man sieht es nicht, wie krank man ist......

Dieses Thema im Forum "Ich bin neu!" wurde erstellt von jutta S., 11. Dezember 2005.

  1. jutta S.

    jutta S. Guest

    ...seit 10 Jahren weiß ich nun , dass ich cP habe, ab und zu blickte ich in Richtung Forum, wollte dann aber nichts damit zu tun haben. Warum.....ich wollte es einfach nicht wahrhaben! Ich "war" eine sogenannte Powerfrau und mein Schädel meint ich sei es noch. Nach jahrelanger Verdrängung bin ich nun an dem Punkt angekommen, wo ich mir eingestehen muß du bist echt krank...........
    Nach jammern, toben, Zorn ,Wut ,mit Händen und Füßen wehren, warum gerade ich Thesen..usw....muß ich nun hinsehen.
    Und das tut weh.

    Das Problem ist , dass die Umwelt nicht sieht was mit einem los ist. Ich sehe noch gut aus, bin schlagfertig, kann gut daherreden, kontakfreudig und kann einfach gut mit Menschen umgehen. Nur mit mir selber nicht.
    Egal was ich versucht habe, Weiterbildung, Arbeitssuche keine Chance.
    Zuerst geht alles klar, doch wenn die Erkrankung und der Schwerbehindertengrad von 70% genannt wird, lassen die einen fallen wie eine heiße Kartoffel.
    Und nun sitze ich hier, der Körper schmerzt und der Kopf will so gerne die Powerfrau lebend machen. Noch habe ich es nicht geschafft mich so anzunehmen wie ich bin - ich schwanke zwischen "ich schaffe das schon" und der Depression" wie lange lebe ich eigentlich noch".
    Mein größtes Problem ist es, mich nicht von den Depressionen greifen zu lassen , wenn es mir schlecht geht und nicht zu weit über das Ziel hinauszuschießen, wenn es mir wieder gut geht...............das goldene Mittelmaß - noch habe ich es nicht.
     
  2. JMCL

    JMCL Neues Mitglied

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    Harzer Umland
    Kommt mir doch sehr bekannt vor ...

    Hallo Jutta,
    willkommen bei RO, ja, und das, was Du schreibst, ....s.o.....
    Leider ist mir auch noch keine "Patentlösung" eingefallen, um mit meiner "Lebensgefährtin" der cP umzugehen. Allerdings ist mir irgendwann - auch dank all der Beiträge hier - aufgefallen, dass kein Tag wie der andere ist und das das genau auch das Gute dabei ist, geht es mir heute schlecht, muss das nicht auch unbedingt morgen so sein. Ich weiß, es ist nur ein geringer Trost und auch er hilft mir nicht immer.
    cP hat zumindest dafür gesorgt, dass ich beginne, mich neu zu definieren, hört sich vielleicht blöd an, aber es hat den Vorteil, dass ich gezwungen bin,mit mir neu umzugehen und mich neu zu begreifen. Nun könnte man natürlich auch sagen, na, das ist doch eine tolle Chance, so praktisch noch einmal neu mit dem Leben zu beginnen, aber leider bleibt mir da immer noch überwiegend das Lachen in der Kehle stecken. Aber trotzdem, es ist eine Chance!
    Und wenn es mir richtig mies gehen sollte, habe ich auch keine Hemmungen, alle Hilfe anzunehmen, die sich mir bietet incl. einer Therapie, vor der ich insgeheim Angst habe.
    Ich wünsch Dir, dass Du bei RO ein wenig Wärme und Trost und Weiterkommen finden wirst und lass den Kopf nicht hängen,
    JMCL
     
  3. SonjaW

    SonjaW Neues Mitglied

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    Hallo Jutta, auch ein herzliches Willkommen von mir!
    Ich möchte mich JMCL anschliessen, denn auch ich musste mich durch die Krankheit (ra seit 2002) neu kennenlernen. Ich musste meinen Weg neu definieren, meine Zukunftspläne aufgeben und neu "erfinden". Das war sehr schmerzlich, heute aber fühle ich, dass alles richtig und gut war. Die tollste Errungenschaft, die ich durch die Krankheit gemacht habe: ich habe gelernt, im Hier und Jetzt zu leben. Vorher war ich immer entweder bei der Zukunft oder irgendwo in der Vergangenheit. Heute kann ich Augenblicke geniessen wie nie zuvor.
    Jeder Mensch ist anders, und jeder muss auf seine eigene Art damit umgehen, es gibt kein "Rezept", das für alle gilt. Ich wünsche Dir viel Kraft und Hoffnung, mit der Situation umzugehen, und viele gute Freunde und Familie, die für Dich da sind.
    Alles Gute!
     
