Orthokin-Therapie

Dieses Thema im Forum "Allgemeines und Begleiterkrankungen" wurde erstellt von rfrob, 22. Juli 2004.

  1. rfrob

    rfrob Guest

    Sehr geehrter Kollege Langer,

    mit Interesse habe ich Ihre Antwort zu einem älteren Beitrag bezüglich der Orthokintherapie gelesen. Nach einer arthroskopischen Knie-Operation wegen eines 3-4 gradigen retropatellaren Knorpelschadens medial möchte mein Orthopäde bei mir diese Methode nun auch anwenden. Nach Internet/Medline-Recherche bin ich allerdings skeptisch, da ich keine größere größeren veröffentlichten Studien hierzu gefunden habe. Auch die Studie an der düsseldorfer Uni-Klinik ist noch nicht abgeschlossen.
    Mein Orthopäde glaubt fest an die Wirksamkeit dieser Methode, mit der er seit 9 Jahren Erfahrungen macht. Ich habe allerdings Bedenken wegen eventuell möglicher Nebenwirkungen (vorstellbar sind z.B. Autoimmunreaktionen), gerade bei jungen Patienten.
    Mich interessiert, ob sich an Ihrer Meinung zur Orthokintherapie, die durchaus kritisch war, inzwischen etwas geändert hat (der Beitrag wurde vor ca. 1 Jahr geschrieben) und ob sie weitere Erfahrungen hierzu gemacht haben.
    Herzlichen Dank und mit freundlichen Grüssen,

    rfrob
     
  2. liebelein

    liebelein Carpe Diem.....

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    ...

    hallo rfrob,

    bin nicht doc l. aber ich weiß, das er wohl in allernächster zeit in urlaub fährt und wahrscheinlich nicht mehr hier ins forum schaut.
    wieso nicht mal die anfrage an ihn direkt stellen?
    DrLanger@rheuma-online.de

    wollte einen bezug hier einfügen zu dem ursprünglichem thema.ist mir allerdings nicht gelungen.
    vielleicht bist du so gut und suchst den beitrag mal über die in der grauen leiste hinterlegten suchfunktion und fügst diesen hier bei....(unter orthokin hab ich nichts finden können,wissen sie noch die überschrift dazu?)

    eine gute nacht wünscht

    liebi:)
     
  3. Muckel

    Muckel Das Muckelchen

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    503
    Hallo rfrob,


    bin nicht sicher, ob du den Beitrag über den Einsatz von Anakinra/Kineret bei Arthrosen meinst.

    Dieses wurde mal in den "News" berichtet, habe damals selber für einen Bekannten diesen Beitrag ausgedruckt.

    Hier der Beitragstext:



    [​IMG] rheuma-news: Intraartikuläre Injektionen mit Anakinra bei Kniegelenksarthrose
    13 Patienten mit schmerzhafter Kniegelenksarthrose profitierten langfristig von einer Spritze mit dem Interleukin-1 Rezeptor Antagonist Anakinra (Handelsname Kineret) in das betroffene Gelenk.

    (16 Jan 2004, Dr. med. Gabriele Moultrie)

    Der Interleukin-1 Rezeptor Antagonist Anakinra (Handelsname Kineret), wird seit einiger Zeit zur Therapie der rheumatoiden Arthritis eingesetzt. Das Medikament hemmt das entzündungsfördernde Interleukin-1, indem es den zuständigen Rezeptor blockiert. Die Anwendung erfolgt durch eine tägliche Spritze unter die Haut.

    Dr. Xavier Chevalier vom Henry Mondor Hospital in Creteil, Frankreich berichtete auf dem letzten Rheumatologenkongreß von seinen Erfahrungen mit 13 Patienten, die unter einem schmerzhaften Verschleiß des Kniegelenkes (Kniegelenksarthrose) litten. Diesen Patienten spritzte er er Anakinra direkt in das betroffene Kniegelenk.

    Hintergrund für diesen Therapieansatz war das Wissen, das das Interleukin-1 auch bei Arthrose eine wichtige Rolle bei der Entstehung des Knorpelschadens spielt.

    Nach einem anfänglichen Test mit einer extrem niedrigen Anakinra-Dosis, verabreichte er 13 Patienten eine einmalige Spritze mit 150mg Anakinra in das schmerzende Kniegelenk. Die Spritze wurde gut und ohne Nebenwirkungen vertragen, nur bei einem Patienten kam es zu einem schmerzlosen Gelenkserguß.

    Alle Patienten zeigten - laut Angaben von Dr. Chevalier - einen dramatischen Rückgang der Schmerzen. Auch die Kniegelenksfunktion, die mit Hilfe eines standartisierten Gehtestes gemessen wurde, besserte sich bei allen deutlich. Diese positive Wirkung hielt über den gesamten Beobachtungszeitraum von 3 Monaten an. Trotz dieser vielversprechenden Ergebnisse darf nicht vergessen werden, dass Anakinra bisher weder als `Gelenksspritze´ noch zur Behandlung der Arthrose zugelassen ist. Daher sind weiterführende Studien an größeren Patientenkollektiven notwendig, um Therapieerfolg und Nebenwirkungen zuverlässig zu prüfen. 1. Goupille P, Giraubeau B, Conrozier T et al. Presentation: Safety and efficacy of intra-articular injection of interleukin-1 receptor agonist in patients with painful osteoarthritis of the knee: a multicenter, double-blind study. Orlando, FL: American College of Rheumatology: 2003 meeting; October 23-28, 2003:Abstract 1822.




