Dauer im Wechsel Hielte diesen frühen Segen, Ach, nur Eine Stunde fest! Aber vollen Blütenregen Schüttelt schon der laue West. Soll ich mich des Grünen freuen, Dem ich Schatten erst verdankt? Bald wird Sturm auch das zerstreuen Wenn es falb im Herbst geschwankt. Willst du nach den Früchten greifen, Eilig nimm dein Teil davon! Diese fangen an zu reifen, Und die andern keimen schon; Gleich mit jedem Regengusse, Ändert sich dein holdes Tal, Ach, und in demselben Flusse Schwimmst du nicht zum zweitenmal. Du nun selbst! Was felsenfeste Sich vor dir hervorgetan, Mauern siehst du, siehst Paläste Stets mit andern Augen an. Johann Wolfgang von Goethe
Müder Glanz der Sonne! Blasses Himmelblau! Von verklungner Wonne Träumet still die Au. An der letzten Rose Löset lebenssatt Sich das letzte lose, Bleiche Blumenblatt! Goldenes Entfärben Schleicht sich durch den Hain! Auch Vergehn'n und Sterben Däucht mir süß zu sein. Friedrich Karl von Gerok (1815-1890)
Herbstbild Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah! Die Luft ist still, als atmete man kaum, Und dennoch fallen raschelnd, fern und nah, Die schönsten Früchte ab von jedem Baum. O stört sie nicht, die Feier der Natur! Dies ist die Lese, die sie selber hält, Denn heute löst sich von den Zweigen nur, Was von dem milden Strahl der Sonne fällt. Friedrich Hebbel 1813 - 1863
Johann Gaudenz Frhr. v. Salis-Seewis "Herbstlied" 1782, 1. Bunt sind schon die Wälder, Gelb die Stoppelfelder, Und der Herbst beginnt. Rote Blätter fallen, Graue Nebel wallen, Kühler weht der Wind. 2. Wie die volle Traube Aus dem Rebenlaube Purpurfarbig strahlt! Am Geländer reifen Pfirsiche, mit Streifen Rot und weiß bemalt. 3. Flinke Träger springen, Und die Mädchen singen, Alles jubelt froh! Bunte Bänder schweben Zwischen hohen Reben Auf dem Hut von Stroh. 4. Geige tönt und Flöte Bei der Abendröte Und im Mondesglanz; Junge Winzerinnen Winken und beginnen Frohen Erntetanz.
Herbstlich sonnige Tage Herbstlich sonnige Tage, mir beschieden zur Lust, euch mit leiserem Schlage grüßt die atmende Brust. O wie waltet die Stunde nun in seliger Ruh! Jede schmerzende Wunde schließet leise sich zu. Nur zu rasten, zu lieben, still an sich selber zu baun, fühlt sich die Seele getrieben und mit Liebe zu schaun. Jedem leise Verfärben lausch ich mit stillem Bemühn, jedem Wachsen und Sterben, jedem Welken und Blühn. Was da webet im Ringe, was da blüht auf der Flur, Sinnbild ewiger Dinge ist's dem Schauenden nur. Jede sprossende Pflanze, die mit Düften sich füllt, trägt im Kelche das ganze, Weltgeheimnis verhüllt. Emanuel Geibel
Im Herbst beginnt zu sterben, was Frühling einst gebar. Der letzten Rose Werben kommt meinem Herz nicht nah. Der Morgengruß der Lerche ist längst Vergangenheit. Was Schwalben mir gesungen, liegt schon unendlich weit. Mein Herz ist voller Wehmut, voll Traurigkeit mein Sinn. Ich geb’ mich ganz der Sehnsucht, dem langen Sterben hin. Die Nebelschwaden hüllen mich in ein Totenkleid. Die Seele kann entschwinden, entflieh’n dem Erdenleid. Annegret Kronenberg
Abschied Blätter fallen wallen schweben durch das bunte Farbenspiel gehe ich mit frohen Blicken wirbelnden Genuss genießen Duft nach Erde Laub und Wärme Sommer ist nun ganz gegangen doch der Abschied fällt nicht schwer voll Versprechen ist dies Ende und mein Herz es bleibt nicht leer Anne Elberg
Astern blühen schon im Garten, schwächer trifft der Sonnenpfeil; Blumen, die den Tod erwarten durch des Frostes Henkerbeil. Brauner dunkelt längst die Haide, Blätter zittern durch die Luft, und es liegen Wald und Weide unbewegt in blauem Duft. Pfirsich an der Gartenmauer, Kranich auf der Winterflucht. Herbstes Freuden, Herbstes Trauer, welke Rosen reife Frucht. Detlev von Liliencron (1844-1909)
mir fällt noch ein Lied teilweise ein, vielleicht kennt ja jemand noch mehr davon? Hört sich ähnlich an wie Mimmis Gedicht..... (übrigens danke für Deine liebe SMS, Mimmi!!) "Blätter fallen bunt von allen Bäumen und der Herbst beginnt, Wald und Feld und Flur beginnt zu träumen, und der wilde Fluß fängt an zu schäumen, wenn aus grauen Wolken dunkler Regen niederrinnt"
