Ausstellung "Dialog im Dunkeln"

Dieses Thema im Forum "Kaffeeklatsch" wurde erstellt von Sabinerin, 12. April 2005.

  1. Sabinerin

    Sabinerin Bekanntes Mitglied

    Registriert seit:
    30. April 2003
    Beiträge:
    3.234
    Hallöchen zusammen,

    mein Mann und ich waren am Wochenende in Hamburg. Wir haben viel gesehen und wir sind von dieser Stadt sehr angetan. Da wir beide das Wasser bzw. die See etc lieben, waren wir natürlich am richtigen Ort *lächel*

    Wir haben uns auch das "Miniaturwunderland" angeschaut (Infos: http://www.miniatur-wunderland.de). Das ist die größte Modelleisenbahn der Welt.

    Noch viel beeindruckender fand ich jedoch die Ausstellung "Dialog im Dunkeln" (Infos: http://www.dialog-im-dunkeln.de/home_de.htm)

    Zitat:
    Aus diesem Spannungsverhältnis entstand DIALOG IM DUNKELN, eine Ausstellung, die versucht, die Vorstellungen und die nicht visuellen Wahrnehmungen blinder Menschen zum Ausgangspunkt zu nehmen, um das Unsichtbare in uns und um uns zu entdecken. DIALOG IM DUNKELN ist sicherlich keine "normale" Ausstellung. Es ist weit mehr eine Plattform zur Kommunikation und zum interessierten Austausch zwischen unterschiedlichen Kulturen, um einen Perspektivenwechsel zu wagen und um Erfahrungen zu machen, ohne belehrt zu werden.
    Zitat-Ende

    Wir bekamen einen "Blindenstock" und erkundeten mit Hilfe einer blinden Führerin die Räume...in völliger Dunkelheit.
    Anfangs war es nicht einfach...sich darauf einzulassen, sich einer fremden Person anzuvertrauen, sich selbst zu trauen...

    In völliger Dunkelheit gingen wir durch die Räume, begleitet von einer sehr freundlichen, weiblichen Stimme. Diese Stimme vermittelte mir Vertrauen, ich ging hinter ihr her, neben ihr her, erkundete mit dem Gehör, mit den Händen unser Umfeld.
    Wir mussten "die Straße überqueren", also hören, wann der Verkehr zum Stillstand kam, dann mussten wir den Bordstein runtergehen, die straße überqueren und den Bordstein wieder hochgehen.
    Wir ertasteten Fahrräder und Autos. Ok, ICH bemerkte, daß es ein Auto war, mein Mann erkannte, daß es sich um eine "Ente" und um ein "Käfer" handelte *kopfschüttel* ;)
    Zum Schluß gingen wir in die "Dunkel-Bar", also zu einem Tresen, bestellten uns ein Getränk und mussten bezahlen. Vorher hatte man uns angewiesen, 3-4 Euro in der Hosentasche zu haben. Die nette Stimme hinter der Bar, erklärte mir, wie ich das Eurostück vom 50-Cent-Stück unterscheide.
    Danach unterhielten wir uns noch mit unserern netten Führerin.

    Die Reise nach Hamburg war toll, die Stadt hat uns gefallen, wir hatten ja auch eine nette private Stadtrundfahrt (ein RIESENdank an Anko *knuddel*).

    Aber diese Ausstellung hat mich beeindruckt.....
    Vor einigen Tagen "jammerte" ich noch, daß meine neue Brille doch toll ist, aber mein rechtes Brillenglas doch dicker ist als das linke.
    Als ich die völligen Dunkelheit verließ, nahm ich meine Brille wieder in Empfang und war so unendlich dankbar, daß ich sehen kann. Zwar nicht gut, eher ein wenig "Maulwurfmäßig" ;), aber ich kann sehen und nicht nur das. Ich kann auch hören, riechen, schmecken und fühlen.

    Ferner habe ich vor der Leistung blinder Menschen Respekt, sehr sehr großen Respekt. Wie sie sich zurechtfinden (müssen), den Alltag meistern (müssen). Unsere Führerin meinte, daß man lernt seinen Alltag blind zu meistern (so wie wir ja unseren Alltag auch mit Schmerzen und Einschränkungen meistern!), es dauert aber eben seine Zeit (so wie bei uns ja auch...).

