Op-Besprechung...aufregendes Erlebnis...*g*

Dieses Thema im Forum "Allgemeines und Begleiterkrankungen" wurde erstellt von Sabinerin, 12. Februar 2003.

  1. Sabinerin

    Sabinerin Guest

    Einen guten Morgen an alle,

    gestern hatte ich meinen ersehnten Op-Besprechungstermin, der aufgrund meiner Hartnäckigkeit bei der Sekretärin vorverlegt wurde. So etwas stiftet natürlich immer Unruhe und die Schwestern werden sicher schon leicht abgenervt sein, wenn sie meinen Namen lesen *g*

    Der junge Arzt schien sich wieder mal von meinem Äusseren ablenken lassen und stufte mich als "Patientenanfängerin" ein. Nachdem ich ihm in Kurzform meinen Verlauf getextet habe, taxierte er mich von oben bis unten und war sprachlos. Nach Überprüfung meines Handgelenkes und des Röntgenbildes war für ihn klar: "Teilversteifung, Synovektomie, Zystenauffüllung mit künstlichem Knochenmaterial und Rausnahme des Ulnar-Köpfchens." Darauf habe ich gewartet und dem netten jungen Arzt erklärt, daß diese Op bei mir nicht durchgeführt wird! Das Ulnar-Köpfchen bleibt drin, notfalls würde ich dies in einer zweiten Op machen lassen, aber meine negativen Erfahrungen am rechten HG haben mich zu dieser Entscheidung gebracht.
    Er staunte, schluckte und nickte dann. Da ich ihm erklärte, daß ich im April eine Fortbildung habe, die mir sehr wichtig sei, wäre es klasse, wenn ich vorher operiert würde. "Ach was, dann machen Sie das im Mai!" Bitte??? Mein Rheuma-Doc sprach von "Dringenst" und nicht Mai...

    Ich musste dann wieder warten, bis der leitende Chirurg kam. Derweil unterhielt ich mich mit der Arzthelferin. Sie schien anfangs ziemlich mürrisch und sie sagte, daß sie am Morgen bereits mehrfach von Patienten angeranzt wurde, weil die Docs nicht eher mit der Besprechung anfingen. Ich meinte nur, daß viele Menschen sich ständig beschweren, im Wartezimmer schlechte Laune verbreiten würden, sich gegenseitig mit Erkrankungen, Spritzen, Tabletten, Op´s etc versuchten zu übertrumpfen, aber niemand würde jemals einem Mann mit weißem Kittel ehrlich den Unmut äussern. Ich frage mich, warum Ärzte "etwas besseres" sein sollten, als wir? Und warum muß ich alles fraglos hinnehmen, es ist ja schließlich MEIN Körper. Wir unterhielten uns weiter und ich erzählte einige meiner Anekdoten, die ich mit Ärzten erlebt habe. Sie amüsierte sich köstlich, lachte später los und meinte:"Frau XXX, wenn ich täglich nur einen Patienten von Ihnen hätte, dann wäre mein Tag gerettet. Ich finde Sie klasse!" *kicher*

    Dann betraten die 5 Ärzte den Raum und der leitetende Chirurg sah mich, fing sehr breit an zu grinsen und meinte:"Ach, eine alte Bekannte.....ähm, meine natürlich eine junge Bekannte!" Ich lachte und sagte nur:"Da haben sie aber fix die Kurve gekriegt" Der junge Arzt erklärte ihm kurz den Sachverhalt und endete mit dem Satz:"´Die Patientin möchte aber nicht, daß das Ulnar-Köpfchen rausgenommen wird"
    "Mein" Chirurg lachte los, weil er diese Diskussion kennt. Er stimmte mir aber sofort zu, daß sie versuchen das Handgelenk mit der "kleinen" Op zu retten, ansonsten folgt eine neue Op.

    Seine nächste Frage:"Wann passt es Ihnen?" Ups, das ist ne Frage...ich erklärte ihm, daß ich bereits die Termine erfragte habe und die nächsten Op´s erst Mitte April stattfinden würden, ich da aber eine Fortbildung habe und dann erst im Mai operiert werden könnte.
    Er grinste wieder:"Machen sich keine Sorgen, ich kümmere mich drum." Mein (zugegeben leiser) Einwand: "aber es gibt doch keine Termine" wischte er mit der Hand weg und meinte, er würde das für mich klären.

    Ich sollte mich auf Mitte März einstellen, aber er würde sich nochmals melden.

    Mmh, ich gebe zu, daß ich anfangs ein schlechtes Gewissen hatte, in der Warteliste schnell hochzurutschen, aber das beruhigte sich schnell. Andere nutzen auch "Vitamin B"und warum soll ich das nicht tun?

    Na mal schauen, ob das alles wirklich so klappt.

    Ach ja, meine Ankunft im KH war um 7.50 Uhr und um 12.15 Uhr verließ ich es wieder und war ziemlich k.o.

    Sabinerin
     
  2. baba

    baba Guest

    Hi Sabinerin

    ...es macht doch immer wiedr Spaß deine Berichte zu lesen.
    Alles gute Für die OP.

    lg baba
     
  3. Sabinerin

    Sabinerin Guest

    Re: amüsant geschildert...kostet aber Kraft / Mut machen

    Hi Baba,

    ich habe den gestrigen Tag bewusst amüsant geschildert, aber es kostet enorm Kraft, sich ständig gegen die Ärzte zu behaupten, zu rechtfertigen oder sich zu erklären. Aber es hat sich gelohnt, den meine Ärzte schieben mir nicht mehr ein Medikament über den Tisch oder bestimmen über meinem Kopf hinweg das Ausmaß einer Op, weil sie wissen, daß ich mich zu Worte melde.

