Mitleid?!

Dieses Thema im Forum "Allgemeines und Begleiterkrankungen" wurde erstellt von r.eget, 6. Februar 2007.

  1. r.eget

    r.eget Neues Mitglied

    Registriert seit:
    5. Februar 2007
    Beiträge:
    2
    Hallo,
    ich habe mich mal unter einem anderen namen angemeldet, weil meine familie hier auch mitliest!
    Also, bei uns ist es im moment wirklich schlimm, mein mann hat nur mitleid mit mir. ich versuche wirklich das thema rheuma und sämtliche "mitkrankheiten" nicht aufkommen zu lassen. er guckt mich nur mitleidig an und fragt immer wie es mir geht. er meint es ja nur gut. Ich habe ihm gesagt es ist ok und ich bilde mir ein, dass ich mich auch normal verhalte (also nicht leidig in der ecke sitze). aber irgendwie steht diese krankheit im mom total zwischen uns.
    habt ihr solche probleme auch? wie verhaltet ihr euch? vllt liegt es auch an mir und ich merke es nur nicht :o :o
    lg
     
  2. lexxus

    lexxus Aktives Mitglied

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    Beiträge:
    3.971
    hallo reget,

    vielleicht solltet ihr einfach mal darüber sprechen, wir ihr bezüglich deiner erkrankung miteinander umgehen wollt/solltet. sag deinem mann, was du von ihm erwartest/ dir wünschst bzw. was dich nervt. bei uns ist es so, dass ich schon so viel selbst mache, wie ich schaffe und erst lege um hilfe bitte, wenn ich allein gar nicht klar komme. ich erzähle ihm auch nicht jedes zipperlein, was mich piesackt, sondern nur dann wenn es mir wirklich schlecht geht und ich seine hilfe benötige. ich habe ihm zu beginn meiner rheumakarriere gesagt, worum es bei der erkrankung geht, insofern kann er mich auch angemessen unterstützen, so es denn nötig ist.
    es ist aber eben unbedingt nötig miteinander zu reden. letzten ende ist es, denke ich, auch so, dass nur mitleid erregt, wer entsprechende singnale sendet. das muss nicht einmal bewusst passieren. selbst wenn du nix sagst, sieht man es dir vielleicht einfach an, weil du vielleicht ungewollt etwas gequält guckst oder deine stimme sich beim sprechen so verändert, dass der eindruck entsteht, dass du leidest. so übermässiges mitleidsverhalten ist vielleicht auch ein deutliches zeichen von unsicherheit. wenn dein mann solche signale bei dir wahrnimmt, du aber nix sagst, weiss er vermutlich nicht, was er davon halten soll. manchmal ist es eben doch besser dann zu sagen, dass einem dieses oder jenes gerade weh tut, das ist dann eine klare aussage und dein mann kann daran abschätzen ob du womöglich gerade deine ruhe brauchst oder eher unterstützung oder zuspruch.
    oftmals reicht es eben auch nicht, ein für alle mal zu sagen, wie man es gern hätte, denn jede situation ist anders. wenns mir heute schlecht geht will ich vielleicht meine ruhe und morgen siehts vielleicht schon wieder anders aus. man muss dann einfach angemessen der situation seine ansage machen. letztlich besteht beziheung ja nun mal auch aus dem "miteinander reden", ob man nun krank ist oder nicht.
    naja, weiss nicht, ob dir das jetzt wirklich hilft, aber nen versuch wars wert :)
    ich wünsch dir alles gute
    lieben gruß
    lexxus

    ps: toll finde ich aber, dass auch deine familie hier mitliest. dieses interesse kann man durchaus positiv bewerten und ist sicher auch ein guter ansatz um den mitleidigen umgang in angriff zu nehmen :) .
     
  3. r.eget

    r.eget Neues Mitglied

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    5. Februar 2007
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    2
    hallo lexxus,
    vielen dank für deine antwort.
    wir reden ja ,aber irgendwie möchte mein mann nicht verstehen, dass alles ziemlich normal weitergeht. sicher, einiges hat sich schon verändert, aber man kann doch nicht nur über krankheit reden. meine familie gibt sich ja auch mühe, dass der alltag normal ist. vllt hadere ich auch mit mir selbst, wenn ich das nur so genau wüsste. es kann durchaus auch an mir liegen, ich weiß es einfach nicht. aber auf keinem fall soll die rheumatische erkrankung zwischen mir und meinem mann stehen.
    lg
     
  4. Colana

    Colana Musikus

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    Schleswig-Holstein
    Hallo r.get,

    bei mir stehen auch die andauernden Erklärungsversuche im Raum.