  4. Lilly

    Lilly offline

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    hallo jutta,

    herzlich willkommen auf ro. deine vorgeschichte liest sich, wie viele von unseren usern hier, auch wie meine.
    bin auch 45, habe seit 1998 cp und fibromyalgie, die diagnose aber erst seit 2002.
    solange ich gegen die erkrankung ankämpfte, litt ich zusätzlich unter starken depressionen und panikattacken.
    seit ich sie angenommen habe, kann ich mich neu orientieren, es geht mir psych. und phys. wieder besser. es ist jetzt zwar ein anderes, aber nicht schlechteres leben, dass ich jetzt führe. ich gestehe mir schwächen ein und gönne mir meine benötigten pausen.
    von der powerfrau zur rentnerin- liest sich schrecklich, ist es aber nicht mehr. jetzt habe ich endlich einmal zeit, auch an mich zu denken ;) ...
    du hast deinen kleinen sonnenschein, erfreue dich an ihm. geniese es, ihn aufwachsen zu sehen.
    zu deiner frage: wie lange lebe ich noch.......das weis keiner von uns, auch die *gesunden* nicht.
    ich wünsche dir viel kraft zu der aufarbeitung deiner probleme
     
  5. -Aufrecht-

    -Aufrecht- Neues Mitglied

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    Hallo Jutta,

    mir sah man meine Behinderung an, brauchte also bei Vorstellungsgesprächen nie mit dem Behindertenausweis zu wedeln. Die Ablehnungen waren immer die gleichen. Fachlich = ok, Verdiensterwartungen = ok, dass ich "topfit" bin, hat mir jeder abgenommen, bloss - einen Behinderten erst mal eingestellt, wirst Du ihn nicht wieder los -
    Das was den Behinderten gesetzlich schützen soll, wird in Rezessionszeiten, letztlich zur Barriere.
    So bin ich in meinem Betrieb bis heute geblieben. Habe begonnen zu ändern was mich vorher gestört hatte und sogar ein gutes Stück weit damit gekommen.

    Du willst Powerfrau sein? Was hindert dich daran? Deine Krankheiten? Wohl kaum! Sichtbare Power hat was mit dem Kopf zu tun.
    Auswirkungen zu sehen, die Ursache zu verdrängen, macht dich natürlich (auch in den Augen Anderer) nicht gerade zum Stehaufweibchen!
    Also Schritt für Schritt!
    Krank zu sein, genug darüber zu wissen, entsprechender Lebensstil, darüber offen auch mit anderen reden können, ist doch schon mal ein Anfang. Und hier in diesem Forum gehts mit dem Üben los.

    Power auch mal körperlich zu zeigen, also in schmerzarmen Zeiten, ist "normal". Dass man dabei gerne über den Zapfen haut und anschliessend leidet wie ein Hund, wer kennt das nicht? Na und? Dafür hab ich diesmal das Licht ausgemacht! Und alle gesunden waren vor mir "fertig". *lach* die waren bloss vernünftig :)

    Zum Thema Depressionen kann ich nun garnix sagen, weil ich es nicht kenne und natürlich mit nem Kommentar schnell ungerecht wäre. Aber, das jetzt mal als Frage, hilft in depressiven Phasen nicht das Denken an Deinen 5-jährigen Sonnenschein? Gerade Kinder sehen uns Erwachsene in einem gänzlich "normaleren" Licht, als wir Erwachsenen befürchten.

