Gehhilfen akzeptieren

Dieses Thema im Forum "Allgemeines und Begleiterkrankungen" wurde erstellt von Seesternchen2006, 8. Juni 2007.

  1. Seesternchen2006

    Seesternchen2006 Neues Mitglied

    Registriert seit:
    8. Juni 2007
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    Hallo,

    bis jetzt habe ich mich immer gescheut in der Öffentlichkeit Gehhilfen zu benutzen und bin auch einigermaßen zurecht gekommen. Seit einiger Zeit merke ich aber, dass mir das Laufen immer mehr Probleme bereitet. Momentan probiere ich zuhause an Krücken zu laufen, was meinen Handgelenken und meiner Schulter aber gar nicht gut tut. Mein Arzt meinte, ich sollte mal einen Rollator testen. Momentan kann ich mir aber nicht vorstellen mit Anfang 40 so eine Gehhilfe zu benutzen. Stelle mir jetzt schon die neugierigen Blicke der Leute vor.

    Welche Hilfsmittel benutzt ihr denn in der Öffentlichkeit und wie habt ihr es geschafft, das zu akzeptieren, dass es nicht mehr ohne geht?

    Gruß
    Seesternchen
     
  2. Uschi

    Uschi in memoriam † 18.7.18

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    Falsche Scham

    Hi Seesternchen,

    ich bin nun 57 Jahre, habe beide Füsse durch cP + beg. Neuropathien so kaputt, dass ich schon Jahre nur besondere Schuhe tragen kann und nur mit Hilfe sehr gut wirkender Schmerzmedis mal 1-2 Std. am Tag "auffe Beine" sein kann - danach sind die Füsse fertig.

    Mir helfen keine Krücken, kein Rollator - ich hätte für mein Leben gern einen Rollstuhl, dann wäre ich mobil und könnte überall hin. Schämen ?? Wozu ??? Jeder Dummgucker sollte doch eigentlich dankbar sein, daß er gut zu Fuss ist, oder ??

    Ich stehe zu mir und meiner Krankheit. Alle meine Freunde, Bekannte und sonstige Nachbarn und andere Mitmenschen wissen, daß ich fußkrank bin und aus diesem Grund keine Aktivitäten mitmachen kann, die spazierengehen oder stehen oder irgendwohin lang laufen beinhalten. Meine Freundinnen sagen immer: "komm, wir mieten einen Rolli und schieben dich durch den Zoo" - ich war schon 10 Jahre nicht mehr dort.

    Meine Krankheit und ich haben sich arrangiert - und erst wenn DU deine Krankheit angenommen hast, schämst du dich nicht mehr dafür.

    Alles Gute wünsch ich dir.

    Pumpkin
     
  3. Mupfel

    Mupfel Guest

    Hilfsmittel akzeptieren, aber wie?

    Hi Seesternchen, du fragst wie andere mit solchen
    Situationen umgehen ...
    Ich stehe vor ähnlichem Problem. Ich soll eine Sauerstofflangzeit-Therapie
    erhalten. Das bedeutet Nasenbrille (Schlauch) und transportablen
    Sauerstoffbehälter. Ich habe Schiss bis in die Haarspitzen davor.-
    Ich wohne in kleiner Stadt wo jeder jeden kennt, die Kommentare
    kann ich mir vorstellen.
    Bis jetzt habe ich die Andeutungend des Doktors immer diskret
    überhört aber jetzt geht es nicht mehr ...!
    Ich bin Anfang 50, ein Vergnügen wird das nicht werden :((
     
  4. Mupfel

    Mupfel Guest

    @Uschi

    Falsche Scham? Du hast 100 prozent Recht - ich wünschte ich wäre
    schon soweit wie Du. Ich muss gestehen dass ich mich mit meinen Krankheiten noch nicht abgefunden habe, leider !:(
     
  5. Lilly

    Lilly offline

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    hallo,

    und herzlich willkommen im forum :)

    diese blicke können dir egal sein ;) - leute schauen immer, und finden auch immer einen grund, sich über dich das maul zu zereissen- egal was du machst, oder nicht machst....

    wenns mir so schlecht geht, dass ich kaum gehen kann, dann bleibe ich zu hause, oder gehe nur mit begleitung raus. ich kann ebenfalls keine krücken oder gehstock verwenden, da sofort meine schultern und handgelenke zu schmerzen beginnen.
    mit dem rollstuhl würde ich alleine die 3 stockwerke nicht schaffen ;) - also bleibe ich zu hause und warte, bis es wieder besser geht....