    Aber in dieser Gesellschaft ist es nicht gewünscht selbständig zu entscheiden, sich selbst für sich verantwortlich zu fühlen. Es ist lieber gesehen, daß Frau/Mann folgsam das tut, was gesagt wird.

    Die Tatsache, daß u.a. mein Handgelenk zusehends "zerfällt" ist nicht leicht zu verkraften. Die Tatsache, daß ich immer noch erhebliche Kopfbeschwerden vom Sturz habe, ist nicht immer leicht zu ertragen. Hinzukommt nächste Woche eine Gyn-Op und diverse andere "Kleinigkeiten".
    An manchen Tagen frage ich mich, wo ich diese Kraft hernehme, aber sie ist offensichtlich in mir.

    Ich schildere meine Erlebnisse nicht um hier die Seite zu füllen, sondern anderen Leuten Mut zu machen, sich selbst wahrzunehmen, sich zu spüren und sich endlich zu fragen, was man selbst möchte.
    Wenn man sich selbst nicht wichtig nimmt und sich nichts Gutes tut, wer soll es denn dann tun?

    Ich hoffe ich kann den ein oder anderen bewegen "ein wenig auf die Barrikaden zu gehen", denn jeder ist für sein Leben selbst verantwortlich, nicht die Ärzte, nicht die Eltern oder Freunde.

    Dieser Weg kostet enorm Kraft, manchmal schiebt man sich aus selbst ins Abseits, aber trotz allem lohnt es sich, auf sich und seinen Bauch zu hören.

    In diesem Sinne
    Sabinerin, derzeit geschwächt, aber mit dem Mut einer Sabinerin ;-)
     
  4. ulilou

    ulilou Guest

    @sabinerin

    hallo sabinerin,
    DANKE. genau das, was ich nach meinem heutigen arztbesuch gebraucht habe. ich bin mehr als frustriert! der neue rheumadoc hat die diagnose (während eines heftigen schubes in der uniklinik gestellt!) als "verdacht" bezeichnet und mich in die schublade: "psychisch bedingtes körperliches schmerzsyndrom " abgelegt. gleichzeitig starke antidepressiva geben wollen, mir eine "tolle" psychologin und progressive muskelrelaxation empfohlen und eine corti-reduktion in aussicht gestellt! über letzteres bin ich gar nicht so unglücklich, da es mir im moment wirklich gut geht, aber die ersten beiden aspekte wurmen mich mächtig!
    ich habe eine weile gebraucht, bis ich wusste, was ich empfinde und überhaupt davon halten soll: alles nur ein kopfproblem bei mir! ich habe mir die schübe und die schmerzen nur eingebildet!!!

    liebe sabinerin: danke für dein posting, es hat mir wirklich gut getan!!!
    sonnenscheinige leipziger grüsse
    von einer schon etwas froher gestimmteren und erleichterteren ulilou.
     
  5. monsti

    monsti Guest

    Hihi Sabinerin,

    *breitgrins* Deine Schilderung war klasse! Mache seit einiger Zeit ganz ähnliche Erfahrungen mit meinen Docs, die für mich eben auch nur stinknormale Menschen sind, oft arg überarbeitet sind, gute und schlechte Tage haben, Fehler machen sowie immer was dazulernen können - und in der Unterhose höchstwahrscheinlich genauso absurd aussehen wie der eigene Mann *lach*.

    Meistens ist es halt der Ton, der die Musik macht. Vielleicht brauchte unsereins einfach auch die jahrelange Erfahrung mit Ärzten, um entsprechenden Äußerungen angemessen, aber locker-selbstbewusst begegnen zu können. Klappt net immer, aber immer öfters.

    Weiter so! Liebe Grüße von
    Monsti
     
  6. liebelein1

    liebelein1 Guest

    na ihr lieben,

    danke für die schilderungen. geben einen immer mehr ein bißchen mit geschwellter-brust-rein-ins-doc-zimmer-gefühl.

    und wenn es nur jedesmal ein bißchen mehr wird mit dem erhobenen kopf, so haben diese postings wahre wunder bewegt.

    liebe grüße und weiter so.

    [%sig%]
     
  7. baba

    baba Guest

    Re: amüsant geschildert...kostet aber Kraft / Mut machen

    Hi Sabinerin

    Klar meine Liebe, das weiß ich doch.
    Ich hab zwar einen guten Arzt, aber du weißt das ich als Krankengymnastin immer an der Quelle sitze und mit vielen leider eher schlechten Ärzten zusammenarbeite. Ausserdem mache auch ich fot solcher und ähnliche erfahrungen mit den Ärtzen.

    Aber ich weiß auch, dass du aus diesen eher lustig geschilderten Berichten deiner Arztbesuche diese Kraft ziehst und diese auch an die anderen weitergibst. Also, weiter so, du schaffst das.
    Und wenn was ist, ruf mich an und erzähls mir....

    lg baba (die dich mal fest/vorsichtig umarmt)
     
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