    Ich hoffe dass Du recht bald von dem riesigen, verwirrend anmutetenden Rangierbahnhof, das Richtungsgleis findest und zielstreibig Deine noch zu steckenden Ziele ansteuern kannst. Wer wie Du den Schritt ins Forum gemacht hat, wird garantiert nicht auf dem Abstellgleis enden. :)

    LG

    Michael
     
    #5 12. Dezember 2005
    Zuletzt bearbeitet: 12. Dezember 2005
  6. jutta S.

    jutta S. Guest

    Danke für die nette Begrüßung

    Erst einmal danke für die netten Worte, ja ich war schon sehr überrascht wie viele parallelen es hier für mich zu finden gibt. Auf der einen Seite schön zu wissen dass ich nicht alleine bin, auf der anderen Seite erschreckend wieviel wir sind.
    @Michael
    die Powerfrau fängt nicht im Kopf an, das habe ich mir jahrelang versucht einzureden, aber wenn im Kopf die Ideen sprühen und wenn ich es in die Tat umsetzen will, bekomme ich die körperlichen Daumenschrauben aufgesetzt. Ich muss es noch lernen mit dem was ich zur Verfügung habe zu haushalten.
    Und glaube mir, es ist schwerer wenn man gesund wirkt - es aber nicht ist. Tauschen würde man mit einer anderen Krankheit eh nicht.

    Ich bin 5 fache Mutter, 4 Kinder sind Erwachsen bis auf mein Herzblatt Paul. 3 Pflegekinder habe ich groß gezogen, eines ist noch bei mir( ich liebe Kinder und Tiere) Ich arbeite als ehrenamtliche Betreuerin, betreue eine Selbsthilfegruppe und züchte Zwergpinscher, ausserdem habe ich auch einen behinderten Mann ( wenigstens einer der über mich wirklich Bescheid weiß). Also ich sitze nicht zu Hause und heule.
    Ich habe immer sehr gerne mit Werkzeug gearbeitet, bin geritten - hatte sogar Pferde, war Selbstständig.
    Handwerkeln gelingt mir nur noch selten, die Maschinen sind so schwer. Reiten geht nicht mehr , aber dafür habe ich mit meinem Mann noch das tanzen.

    Vielleicht schaffe ich auch heute noch mehr , als mancher gesunde, aber ich weiß was ich alles konnte. Und wenn dann Lust habe etwas zu bauen, oder mal richtig zu wandern, muss ich mich vorher bremsen( meistens tut das mein Mann) weil ich immer wieder zuviel will.
    Der Kopf hat noch nicht umgeschalten. So werde ich traurig. Und wenn dann alles auf einmal kommt,was oft meistens so ist , dann werde ich depressiv, zwar nicht ganz doll, aber mir reicht es.
    Ich bin froh dass ich meinen Sohn und meine Zwerge habe, denn die schaffen es meist mich wieder zum lachen zu bringen.

    Und vielleicht ist es gut, dass ich hier mal offen jammern darf , um auch mal zu zeigen ich kann nicht mehr, denn in meinem realen Leben schäme ich mich tatsächlich immer noch, nicht mehr die Alte zu sein
     
  7. Heidi

    Heidi Künsterlin

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    Hallo Jutta

    schrei dich aus..schrei den schmerz raus..das tut dir gut bis in die seele.

    du hast jetzt 10 jahre lang weggesehen..das ist nicht gut..denn nun gibst du klein bei.

    trotze dem schmerz und trotze dem rheuma.
     
