Rheuma und Alkohol

Dieses Thema im Forum "Allgemeines und Begleiterkrankungen" wurde erstellt von moonja, 10. April 2006.

  1. moonja

    moonja Guest

    Hallo!

    Mich beschäftigt seit längerem Folgendes:

    Mein Partner hat seit ca. 4 Jahren Rheuma. Am Anfang war es schubweise, mittlerweile hat er jeden Tag Schmerzen. In der Woche nimmt er Schmerzmittel ein, was ich auch verstehen kann. Es muss die Hölle sein! Es fing dann eigentlich kaum merkbar an. Am Wochenende trank er immer ein oder zwei Gläser Alkohol. Ist ja weiter nichts dabei. Das steigerte sich aber dann. Zuerst nahm ich das gar nicht so wahr.
    Mittlerweile dröhnt er sich Freitag und Samstag zu (ca 1/2 bis 1 Flasche Whisky pro Abend). Manchmal ist er auch Sonntag abend ziemlich angeheitert. Er ist dann natürlich immer gut drauf, empfindet wohl den Schmerz nicht so. Auf eine Art kann ich ihn sogar verstehen, aber Alkohol war doch noch nie eine Lösung.
    Besprechen wir das Thema, meint er dass ich ihn nicht verstehen würde, da ich den Schmerz nicht kenne! Stimmt ja auch... aber dennoch weiss ich, dass er sich auf Dauer so kaputt macht!
    Erst gestern, als er torkelnd und super gut gelaunt ins Bett kam, hatten wir das Streitthema wieder. Ich sagte ihm, dass ich das so nicht mehr lange ertragen könne, worauf er meinte, dass es klar wäre dass er über kurz oder lang alleine sein würde, weil er ständig diese Schmerzen hätte und an vielen Dingen nicht mehr teilhaben könne.
    Aber das stimmt ja nicht! Ich kann es nur nicht ertragen dass er ständig betrunken ist! Mit allem anderen kann ich gut leben, ich halte ja zu ihm und versuche ihn zu unterstützen. Aber sein Alkoholkonsum macht mich auf Dauer fertig..

    Weiss jemand Rat?

    Verzweifelte Grüsse

    moonja
     
  2. Tabby

    Tabby Mitglied

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  3. Jürgen

    Jürgen Aktives Mitglied

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    Rheinbach
    Hi,

    ich kann ihn schon ein wenig verstehen, da es kaum etwas schlechteres gibt als Dauerschmerzen. Mittlerweile gibt es aber hoch wirksame Medikamente, mit denen das Leben wieder lebenswert wird (sofern sie wirken und keine Nebenwirkungen auftreten). Was nimmt er für Medikamente? Ist er regelmäßig in ärztlicher Behandlung und setzt sich mit seiner Erkrankung auseinander? Welche Art von Rheuma hat er?

    Viele Grüße
    Jürgen
     
  4. moonja

    moonja Guest

    Ja,

    verstehen kann ich ihn auch. Nur auf Dauer bringt es eben nichts! In ärztlicher Behandlung ist er nicht (mehr). Er meint, die können eh nichts tun! Er will nichts unternehmen, stellt sich völlig stur. Er meint, es sei eben so und man könne nichts tun.
    Vielleicht ist das ja auch so, dennoch kann man sich doch z.B. mit anderen Betroffenen austauschen, sich Rat holen, oder? Aber auch das lehnt er vollkommen ab. Er macht dicht und trinkt. Und ich sitze daneben und weiss nicht mehr weiter.
    Starke Medikamente nimmt er grundsätzlich nicht. Lehnt sie ab wegen den hohen Nebenwirkungen. Das widerspricht sich auch! Sich mit Alkohol zudröhnen ist ja auch nicht gerade gesund!! Aber all das will er nicht hören. Er nimmt Aspirin, ca. 2-5 Tabletten pro Tag (sagt er) Wird aber nervös, sobald die Packung leer ist... ich weiss nicht, ob er nicht auch schon tablettenabhängig ist.

