Vorstellungsgespräch - Hab Erkrankung verleugnet

Dieses Thema im Forum "Allgemeines und Begleiterkrankungen" wurde erstellt von Cookie, 11. November 2004.

  1. Cookie

    Cookie Neues Mitglied

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    11. Februar 2004
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    Stuttgart
    Hallo Ihr Lieben,

    ich hatte heute ein Vorstellungsgespräch und wurde nach einer etwaigen Schwerbehinderung bzw. einer "schweren chronischen Erkrankung" gefragt.

    Ich hab dies verneint, obwohl ich an einer undiff. Kollagenose, wahrscheinlich Sharp-Syndrom, erkrankt bin.

    Wie ist das denn rechtlich? Bin ich verpflichtet, die Frage nach einer chron. Erkrankung wahrheitsgemäß zu beantworten? Ich hab mal gehört, dass man im Krankheitsfalle, wenn das Verschweigen einer Erkrankung rauskommt, evtl. schadensersatzpflichtig werden könnte.

    Würde ich aber wahrheitsgemäß antworten, hätte ich wohl nie mehr die Chance, einen Arbeitsplatz zu finden (ich wurde zum 30.11.04 betriebsbedingt gekündigt und deshalb auf der Suche)!

    Was also tun bei solch einer Frage?

    Vielleicht habt Ihr mir ja zu diesem Thema einen Rat..

    Vielen Dank und lieben Gruß!

    Cookie
     
  2. zitrone

    zitrone Guest

    hallo cookie,

    ich bin in einer sehr ähnlichen situation, das heisst, ich bin gerade auf jobsuche. da es in meiner verwandtschaft ein paar juristen gibt, habe ich mich informiert. das gesetz sagt folgendes:

    das fragerecht des arbeitgebers beschränkt sich im wesentlichen auf folgende punkte (wobei es natürlich einen unterschied macht, ob man sich als pilot bewirbt oder als schreibkraft):
    liegt eine erkrankung vor durch die die eignung für die vorgesehene tätigkeit auf dauer oder in periodisch wiederkehrenden abständen eingeschränkt ist? liegt eine ansteckende erkrankung vor? ist zum zeitpunkt des dienstantritts oder in absehbarer zeit mit einer arbeitsunfähigkeit zu rechnen?
    fragen nach früheren erkrankungen sind nur beschränkt zulässig, denn sie bedeuten einen erheblichen eingriff in die intimsphäre des arbeitnehmers. zulässig ist hingegen eine frage wie: "waren sie in den letzten beiden jahren wegen einer schwerwiegenden oder chronischen erkrankung, die einfluss auf die vorgesehene arbeitsleistung haben könnte, arbeitsunfähig krank?

    das heisst, dass du im grunde wahrheitsgemäss antworten musst, wenn du nach einer chronischen krankheit gefragt wirst. ausser du warst nie krankgeschrieben - dann hat die krankheit ja keinen einfluss auf deine arbeit gehabt.

    das ganze thema ist ein bisschen schwierig und es könnte schon sein, dass du im nachhinein ärger kriegst. aber das kommt sicherlich auch auf deine persönliche situation an, also auch auf das ausmass deiner krankkeit und in wie weit sie dich tatsächlich auch in der arbeit einschränkt.
    schadensersatz kann man wohl nicht so leicht verlangen. für welchen schaden denn? du könntest höchstens gekündigt werden, weil der arbeitsvertrag unter widrigen umständen zustande gekommen ist - denke ich mal, weiss ich aber nicht so genau.

    jedenfalls drücke ich dir die daumen für deinen neuen job!
    die zitrone
     
  3. Gärtnerin

    Gärtnerin Neues Mitglied

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    Vorstellung

    Hallo Cookie,

    aus Deinem Schreiben ziehe ich zwei Wörter heraus:
    ......undeffinierbar
    ......wahrscheinlich.

    Das heißt für mich, es ist doch noch gar nicht klar, daß Du chronisch Krank bist.
    Also würden sich Deine Bedenken von selber erledigen.
    Es sei denn, daß Du wirklich in der letzten Zeit wegen Krankheitserscheinungen öfter krank warst und somit nicht voll arbeitsfähig. Das würde wieder eher eine Bestätigung für eine chronische Krankheit sein.