  8. -Aufrecht-

    -Aufrecht- Neues Mitglied

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    Oh, Mensch Jutta,

    hatte da jemand behauptet, Du wärst keine Powerfrau? *lach*

    Dass man Sachen nicht mehr machen kann, die früher selbstverständlich waren, passiert allen Menschen, wenn sie älter werden. Uns natürlich etwas aprupter, als dem Rest der Welt. Natürlich muss man dieses Problem in den Griff bekommen.
    Obwohl mein Bechterew schon mit 13 ausgebrochen war (mit 30 diagnostiziert, als man es schon sehen konnte, welch ein Kunststück) habe ich Leistungssport gemacht. Mit 23 war aprupt Schluss damit "Zong!!!". Mit 23,5 war meine berufliche Karriere beendet, ehe sie begonnen hatte. Während der fliegerischen Ausbildung kam die Diagnose: "Unbestimmte Rückenbeschwerden. Auf Dauer nicht Flugverwendungsfähig!" "Zong!!!" Ich war zu diesem Zeitpunkt schon Familienvater, mit einer 3-jährigen Tochter. Im ersten erlernten Beruf als Chemielaborant hatte ich keine Chance auf Anstellung, da die Zeit nach der Lehre, ohne Berufsprakzis zu lang war. Also bin ich auf den LKW geklettert und im wilden Fernverkehr durch Europa gekarrt. Mit 30 Diagnose "Bechterew", ab sofort Verbot in meinem Beruf weiterzuarbeiten. Zong!!!! Irgendwie muss die Familie ernährt werden. Also Umschulung. Diese mit 35 Beendet und nochmal ganz von vorne angefangen.
    Also bleibt zu befürchten, dass das nicht mehr wandern können, bei Dir nicht die einzige Beschränkung im Leben bleiben wird.
    Also sind wir wieder beim Kopf :)

    Du schreibst: "Der Kopf hat noch nicht umgeschalten. So werde ich traurig. Und wenn dann alles auf einmal kommt,was oft meistens so ist , dann werde ich depressiv, zwar nicht ganz doll, aber mir reicht es.
    Ich bin froh dass ich meinen Sohn und meine Zwerge habe, denn die schaffen es meist mich wieder zum lachen zu bringen." Du erkennst Ursache und Wirkung und wirst folgerichtig den Weg finden, mit Hilfe Deines Kopfes, deine Power in andere Bahnen zu lenken. Power geht also nicht verloren, sondern wird anders eingesetzt.

    "Und vielleicht ist es gut, dass ich hier mal offen jammern darf , um auch mal zu zeigen ich kann nicht mehr, denn in meinem realen Leben schäme ich mich tatsächlich immer noch, nicht mehr die Alte zu sein"
    Köpfe sind so, sie brauchen manchmal etwas Zeit um mit gravierenden Änderungen im Leben fertig zu werden. Lass Deinem Kopf die Zeit. Mir scheint es so, dass Du auf dem richtigen Weg bist, denn Selbsterkenntnis steht am Beginn der Veränderung.
    Und wenn dich alles mal wieder ank.... Komm zu uns und lass dich aufmuntern :))

    Liebe Gruesse

    Michael
     
  9. Monsti

    Monsti das Monster

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    Hallo Jutta,

    auch von mir erst einmal ein herzliches Willkommenshallo!

    Weißt Du, nicht wenige von uns cP-Erkrankten waren früher überdurchschnittlich ehrgeizig, tatkräftig und leistungsfähig - das Leben verlief quasi per Volldampf, der Terminkalender war prall gefüllt, und man fühlte sich unentbehrlich. Mir ging's ganz genauso. Ich sehe oft folgendes Bild vor mir:

    Aus der breit ausgebauten Autobahn, über die man lange fast problemlos gerauscht ist, wird plötzlich eine Holperstrecke. Erst meint man, das sei gleich wieder vorbei, ein Stück weit ist es tatsächlich so, man gibt wieder Vollgas, aber die Holperstrecken häufen sich, die Straße wird auch immer enger, jedes Mal Vollbremsung ... Mist, hoffentlich ist das bald vorbei ... und schließlich muss man feststellen, dass von Autobahn keine Rede mehr sein kann, denn man schleicht längst einen schmalen Feldweg entlang, dessen Ende sich wer weiß wo befindet.

    Ich denke, an dieser Stelle befindest Du Dich gerade.

    Es gibt nun mehrere Möglichkeiten, mit dieser Situation klarzukommen, u.a.:

    - Ich trauere der schönen breiten Autobahn nach.
    - Ich trauere dem reibungslosen Vorankommen bei 180 km/h nach.
    - Ich versuche, den Feldweg als Autobahn zu missbrauchen.
    - Ich hole mir dabei ein Schleudertrauma. ;)
    - Ich passe irgendwann mein Tempo den Gegebenheiten an.
    - Ich besorge mir einen Geländewagen.
    - Ich stelle fest, dass ich bei meiner langsamen Fahrt rechts und links viel mehr wahrnehme.
    - Ich fange an, der langsamen Fahrt etwas Positives abzugewinnen.
    - Ich genieße es, jederzeit ein Päuschen einlegen zu können.
    - Ich muss nicht bis zur nächsten Autobahnraststätte warten, an der ich vor dem Klo in der Schlange stehe.