    Mein Mann kann nicht verstehen, warum ich ein best. Medikament nicht erhalte, warum ich mich weiter als Versuchskanninchen hinstelle, anstatt zu sagen: Hör mal Doc - ich habe Schmerzen, Ihre Medis helfen nicht, aber das eine hilft trotz der ganzen Nebenwirkungen...

    Vielleicht hat er ja Recht, aber er muss sich da nicht hinsetzen und mit den Ärzten diskutieren, damit die endlich einem glauben. Mein Mann hat keine Lust sich ansdauernd mit der Krankheit auseinandersetzen zu müssen, weshalb ich auch immer weniger sage. Ja - er sieht, wenn ich mal wieder meine Krücken oder Hand-Orthesen brauche, weil ich vor lt Schmerzen nicht weiß, was ich noch machen soll....

    Aber ehrlich gesagt, habe ich auch keine Lust, meinem Mann jeden Tag erklären zu müssen, dass es mir mies geht - dazu bin ich der Typ gar nicht. Und die Männer denken auch ganz anders darüber - deswegen ist es auch sooooo schwierig, denen begreiflich zu machen, dass wir nicht bemitleidet werden wollen, sondern, dass dann geholfen wird, wenn es nötig wird und ansonsten bitte lasst uns selbstständig sein.

    Sag Deinem Mann und Deiner Familie:
    Hört mal: Ja - ich bin krank, ja - ich habe Schmerzen und ja - manches Mal geht es mir schlecht.
    Ich brauche Eure Hilfe, aber nicht Euer Mitleid... bestimmte Dinge kann ich nicht mehr erledigen, z. B. Flaschen öffnen, Fenster putzen.... usw. da benötige ich Hilfe, den Rest lasst mich es allein oder mit Eurer Hilfe machen, aber lasst mir meine Selbstständigkeit

    Und mach vielleicht eine List, mit den Dingen, wo Du Hilfe gebrauchen könntest. Bleibt auch in der Kommunikation.... und vielleicht solllte Dein Männe auch mal zu einer ärztlichen Besprechung mitkommen, damit auch er seine Fragen loswerden kann, seine Sorgen und manches Mal haben die Männer sogar noch Ideen...

    Ansonsten wollen sich die Männer mit Thema Krankheit wenig bis gar nicht auseinander setzen, sie stecken lieber den Kopf in den Sand. Sie wollen Ergebnisse - das wars und nicht, wie wir dorthin kommen.... Das ist meine Erfahrung, die ich jetzt so im Laufe der Ehejahre sammeln durfte. Mein Mann hat sich weiter mit seinen Dingen nicht beschäftigt, das überlässt er lieber mir, das Gleiche gilt für die Problematik unseres Sohnes sowie mit meiner Erkrankung....

    Sorry, ist leider doch wieder länger geworden.... und trotzdem liebe ich meinen Mann.... ;)

    Viele Grüße
    Colana
     
  5. Hallo r.eget
    Vielleicht liest dein Mann auch hier mit? Dann könnte er ja beim Austausch für Angehörige "mitmischen". Es wäre interessant von ihm zu erfahren, was ihn bewegt oder beängstigt.
    Liebe Grüsse von Sylke
     
  6. Pukki

    Pukki immer wieder Aufstehn!

    Registriert seit:
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    302
    Ort:
    Westerwald
    Umgang mit Rheuma und Familie

    Liebe r.eget,

    als ich vor gut 12 Jahren an Rheuma erkrankte, war unse Sohn Fabian 2,5 Jahre und wir hatten gerade angefangen ein Häuschen zu bauen.
    Neben den ganzen existenziellen Fragen und Ängsten, konnte ich meinem Mann auch nicht gerade gut vermitteln, was er für mich tun konnte oder was er besser nicht machen sollte.

    Damals lief ein Seminar von der Rheuma-Liga. Für Paare, von denen ein Teil an Rheuma erkrankt war.

    Daran teilzunehmen, war das Beste, was uns passieren konnte.
    Gemeinsamm mit anderen betroffenen Paaren und 2 super Supervisoren kam da so manches ans Tageslicht, was ich oder mein Mann gar nicht registriert hatten.

    Es hat uns den Umgang mit meiner Erkrankung erleichtert, so dass ich heute schon manches Mal daran gedacht habe dieses Seminar zu wiederholen, es hat sich doch über die Jahre so manches eingeschlichen, was zumindest unserer Beziehung nicht immer gut tut.

    Ob die RL solche Seminare noch anbietet müßtest Du bei Interesse Erfragen.
    www.rheuma-liga.de

    Liebe Grüße

    Pukki
     
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