    ich habe meine erkrankung so angenommen, wie sie eben ist. sie gehört zu mir, ist ein teil meines lebens :)
     
  6. Seesternchen2006

    Seesternchen2006 Neues Mitglied

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    Falsche Scham

    Hallo Uschi,

    beim Lesen deiner Zeilen wurde mir natürlich wieder bewusst, dass ich froh sein kann, überhaupt noch laufen zu können. Auch weiß ich, dass die Benutzung so eines HIlfsmittels schon eine große Entlastung für mich wäre. Aber trotzdem schaffe ich es nicht, meine innere Blockade abzubauen. Es ist richtig, ich habe mich mit der Krankheit noch nicht abgefunden. Na ja bei manchen geht es länger. Und so blöd es klingt, aber wahrscheinlich müssen die Beschwerden und Einschränkungen noch zunehmen.

    Auch dir alles Gute und danke für deine Antwort

    Seesternchen
     
  7. kissi

    kissi Neues Mitglied

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    Niederösterreich
    Hallo Seesternchen,

    da es mir seit oktober letzten jahres mit den hüften und isg und sprunggelenken nicht gut geht und ich so starke schmerzen habe dass ich zeitweise sogar morfium bekommen muss damit ich die schmerzen überhaupt aushalte habe ich auch einen rollstuhl seit oktober und mir ist es am anfang auch schwer gefallen diese blicke zu akzeptieren aber ich brauche den rolli und bin froh ihn zu haben denn so kann ich selber herumfahren und muss nicht den ganzen tag nur im bett liegen. ich war jetzt 4 wochen im kh weil es mir so schlecht ging und brauchte wieder den rollstuhl aber wir fahren auch in der stadt damit herum und ich war auch damit auf urlaub und ich merke das nicht mehr wenn mich wer blöd anstarrt oder denke mir nichts dabei denn ich weiß für mich warum ich den hab und das ich den brauche und wenn ich ihn nicht bräuchte dann würde ich ihn ja auch nicht verwenden. natürlich bin ich auch manchmal traurig wenn wer zB kopfschüttelnd vorbei geht oder einbe blöde bemerkung macht aber ich habe ihn angenommen und akzeptiert. und ich bin jetzt 16 und hätte mir nie gedacht dass ich jetzt schon im rolli sitze aber es ist halt so und wenns mir hilft dann bin ich froh ihn zu haben.

    ich wünsche dir dass du den rolli auch akzeptieren lernst und keine scheu davor hast mit ihm auch in der öffentlichkeit herum zu fahren.
    noch ein schönes wochenende und alles gute

    kissi
     
  8. Seesternchen2006

    Seesternchen2006 Neues Mitglied

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    Hilfsmittel akzeptieren, aber wie?

    Hi Mupfel,

    ich kann dich voll und ganz verstehen, wohne auch in einer kleinen Gemeinde, wo man laufend beäugt wird. Ich glaube, es ist auch einfach ein Stück weit normal, dass die Leute bei "ungewöhnlichen Erscheinungen" erstaunt sind und genauer hinschauen.

    Die Taktik mit dem Überhören habe ich auch bis jetzt angewendet, merke aber selbst, dass ich mir damit keinen Gefallen tue. Vielleicht kann ich mich doch mal überwinden, dieses Hilfsmittel wenigstens irgendwo auszuprobieren, wo mich keiner kennt.

    Ich wünsche dir auf alle Fälle viel Kraft, die Sache durchzustehen.

    Grüße
    Seesternchen
     
  9. amalie44

    amalie44 Neues Mitglied

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    29
    hallo Seesternchen

    ich kann Dich gut verstehen; auch mir wäre es noch im letzten Jahr höchst merkwürdig vorgekommen, mich mit einem Rollator in der Öffentlichkeit zu bewegen - nicht wegen des Alters (62), sondern weil es einfach nicht zu meinem Selbstverständnis passte.
    Dann hat mich die Krankheit eines besseren belehrt.
    Ich kam einige Male in ganz üble Situationen, so dass ich vor Schmerzen buchstäblich in die Knie gezwungen wurde und kaum noch wusste, wie ich die kurze Strecke bis zum Auto schaffen sollte.
    Als mir die Hausärztin dann vorschlug, ob ich es nicht mit dem Rollator versuchen will, war ich regelrecht erleichtert - denn die Alternative wäre gewesen, an die Wohnung gefesselt zu sein.
    Das federleichte, kinderleicht faltbare Aluteil hat mir geholfen, eine schlimme Zeit zu überstehen - Blicke hin oder her;)
    Inzwischen habe ich das Schlimmste (vorerst) hinter mir und ich werde aber nicht zögern, dieses oder egal welches Hilfsmittel wieder zu verwenden, sollte es wieder einmal erforderlich sein.
    ich wünsche Dir
    1. Dass die Beschwerden sich bessern
    2.dass Du den für Dich gangbaren;) Weg findest
    3. ein erholsames und schmerzfreies/-armes Wochenende

    Liebe Grüße:)

    amalie
     
  10. Silke71

    Silke71 Neues Mitglied

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    Hallo Seesternchen!