    Wer also in der Nähe ist bzw. in eine der anderen weltweiten Ausstellungen gehen kann, dem empfehle ich es.

    Wie gesagt, ich bin beeindruckt...

    Herzliche Grüße
    Sabinerin
     
  2. merre

    merre Bekanntes Mitglied

    Registriert seit:
    30. April 2003
    Beiträge:
    4.192
    Ort:
    Berlin
    Interessant

    ...es gibt einen sehr einfühlsamen Film "Erbsen auf halb 12", so erklärt man Blinden wie das Essen angerichtet ist. Wir haben hier ein Lokaöl, wo der Essenraum praktisch dunkel ist, und man wie ein Blinder speist.
    Ich habe eine Zeitlang einen blinden Patienten betreut.......trotz vielfachem Entgegenkommen ein sehr schwieriges Leben. Man hat ständig die Abwägung zwischen Verständnis - Hilfe und falsch verstandenem Mitleid.
    "merre"
     
  3. kukana

    kukana in memoriam †

    Registriert seit:
    30. April 2003
    Beiträge:
    13.139
    Ort:
    Köln
    hi,
    für solche erfahrungen kannst du auch in köln in die *unsichtbar* gehen, dies ist ein restaurant, das absolut im dunkeln liegt. die bedienung ist stark sehbehindert oder blind. es heisst die wahrnehmung konzentriert sich dann sehr auf geruch und geschmack und man muss sich schon merken wo das glas steht, wie das essen auf dem teller drapiert ist. das wird einem vorher erklärt. ist zwar nicht vergleichbar mit so einem exkurs wie in hamburg, aber sicher auch mal eine erfahrung wert. ich würde allerdings keine *guten klamotten* anziehen dafür.

    gruss kuki
     
  4. liebelein

    liebelein Carpe Diem.....

    Registriert seit:
    30. April 2003
    Beiträge:
    5.781
    Ort:
    NRW bei Dortmund
    liebe sabi...

    habe von dieser art restaurants etc. auch mal einen ausfuehrlichen bericht im fernsehen gesehen.
    auch ich fand dies sehr interessant.
    alle die menschen, die kein gefuehl fuer behinderungen haben,sollten sich wirklich mal in diese situationen begeben.

    da ich ab und an den turborolli nutze empfinde ich auch draussen oft situationen,die einem gesunden so nie begegnen oder auffallen wuerden.....

    in diesem sinne.....
    liebe gruesse

    liebelein

    p.s. freue mich,das ihr solch einen tollen aufenthalt hattet.moechte auch in absehbarer zeit mal nach hamburg.....
     
  5. Kathy1

    Kathy1 Neues Mitglied

    Registriert seit:
    10. November 2003
    Beiträge:
    115
    Ihr Lieben,
    ich kann nur bestaetigen, wieviel einem die Teilnahme an so einem Projekt gibt.
    Habe vor Jahren so etwas mal mitgemacht. Vorher dachte ich immer (als Kind), wenn ich die Augen schliesse, dann weiss ich, wie es ist, blind zu sein.
    Dass das absolut was anderes ist, weiss ich spaetestens seit dieser Erfahrung, fuer die ich sehr dankbar bin. Wir hatten damals auch ein Erlebnis im Supermarkt mit dabei, wo einen jeder hin und her schob; war sehr beaengstigend. Und nur das Bezahlen an der Bar gestaltete sich schon schwierig genug.
    Kann nur den Hut vor Menschen ziehen, die so ihren Alltag bewaeltigen und hoffe, solche Projekte schaffen wenigstens bei einigen Menschen mehr Toleranz und Verstaendnis.
    Inzwischen habe ich durch meine Erkrankung selbst bereits visuelle Einschraenkungen und sehe das alles nochmal aus einem ganz anderen Blickwinkel in der Hoffnung, nicht selbst mal dauerhaft so leben zu muessen.

    Einen schoenen Tag fuer alle,
    eure Kathy.
     
  1. Diese Seite verwendet Cookies. Wenn du dich weiterhin auf dieser Seite aufhältst, akzeptierst du unseren Einsatz von Cookies.
    Information ausblenden