Jetzt muß ich mich auch mal ausheulen..

Dieses Thema im Forum "Allgemeines und Begleiterkrankungen" wurde erstellt von joerg74, 8. April 2005.

  1. joerg74

    joerg74 Neues Mitglied

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    Hallo zusammen,

    meine / unsere Vorgeschichte (stark verkürzt):
    Ich und meine Frau wohnen zusammen in einer Wohnung im Haus meiner Eltern. Das Verhältnis mit meinen Eltern ist in Ordnung.
    Vor ca. 2,5 Jahren wurde bei meinem Vater Krebs (Nierenzellkarzinom) festgestellt, einige Monate nach der OP wurden bei einer Nachuntersuchung leider Metastasen in der Lunge festgestellt. Weitere Monate später wurde eine Immuntherapie gestartet, die er eigentlich gut verkraftet hatte. Leider wurden weitere Metastasen in Knochen und Gehirn festgestellt. Im Januar war er dann zum bestrahlen der Hirnmetastase und ist seitdem (wie soll ich sagen) unerträglich. Einen kleinen Teil was im Januar / Februar bei uns abging kann man im Krebskompass nachlesen (http://www.krebs-kompass.org/Forum/showthread.php3?id=13806).
    Es hatte sich nach ein paar Wochen so ziemlich alles wieder eingeränkt. Man konnte mit meinem Vater wieder normal reden, lachen usw.... Dann haben wir seinen 70. Geburtstag organisiert und auch schön gefeiert...

    Seit dieser Woche ist es leider wieder unerträglich mit ihm. Klar wir verstehen auch seine Ängste, denn jetzt fangen wieder die Nachuntersuchungen an, aber er macht meine Mutter fix und fertig (sie tut angeblich nicht für ihn usw.). Jetzt geht es meiner Mutter total schlecht und ich wollte sie zum Arzt fahren, aber da beschwert er sich, das sie ihn allein lassen will (er hatte an diesem Tag Chemo bekommen / meine Frau war aber auch noch da, also eigentlich kein Problem). Er macht uns allen nur noch Vorwürfe und wir sollen uns ab machen!?!?
    Jetzt macht er mir und meiner Frau auch Vorwürfe, daß wir auch stinkend faul wären, aber wir machen alles für ihn (alle Wege werden erledigt / kein Wunsch wird offengelassen).
    Eben habe ich einen Anruf von meiner Mutter bekommen und hat mir erzählt das er das Haus verkaufen will und ins betreute wohnen gehen will. Um uns und meiner Mutter macht er sich überhaupt keine Gedanken. Es ist natürlich sehr praktisch mit dem Hausverkauf, denn wir haben 2 von 3 Etagen renoviert.
    Irgendwie hat er sich seit der Bestrahlung total verändert.?.? Leider zum negativen (echt traurig, dass man so etwas schreiben muß).
    Was können wir tun? Meine Mutter bzw. mich und meine Frau kann er doch auch nicht einfach auf die Straße setzen. Ich werde nochmal versuchen den Onkologen zu erreichen, aber bis 17.00 Uhr bin ich noch an der Arbeit...
    Das wird ja ein tolles WE, meine Knochen melden sich auch schon wieder zurück...

    Gruß
    Jörg
     
  2. Sabrina12682

    Sabrina12682 Ich sage was ich denke.

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    hey jörg,

    das tut mir leid dies zu lesen. meinst du es liegt an der bestrhlung die dein vater bekommen hat? das wäre natürlich wirklich eine sehr unschöne nebenwirkung.

    bist du dir sicher das er das haus verkaufen will, und dass es nicht nur eine überlegung von deinem vater war? was sagte denn deine mutter dazu?

    mensch, du hast mein volles mitgefühl! fühl dich einfach ganz lieb in den arm genommen!
    warte erst mal das wochenende ab und sieht die welt vielleicht schon wieder ganz anders aus. hoffentlich schon morgen.

    das ist kein wunder das sich dein rheuma direkt meldet, bei dem psychischen druck den du immoment hast.
    kann man mit deinem vater reden, dann verusch das doch mal. ich weiß das das schwirerig ist, aber ien versuch ist es wert, denke ich.
    lg bine
    ps: halt die ohren steif
     
  3. joerg74

    joerg74 Neues Mitglied

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    Hallo Bine,

    durch diese Bestrahlung sind Wesensänderungen leider nicht auszuschliessen.
    Das mit dem Hausverkauf ist keine Überlegung. Meiner Mutter hat er es nicht gerade nett mitgeteilt und ist auch total fertig.
    Man kann mit ihm zur Zeit auch nicht normal reden (was er sagt ist Gesetz, wenn man eine andere Meinung hat, dann fühlt er sich gleich persönlich angegriffen).

