Rheuma und nun...

Dieses Thema im Forum "Allgemeines und Begleiterkrankungen" wurde erstellt von merre, 10. Juni 2005.

  1. merre

    merre Bekanntes Mitglied

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    Ich setz eine Antwort auf einen Beitrag mal gesondert rein...einfach so:
    Hi und erstmal (hört sich irgendwie blöd an) willkommen allen Neuen.
    Monsti hat ja zur Problematik einiges geschrieben und andere auch treffend.
    Ich würde ergänzen wollen, daß die Frage wie ein Arzt seinem Patienten etwas über seine Diagnose und dem begleitend zu erwartenden Krankheitsverlauf erklärt sehr wichtig ist.
    Entsprechend laß ich mal meine Kommentare zu einigen (zu vielen) Ärzten einfach und wie sie damit umgehen weg.
    Die Frage an einer Erkrankung des Rheumatischen Formenkreises zu leiden hat nichts mit Schicksal oder Ansteckung zu tun, auch nicht damit, daß man jetzt ein anderer Mensch geworden ist, oder werden muß.
    Sicher muß man einiges in seinem Leben ändern -vielleicht vieles- aber ich würde sehr viel Wert auf einen gerade geschriebenen Begriff legen "LEIDEN".
    Es kommt darauf an wie wir mit diesem "Leiden" umgehen, ob wir "nur" noch leiden oder anders weiterleben - aber man sollte halt sein Leben leben, so gut es die Krankheit zuläßt.
    Also eine gewisse Krankheitsakzeptanz.
    Ich weis nicht warum viele Ärzte nicht zu einfachen Beispielen greifen, um die Problematik von "Rheuma" zu erklären.
    -Jeder kennt das problem "ich müßte eigentlich....aber laß es weil ich keine Lust habe"...
    -So ähnlich geht es uns Rheumatikern , nur lassen wir es "weil wir es gerade nicht können". Und warum sollen wir es gerade jetz "müssen".
    Demgegenüber steht nämlich die Problematik, ich sag mal der "guten Tage", wo man vielleicht nicht alles, aber vieles kann. Das Leben ist einfach zu kurz um zuviel nachzudenken statt zu "leben".
    Natürlich ist man über die Diagnose erschrocken, aber oft eigentlich mehr wie sie herübergebracht wird...
    Dabei fällt es leichter sich in dieser Situation zurechtzufinden, wenn einfühlsam die Probleme besprochen werden.
    Ich habe schon oft gehört...."der Arzt hat goldene Hände" - mein Chiropraktiker zum Beispiel...
    Es kommt viel auf das Arzt-Patientengespräch an. Nicht diese vielen Blutuntersuchungen , das Röntgen oder MRT......bringen die notwendige Klarheit, sondern die Problematik "wie gehe ich richtig mit meiner Krankheit um" und die Gewißheit "ich habe trotz allem noch viel eigenen Spielraum".
    Was bringt denn einem "neuen Patienten" die Erklärung dieser fremdwortstrotzenden Diagnosen - zum Beispiel sagen einem Bechterewpatienten diese Begriffe nicht viel, aber die Erklärung die Wirbel verhalten sich wie Tropfsteine , irgendwann sind sie zusammengewachsen, von beiden Seiten ausgehend versteht ja wohl jeder. Und wenn man halt den Tropfen abstellt wachsen sie nicht weiter.
    Viele werden sagen zu simpel, aber man versteht es.
    Und für genauso wichtig halte ich den Hinweis, daß es halt kaum gleichartige Verläufe gibt, nicht Jedem gehts es so schlecht wie es dem Anderen vielleicht geht.
    Und allein zu sein ist nicht gut, man braucht Freunde und ganz besonders welche die einen verstehen. Mit denen sollte man auch betreffs der Erkrankung reden....mit einigen anderen vielleicht eher nicht.
    Und sich ruhig mal auszuklagen....warum nicht. Irgendwann erwischt es Jeden....man ist dann irgendwie am Ende, aber das ist mehr ein "ich weis nicht so richtig weiter" und geht auch wieder vorbei.
    Vieles muß man sicher mit sich selbst ausmachen.....manches mit dem Partner oder Freunden und das andere halt hier.
    Und wir dürfen auch mal (oder öfters) so richtig sauer sein...auf dieses Gesundheitssystem, auf manchen Arzt und auch auf bestimmte Menschen unserer Umgebung die einfach nicht verstehen wollen oder können:
    "Gesundheit ist kein Verdienst, kein Privileg und auch keine eigene Errungeschaft - sie kann uns jeder Zeit genommen werden, von Heute auf Morgen, und auch in einer Schrecksekunde. Krank zu sein bedeutet nicht "kein vollwertiger Mensch zu sein" - im Gegenteil es verlangt einem mehr ab, als mancher Gesunde bereit ist zu geben.

