Epigramme Und Humoristisches

Dieses Thema im Forum "Kaffeeklatsch" wurde erstellt von berti, 3. August 2004.

  1. berti

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    MACH'S WIE HERR ASMUS.

    Folge dem Stern in deiner Brust
    Und lass die andern reden,
    Denn niemals weisst du, was du musst,
    Wenn du hören willst auf Jeden.

    Oder mach's, wie Herr Asmus that,
    Der wusste, was er sollte;
    Der fragte jedermann um Rath
    Und that doch, was er wollte.
     
  2. berti

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    DIE SPERLINGE.

    O welch' ein Geschnatter, was ist denn los?
    Ach nichts, es haben die Sperlinge bloss
    Bürgerversammlung auf Nachbars Zaun,
    Wohl an dreihundert sind dort zu schaun!
    Die höchsten Interessen der Sperlingsschaft
    Bereden sie dort mit grosser Kraft:
    Wie die Erbsen stehn und der Kopfsalat
    Und was sich sonst ereignet im Staat.
    Ein Jeder schnattert auf seinem Zweig,
    Sie reden alle und reden zugleich,
    Sie jilpen und schilpen und machen Skandal
    Und zetern, als hätten sie Reichstagswahl! -
    Mit einmal reckt sich auf seinem Platz
    Ein Alter und warnt: "Terr, terr, die Katz!"
    Hurr, burr, sind sie mit einmal fort
    Und Nachbars Katze hat das Wort!
     
  3. berti

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    DER WEITE GESICHTSKREIS.

    Die Kröte kroch mit grossem Schnaufen
    Bedächtig auf den Maulwurfshaufen,
    Und sah sich um, von Stolz geschwellt:
    "Wie gross ist doch die weite Welt!"
     
  4. berti

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    DER KANNIBALE.

    In einem grünen Thale,
    Da sitzt ein Kannibale.
    Er wetzet seine Messer,
    Es ist der Menschenfresser.

    Hat lange nicht gegessen,
    Ihn hungert angemessen,
    Da kommt ganz unbefangen
    Ein junger Mensch gegangen.

    Der Kannibale greift ihn,
    In seine Höhle schleift ihn
    Und fraget ihn die Worte:
    "Was bist du für 'ne Sorte?"

    Mit bleichen Mienen spricht der:
    "Naturalimus-Dichter!"
    Und fallen lässt das Messer
    Der arme Menschenfresser.

    Und seinen Magen schüttelt's,
    Die Eingeweide rüttelt'sl
    Er spricht: "Dich lass' ich schiessen!
    Du bist nicht zu geniessen!
     
  5. berti

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    DER VERARMTE FEINSCHMECKER.

    1. VERLORNES GLÜCK

    Wenn ich bei Brod und Kuhkäs sitze
    Und trinke still mein dünnes Bier,
    Weht oftmals um die Nasenspitze
    Ein Säuseln der Erinnrung mir.

    Ein Duft der köstlichsten Gerichte,
    Verlornen Glück's ein matter Schein ...
    Ach, soll ich nur noch im Gedichte
    Und in Erinnrung glücklich sein?

    2. TRAURIGES LOOS.

    Die Trüffel reift in Frankreichs Gauen
    Verborgen in der Erde Schooss,
    Allein für mich, auf märk'schen Auen
    Wächst die Kartoffelknolle bloss.
    Es glänzt verlockend in der Sonne
    Böhmens Fasan mit hellem Schein ...
    Für mich blinkt in des Krämers Tonne
    Ein Hering mager nur und klein.

    3. TRAUMESTÜCKE.

    O denkt, um welche Himmelswonne
    Des Traumes Tücke mich gebracht:
    Es war ein Schinken aus Bayonne ...
    Ich schnitt ihn an, und bin erwacht!
    Hinweggetäuscht, was noch soeben
    Mir hold und lockend schwebte vor,
    Und Niemand kann mir wiedergeben,
    Und Niemand ahnt, was ich verlor.

    4. HOLDE AHNUNG.

    Hört' ich im blühenden Apfelbaum
    Jauchzend im Frühling die Drossel schlagen,
    Zog es mir wie ein seliger Traum
    Ahnungsvoll durch Gaumen und Magen.
    Dacht' ich im Stillen: Es sollen zum Schluss
    Süsse Erfüllung die Tage bringen:
    Krammetsvögel mit Apfelmus
    Will dir verheissen dies Blühen und Singen!

    5. LERCHENZEIT

    O schöne Zeit, du Zeit der Lerchen,
    Vorüber bist du nun für mich ....
    Wie an ein hold verklungnes Märchen
    Denk' ich voll Sehnsucht nur an dich.
    Wenn ich die zarten Steisslein schaue
    In Kästchen säuberlich gereiht ....
    Wo bist du hin, du schöne, blaue,
    Ewig verlorne Lerchenzeit.

    6. ERINNERUNG.

    In Andacht stand ich jüngst versunken
    Vor jenem Haus, wo manches Mal
    Ich viel gegessen und getrunken
    Und gut, nach meines Herzens Wahl
    Nach jener Zeit, nach jenen Tagen
    Ward meine Sehnsucht wieder jung,
    Und leise fiel auf meinen Magen
    Die Thräne der Erinnerung.

    7. GRAUSAMES SCHICKSAL.

    Für mich der etwas weiss vom Essen,
    Kann nichts Betrübteres geschehn,
    Als Andre schlemmen sehn und fressen,
    Die keine Spur davon verstehn.
    Ja, düster ist des Schicksals Wille
    Und kalt vermag es zuzusehn,
    Wie ein Talent so in der Stille
    Muss ungenutzt zu Grunde gehn.

    Heinrich Seidel
     
  6. Glitzerchen

    Glitzerchen Guest

    Eile

    "Die Monate haben es eilig.
    die Jahre haben es noch eiliger.
    Und die Jahrzehnte haben es am eiligsten.
    Nur die Erinnerungen haben Geduld mit uns.
    Besonders dann, wenn wir mit ihnen Geduld haben."
    Einen schönen Tag noch
    Glitzerchen
     
  7. Glitzerchen

    Glitzerchen Guest

    noch was..

    Trost

    Wann dich die Lästerzunge sticht,so lasse dir zum Troste sagen:
    die schlechten Früchte sind es nict,woran die Wespen nagen.

    *

    Mittel gegen die Hochmut der Grossen
    Viel Klagen hör ich oft erhebenVom Hochmut,
    den der Grosse übtDer Grossen Hochmutwird
    sich geben,Wenn unsre Kriecherei sich gibt.

    *

    Mannstrotz

    So lang ein edler BiedermannMit seinem Glied sein Brot verdienen kann,
    So lange schäm er sich nach Gnadenbrot zu lungern!
    Doch tut ihm endlich keins mehr gut:So hab er stolz genug und Mut,
    Sich aus der Welt hinauszuhungern.

    *

    Liebe Grüße
    Glitzerchen
     
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