön - gern geschehen. Für eure Verhältnisse ist der Arzt dann ja quasi ums Eck :cool: . Ich selbst merke, dass ich auf regenfronten reagiere und mich bei trockenem Wetter, sogar wenns heiß ist, besser fühle. Es sei denne s ist gerade aktiv etwas entzündet, dann spielt bei mir das Wetter keine Rolle.

    LG Kuki
     
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