    Gruß
    Jörg
     
  4. sameta

    sameta Das Leben ist schön!!!

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    Wenn Worte nur helfen könnten.....

    Lieber Jörg

    es tut mir sehr leid, was Du und Deine Familie durchmacht seit einiger Zeit. Leider können wir Dir hier im Forum nicht viel helfen, wir können Dir aber unser echtes Mitgefühl ausdrücken.

    Wenn Dein Vater vorher ein Mensch war, mit dem man gut auskommen konnte, dann vermute ich schon, dass die Veränderung an seiner Krankheit liegt. Aber bestimmt ist es nicht nur die Chemotherapie. Du weisst bestimmt selber, dass man, wenn man leidet, nicht derselbe ist.
    Stell Dir vor, bei so einer Krankheit, wie Du sie bei Deinem Vater beschreibst, gibt es viele Ursachen, um ein "anderer Mensch" zu werden. Ich kann mir so gut vorstellen, dass er doch auch genau weiss, wie schlimm es um ihn steht und die Angst vor der Zukunft ihn "lähmt".

    Ich weiss es von mir selber, wenn die Rheuma-Schmerzen unerträglich werden und ich starke Schmerzmittel nehmen muss, fühle ich mich verändert. Ich muss mich dann zusammenreissen, meine Depressionen nicht ungerechterweise meine Lieben spüren zu lassen.

    Was nötig wäre für Deinen Vater sowie alle, die mit ihm zusammen sein Leiden miterleben, ist dringend eine psychologische Begleitung.
    Ich nehme an, dass Dich nicht nur die negative Veränderung Deines Vaters belastet sondern auch sein Leiden und die Angst um ihn. Habe ich nicht recht?
    Versuche, seinen oder Deinen Arzt darauf anzusprechen, dass Ihr Hilfe braucht.
    Man liest ja immer wieder, dass zur Behandlung von chronisch Kranken Rheumapatienten und sowieso Krebspatienten auch die psychologische Betreuung gehört und eine wichtige Rolle spielt.

    Es ist schwer, ich weiss, lieber Jörg! Aber sei tapfer und suche Hilfe, denn allein geht das nicht!

    Dir und Deiner ganzen Familie wünsche ich viel Zuversicht und Kraft.

    Herzliche Grüsse aus Paris schickt Dir

    sameta
    PS: Betr. Eurem Haus, hat denn Dein Vater das alleinige Entscheidungrecht, was damit geschieht? Gehört es nur ihm?
     
  5. Monsti

    Monsti das Monster

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    Hallo Jörg,

    Ihr seid wirklich nicht zu beneiden! Sowas ist ein Alptraum.

    Wir hatten übrigens vor vielen Jahren einen ganz ähnlichen Fall in der damaligen Nachbarschaft: Der Mann hatte Kehlkopfkrebs, Metastasen u.a. im Gehirn, Bestrahlung, extreme Persönlichkeitsveränderung (Unberechenbarkeit, Aggressionen). Genau wie bei Euch ging es um ein Haus, in dem auch noch Sohn, Schwiegertochter und deren Kinder wohnten. Unten im Haus auch noch die von der Familie betriebene Bäckerei. Das Problem war, dass die Ehefrau nicht mehr lebte, und der Mann grundbuchlich alleiniger Eigentümer war. Nach diversen neurologischen und psychologischen Gutachten wurde der Mann schließlich einer Vormundschaft unterstellt, gerade noch rechtzeitig, ehe er für die Katastrophe in der Familie gesorgt hatte. Wenige Monate darauf verstarb er.

    Ich kannte den Mann noch als lebenslustigen und total hilfsbereiten Nachbarn. Ganz offensichtlich waren im Rahmen der Erkrankung und der Bestrahlungen wichtige Bereiche des Gehirns zerstört worden. Es war ein Jammer, diesen völlig veränderten und zunehmend auch gemeingefährlichen Menschen zu erleben - er war zur Bestie mutiert.

