HILFE - Spondyloarthritis

Dieses Thema im Forum "Allgemeines und Begleiterkrankungen" wurde erstellt von leocat4, 19. Juni 2004.

  1. leocat4

    leocat4 Guest

    Hallo, vielleicht könnt Ihr mir weiterhelfen...

    Ich bin 35 Jahre alt und habe seit ca. 6-9 Monaten mittelstarke Schmerzen im rechten Kniegelenk (auch in Ruhestellung) + Steifheit-+Geschwollengefühl. Bei einer atroskopischen Untersuchung des Kniegelenks (wegen Verdacht auf Meneskusschaden) in einer orthopädischen Klinik wurde eine massive Gelenkhautentzündung festgestellt, aber keine Ursache erkannt. Die damals entnommene Gewebeprobe wurde leider von der OP-Schwester versehentlich weggeworfen - sonst wüsste ich heute schon mehr... Daraufhin wurde mir dem Weg zum Rheumatologen empfohlen. Der hat nach verschiedenen Tests nun einen "genetischen Marker" (HLA B 27) gefunden, der laut ihm den Verdacht auf eine HLA B27 assoziierte Spondyloarthritis mit peripherer Gelenkbeteiligung verstärkt. Ich kann mich nicht damit abfinden, dass ich nun eine rheumatische Erkrankung haben soll und mich mit Sulfasalzin vorerst über Monate und dann womöglich lebenslänglich "ruhigstellen" soll. Denn heilbar ist diese Krankheit wohl nicht.
    Zur Zeit nehme ich Bextra - dies ist ein Schmerzmittel, aber ich könnte wohl auch ohne dieses den Tag überstehen, also so wahnsinnige Schmerzen habe ich nicht, aber ich entlaste natürlich auch das Knie, gehe nicht in die Hocke, auf die Knie und schone es beim Treppensteigen bzw. humple zeitweise.
    Kann man denn keine 100 %-ige Diagnose erhalten? Der Chirurg, der den Knieeingriff vorgenommen hatte, möchte, dass ich erstmal mit Medikamenten über 10-12 Wochen lang versuchen soll, die Entzündung zu bekämpfen. Sollte dies nicht den gewünschten Erfolg bringen, würde er die Gelenkhaut im Knie entfernen und hoffentlich diesmal eine Probe einschicken. Ist dies nicht von Anfang an der bessere Weg, als erstmal mit Sulfasalzin (mit den bekannten Nebenwirkungen) - die Entzündung betrifft ja nur ein einziges Gelenk - im ganzen Körper einzusetzen? Mir ist klar, dass die Gelenkhaut eventuell nicht ganz entfernt werden kann und somit durch verbleibende, entzündete Reste die Sache wieder von vorne beginnen kann, aber vielleicht auch nicht? Vielleicht ist das Problem damit gelöst und ich muss dann nicht monate- oder jahrelang ein Medikament auf Grund einer Fehldiagnose nehmen...
    Habe jetzt vor zum einem eine Heilpraktikerin aufzusuchen (die vermutlich mit Naturheilmitteln die Entzündung bearbeiten wird) und zusätzlich eine weitere Meinung (neuer Rheumatologe) einzuholen. Sollte da das selbe Ergebnis rauskommen, bin ich vielleicht soweit, dass ich das Medikament und damit diese unheilbare Krankheit annehme. Würde mich sehr über Eure Meinung/Empfehlung freuen.
    Grüße aus BaWü - Karin/leocat4
     
  2. cpeter

    cpeter Guest

    Hallo Karin,

    die Frage, ob Du denn nun wirklich eine entzündlich rheumatische Erkrankung hast, ist leider nicht einfach zu beantworten. Bei vielen Betroffenen dauert es Jahre, bis eine eindeutige Diagnose vorliegt. Bei mir begann übrigens auch alles mit einem "Meniskusschaden"!

    Falls Du keine Rückenprobleme hast, so hast Du auch sicher keine Spondylarthritis im eigentlichen Sinn. Bei den HLAB27-positiven Spondyloarthriten beginnt die Erkrankung aber häufig mit der Entzündung eines Knies.

    Hattest Du kurz vor dem Auftreten eine Infektion (z.B. Magen/Darm Grippe)? Sind denn Anitkörper gegen Yersinien, Clamydien, Borrelien, Streptokokken usw. bestimmt worden? Positive Nachweise würden für eine reaktive Arthritis sprechen. Sind Entzündungszeichen im Blut nachzuweisen (CRP, BSG)?

    Könnte es eine andere Erklärung für die Beschwerden geben (z.B. orthopädische Fehlstellungen der Gelenke oder eine hypermobilität)?

    Wenn nur ein Gelenk betroffen ist, so kannst Du natürlich versuchen, zunächst ohne Basistherapie auszukommen. Cortisoninjektionen ins Knie könnten auch helfen. Sulfasalzin ist relativ harmlos. Sollte die Entzündung verschwinden, dann kannst Du es ja immer noch wieder langsam absetzen.

    Eine zweite Meinung einzuholen ist sicher sinnvoll.