Herbsthauch Herz, nun so alt und noch immer nicht klug, Hoffst du von Tagen zu Tagen, Was dir der blühende Frühling nicht trug Werde der Herbst dir noch tragen? Läßt doch der spielende Wind nicht vom Strauch Immer zu schmeicheln, zu kosen, Rosen entfaltet am Morgen sein Hauch, Abends zerstreut er die Rosen. Läßt doch der spielende Wind nicht vom Strauch, bis er ihn völlig gelichtet. Alles, o Herz, ist im Wind nur ein Hauch, Was wir geliebt und gedichtet. Friedrich Rückert (1788-1866)
Im Herbst Ach, wie schnell die Tage fliehen, Wo die Sehnsucht neu erwacht, Wo die Blumen wieder blühen; Und der Frühling wieder lacht! Alle Wonne soll erstehen, In Erfüllung alles gehen. Ach, wie schnell die Tage fliehen, Wo die Sehnsucht neu erwacht! Seht, die Tage gehn und kommen, Zieh'n vorüber blütenschwer, Sommerlust ist bald verglommen, Und der Herbstwind rauscht daher. Ach, das rechte Blühn und Grünen, Es ist wieder nicht erschienen! Ach, wie schnell die Tage fliehen, Wo die Sehnsucht neu erwacht! Karl Klingemann (1798-1862)
Herbststimmung Von Feld sind verschwunden die letzten Garben, der Herbst ist da mit seinen bunten Farben. Hagebutten in leuchtentem Rot erstrahlen, aufgeplatzte Kastanien mit Reife prahlen. Leuchtend gelb sind die Blätter der Buche, Brombeerhecken ein Ziel unserer Suche. Strauchmispeln mit tausenden roten Beeren müssen sich Vogelscharen erwehren. Bucheckern knirschen unter den Füßen, der Herbst, er will uns vielfach grüßen. Else Hennek
.. zu den Sonnenblumen in diesem Thread Verweht im Wind der Sonnenkranz die Sonnenblume trägt die Sternenkrone schachbrettnarbig ihr Gesicht ernteschwer ursprungwärts aus: AZURROT, Gedichte, Heidy Dürst, Fouqué, 2005 Ich liebe dieses Gedicht! Grüsse - Erle
Fahr wohl, o Vöglein, das nun wandern soll; Der Sommer fährt von hinnen, Du willst mit ihm entrinnen: Fahr wohl! Fahr wohl, o Blättlein, das nun fallen soll, Dich hat rot angestrahlet Der Herbst im Tod gemalet: Fahr wohl! Fahr wohl, o Liebes, das nun scheiden soll! Und ob es so geschehe, Daß ich nicht mehr dich sehe: Fahr wohl! Friedrich Rückert (1788-1866)
[size=+1]Die Malve[/size] Wieder hab ich dich gesehen blasse Malve! Blühst du schon? Ja, mich traf ein schaurig Wehen All mein Frühling welkt davon Bist du doch des Herbstes Rose der gesunkenen Sonne Kind bist du starre, düftelose deren Blüten keine sind. Uhland, Ludwig
Septembermorgen Im Nebel ruhet noch die Welt, Noch träumen Wald und Wiesen: Bald siehst du, wenn der Schleier fällt, Den blauen Himmel unverstellt, Herbstkräftig die gedämpfte Welt In warmem Golde fließen. Eduard Mörike
Rainer Maria Rilke Herbst Die Blätter fallen, fallen wie von weit, als welkten in den Himmeln ferne Gärten; sie fallen mit verneinender Gebärde. Und in den Nächten fällt die schwere Erde aus allen Sternen in die Einsamkeit. Wir alle fallen. Diese Hand da fällt. Und sieh dir andre an: es ist in allen. Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen unendlich sanft in seinen Händen hält. LG
Herbsttag Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß. Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren, und auf den Fluren laß die Winde los. Befiehl den letzten Früchten voll zu sein; gieb ihnen noch zwei südlichere Tage, dränge sie zur Vollendung hin und jage die letzte Süße in den schweren Wein. Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr. Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben, wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben und wird in den Alleen hin und her unruhig wandern, wenn die Blätter treiben. Rainer Maria Rilke
Der schöne Sommer ging von hinnen, Der Herbst der reiche, zog ins Land. Nun weben all die guten Spinnen So manches feine Festgewand. Sie weben zu des Tages Feier Mit kunstgeübtem Hinterbein Ganz allerliebste Elfenschleier Als Schmuck für Wiese, Flur und Hain. Ja, tausend Silberfäden geben Dem Winde sie zum leichten Spiel, Die ziehen sanft dahin und schweben Ans unbewusst bestimmte Ziel. Sie ziehen in das Wunderländchen, Wo Liebe scheu im Anbeginn, Und leis verknüpft ein zartes Bändchen Den Schäfer mit der Schäferin. Wilhelm Busch
Verklärter Herbst Gewaltig endet so das Jahr Mit goldnem Wein und Frucht der Gärten. Rund schweigen Wälder wunderbar Und sind des Einsamen Gefährten. Da sagt der Landmann: Es ist gut. Ihr Abendglocken lang und leise Gebt noch zum Ende frohen Mut. Ein Vogelzug grüßt auf der Reise. Es ist der Liebe milde Zeit. Im Kahn den blauen Fluß hinunter Wie schön sich Bild an Bildchen reiht - Das geht in Ruh und Schweigen unter. Georg Trakl (1887-1914)