    Was ich damit sagen will: Die Sichtweise ist entscheidend.

    Bei mir blieb es nicht nur beim Rheuma. Es gesellten sich auch noch andere schwere Erkrankungen hinzu. Seit knapp 2 Jahren bin ich Teilpflegefall. Im vergangenen Jahr verbrachte ich ziemlich genau 20 Wochen in irgendwelchen Kliniken. Mein Leben hat sich komplett gewandelt, aber ich kann (auch erst nach längeren Krisen ...) nicht sagen, dass ich heute unglücklicher als früher wäre, auch habe ich nicht das Gefühl, überflüssig oder weniger wertvoll zu sein. Meine Einstellung dazu findest Du unten in meiner Signatur.

    Ich wünsche Dir von Herzen, dass Du ebenfalls zu der Zufriedenheit findest, die Du brauchst.

    Liebe Grüße von
    Monsti
     
  10. jutta S.

    jutta S. Guest

    Hallo ihr Geduldigen

    @Michael,
    da siehste Mal wie dünnhäutig ich inzwischen bin, sogar gut gemeinte, aufmunternde Worte, verstehe ich als Angriff miss und will mich rechtfertigen -
    sorry, ich muß noch viel lernen.
    Doch ,ich denke es ist ganz gut das ich anfange in den Spiegel zu schauen und mich mit dem jetzt auseinander zu setzen.
    @Monsti
    schön deine Anschauungsaufzählung, wie wahr!!! Eigentlich ganz einfach ....wenn man es liest, doch so schwer ,es zu begreifen.
    Tut gut hier zu sein.
    Danke euch
    LG Jutta
     
  11. -Aufrecht-

    -Aufrecht- Neues Mitglied

    Registriert seit:
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    Hallo Jutta

    es ist sicherlich nicht verkehrt, einfach mal anderen zuzuhören, die in einer vergleichbaren Situation sind oder waren. Ich werd nen Teufel tun zuzugeben, dass ich mal in derselben Situation war:))
    Und was Deine Dünnhäutig anbelangt: Ich selber bin souverän, ich hab alles im Griff, immer. Und dann überrollt mich ne unbekannte Situation, wie ein Kampfpanzer. Da steh ich dann in meinem kurzen Hemd, ratlos, verwirrt, reizbar, weil man sich schämt, mit einer Situation überfordert zu sein.
    Und dann erzähl ich das hier im Forum und bekomme Reaktionen und begreife, ganz alleine hätte ich schlechte Karten gehabt und sicherlich sehr, sehr lange dran rumknabbern müssen. So geschehen vor kurzem. Ich hoffe, dass Dich der Austausch hier im Forum ebenfalls weiterbringt. Und mach dir keinen Kopf. Viele konnten Hilfe geben und haben selber Hilfe bekommen.
    Nicht immer ist es leicht und oft gibt es auch verschiedenen Meinungen zu einem Problem, aber da hat man wenigstens die Wahl :)

    LG

    Michael
     
  12. jutta S.

    jutta S. Guest

    hallo

    danke Michael , das kam an und konnte auch von mir nur vertanden werden.

    LG Jutta
     
  13. Sabinerin

    Sabinerin Bekanntes Mitglied

    Registriert seit:
    30. April 2003
    Beiträge:
    3.234
    @Jutta

    Liebe Jutta,

    zuerst einmal herzlich Willkommen bei RO.

    Vor einiger Zeit hatte ich mal einen alten Beitrag zum Thema "Powerfrau" rausgekramt. Vielleicht hast Du ihn noch nicht gelesen:

    http://rheuma-online.de/phorum/showthread.php?t=8358

    Es ist völlig normal, daß man die Krankheit versucht zu verdrängen, bei dem einen funktioniert es länger, bei dem anderen kürzer, aber jeder tut es. ;)

    Irgendwann steht man da und erkennt "Nun wache ich seit 5 Jahren morgens auf und habe IMMER NOCH diese Erkrankung. Allein durchs Hoffen geht sie wohl nicht weg....
    Wer hat nicht mal solche Gedanken gehabt ?*lächel*


    Grundsätzlich begründet sich der Wert des Menschen nicht an seiner Leistung.