    Vielleicht konnte Dir das etwas weiterhelfen!

    Liebe Grüße

    Muckel
     
  4. kukana

    kukana in memoriam †

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    älterer beitrag bzw. frage und antwort

    hi,
    ich glaube es bezieht sich auf einen älteren beitrag (nicht zu sehen von wann) von DocL bzw. auf seine antwort zu der frage einer patientin. die therapie mit orthokin ist wohl umstritten. hier der beitrag:



    [​IMG] Orthokin bei Coxarthrose (Hüftgelenksarthrose?


    Eva-Maria R.:

    Sehr geehrter Herr Kollege Langer, ich wende mich an Sie mit folgender Frage:

    Einem Familienmitglied wurde mit der Diagnose Coxarthrose folgende Therapieempfehlung gegeben:

    Der behandelnde Orthopäde möchte eine Therapie mit Orthokin intraartikulär durchführen, mit dem Ziel des "Knorpelaufbaus". Nach eingehender Medline-Recherche, in der ich zu o.g. Medikation nur einen (kritischen) Artikel gefunden habe, bin ich auf die Therapie der RA mittels Anakinra gestossen. Die genannte Orthokintherapie, bei der Eigenblut in einer speziellen Spritze aufgezogen wird, wo sich im Patientenblut der IL-1 Antagonist "bilden" soll und danach das modifizierte Blut intraartikulär (!) injiziert wird, erscheint mir gerade bei abnutzungsbedingter Coxarthrose äusserst fragwürdig zu sein. Da ich selbst nicht Orthopädin, sondern in einem anderen Bereich tätig bin, wende ich mich an Sie mit der Bitte um Ihre Stellungnahme.

    Antwort:

    Die Orthokin-Therapie ist ein Behandlungsansatz, der gegenwärtig noch nicht ausreichend wissenschaftlich abgesichert ist. Es liegen zwar Daten zu dieser Therapie vor, die die Wirksamkeit belegen sollen. Selbst nach sehr schlichten Kriterien genügen aber die mir bekannten Untersuchungen zur Orthokin-Therapie auch nicht minimalen Ansprüchen, die man an einen wissenschaftlichen Beleg für die Wirkung einer Behandlungsmaßnahme stellt.

    Von den gesetzlichen Krankenkassen werden nach meiner Kenntnis deshalb die Kosten für diese Therapie auch nicht übernommen. Wie sich die privaten Krankenkassen verhalten, hängt vermutlich vom Einzelfall ab.

    Unabhängig davon ist die Orthokin-Therapie bei einem Teil von Orthopäden recht verbreitet.

    Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie hat zur Orthokin-Therapie eine kritische Stellungnahme abgegeben. Persönlich verfüge ich zu dieser Therapie nur über indirekte Erfahrungen, indem Patienten zu mir kommen, bei denen die Orthokin-Therapie nicht oder nicht ausreichend gewirkt hat.

    In zwei Fällen ist es in einem sehr engen zeitlichen Bezug zu einer vorausgegangenen Orthokin-Therapie zum Auftreten einer rheumatoiden Arthritis gekommen. Da mir die Vorbefunde vorliegen, spricht vieles dafür, dass es sich in diesen Fällen nicht um eine vorbestehende rheumatoide Arthritis gehandelt hat, die nur zunächst nicht erkannt wurde, sondern dass es durch die Orthokin-Therapie, durch welche Mechanismen auch immer, zur Auslösung einer rheumatoiden Arthritis kam. Die Beobachtung ist insofern erstaunlich, als der Interleukin-1-Antagonist Anakinra (Kineret) erfolgreich bei der Therapie der rheumatoiden Arthritis eingesetzt wird. Insgesamt rate ich, wenn ich explizit gefragt werde, meinen Patienten derzeit von einer Orthokin-Therapie mit der Begründung ab, dass diese Therapie gegenwärtig noch nicht dem Standard genügt, den man heute unter dem Anspruch einer evidenzbasierten Medizin verlangt. Da ich den Behandlungsansatz mit einem lokalen Antagonismus von Interleukin-1 bei der Arthrose grundsätzlich für sehr interessant und elegant halte, bin ich der Auffassung, dass man die Idee, die der Orthokin-Therapie zugrunde liegt, durchaus intensiv verfolgen sollte. Die angesprochene Zurückhaltung und die Kritik an einem breiten, fast schon routinemäßig wirkenden Einsatz richtet sich nicht prinzipiell an das Therapieprinzip als solches, sondern an den Hersteller der Substanz, der eine Behandlung vermarket, die in ihrer Wirksamkeit nicht ausreichend abgesichert ist und für auch nicht die Untersuchungen zur Sicherheit und Verträglichkeit in einer Qualität vorliegen, wie man sie zumindest bei nach dem Arzneimittelgesetz zuzulassenden Medikamenten verlangen würde. Da Orthokin offensichtlich als eine Behandlungsform mit einer körpereigenen Substanz verstanden wird, scheinen hier nicht die strengen Vorschriften zu gelten, die üblicherweise in Deutschland bei Arzneimitteln und Medizinprodukten zur Anwendung kommen.
     
  5. rfrob

    rfrob Guest

    Vielen Dank für die Ratschläge, ich habe es einmal über die email-Adresse versucht.
    Schönes Wochenende!
     
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