    Ich wünsche Euch viel, viel Kraft!
    Liebe Grüße von
    Monsti
     
  6. susannegru

    susannegru Neues Mitglied

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    Hallo Jörg,
    Euch steht eine sehr schwierige Zeit bevor. Ich kann nur bestätigen, was einige schon andeuteten. Meine Mutter hatte einen Gerhirntumor, der ihre Persönlichkeit sehr zum Negativen veränderte. Zum Glück nicht mit so katastrophalen Entscheidungungen wie sie Dir gerade bevorstehen. Du musst unbedingt fachkundige Hilfe in Anspruch nehmen! Vielleicht kann Dir schon der Arzt weiterhelfen mit einer Adresse, die auch rechtskundigen Beistand leistet. Vielleicht gibt es bei Euch auch Selbsthilfegruppen, die weiter wissen.
    Alles Gute wünscht Dir Susanne
     
  7. Cori

    Cori Optimistin

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    Hallo Jörg!

    Es tut mir weh zu lesen, wie sehr Ihr unter der Veränderung Deines Vaters leidet...

    Suche Hilfe! Geh' auf Leute (Freunde, Ärzte usw.) zu und schildere Eure Situation. Suche dann das Beste und am besten Umzusetzende aus. Suche im Internet nach Informationen die Euch helfen. Es geht um Euch als Familie! Dein Vater wird kaum einsehen Hilfe annehmen zu müssen. Dann mußt Du das über einen Umweg erreichen, so, daß er es nicht so merkt. Deshalb ist professionelle Hilfe jetzt sehr wichtig für Euch!

    Ich wünsche Euch alles Gute!

    Liebe Grüße von

    Cori
     
  8. Inga

    Inga Mitglied

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    Hallo,
    Du könntest mal versuchen, beim Bundesverband der Angehörigen psychisch Kranker (BApK) um Rat zu fragen. Die haben eine Telefonhotline und wenn sie nicht konkret helfen können, dann aber sicher sagen, wohin Du Dich wenden könntest

    http://www.bapk.de/


    Liebe Grüße
    Inga
     
  9. nenufar

    nenufar immer am dazulernen...

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    lieber jörg - es tut mir so leid, dass ihr jetzt eine so schwere zeit durchmacht...

    und es wahrscheinlich nicht ruhiger und entlastender werden.
    alles was du beschreibst, spricht von der grossen liebe und tiefen beziehung zu deinem vater... obwohl davon im moment nicht viel übriggeblieben scheint... keinwunder bei den belastungen. es ist besonders schwer, einen nahestehenden menschen so schlimm verändert zu sehen und ihn dann so zu ertragen. das kostet viel kraft und geht oft über das menschlich mögliche hinaus. nicht alles ist ertragbar.
    bitte nimm den rat an, den dir schon so viele gaben: wende dich / wendet euch an menschen die euch helfen können. löchert die ärzte deines vaters, sie sollen euch hilfestellung geben, wie ihr besser mit der situation klarkommen könnt. wenn man weiss, was geschehen kann, ist es nicht besser aber man kann besser damit umgehen... angehörigenberatung, seelsorge, psychol. begleitung... mitfühlende und helfende unterstützung, alles das braucht ihr jetzt.

    so schlimm es klingt, ich denke, dein vater - er tut euch nicht absichtlich weh, tyrannisiert euch nicht wissentlich... es ist jetzt eine andere realität, in der er lebt. die wird regiert vom krebs, der ihn zerstört. er hat bestimmt viel angst. vielleicht denkt er auch, es wäre so besser für euch, wenn er euch rausekelt. dann müsst ihr sein elend nichtmehr miterleben. das ist so eine vrmutung, die mir beim lesen noch kam. manche gedanken sind schwierig nachzuvollziehen, die ein schwerkranker mensch so hat.
    redet doch bitte einmal mit seinem arzt darüber, wenn ihr befürchtet, dass die gesamte familie ruiniertwird durch sein verhalten... dieser weg ist hart, es bedeutet aber nicht, wenn ihr das tut, das ihr ihn hintergeht oder nicht mehr liebhabt. aber ihr müsst euch - die familie - schützen. letztendlich vielleicht sogar ihn vor sich selbst....
    niemand weiss, was bestrahlung im nervenzentrum anrichten kann, niemand weiß, was die metastasen bei ihm vielleicht schon zerstört oder verändert haben. es klingt schon sehr schlimm, was du beschreibst.