    moonja
     
  5. Lilly

    Lilly offline

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    hallo moonja,

    das die schmerzen manchmal unerträglich sind und kein schmerzmittel hilft ist eine schlimme sache- ich kann es schon verstehen, dass er mit alkohol versucht sie zu unterdrücken- aber es ist keine dauerlösung!
    ich selber kenne das problem nur zu gut.
    um mich nicht ganz von meinen freunden abzukapseln, nehme ich ab und zu einladungen an. es kommt leider zu oft vor, dass ich gerade zu diesem zeitpunkt wieder nicht fit bin und große schmerzen habe. 2-3 gläser wein können mir da helfen, den abend zu überstehen :rolleyes: - ja aber nicht jedes wochenende ;) .
    dein mann sollte bedenken, dass der ständige alkoholkonsum noch zusätzlich seine, durch medikamente belasteste leber, nieren, nervensystem und magen, schädigt :( .
    ich finde du solltest mit ihm klartext sprechen- ihm deine ängste mitteilen. eine chron. erkrankung zu bekommen- da kann man nichts dafür- das passiert eben,- aber bei einer alkoholkrankeit ist man selber nicht unschuldig.
    ich finde es toll, dass du zu ihm stehst, aber auch er muß rücksicht auf dich nehmen- denn auch du besitzt nur ein leben :o

    diese aussage hört sich m.e. sehr depressiv an. er sollte doch mal psychotherapeutische hilfe in anspruch nehmen, da er offensichtlich mit seiner erkrankung noch nicht klar kommt.
     
  6. Lilly

    Lilly offline

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    5.184
    liebe moonja,

    habe erst jetzt gesehen, dass du wieder geschrieben hast.
    einen tipp will ich dir noch auf den weg geben: ein alkoholiker gibt erst dann das trinken auf, wenn er es von sich selbst aus wirklich will....
    da nützen keine guten zusprüche, kein verständniss- er wird immer einen grund zum trinken finden- leider ist das so.
    jetzt ist es seine erkrankung- dann dein (wie er meint) unverständniss- dann,- wenn du ihn verlässt,- seine einsamkeit, dann der soziale abstieg....

    wieviele familien werden durch alkoholiker zerstört??? es ist nicht nur er der leidet- sein ganzes umfeld leidet mit...

    stell ihn vor die alternative: ich oder der alk

    du kannst ihm nicht helfen,- er muß es von sich aus wollen....
     
  7. evyl

    evyl in memoriam<br>† 04.12.2006

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    17
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    Schweiz, Lugano
    Dir selber helfen

    Liebe Moonia,

    Es stimmt wenn jemand nicht will kannst du ihm nicht helfen, aber du kannst schon dir selber helfen:
    Vielleicht bringt dir das etwas:www.al-anon.de
    Ich wuensche dir alles guete
    Evyl
     
  8. Jürgen

    Jürgen Aktives Mitglied

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    669
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    Rheinbach
    Hi,

    vielleicht wäre ihm etwas geholfen, wenn Du ihn dazu bringen könntest diese Beiträge hier zu lesen. Es gibt hier viele Leute die unzureichend behandelt wurden und nicht weiter wußten, aber dennoch nicht aufgegeben haben und irgendwann doch einen kompetenten Arzt gefunden haben. Rheuma ist in der Regel kein Todesurteil und behandelbar, allerdings ist Aspirin und Alkohol nicht die beste Therapie. Ansonsten kann ich mich nur Lilly anschliessen...

    Viel Erfolg
    Jürgen
     
  9. Rosarot

    Rosarot trägt keine Brille ... ;)

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    18. März 2006
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    Saarland in der Landeshauptstadt
    Hallo Moonja,

    die anderen haben recht - du kannst gegen den offensichtlichen Alkoholismus (der harte Alkohol Whiskey spricht eine deutliche Sprache) deines Mannes wenig tun, wenn er nicht motiviert ist, damit aufzuhören. Und da man sogar noch nachvollziehen kann, warum er trinkt, nämlich damit er halbwegs über die Runden kommt, ist es natürlich doppelt schwierig. Alkoholismus ist eine Krankheit - nicht "nur" eine Sucht oder ein Trostpflaster. Das darf man auch nicht vergessen. Er kann ohne professionelle Hilfe gar nicht mehr damit aufhören ...

