Cox-2-hemmer und Infarktrisiko

Dieses Thema im Forum "Allgemeines und Begleiterkrankungen" wurde erstellt von merre, 12. Juni 2005.

  1. merre

    merre Bekanntes Mitglied

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    Also man hat in einer Studie in England bei 9218 Herzinfarktpatienten folgendes festgestellt:

    -24 % der Infarktpatienten hatten mindestens 3 Monate lang Ibuprofen eingenommen

    -50 % davon Diclofenak

    -und 32 % Refecoxib (Vioxx)

    Es geht also um die Problematik der Nichtsteroidalen Entzündungshemmer und deren Herz-Kreislauftauglichkeit.

    Es wird darauf hingewiesen diese Medikamente nicht abzusetzen, da man ohne weitere Studien keine endgültigen Schlüsse ziehen kann.
    In dem Bericht stand nichts über den Ausgang des Infarktes bei den Patienten der Studienuntersuchung.

    Zu den möglichen Ursachen eines Herzinfarktes zählen bisher und werden so angegeben:
    - vor allem erhöhte Blutfette, Diabetes mellitus, Rauchen Trinken (Alk)oder Stress.
    Und bei einem Herzinfarkt geht ein Verschluß eines oder mehrerer Herzkranzgefäße voraus.

    Prinzipiell geht es in der Disskussion zu den Cox-2-Hemmern um die Frage der gefäßverengenden Einflüsse und ob das Zusammenkleben roter Blutkörperchen gefördert werden kann ??? Eine solche Verklebung kann wen sie sich löst (durch stärkere Pumpfunktion des Herzens z.B.) als Propfen besagten Verschluß verursachen.......Prinzipiell besteht ein Gleichgewicht zwischen Thromboxane und Prostazyklin - gefäßverengend oder gefäßerweiternd.

    Und jetzt ist wichtig:
    THEORETISCH KÖNNTEN Cox-2-Hemmer dieses Gleichgewicht in Richtung Thromboxane verschieben, wie gesagt THEORETISCH.
    Praktisch geht das mit fettem Essen, viel Alkohol und Stress mit wenig Bewegung sicherer (Sorry für den Sarkasmus).

    Si das wollt ich schnell noch loswerden. trotz der beschriebenen "wenig Bewegung = höheres Infarktrisiko beweg ich mich nur noch paar Meters bis ins Bett."
    Einen angenehmen Wochenanfang "merre"
     
  2. Easy

    Easy Das Schaf

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    Dilemma

    Hallo merre,

    für mich war Celebrex sozusagen der "Heilsbringer", weil es mir viele meiner Beschwerden genommen oder wenigstens gelindert hat. Pech nur, dass die Cox-2-Hemmer nun z.T. vom Markt genommen wurden und der "Rest" davon stark diskutiert wird.......

    Hierzu mal meine persönliche Geschichte, für alle die es interessiert:

    Verordnet wurde mir das Celebrex vom Rheumatologen, mein Rezept bekam ich bisher beim Hausarzt. Da ich "Risikopatient" bin wegen Diabetes (leider bereits mit vielen Spätfolgen), Bluthochdruck und Übergewicht, hat mein Hausarzt mittlerweile kalte Füße bekommen und mich gebeten, beim nächsten Herz-Kreislauf-Check beim Kardiologen das Thema Cox-2-Hemmer anzusprechen. Gesagt, getan. Die Kardiologin sagte mir, dass es sicher Medikamente gibt, die bisher weitaus mehr nachzuweisende Schäden bei Herz-Kreislauf-Patienten bewirkt haben als die Coxibe - trotzdem kann sie mir rein aus juristischen Gründen das Medikament nicht empfehlen !

    Zudem wurde mir durch die Kardiologin noch einmal bestätigt, was mir eigentlich nach dem bisherigen Verlauf meines Diabetes schon klar war, nämlich das ich "Hochrisikopatientin" bin, was zukünftige Herz-Kreislauf-Erkrankungen angeht, bisher kann zwar noch nichts Gravierendes nachgewiesen werden, ich könnte aber davon ausgehen, dass erste Veränderungen bereits stattgefunden haben ......

    Dem Rheumatologen habe ich nun telefonisch von dem Dilemma ausrichten lassen, nämlich dass der Kardiologe allein schon aus juristischen Gründen die weitere Einnahme von Celebrex nicht befürworten kann und ich daher auch vom Hausarzt kein Rezept mehr bekommen werde und ich fragte nach Alternativen. Daraufhin bekam ich mitgeteilt, dass der Kardiologe mir dann doch bitte sagen soll, was ich als Alternative noch einnehmen kann.......

    Verfahrene Situation, möchte ich mal sagen !

    Ich kann die Reaktionen all (!) dieser Ärzte völlig nachvollziehen. Der Hausarzt, der das Risiko nicht übernehmen will, der Kardiologe, dem rein aus jursitischen Gründen die Hände gebunden sind um eine Empfehlung auszusprechen, und auch den Rheumatologen, der seiner Patientin ein wirksames Mittel verschreibt, das aber plötzlich in Frage gestellt wird.

    Allerdings hilft mir all mein "Verständnis" persönlich nicht wirklich weiter und ich bin mit der Situation völlig überfordert.

    Celebrex ist also abgesetzt, mit Ibuprofen versuche ich es gerade, aber ohne Erfolg, meine Beschwerden kommen nach und nach alle wieder, es geht mir schlechter - und das nicht nur wegen der physischen Probleme.........