    in unserer familie haben wir ähnlich schweres erlebt. mein schwiegervater starb 2001 an den folgen einer krebserkrankung. es ging so schnell, sein körperlicher und geistiger verfall zum ende hin. die nahe familie ist dabei immer sehr belastet - es ist einfach schwer zu akzeptieren, das da ein geliebter mensch so verändert wird. hilflosigkeit, machtlosigkeit, verweigerung enttäuschung, traurigkeit und ein bisschen wut, dass einem das passieren musste. man will es nicht wahrhaben, kann es nicht verstehen, fragt nach dem warum und klammert an jedem hoffnungsstrohhalm...und würde alles tun, um alles wieder wie vorher zu haben. leider ist das meist eine illussion...

    ich wünsch euch mut für die notwendigen dinge, kraft alles durchzustehen, liebe und geduld mit der veränderung umzugehen und einen unerschöpflichen quell an guten erinnerungen an andere, schönere tage mit deinem vater...


    ich würde euch gerne helfen und kann doch nur sagen: bleibt stark, haltet euch zueinander und passt auf euch auf ! traut euch, hilfe in anspruch zu nehmen.

    sei mit deiner ganzen familie tröstend in den arm genommen
    von nenufar/heike
     
    #9 8. April 2005
    Zuletzt bearbeitet: 8. April 2005
  10. klaraklarissa

    klaraklarissa Neues Mitglied

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    hallo joerg,

    wirklich schlimm, was eine so schwere krankheit aus einem liebenswerten menschen machen kann.
    ihr dürft nicht vergessen, wie euer vater war, bevor der krebs kam, er ist nicht mit absicht so, wie er jetzt ist, auch wenn es oftmals so den anschein haben wird. er kann nichts dafür.

    auch ich bin der meinung, das ihr dringend hilfe von einem profi braucht, der euch unterstützung und kraft geben kann, der eure situation versteht, der euch raten kann: "wie weiter?"

    ich wünsche euch viel viel kraft und energie um die situation auszuhalten, zu meistern ohne selbst daran zu zerbrechen.
    denk auch mal zwischendurch an dich selbst. ein rheumaschub bei diesem stress ist fast vorprogrammiert.
     
  11. joerg74

    joerg74 Neues Mitglied

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    Hallo zusammen,

    mir fehlen die Worte. Vielen, vielen dank für eure netten Worte und Tips. Ihr seid Gold wert.
    Am WE war ich nicht am Rechner, weil es mir auch nicht besonders gut geht (Hirn brummt, total erschlagen und seit heute schlägt mein linkes Knie und Schulter wieder alarm).
    Gestern Abend mußte ich meine Mutter zum Notdienst fahren, weil sie zu hohen Zucker hatte (286) und sie am ganzen Körper gezittert hatte.
    Der Kommentar von meinem Vater war, dass sie heute zu gut gegessen hätte. Na toll, habe ich mir gedacht, durch den ganzen ärger konnte sie die ganzen Tage nichts richtiges essen und hatte gestern mal wieder was normales gegessen (seine Fehler gesteht er sich noch nicht mal ein). Auf der Fahrt zum Notdienst hatte sie mir auch erzählt, dass er mit seiner Stichelei wieder angefangen hatte.
    Dem zuständigen Arzt hatte sie dann auch die ganze Geschichte erzählt und hat ihr dann eine starke Beruhigungsspritze gegeben. Der Arzt hat gesagt, das mein Vater nicht mehr geschäftsfähig ist und hat uns auch empfohlen zum Gericht zu gehen und dort eine Betreuung zu beantragen oder so ähnlich.
    Ich habe mir für heute abend einen Termin bei meinem Hausarzt geben lassen. Der kann uns bestimmt auch sagen, welche Schritte wir jetzt unternehmen können und müssen (es ist auch der Hausarzt von meinem Vater).