    Du bist gut so wie Du bist!

    Kopf und Bauch sprechen in den ersten Jahren jedoch eine Sprache. Während der Bauch weiß, daß man "trotzdem" wertvoll ist, trotzdem arbeitsfähig (mehr oder weniger), trotzdem liebenswert ist, so sagt der Kopf "Aber Du musst noch dies und das machen, um anerkannt, geliebt und geachtet zu werden!"
    Das klappt dann nur über Leistung und die kann der Mensch nicht mehr erbringen und wenn der Zustand lang genug angedauert hat, dann wird die Stimme im Kopf lauter und die Stimme im Bauch leiser.
    Irgendwann ist man der absoluten Überzeugung nichts wert zu sein und gibt sich auf. Nicht selten endet so ein Gedankenkarussel in Depressionen.


    Jutta, der Weg aus diesem Karussel ist möglich!!
    Aber es kostet Kraft, sehr viel Kraft und Durchhaltevermögen. Selbst wenn man vom Kopf her weiß, daß man aus diesem dunklen Sog raus muß, so haben sich die Ängste tief im Bauch eingegraben.
    Nein, sie verschwinden nicht innerhalb von drei Wochen oder vier Monaten. So etwas braucht seine Zeit.


    Der nächste Punkt ist "Man sieht es mir nicht an, wie krank ich bin...!"
    Zum einen möchte man selbst die Erkrankung verdrängen und "normal" erscheinen und ist im gleichen Moment enttäuscht, wenn die Menschen einen nicht als "krank" wahrnehmen.
    Das widerspricht sich und trotzdem ist man der Meinung, daß es so richtig ist *lächel*

    Ich habe viele Jahre daran geknabbert und es mir selbst schwer gemacht. Zum einen habe ich die Erkrankung verdrängt, nicht um Hilfe gebeten und mir damit mein Kartenhaus aufrecht erhalten.
    Auf der anderen Seite brauchte ich Hilfe und war sehr enttäuscht und sauer, daß mir niemand geholfen hat ;)
    Das sind die beiden Seiten, die ständig kämpfen: Kopf und Bauch.

    Heute "nehme ich mir das Recht" gut auszusehen, fröhlich und lebenslustig zu sein. Man würde bei mir sicher alles vermuten, nur keine schwere Erkrankung und Frühberentung ;)
    Nein, ich spiele nichts vor, sondern bin eine junge Frau (ok, "jung" ist relativ :D *g*), die viele Einschränkungen hat und trotzdem das Leben genießt.
    Mir geht es derzeit z.B. wieder sehr viel schlechter, deshalb verbringe ich viel Zeit Zuhause.

    Viele Menschen können diese Bilder nicht vereinen. "Wie kann es Dir so schlecht gehen, wenn Du SO aussiehst und ständig lachst?? Dann kann es nicht so schlimm sein..."

    So etwas höre ich häufiger. Meine Freunde kennen mich und ahnen wie es mir geht.
    "Andere" Menschen sollen denken was sie wollen.

    Ich lebe mein Leben so, wie es für mich richtig ist und entweder wird es akzeptiert oder nicht.
    Ausserdem habe ich noch von keinem Gesetz gehört, daß das Lachen bei schwerer Erkrankung verbietet *zwinker*

    Viele Grüße
    Sabinerin
     
  14. Marie2

    Marie2 nobody is perfect ;)

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    30. April 2003
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    entenhausen
    hallo, liebe jutta, [​IMG]

    nun möchte ich doch auch noch etwas dazu schreiben.
    ich kann dir nur sabinerin's thread (link) ans herz legen,
    ich hab mir grad nochmal meinen eigenen beitrag durchgelesen,
    und bin immer noch voll einverstanden damit.
    jeder hat seine eigenen erfahrung und muss auf seine ganz eigene
    weise mit allem fertig werden.
    und du schaffst das auch, liebe jutta! [​IMG]
    schau doch mal, was du alles in deinem leben geschafft hast!
    darauf kannst du stolz sein! du musst nichts mehr beweisen.

    du bist gut so wie du bist!

    lieben gruss
    [​IMG] marie



     
  15. jutta S.

    jutta S. Guest

    Zeit für Gefühle?