    Letztendlich haben mir die Gespräche mit meinem Hausarzt und in der Kardiologie auch zunächste einmal das Vertrauen in Celebrex genommen, wenn mir auch völlig bewußt ist, dass mir dieselben Probleme mit anderen Medikamenten oder auch "nur" durch das Nicht-in-den-Griff-bekommen meiner Diabetes und der Folgeerkrankungen ins Haus stehen können. Das Herz-Kreislauf-Erkrankungen in unserer Familie häufiger vorkommen, macht die Sache nicht leichter - meine Mutter ist im Alter von 52 Jahren an einem Herzinfarkt gestorben, Papa hatte 6 Bypässe und starb 76jährig an Herzversagen. Verständlich, wenn man dann doch mal ins Grübeln kommt, oder ?

    Um mich erneut dem Arzt vorzustellen, fehlt mir im Moment einfach die Kraft. Zu den regelmäßigen Laboruntersuchungen bei meinem Hausarzt alle 4 Wochen gehe ich selbstverständlich und sollten meine Werte nun wieder schlechter werden, kann ich mich auch wieder beim Rheumatologen vorstellen. Aber was ich ihm sagen soll ????? Ich weiß es nicht.

    Gruß

    Easy
     
  3. Hypo

    Hypo NO-HYPO.....

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    Infaktrisiko und Celebrex

    Hallo Merre und Easy,

    vorigen Sonnabend hatte ich ein grenzwertiges nicht besorgniserregendes
    EKG gehabt und der Kardiologe konnte mir zum Thema Celebrex keine Antwort geben.mich würde nämlich interressieren bin ich jetzt Risikopatient oder nicht?
    meine EKG sind bis jetzt alle in Ordnung gewesen.ich bin nur so schlauer das meine Brustwirbel entzündet sind.


    LG Hypo
     
  4. merre

    merre Bekanntes Mitglied

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    Cox-2-Hemmer

    Ja zu dieser Problematik kann man sicherlich vieles schreiben oder es auch lassen. Immer wird bei Jemanden sozusagen der "schwarze Peter" hängen bleiben - meist sicherlich bei Uns.
    Wenn Jemand ein Risikopatient ist kann er sich betreffs einer Betreuung an seine Krankenkasse wenden. Als Rheumapatient sollte man betreffs der möglichen Entzündungen bei Rheuma und auch wegen der Schmerzen auf eine Lösung drängen.
    Eine aus der Kontrolle geratene Entzündung ist sicherlich auch nicht "auf die leichte Schulter" zu nehmen.
    Die Frage was ein Arzt aus juristischen Gründen verschreibt oder nicht ist eher die "ob er ein bestimmtes Risiko einfach nicht eingehen will".
    Die Entscheidung was bei welchem Risikopatienten verschrieben werden kann oder was nicht ist prinzipiell geregelt.
    Die Medikamente sind entsprechend zugelassen, es müssen nur die möglichen Nebenwirkungen abgewogen werden und die Wirkungen zu anderen Medikamenten.
    Als Alternative fällt mir nur Ibuprofen - Anco 600 mg/ Granulat ein/ verschreibungspflichtig aber zahlt die Kasse nicht - jedoch sehr gut verträglich.

    Ja das Dilemma was nun ?? kann ich nachvollziehen.
    Ich bin durch Remicade extrem anfällig betreffs Infektionen und Entzündungen , das Immunsystem steht Kopf und das Rheuma darf also nicht "aktiv" werden.
    Demgegenüber stehen auch ein Diabetis mellitus und eine Herzminderleistung mit erhöhtem Tagespuls - und nun überlegen wir.....
    Das ist dann allerdings meist ein sehr ernstes Arzt - Patientengespräch, wobei die Tatsache sich auszukennen nicht immer vorteilhaft zu sein scheint.

    Ich denke das Bestreben der Arzneimittelhersteller Gewinn zu machen steht irgendwie der Frage ich sag mal "gesunde Medikamente" entgegen.
    Und wenn ich jetzt wieder unsere Nachtschwester der Nation "uns Ulla" gehört habe "nur das preiswerteste Mittel mit dem benötigten Wirkstoff zu vergeben kann 16% Arzneimittelkosten sparen" wird das wohl nicht besser werden.
    Denn es kommt auch auf die Mischung an, als Beispiel "Ibuprofen am billigsten dreht Dir denn Magen aufn Kopf" "als Retard ist es verträglicher" "als Anco Granulat prima" (letzteres wird aber eh schon nicht mehr bezahlt) .
    Also wird es wohl kaum so sein, daß ein Rheumamittel mit Magenschonenden Zusatzstoffen oder gar mit Herz-Kreislaufschonenden Zusatzstoffen auf den Markt kommen wird.

    Aber ich wollt mich ja nicht aufregen......."merre"
     
    #4 14. Juni 2005
    Zuletzt bearbeitet: 14. Juni 2005
  5. Monsti

    Monsti das Monster

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    Hi Leuts,

    Cox-2-Hemmer und alle anderen NSAR halte ich persönlich nur für kurzzeitige Anwendung angemessen. Ist mehr nötig, sollte man mittels Basismedikamenten und/oder Cortison eine Lösung finden. Dass Langzeitbehandlungen nicht empfehlenswert sind, steht eigentlich auch in den jeweiligen Beipackzetteln

    Ich habe lange Jahre bei Bedarf NSAR geschluckt, da meine Beschwerden nicht als entzündlich-rheumatische erkannt wurden und ich insofern nichts andere verschrieben bekam. Schon nach 3 Jahren merkte ich, dass sie auf den Magen gehen. Heute vertrage ich kein einziges mir bekanntes NSAR mehr.

    Kurzzeitig genommen sind wahrscheinlich keine der momentan in der Diskussion stehenden Medikamente wirklich gefährlich, außer bei einschlägigen Vorbelastungen, und diese sollten einem mündigen Patienten eigentlich bekannt sein.

    Liebe Grüße von
    Monsti
     
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