    Vielleicht kannst du über seinen Hausarzt was erreichen? Versuche doch mal bei dem ein Date zu bekommen, bei dem du dein Herz ausschüttest - natürlich im Vertrauen. Manchmal werden Alkoholiker dann wach, wenn ihnen ein Arzt ganz krass mitteilt, dass wenn sie so weitermachen, naja - dass sie dann auch ruckzuck todkrank sind und ihnen nix und niemand mehr helfen kann.

    Es ist sehr schwer, einen Alkoholiker zu lieben. Ich verfolge das bei einer Freundin schon über zehn Jahre ... Ich habe ihr immer geraten, ihn zu verlassen - meiner Meinung der einzige Weg, ihn aufzurütteln "clean" zu werden. Dann hätte die Beziehung wenigstens eine gute Chance, erneut zu beginnen. So ist es eine Quälerei für alle beide ... Ich habe mal gehört, dass Alkoholiker erst ganz ganz unten und alleingelassen sein müssen, um überhaupt einzusehen, dass es so nicht weitergehen kann. Eine schwere Sache für jeden Partner - es zerreißt einem ja das Herz, den geliebten Menschen quasi "ins Messer" laufen zu lassen.

    Ich wünsch dir ganz viel Kraft - aber bitte, vergiss dich nicht ... Manchmal muss man vielleicht wirklich loslassen, um einen neuen Anfang zu finden.

    Liebe Grüße
    Rosarot
     
  10. moonja

    moonja Guest

    Erstmal vielen Dank euch allen für eure Antworten! Es tut schon gut zu wissen, dass man nicht alleine ist mit einem Problem.
    Ich habe dann heute gleich mal ein ernstes, sachliches Gespräch geführt. Habe meine Ängste und Bedenken geäussert. Zwar habe ich das in der Vergangenheit schon desöfteren getan, aber heute hatte ich das Gefühl es kommt auch etwas an.
    Zum ersten Mal hat er zugegeben, dass er überhaupt zuviel trinkt. Sonst hat er immer behauptet es sei gar nicht soviel..usw.
    Er will dran arbeiten. Versuchen damit aufzuhören.
    Falls es nicht besser wird, habe ich ihm "gedroht" bei unserem Hausarzt um Hilfe zu bitten. Ich galube, das hat am meisten gewirkt...
    Dieser Tipp war übrigens sehr gut! Darauf wäre ich gar nicht gekommen.

    Auch konnte ich heute, glaube ich, klar rüberbringen, dass ich ihn nicht wegen seinem Rheuma und die damit verbundenen Handicaps verlassen würde, sondern wegen dem Alkohol. Ich denke, das hat er verstanden. Ich hoffe es zumindest.
    Den Vorschlag sich mit anderen auszutauschen oder z.B. mal in einem Forum wie diesem um Rat zu bitten, hat er aber abgelehnt. Nun ja, alles auf einmal wäre auch zuviel verlangt!

    Ich weiss, dass damit noch nichts wirklich getan ist, bin aber schonmal froh über diesen ersten Schritt. Es wird noch ein grosser Berg sein, den wir zu besteigen haben... bin aber (heute) ziemlich optimistisch.

    Danke euch nochmal, ich werde am Ball bleiben und mich auch hier ab und an melden um euch evtl. noch mit weiteren Fragen zu "nerven". Aber mit mehreren Meinungen und hilfreichen Tipps geht alles ein bisschen einfacher!

    Auch die Links waren sehr interessant. Evtl. werde ich eine dieser Selbsthilfegruppen besuchen, wenn ich gar nicht mehr weiter weiss. Eins weiss ich: so schnell aufgeben werde ich nicht!

    Einen schönen Abend!

    moonja
     
  11. Lilly

    Lilly offline

    Registriert seit:
    30. April 2003
    Beiträge:
    5.184
    liebe moonja,

    toi,- toi,- toi.....*überdieschulterspuck* ;)
    ich wünsche euch beiden alles gute und viel kraft!
     
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