    Naturheilverfahren würde ich nur zusätzlich zur Schulmedizin in Erwägung ziehen.

    Viele Grüße

    Peter
     
  3. Monsti

    Monsti das Monster

    Registriert seit:
    30. April 2003
    Beiträge:
    6.938
    Ort:
    am Pillersee in Tirol
    Hallo Karin,

    willkommen bei uns!

    HLA B-27-positiv zu sein, besagt erst einmal nicht sehr viel und beweist auch keine chronisch-rheumatische Erkrankung. Es ist zwar so, dass die Mehrheit der Bechterew-Kranken dieses genetische Merkmal aufweisen, aber es gibt auch Bechtis, bei denen es negativ ist. Ebenso gibt es kerngesunde Leute, die positiv sind. Da verhält es sich so ähnlich wie mit den sog. Rheumafaktoren ...

    Entscheidend sind zum einen die Anamnese bzw. der klinische Befund (in Deinem Fall eine wohl eindeutige Monarthritis) und evtl. veränderte Blutsenkung, crP und/oder spezifische Antikörper.

    Eine Heilpraktikerin ist schön und gut. Solltest Du aber tatsächlich eine chronisch-entzündliche rheumatische Erkrankung haben, wird sie 100%ig nichts erreichen können. Erst mal würde ich mich um eine klare Diagnose kümmern, und die kann in den allermeisten Fällen nur ein internistischer Rheumatologe stellen.

    Leider ist es so, dass chronisch-rheumatische Erkrankungen oft schleichend und sehr unspezifisch beginnen. Bei mir waren es zunächst Sehnenscheidenentzündungen in beiden Handgelenken, dann kamen die Tennisarme hinzu, dann das rechte Knie ... ja, und irgendwann gab es fast kein Gelenk mehr, das nicht entzündet war. Dabei sind etliche Jahre verstrichen. Da mich anfangs kaum ein Arzt ernst genommen hatte, war ich mehrere Jahre in zusätzlicher Behandlung eines Heilpraktikers. Aber es wurde alles immer nur schlimmer, bis eines Tages sogar der Heilpraktiker sagte, dass er nichts mehr für mich tun könne, ich möchte mich zu einem Rheumatologen überweisen lassen.

    Hoffentlich hab ich Dir jetzt nicht ein Ohr abgequatscht ;)
    Liebe Grüße aus dem Tiroler Sauwetter von
    Monsti
     
  4. Ulmka

    Ulmka Guest

    Hallo Karin,

    ich würde an deiner Stelle, wenn nicht schon gemacht, nach den von cpeter genannten Blutuntersuchungen fragen und zusätzlich eine 3-Phasen-Szintigraphie von Knie, ISG und eventuell weiteren Gelenken, die ein bißchen zwicken, machen lassen.

    Ich hatte vor 10 Jahren leichte Rücken- und Knieschmerzen mit positiver Szintigraphie in ISG's und Knie, bin damals aber noch nicht medikamentös behandelt worden, weils nicht so schlimm war. Vor 2 Jahren bekam ich dann eine Augenentzündung und bei Belastung Knieschmerzen und im letzten Jahr ganz extreme Rückenschmerzen - und die Diagnose Morbus Bechterew (HLA-B27 positiv) - es fing also quasi mit dem Knie an....

    Wenn ich bei der Augenentzündung und bei den ersten schlimmeren Rückenschmerzen schon an MB bzw. Spondylarthritis gedacht hätte, wäre ich sicher früher beim Rheumatologen gelandet (und nicht so lange beim Orthopäden geblieben) und der Schub wäre schneller zu Ende gewesen...

    Also sei froh, dass du bei den ersten Anzeichen schon gleich eine Behandlung bekommst und nicht mit 'es könnte eventuell....' und 'vielleicht sollten sie mal...' und 'müssen wir beobachten...' abgespeist wirst.

    Sulfosalazin ist im übrigen eher ein leichtes 'Geschoss' - ich habe es super vertragen, allerdings hat es mir bei meinen mittlerweile stark entzündeten Füßen nicht geholfen und ich muss im Moment Cortison schlucken, was deutlich schlimmer ist.

    Solange aber bei dir nur das Knie betroffen ist, kannst du auch über eine Cortisoninjektion oder aber über eine RSO im Knie nachdenken - vielleicht kommst du dann ohne Medis aus.

    Es kann aber im übrigen nicht schaden, wenn du mehr oder weniger regelmäßig (Bechterew-)Gymnastik machst - erstmal zur Vorbeugung. Gegen die 'normalen' Rückenbeschwerden z.B. durch Bandscheibenprobleme oder allgemeine Fehlbelastung hilft die ja auch.

    Im übrigen kann man auch mit Spondylarthritis / Bechterew gut leben und alt werden - vor allem, wenn es so spät und ruhig anfängt, dann bist du nämlich eher ein 'leichter Fall'. 'unheilbare Krankheit' hört sich da meiner Meinung nach viel zu heftig an...

    Liebe Grüße

    Ulmka
     
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