    Also hängt es von Deiner persönlichen Situation ab, wozu Du Dich selber zählst.

    Gruß von der Gärtnerin!
     
  4. Uschi

    Uschi in memoriam † 18.7.18

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    Krankheit bekennen

    Hallo,

    ich habe cP und bin sicherlich sehr eingeschränkt, was so die sportlichen und bewegungstechnischen Dinge angeht. Als ich damals den Job bei der TELEKOM in der Auslandsauskunft annahm, habe ich nichts von Rheuma gesagt. Wieso nicht ?

    Weil ich immer nur wegen starken Erkältungen und 2 Lungenentzündungen krankgeschrieben war - und das kann jeder haben :)

    Auch jetzt, wieder auf Arbeitssuche, habe ich diese Krankheit nicht als Schild vor mir, habe aber angeschnitten, daß ich aufgrund von Rheuma die letzten Jahre nicht gearbeitet habe - es ist einfach eine Frage der Präsentation.

    Sonst ist es richtig: wenn man aufgrund der Krankheit nicht AU war, muss man sie nicht angeben.

    Alles Gute, viel Erfolg -

    Pumpkin
     
  5. Elke

    Elke wünscht allen

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    hallo cóokie,

    ich war vor gut einem jahr auch noch so halb arbeitssuchend, halb heißt ich war arbeitssuchend gemeldet aber nicht arbeitsfähig.

    eines tages bekam ich eine einladung zu einem vorstellungsgespräch als Buchhalterin (mein 2 beruf), ich fragt sicherheitshalber beim arbeitsamt nach ob ich meine erkrankung denn nun angeben muss?

    die antwort die ich dort erhielt:

    Ja, sollten sie im nachhinein aufgrund ihrer chronischen erkrankung ausfallen und der arbeitgeber erfährt davon kann er ihnen fristlos kündigen da sie sich die stelle unter der vorraussetzung falscher tatsachen erschlichen haben, dies kann regress forderungen nach sich ziehen.

    also, schließe ich mich meinen vorrednern an, es kommt auf deine persönlichen werdegang in bezug auf krankheit an.

    wünsche dir alles gute
    gruß
    elke
     
  6. Nanina

    Nanina Guest

    Hallo!!

    Also bei mir war es so:

    Ich habe Zahnarzthelferin gelernt und vor ca. einem halben jahr fing es an das ich in dem beruf nicht mehr klar kam.
    Das Arbeitsamt bot mir dann nach einigen Prüfungen eine Umschulung als Bürokauffrau an !!
    Als erstes stellte ich mir natürlich die Frage (ich habe cp + morbus bechterew) ob das denn wohl ein geeigneter Job für mich und meine Krankheit wäre!
    Naja besser als gar nichts, dachte ich und machte mich so auf Job suche.
    Zu meinem erstaunen brauchte ich nur eine Bewerbung und hatte das Vorstellungsgespräch und schließlich auch die Stelle.
    Ich rief meinen Berufsberater vor dem Vorstellungsgespräch noch mal an und fragte ob ich was von der Krankheit angeben müßte???
    Die ANtwort daraufhin hieße NEIN, würde ja eh niemand erfahren und von ihm bestimmt nicht.
    Doch dann kam alles anders: Da ich seit Monaten kein Geld vom Arbeitsamt bekam rief meine #Chefin beim Arbeitsamt an und wollte etwas druck machen.
    Zu meinem erstaunen arbeitet die beste freundin meiner "ehemaligen chefin" da und sagte ihr woll nach Feierabend das ich ein Reha fall sei usw.
    Das sie Dame damit ihre Schweigepflicht verletzt hatte war ihr anscheinend nicht klar, meine Chefin jedenfalls schickte mir die Kündigung per Einschreiben!!!
    Auf jeden fall schickte ich eine schriftliche beschwerde zum Arbeitsamt daraufhin bekam die "gute frau" eine Abmahnung aber der gute Berufsberater wurde nichts gesagt da er angeblich immer gesagt hätte ich müßte meine Krankheit angeben!!!
    Das war so eine Schweinerei, im moment arbeite ich halbtaga in einem Supermarkt aber das kann es doch nicht gewesen sein !!! ich bin doch erst 20!!!
    Vor allem bin ich kein Typ der gerne zu hause ist!! Naja , so viel von mir bussi Nanina
     
