Ulrich Schaffer

Dieses Thema im Forum "Kaffeeklatsch" wurde erstellt von Mni, 1. Januar 2007.

  1. Mni

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    6.März, aus: In der Dichte des Lebens

    Es geschieht nichts von selbst

    Ich beiße die Zähne zusammen,
    ich klopfe an, ich sage nein,
    ich verachte den Schmerz,
    ich achte auf die Wolken,
    die keine Grenzen kennen,
    ich verbiete mir, auf die Wolken zu achten.
    Es geschieht nichts von selbst.

    Ich mache Pläne, ich verwerfe Vorbereitungen,
    ich erlaube mir nicht, ich selbst zu sein.
    Ich taste mich vor, ohne Kraft.
    Ich begebe mich auf die Überholspur
    und lasse meinen Glauben
    hinter mir zurück, und dann wieder
    halte ich an jedem Stück Glauben fest
    mit der Entschiedenheit eines Verzweifelten.
    Es geschieht nichts von selbst.

    Und wenn dann etwas geschieht,
    wie von selbst,dann weiß ich,
    dass es eine Geschichte hat,
    in der nichts von selbst geschah.
     
  2. Mni

    Mni Bekanntes Mitglied

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    7.März, aus:in der Dichte des Lebens

    Manchmal haben wir nichts so wie das, was wir weggeben.
    Es ist das Loch und die Leere, die sich uns einprägen.
    Zurück bleibt die wahre innere Gestalt von dem, was wir verschenkt haben.
    Und diese Gestalt beschwert uns nicht, wie der Besitz, an dem, wir hängen.
    So kann es sein, dass das Weggegebene wächst und das Festgehaltene schrumpft.
    Wenn wir alles loslassen, gehört uns die ganze Welt.
    So werden wir reich.
     
  3. Mni

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    11.März aus: s.o.

    Ehe du einen Menschen verurteilst oder auch nur negativ über ihn denkst, überlege, was er oder sie gelitten hat.
    Über den Schmerz und das Leid ist mancher Mensch besser zu verstehen.Das soll nicht entschuldigen, wie dieser Mensch ist. Vielleicht hast du das Recht, über ihn oder sie ärgerlich zu sein. Aber ein Ärger, der versteht, ist kein endgültiger, vernichtender Ärger. Der Ärger, der mit Verstehen kombiniert ist, baut auf und kann helfen.
     
  4. Mni

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    15.März aus: in der Dichte des Lebens

    Wir alle geben eine Botschaft ab.Wir sagen etwas aus, etwas Grundsätzliches, was unsere Grundeinstellung zum Leben ausdrückt. Es ist nicht in Worten auszudrücken. Es ist nicht faßbar, weder für uns selbst, noch für den, der aufnimmt, was von uns ausgeht. Und trotzdem ist es das, wofür man uns hält und dementsprechend man uns einordnet. Unsere Worte sind zwar im Moment lauter, deutlicher, verständlicher, aber der Eindruck, den wir machen, bleibt tiefer in dem Menschen haften. Wir können andere nicht fragen, wie wir auf sie wirken, weil das, was sie uns sagen, retuschiert ist und gefärbt durch ihre Bedürfniusse oder ihre Aversionen uns gegenüber. Die eizige Art, herauszufinden, was von uns ausgeht, ist die indirekte.
    So wie Menschen auf uns reagieren, so wie sie zu uns sind, so haben sie uns wahrgenommen und aufgefaßt. Sie reagieren auf die stille Botschaft, die von uns ausgeht.
    Das muss ich ansehen, wenn ich wissen will, wer ich für diese Menschen bin.
     
  5. Mni

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    16.März aus:s.o.

    In der ersten Lebenshälfte hast du dich bemüht,alles zu bekommen, zu gewinnen, zu erhalten, festzuhalten und so deinen Besitz zu bauen.
    Du hast allem, was dir gehörte, eine Prägung verliehen.
    Du hast der Welt deinen Stempel aufgedrückt.
    Wo du gegangen bist, hast du Spuren hinterlassen. Das war für dich ein Erfolgserlebnis.So entstanden nach und nach deine Weltanschauung, dein Glauben,dein täglicher Rhythmus, deine Moral, deine Freundschaften, und deine Kollektionen an Besitz. Das war die so nötige Übung des Aneignens.
    Durch sie hast du dich heimisch auf der Welt gefühlt, du hattest hier ein Bleibe, umgeben von den Dingen, die deine Handschrift trugen.
     