    Gruß
    Jörg
     
  12. Mutterkutter

    Mutterkutter Neues Mitglied

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    Hallo Joerg,es macht mich sehr betroffen,wenn ich DEine Geschichte hier lese.So wie die anderen ja auch schon sagen:Ihr braucht professionelle Hilfe und Du bist ja schon auf dem besten Weg dorthin.Ich wollte Dir nur sagen,dass ich es toll finde,dass Du DEine Mutter so unterstützt und für sie da bist.Man hört und liest ja überall(und ich selber erlebe das auch zur Zeit),dass man keine Unterstützung aus dem Umfed bekommt.Und da finde ich es halt sehr schön,dass das bei Euch anders ist.Sei herzlichst virtuell umarmt und Ich wünsche Dir viel Kraft für Deine nächste Zeit.Und vor allem,dass Deine Krankheit sich ruhig verhält und Du nicht auch noch unter Schmerzen leiden musst bei alldem.:)
     
  13. joerg74

    joerg74 Neues Mitglied

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    Hallo ihr lieben,

    gestern war mal wieder ein sehr sehr schwerer und harter Tag. Wir haben schon seit einigen Tagen gesehen, dass es mein Vater nicht lassen kann und meine Mutter langsam fix und fertig ist. Gestern wo sie in den Garten gegangen ist haben wir sie mal zu uns in die Wohnung geholt und wo wir sie dann so gesehen haben und mit ihr geredet haben (wie soll ich sagen, sie ist sozusagen total fertig, geht am Stock weil sie denkt sie kippt um, ist nur noch am heulen, wenn sie morgens aus dem Bett steigt ist sie schon Schweiß gebadet und fragt sich was sie nun heute wieder erwartet), war uns klar das jetzt sofort etwas passieren muß.
    Wir haben unseren HA angerufen und ihm den Stand der Dinge berichtet. Er hat uns dann gesagt, dass er nach seiner Sprechstunde zu meinen Eltern kommt und mit ihnen ersteinmal spricht und dann eine freiwillige bzw. eine Zwangseinweisung macht.
    Meiner Mutter sollten wir auch bescheid sagen, dass der Arzt kommt, aber wir haben ihr nichts gesagt. Wenn wir ihr etwas gesagt hätten, dann wäre sie mit sicherheit uns zusammengebrochen.
    Wir waren nur noch nervös und unser Herz hat bis ins Hirn gepocht bis es dann endlich bei meinen Eltern geklingelt hatte. Mein Vater war wie immer total freundlich zu unseren HA (unser HA war auch die Ruhe in Person). Unser HA hatte dann ein nettes Gespräch mit ihm angefangen und ist dann lagsam immer mehr auf die Familiensituation eingegangen. Mein Vater hatte sich dann irgendwie ständig wiedersprochen und immer mehr im Gespräch verstrickt, sodass dann unser HA ihm gesagt hatte, dass er ihn jetzt ins Krankenhaus einweisen will. Mein Vater (er sei ja nicht verrückt) war dann sehr beleidigt und meinte dann nur noch, was er alles für uns getan hätte (er hätte sich nur für uns alle aufgeopfert usw.) und dann machen wir sowas noch mit ihm, wo er doch so Krank ist. Es ging dann irgendwie alles ziemlich schnell, der HA hatte einen Krankenwagen bestellt und sehr lange mit der Klinik geredet. Als er dann von den Sanitätern in den Krankenwagen getragen wurde, meinte er noch zu uns, dass er nichts mehr mit uns zu tun haben will und jetzt könnten wir ja tun was wir wollen - jetzt seit ihr mich ja endlich los -.
    Es tut mir sehr leid für ihn, aber es konnte so nicht mehr weiter gehen. Meine Mutter hatte schon Angst, dass er ihr etwas antut. Er wurde jetzt erst einmal in unseren örtlichen Krankenhaus eingeliefert und wird am Montag in die Psychiatrie verlegt.
    Ich weiß nicht wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll bzw. wie es jetzt weitergeht, ihm geht es auch sehr schlecht. Mittlerweile muß er gegen seine Schmerzen 3 x 8mg Palladon und bei Bedarf noch eine 2,4 mg einnehmen. Er braucht ja mal frische Klamotten usw., gehe ich dann in sein Zimmer oder gebe ich es auf Station ab (gestern habe ich seine Sachen auf Station abgegeben). Ich glaube es ist besser, wenn er erst mal Abstand von uns hat und wir vor ihm. Meine Mutter will am Montag zu ihrer Ärztin und sie wird dann mit wahrscheinlich auch ins Krankenhaus eingewiesen, weil sie mit den Nerven am Ende ist.
    Sorry, dass ich so viel geschrieben habe. Es mußte mal raus.