  7. Matthias

    Matthias Neues Mitglied

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    Das ist doch ganz einfach:
    Gibt man heutzutage die Krankheit an, wird man in den meisten Fällen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht eingestellt. die Folge -> höchstwahrscheinlich keinen Job.

    Gibt man die Krankheit nicht an, und wird kurzfristig krank kann es sein, dass der Arbeitgeber sauer ist, und man entlassen wird. Vielleicht hat er aber auch Verständnis und akzeptiert es. Folge dieses Szenarios -> vielleicht keinen Job.

    Gibt man die Krankheit nicht an, und wird innerhalb einer vernünftigen Zeit nicht krank, dann entfällt der Zusammenhang mit der Frage. Wenn man dann nach 2, 3 Jahren länger krank wird, kann kaum einer noch was sagen. Kurzfristige Krankheitszeiten, also mal ne Woche krank, das kann doch dem Gesündesten passieren, da muss man auch mit der Wahrheit noch nicht rausrücken. Folge dieses Szenarios -> wahrscheinlich ein Job.

    Was folgt daraus: Die Welt will beschissen werden. Die Wahrscheinlichkeit einen Job zu bekommen wenn man ehrlich ist, und ihn dann nicht zu verlieren, wenn man krank wird ist so gering, die kann man vergessen.
    Sprich, wer wie wir eh die Arschlochkarte gezogen hat, geht das Risiko einfach ein.
     
  8. bise

    bise Neues Mitglied

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    bei Frau Antje
    was soll das ganze eigentlich?
    ich litt jahrelang an einer kollagenose (sharp/mischk.), erst später kam dann die pc hinzu. ich war während der zeit immer berufstätig. klar, dass ich manchmal krank war, dann habe ich eben das pensum nachgeholt in den arbeitsfreien stunden. arztbesuche wurden bewilligt - selbstverständlich habe ich die zeit nachgearbeitet - manchmal sogar am wochenende. mein arbeitgeber wusste, wie ich meine arbeit aufteilte, und ich hatte keinerlei schwierigkeiten. natürlich wurden keine überstunden aufgeschrieben!!! auch alle urlaubstage habe ich nicht genommen; war ich gesund bzw. fühlte ich mich fit, habe ich an den "brückentagen" gearbeitet und vertrat die abwesenden kollegen.
    klar, es kommt auf den arbeitsplatz an. arrangements sind immer möglich. der arbeitgeber wünscht eine belastbare arbeitskraft, die das pensum erledigt. ich glaube im büro ist es gerade möglich, durch zusätzlichen einsatz ausserhalb der regulären dienstzeit die arbeit zu bewältigen, auch dann wenn man nicht mehr so fit ist.

    ich würde nix sagen sondern einsatz zeigen.
    gruss
     
  9. KayC

    KayC Stehauffrauchen

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    also prinzipiell kann ich beide Seiten verstehen. Ich bin allerdings auch einer dieser bösen Arbeitgeber. Unter anderem bin ich auch chronisch erkrankt. ;) Und ich finde es nicht besonders prickelnd, wenn ich von einem Bewerber, sollte er in die engere Auswahl gekommen sein, in solchen Punkten angelogen werden. :( Allerdings kann ich verstehen, wenn solche Sachen beim ersten Gespräch mmmhhh, ja ... unter den Tisch fallen. Einfach schon um den ersten Eindruck auch nicht kaputt zu machen.
    Obwohl ich auch nie nach sowas gefragt habe.