    ..ist schon erstaunlich , da bin ich gerade erst angekommen, gebe zu ich bin nicht vollkommen, bestrafe mich selbst mit Härte und Unzufriedenheit
    und bekomme hier, Verständnis, Weichheit, fast ein sanftes "wird ja alles wieder gut".......wie schlecht kann ich mit soviel Güte umgehen - erstaunt sieht mich mein Sohn an weil Mama da sitzt und heult. Ich bin nicht traurig, auch nicht erleichtert, eigentlich weiß ich es gar nicht was es ist,........................... endlich so sein dürfen ???
    Irgendwie erschöpft , trotzdem nicht kaputt, vielleicht nach so langer Zeit doch die Bereitschaft mich so zu nehmen wie ich bin, ich weiß das wird ein langer Weg, aber immerhin, hier kann ich ja schon einmal anfangen.
    Es tut schon gut verstanden zu werden, ich bin froh das ich mich getraut habe hierher zu kommen.
     
  16. HermineGranger

    HermineGranger Neues Mitglied

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    Hallo Jutta,

    ich bin auch neu hier, hab Verdacht auf Fibro und warte noch auf meine endgültige Diagnose. Auch meine Seele macht zuweilen eine Berg- und Talfahrt durch, es liegt einfach daran, dass ich oft sehr eingeschränkt bin, mir Dinge wie Tassen oder Stifte einfach aus der Hand fallen, weil ich keine Kraft mehr in den Händen habe, sie zu halten. Ich muss darum bitten, dass mir jemand die Thermoskanne oder die Flasche aufdreht. Von den Schmerzen will ich gar nicht reden.

    Mir fällt es auch schwer zu akzeptieren, dass ich zunehmend an meine Grenzen stoße. Gott sei Dank habe ich eine tolle Partnerin und auch meine Kollegen helfen mir, wo es geht und reagieren mit viel Verständnis. Eigentlich gehöre ich ja auch zu den Menschen, die angeblich immer Power haben und immer freundlich sind. Aber so fühle ich mich momentan einfach nicht. Ich schlafe immer schlechter und bin morgens froh, wenn ich überhaupt irgendwie erwache und dann meine Gliedmaßen aufhören, sich wie Holzbeine und -hände anzufühlen.

    Verdrängen habe ich langsam aufgegeben, da mir mein Körper sagt: Hallo, wir haben ein Problem und eigentlich haben wir es schon lange und du hast mich jetzt lang genug ignoriert. Ich fange langsam an, auf ihn zu hören, langsam.

    Ich schicke Dir einen herzlichen Gruß
    Hermine
     
  17. -Aufrecht-

    -Aufrecht- Neues Mitglied

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    Meerbusch bei Düsseldorf
    :D woltte für Euch einfach nur ein Lächeln von mir geben, aber das System verlangte mindestens 10 Zeichen :D
     

    Anhänge:

  18. Lilly

    Lilly offline

    Registriert seit:
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    hallo jutta,

    ... das ist wieder mal typisch für uns. auch ich musste lernen liebe und verständnis anzunehmen. begreifen, dass man mich als mensch im gesammten liebt- nicht nur meine stärken, sondern auch meine schwächen (die ich mir ja selber auch nicht zugestehen wollte)
    vor lauter perfektionismus verliert man den blick für´s wesendliche....
    weine dich aus, lass es zu. nimm dich an, wie du bist
     
  19. HermineGranger

    HermineGranger Neues Mitglied

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    NRW
    Ich hätte das Lächeln sogar mit 20 Zeichen genommen. :D

    Vielen Dank! :)

    Gruß Hermine, die es eigentlich schade findet, dass man hier seine Post nicht mit einer Eule verschicken kann. :D
     
  20. HermineGranger

    HermineGranger Neues Mitglied

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    11. Dezember 2005
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    84
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    NRW
    :D Marie, Du hast es getroffen, genau so. Wo ich mir doch extra von Harry die liebreizende Hedwig ausgeliehen habe. :D


    Grinsegruß
    Hermine

    Huch, wo ist den Maries Posting hin? Hab ich gerade ein Hallu-Dingens? :eek:
     
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