    Gruß
    Jörg
     
  14. Mutterkutter

    Mutterkutter Neues Mitglied

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    Meine Güte,dass ist ja alles sehr tragisch.Aber so aus der Ferne glaub ich,dass es wirklich das Beste für alle Beteiligten Personen ist.Ich denke,dass man Dir im Krankenhaus und später in der Psychatrie schon erklären wird,wie Du weiterhin mit DEinem Vater umgehen kannst.Ob ihr erstmal Abstand von ihm haben müßt,oder ob Du ihn besuchen darfst.Ich würde jetzt erstmal alles auf Deine Mutter konzentrieren,damit sie sich wieder erholt und zu Kräften kommt.Und wenn Dein Vater in guten Händen ist,wer weiss vielleicht wird er doch noch, eines Tages, zumindest soweit wieder hergestellt sein,dass er nicht mehr so schrecklich zu Euch ist.Die Zeit wirds bringen und ich wünsche Euch erstmal ganz viel Kraft,dass alles durchzustehen.Und Deiner Mutter alles Gute,dass sie bald wieder auf dem Damm ist.
     
  15. joerg74

    joerg74 Neues Mitglied

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    Hallo Mutterkutter,

    ich fühle mich irgendwie hin und her gerissen, weil es um meinen Vater nicht gut steht (diverse Knochen-, Lungenmetastasen usw.). Für meinen Vater sind wir jetzt warscheinlich bzw. mit sicherheit die schlimmsten Menschen die es gibt, aber es konnte nicht so weiter gehen. Ihm wurde damals auch eine Anschlussheilbehandlung ober ein Psychologe angeboten, aber er wollte es nicht weil er nicht verrückt ist.
    Ich werde mal auf der Station anrufen um mal zu fragen wie es ihm geht und nachher werde ich ihn ein paar Sachen auf Station abgeben.

    Gruß
    Jörg
     
  16. Monsti

    Monsti das Monster

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    Hallo Jörg,

    auch ich denke, die jetzige Einweisung war die beste Lösung. Außerdem meine ich auch, dass es für jeden Beteiligten gut ist, erst mal aufzuschnaufen und zur Ruhe zu kommen.

    Bezüglich des Umgangs mit Deinem Vater würde ich im engen Kontakt mit dem KH bleiben. Die Leute dort sind geschult und können einschätzen, was für Deinen Vater gut ist und was nicht. Wahrscheinlich wird Dein Vater die ganze Sache nach einigen Tagen etwas differenzierter sehen können, vielleicht wird er auch medikamentös entsprechend eingestellt. Versucht Euch jetzt zu entspannen und macht Euch keine Vorwürfe, die sind nämlich wirklich fehl am Platz.

    Deiner Mutter wünsche ich, dass sie sich jetzt schnell wieder stabilisiert. Es ist gut, dass sie Hilfe in Anspruch nimmt.

    Liebe Grüße von
    Monsti
     
  17. Ruth

    Ruth Bekanntes Mitglied

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    württemberg
    lieber jörg!

    gut, dass ihr so einen verständnisvollen HA habt. ich finde es im moment auch die einzige lösung mit der einweisung ins KH. dass dein vater es so anders sieht und so verbittert und böse reagiert hat, zeigt ja auch, dass es ihm psychisch sehr schlecht geht. vielleicht kann man ihn dann in der psychiatrischen klinik soweit stabilisieren, dass er wieder normaler mit euch umgehen kann. jetzt ist es erstmal notwendig, wie du schon schreibst, nach deiner mutter zu schauen, damit sie sich wieder etwas erholen kann.
    ich wünsche euch allen viel kraft und zuversicht! viele grüsse sendet ruth
     