    Aber vielleicht auch mal die andere Seite:
    Wie wollt ihr Möglichkeiten zur Integration finden (speziell für die, die schon länger AU sind) wenn ihr nicht ehrlich seid? Zum Beispiel Hilfsmittel bei der Arbeit (besondere Stühle, Tische, Umgestaltung Arbeitsplatz), die Euch zustehen, damit die Arbeitsfähigkeit erhalten bleibt. Betriebe sind ab einer gewissen Betriebsstärke zum Beispiel verpflichtet, Schwerbehinderte aufzunehmen, sogar bevorzugt bei Bewerbungen zu behandeln. Sonst gibt es saftige Strafen. Und das ist auch gut so. Wozu gibt es denn Gleichstellung ect.?

    Also wie gesagt, ich kann beides verstehen. Wenn jemand in einem Betrieb chronisch erkrankt, aber seine Arbeitsfähigkeit gesichert ist weil derjenige z.B. mit Medis gut eingestellt ist, dann kann ich das akzeptieren, das man das verschweigt. Schon allein, weil man ja immer um ein "normales" (Arbeits)leben bemüht ist. Und weil auch viel gemobbt wird.

    Aber wenn ich von vorneherein weiß, das ich des öfteren ausfallen werde, weil meine Erkrankung eben unberechenbar ist, oder sich schlecht einstellen lässt, dann sollte man doch schon so fair sein und das dem Arbeitgeber mitteilen.

    Naja, war nur so ne Idee.

    Lieben Gruß katharina
     
  10. Matthias

    Matthias Neues Mitglied

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    Dreieich, Hessen
    Das funktioniert, wenn Du erst mal drin bist im Job. Das schaffst Du aber nicht, wenn Du von vornerherein bekannt ist, dass Du eine chronische Krankheit hast.
     
  11. trombone

    trombone die Schreibtischtäterin

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    Brakel, Kreis Höxter
    Hallo,

    ich kann auch beide Seiten nachvollziehn.
    Aber vielleicht sollte man dann auch die besondere Situation des Arbeitssuchenden berücksichtigen, wenn er keinen Schwerbehindertenausweis besitzt.
    In diesem Fall stehen ihm keine Intergrationsmöglichkeiten zur Verfügung. Auch die besondere Beschaffenheit von Arbeitsplätzen muss zunächst nicht von Arbeitgeberseite berücksichtigt werden.

    Außerdem spreche ich aus eigener Erfahrung. Ich arbeite seit 21 Jahren im öffentl. Dienst, habe einen Schwerbehindertenausweis über 50 % und suche eigentlich z.Zt. eine neue Wirkungsstätte im Raum Hannover.
    Trotz meiner Angaben, dass ich als Schwerbehinderter anerkannt bin, habe ich es bisher noch nichteinmal geschafft zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden; und dass lag nicht an der mangelnden Qualifizierung für die jeweils ausgeschriebene Stelle (außer im einen Fall: falsche Konfession). Auch der öffentl. Dienst sucht sich die Leute mittlerweile ganz genau aus und da fallen die Bewerber, von denen im Vorfeld schon klar ist, dass diese Krankheitsbedingt ausfallen können (selbst wenn diese nicht stimmt) schon vorher durchs Raster. Dies ist zwar traurig - aber realität.

    Anders sieht es aus, wenn bei der Bewerbung der vorhandene Schwerbehindertenausweis nicht angegeben wird: Hier kann der Bewerber - im Fall der Einstellung - nicht plötzlich mit dem Schein wedeln und sagen: Ich bin anerkannt Schwerbehindert und will jetzt alle Vorteile. Wird der vorhandene Schwerbehindertenausweis verschwiegen, sind die Vorteile die sich hieraus ergeben könnten nicht im Nachhinein einklagbar. Man sollte sich also sehr wohl überlegen wann man eine Erkrankung angibt und wann nicht.

    Ich habe ja auch als Frau das Recht auf eine Frage nach einer vorhandenen Schwangerschaft zu lügen - und das hier ist meiner Meinung nach nicht viel anders gelegen.
    Klar ist es für einen Arbeitgeber nicht nett, wenn er erkennt, dass man hier die Unwahrheit gesagt hat, aber eine solche Frage hat m.E. auch nichts in einem Vorstellungsgespräche verloren, also muss er damit rechnen, dass hier nicht immer ehrlich geantwortet wird.
     
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