    Man braucht einfach Zeit sich zu überwinden und es zu akzeptieren Hilfsmittel benutzen zu müssen. Ich hatte auch schlechte Phasen wo ich Krücken brauchte. Ich musste eine Zeit bei meiner Mutter leben, da ich alleine nicht mehr zurecht gekommen bin. Ein Nachbar fragte mich ob ich auf Rente aus wäre, als ich mit Gehstützen an ihm vorbeigelaufen bin. Meine Kollegen fragten wo denn die Inlineskates wären als ich zum ersten Mal mit Hangelenksorthesen zur Arbeit ging. Im Krankenhaus musste ich zeitweise den Rollstuhl benutzen, ich konnte es nicht akzeptieren. Meine Freunde haben mir da sehr geholfen. Ich kämpfe noch heute jeden Tag ob ich Hilfsmittel nehme oder alleine zu Hause bleibe. Es gibt genügend schlechte Tage die einen dazu zwingen zu Hause zu bleiben, da sollte man die einigermaßen guten dazu nutzen und trotz Stützen sich einen schönen Tag machen. Die Orthesen schützen die Handgelenke etwas vor Überlastung. Ein Rollator ist natürlich noch auffälliger aber man kann sich zwischendurch draufsetzen und ausruhen. Außerdem kann man leichter Dinge transportieren.
    Ich wünsche Dir viel Mut :)
    lieben Gruß Silke
     
  11. Diana1970

    Diana1970 Ruhrpottgöre

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    Im Revier
    hallo seesternchen,
    ich habe hier einen netten spruch für dich:

    wie lange ich lebe,
    liegt nicht in meiner macht;
    daß ich aber,
    solange ich lebe,
    wirklich lebe,
    das hängt von mir ab.

    seneca


    ...das hängt nur von mir ab!
    dazu ist es aber auch nötig,sich von konventionen loszusagen.
    sieh das doch mal so....wir werden alle dazu erzogen bloß nicht aufzufallen....dieses und jenes tut man nicht weil die nachbarn so und so reden könnten.
    und anderssein tut man natürlich auch nicht....
    und eben das blockiert,auch mit der erkrankung "wirklich" zu leben - also im rahmen des möglichen - die anderen schreiber hier sagen ja im grunde genau das gleiche aus.....

    lilly hat völlig recht,die leute gucken immer....entweder ist man zu hübsch,zu hässlich,zu dick oder zu dünn - oder man stackst unbeholfen durch die gegend weil man schlecht laufen kann,quält sich aber nur unnötig selber....dann können die leute doch auch genauso dumm gucken mit einem rollator oder krücken?.....das macht keinen unterschied....wichtig ist doch der enge kreis den man gerne mag und die familie.....aber selbst da trennt sich in manchen lebenssituationen die spreu vom weizen....das ist zwar bitter aber macht dennoch sinn....denn da zeigt sich dann die wahre persönlichkeit.

    die "dorfzeitung" braucht futter - die leute wollen reden....wenn nicht über mich,über wen dann?:p

    vielleicht noch eine idee.....mein freund ist seit 25 jahren profi-vierbeiner (so nennt er sich selbst :D ) und hat immer einen coolen spruch drauf.....im winter war er z.b. zum ski fahren :) .....das kann aber auch schonmal was frecheres sein :D .....da sind der phantasie keine grenzen gesetzt :p .....und dir bleibt das ignorieren erspart (das könnte ich auch nicht ständig),außerdem wird dann erst recht dumm geguckt :D
    natürlich gibt es auch immer einige wenige wirklich interessierte frager,denen kann man ja auch gerne mal was erklären....

    liebes seesternchen,ich schicke dir mal ein dickes paket selbstbewußtsein und mut,und drücke dir ganz fest die daumen daß du es schaffst,zu dir zu stehen :)

    alles liebe dir,
    diana :))
     
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