  18. joerg74

    joerg74 Neues Mitglied

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    Hallo Monsti, Ruth und alle anderen,

    ich habe ihn nicht besucht, weil er um ca. 17.00 Uhr bei uns angerufen hatte und meine Frau mal wieder sehr aggressiv angegriffen hatte (womit hätte er das verdient, dass man ihn so abspeist usw.). Deshalb habe ich lediglich seine Sachen bei der Pforte abgegeben und bin wieder gefahren (er wäre sicherlich explodiert, wenn ich ins Zimmer gegangen wäre. Mir fehlte auch erlich gesagt die Kraft dazu).
    Um ca. 22.00 Uhr hatte dann mein Vater meine Mutter angerufen und sie gefragt warum ich ihn nicht besucht hätte. Er hätte mir ja nicht den Kopf abgerissen, sagte er ihr ganz ruhig. Nach einer Weile hat er ihr auch gesagt, dass er eine starke Beruhigungsspritze bekommen hatte und hat sich ganz normal mit ihr unterhalten.
    Ich bin so froh, dass er jetzt endlich etwas zum Beruhigen bekommen hat und ich hoffe, dass er den Schritt mit der Einweisung eines Tages versteht. Es will doch keiner was böses von ihm. Wir wünschen uns doch so sehr noch ein paar schöne Monate (hoffentlich auch Jahre) und das ohne Streitereien.
    Morgen Nachmittag werde ich wieder auf Station anrufen und fragen wie es ihm geht. Evtl. werde ich ihn auch besuchen, aber das entscheide ich morgen. Es ist schon eine sehr sehr schwere Situation (entspannen kann ich mich auch nicht)...

    Gruß
    Jörg
     
  19. Monsti

    Monsti das Monster

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    am Pillersee in Tirol
    Hallo Jörg,

    richtig so! Lass ein paar Tage vergehen, da kann vieles geschehen. Halte den Kontakt mit der Station. Glaub mir, so ist es jetzt wirklich besser für alle, auch für den kranken Vater.

    Bitte, findet jetzt erst mal wieder zum eigenen Leben zurück! Das ist wichtig, denn nur dann könnt Ihr auch anderen helfen. Ich wünsche Euch allen viel Geduld und Kraft.

    Liebe Grüße von
    Monsti
     
  20. Lilly

    Lilly offline

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    hallo jörg,

    es tut mir sehr leid zu lesen, was zur zeit bei euch abläuft. aber diese geschichte kommt mir sehr bekannt vor.
    ich habe 26 jahre lang als krankenschwester in einem pflegeheim für schwerkranke und behinderte menschen gearbeitet.
    für diese wesensveränderung, die dein vater jetzt durchmacht, kann er nichts. die metastasen zerstören leider auch sein gehirn. dein vater bekommt das alles selber noch mit, und kann aber nichts dagegen machen. er wird anfangs von schlimmen depressionen geplagt, er wird ungerecht, hadert mit seinem schicksal, wird aggressiv hat angst, will seine krankheit nicht annehmen. das sterben läuft, so wie die trauer auch, in 5 phasen ab, die bei jedem menschen gleich verlaufen. erst wenn er seinen kommenden tod akzeptiert hat (5 phase) wird es wieder umgänglicher und zufrieden werden. diese zeit ist auch für die angehörigen eine grosse herausforderung. aber bitte lass dir sagen, nimm jetzt nichts persönlich was dein vater sagt oder macht, es ist nicht wirklich das, was er auch denkt. ihr habt auch richtig gehandelt, in dem krankehnhaus wird er prof. betreut, und es wird ihm auch durch die medis die angst und der schmerz genommen.
    ich will dich auch noch darauf vorbereiten, dass der körperliche und geistige verfall sehr schnell vor sich gehen kann. dh, dein vater kann sich immer mehr verändern, aus erwachsenen menschen werden wieder kinder....es kann auch sein, dass er euch eines tages nicht mehr erkennt.
    es hört sich warscheinlich hart an, wie ich darüber schreibe, aber so läuft es leider ab.
    ich wünsche dir und deiner familie viel kraft. vergiss nie, wie dein vater einmal war, und behalte ihn so in deiner erinnerung, dass hilft dir auch in der jetzigen situation weiter.

    ich gebe dir hier einen link zu einer seite der sterbeforscherin dr. elisabeth kübler- ross, die diese phasen sehr gut beschreiben kann.

    http://www.scheffel-gymnasium.de/faecher/religion/kuebler.htm
     
    #20 12. Juni 2005
    Zuletzt bearbeitet: 12. Juni 2005
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