    Trotzdem ich manchmal ob dieser Problematik so richtig sauer bin........, ich wünsch Niemanden diesen Weg auch zu gehen, aber den Einen oder Anderen ein Stück zu begleiten...., daß dürfte nicht zu viel verlangt sein.

    Ich bin nicht gläubig, aber mir fällt eine Geschichte dazu ein:
    "Als sein Ende nahte wünschte er sich noch einmal ans Meer gehen zu dürfen. Gott ging mit ihm.....am Strand sah er zwei Fußspuren - seine und die Gottes als Lebenslinie. Auf einem mal wurde aus beiden Spuren eine.......und er fragte warum er gerade in schwerer Zeit alleine gehen mußte ? Schau genau hin sprach Gott , die Spur ist tiefer als jede der beiden vorhin.....in schwerer Zeit habe ich dich getragen....."
    Wünschen wir uns solch einen Begleiter....halt für schwere Zeiten.....

    Paßt auf Euch auf "merre"
     
  2. lexxus

    lexxus Aktives Mitglied

    Registriert seit:
    24. September 2003
    Beiträge:
    3.971
    lieber merre,

    das hast du gut gesagt! :)

    liebe grüsse
    lexxus
     
  3. Handy

    Handy Neues Mitglied

    Registriert seit:
    17. März 2005
    Beiträge:
    26
    Danke, lieber merre, für diesen schönen Beitrag!!

    Ein entspanntes Wochenende wünscht dir
    Handy
     
  4. Marie2

    Marie2 nobody is perfect ;)

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    8.548
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    entenhausen
    ich werd ihn mal verwenden, wenn ich darf, für eine zusammenstellung

    von guten und interessanten threads für neue user!
    hast gut geschrieben, merre, aber das kennt man ja nicht anders von dir!

    lieben gruss marie
     
  5. Monsti

    Monsti das Monster

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    am Pillersee in Tirol
    Hallo merre,

    Dein Beitrag ist zwar so lang geraten, dass mir wieder vor Augen geführt wurde, dass meine Konzentration auch nimmer das ist, was sie einmal war, aber ich kann ihn voll unterschreiben, besonders den Absatz:



    Im Allgemeinen glaube ich, eher zu den unverbesserlichen Frohnaturen zu gehören, aber an manchen Tagen trifft natürlich auch mich der komplette Seelentiefflug. Da bin ich ehrlich gesagt immer froh, hier, aber auch in anderen Foren wieder auf sicheren Boden geführt zu werden.

    Immer wieder werde ich von Ärzten und Pflegekräften gefragt: "Wie halten Sie das alles aus?" Thema "Leiden". Ja, wie wohl? Mit entsprechendem Ausgleich, was ich aber auch erst mal lernen musste.

    Als ich noch weitgehend gesund war, hatte ich ganz andere Ziele als heute. Heute bin ich ein körperliches Wrack, bin aber kein Stück unglücklicher als früher. Es ist aber alles anders: Ich erlebe anderes, aber genauso wichtiges und schönes Glück wie früher, auch die Wahrnehmung meiner Niederlagen hat sich verändert. Vieles ist spontaner geworden, ich lebe eher in der Gegenwart und kann die Gegenwart ganz anders auskosten, als ich mir das vor den Erkrankungen jemals hätte vorstellen können.

    Ich wünsche jedem, dass sie/er irgendwann in der Lage ist, die veränderte Situation als gegeben zu akzeptieren, denn erst dann ist es auch möglich, die positiven Aspekte zu erkennen bzw. neue Potentiale zu entdecken.

    Danke merre für Deinen nachdenklichen Beitrag und liebe Grüße!
    Monsti
     
  6. JMCL

    JMCL Neues Mitglied

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    7. Februar 2005
    Beiträge:
    465
    Ort:
    Harzer Umland
    Liebe Merre, liebe Monsti,

    "Danke" für Eure Beiträge, die ich in einer momentanen "Tieflage" gelesen hab. Ich bin wieder ein wenig auf der Erde dadurch angelangt, im Dunkel meiner Gedanken waren sie wie ein wenig Licht.
    JMCL
     
  7. SchirmerElke

    SchirmerElke Stehaufmännchen

    Registriert seit:
    2. Mai 2003
    Beiträge:
    426
    Ort:
    Buchen/Odw.
    Lieber merre, liebe Monsti

    Danke, für diese Beiträge.
    Sprechen mir aus dem Herzen.

    Laßt es Euch, in diesem Sinne, gutgehen.

    Liebe Grüße von schirmchen
     
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