  6. Mni

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    17.März aus: In der Dichte des Lebens

    Jetzt, in der zweiten Lebenshälfte, wird, wenn du weiter reifen willst, die andere Übung von die gefordert sein: loszulassen, abzugeben und zu erleben, dass dir nichts gehört, nichts gehören kann, überall die Begrenztheit deines Einflusses zu realisieren und zu begreifen, dass nichts gleichbleibt, dass alles im Fluss ist.
    Erst wird es dir angst machen, dir wird sein, als würdest du dein Leben weggeben, weil dein Leben an dem hängt, was dir gehört und was du glaubst. Es wird dir sein,als würdest du dir selbst in den Rücken fallen und dich verraten. Und wenn du etwas nicht loslassen kannst, wirst du das eigenartige Gefühl haben,dich selbst zu zerteilen und zu zerreißen, wenn du es dann doch losläßt. Und in dieser Zerreißprobe wird sich dein Leben erweitern.
     
  7. Mni

    Mni Bekanntes Mitglied

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    19.März aus: s.o.

    Du kannst dich weigern, ein schlechtes Gewissen zu haben, nur weil dir manches besser gefällt als anderes, oder weil du mit manchen Menschen besser reden und leben kannst als mit anderen.
    Oder du kannst einem schlechten Gewissen nachgeben und unecht leben.
    Wenn du zwischen beiden Wegen gewählt hast,kannst du niemandem mehr die Schuld geben.
     
  8. Mni

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    22. März aus: In der Dichte des Lebens

    Es gibt Lieblingsgedanken, in denen wir uns bewegen wie in alten ausgetragenen Kleidern und als hätten wir die Welt immer so gesehen. Wir wiederholen diese Gedanken in uns und auch anderen gegenüber.
    Kannst du dir vorstellen, einen dieser Gedanken loszulassen, vielleicht nur zunächst für einen Tag?
    Beobachte zunächst, was sich an seiner Stelle tut. Vielleicht gibt es etwas, was über diesen Gedanken hinaus existiert, auch wenn der Gedanke so gut und endgültig wirkte.
    Dies kann man auch üben mit einem Gedanken über einen anderen Menschen.
    Vielleicht kann der andere oder die andere so einem Käfig entkommen, in den wir ihn oder sie gesteckt haben. Immer wenn wir den Käfig eines anderen Menschen in uns öffnen, schenken wir uns selbst etwas mehr Freiheit.
     
  9. Mni

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    24.März aus: In der Dichte desLebens

    Oft ist nicht das, was wir tun, sondern das, was wir nicht tun oder nicht mit uns tun lassen, die stärkere Aussage.
    Widerstand zu bieten, wo wir eingeplant werden bei der Zerstörung des Lebens, ist darum für mich eine Frage des Seins.
    Ich habe mich für das Leben und für die Erhaltung des Lebens entschieden, und da, wo Konträres von mir verlangt wird, will ich mich schreibend, sprechend, denkend und handelnd widersetzen.
     
  10. Mni

    Mni Bekanntes Mitglied

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    2.April, aus: in der Dichte des Lebens

    Was du fühlst, ist wesentlich. Was du denkst, ist wesentlich. Was du entscheidest, ist wesentlich.
    Für dich. Alles für dich. Es handelt sich um dein Leben, deine Gefühle, deine Gedanken, deine Willensentscheidungen. Und dann kommen andere und sagen dir, dass es unwichtig sei, was du denkst, was du fühlst und wie du dich entscheidest. Oder sie sagen dir, es sei nicht so, wie du es siehst, es sei anders. Und sie reden von einem fremden Leben, von ihrem Leben oder von einer Theorie, die sie gut finden. Und eine Seite in dir gibt ihnen recht. Ja, es ist so, wie sie sagen. Wer bin ich schon?
    So schnell geht es, dass du dich für fremde Anliegen einsetzt und dich selbst aus den Augen verlierst. Irgendwann später wachst du auf mit dem Gefühl eines großen Verlustes. Solange du diesen Verlust noch fühlen kannst, ist Hoffnung.
     
  11. Mni

    Mni Bekanntes Mitglied

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    5. April

    Es mag zwischen zwei Menschen keine Verständigung mehr geben. Sie haben sich auseinander-gestritten, auseinander- gesetzt, auseinander-geredet.
    Es mag sein, dass die einzige Möglichkeit zur Verständigung nur noch über den Schmerz geht. Könnten sie einander fragen:
    Wo und wie habe ich dir Schmerzen gemacht? Und könnten sie dann darüber reden und jeden Satz mit "Ich" beginnen, ohne dabei dem anderen etwas anzuhängen oder unterzuschieben-sie hätten eine neue Möglichkeit, einander zu verstehen.



    Liebe RO-ler dies ist mein letzter Eintrag zu diesem Thema.

    Ich schließe diesen Strang hiermit und wünsche Euch allen schöne Ostern!
    Eure mni
     
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