Sommer- und Naturgedichte

Dieses Thema im Forum "Kaffeeklatsch" wurde erstellt von Neli, 10. Juni 2004.

  1. Neli

    Neli Optimistin

    Registriert seit:
    30. April 2003
    Beiträge:
    11.747
    Ort:
    Rheinland
    Der Schmetterling

    Ein Räuplein saß auf kleinem Blatt,
    Es saß nicht hoch, doch aß es satt
    Und war auch wohl geborgen;
    Da ward das kleine Raupending
    Zum Schmetterling,
    An einem schönen Morgen
    Zum bunten Schmetterling.

    Der Schmetterling blickt um sich her,
    Es wogt um ihn ein goldnes Meer
    Von Farben und von Düften;
    Er regt entzückt die Flügelein:
    Muß bei euch sein,
    Ihr Blumen auf den Triften,
    Muß ewig bei euch sein!


    Christian Friedrich Hebbel
     

    Anhänge:

  2. Neli

    Neli Optimistin

    Registriert seit:
    30. April 2003
    Beiträge:
    11.747
    Ort:
    Rheinland
    Nachtigallen schwingen
    Lustig ihr Gefieder,
    Nachtigallen singen
    Ihre alten Lieder.
    Und die Blumen alle,
    Sie erwachen wieder
    Bei dem Klang und Schalle
    Aller dieser Lieder.

    Und meine Sehnsucht wird zur Nachtigall
    Und fliegt in die blühende Welt hinein,
    Und fragt bei den Blumen überall,
    Wo mag doch mein, mein Blümchen sein?

    August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874) ,
     

    Anhänge:

  3. Colana

    Colana Musikus

    Registriert seit:
    18. Januar 2004
    Beiträge:
    6.349
    Ort:
    Schleswig-Holstein
    Das erste Bad
    (Johannes Trojan) Heut nahm der Heinz das erste Bad,
    nein, wie der Heinz geschrien hat!
    So lange, als er noch war trocken,
    war er merkwürdig unerschrocken,
    doch als er mit dem einen Zeh
    erst eben drin war in der See
    und heraus hatte, sie wäre nass,
    da schrie er ohne Unterlass.
    So fürchterlich hat er geschrien,
    sie mussten es hören in Berlin.
    Die Fische kriegten einen Schreck,
    schwammen alle vom Ufer weg.
    Die Fischer, die ausgegangen waren,
    sind schnell wieder nach Hause gefahren,
    weil sie dachten, das Meer fiel ein,
    so gar entsetzlich war sein Schrein



    Sommerfest

    Ihr lieben Gäste fern und nah
    nun ist der Sommer wieder da.
    Darum feiern wir heute ein Fest
    und grüßen euch auf's Allerbest.
    Und bitte seid ringsum recht still,
    wenn eins von uns was sagen will.
    So sag ich einen schönen Gruß
    den lieben Leuten allen.
    Und wünsche, dass dieses Sommerfest
    recht gut euch wird gefallen.



    Tannenwald
    (Johannes Troja)

    Wo bin ich gewesen?
    Nun rat einmal schön!


    Im Wald bist gewesen,
    das kann ich ja sehn,
    Spinnweben am Kleidchen,
    Tannadeln im Haar,
    das bringt ja nur mit,
    wer im Tannenwald war.


    Was tat ich im Walde?
    Sprich, weißt du das auch?
    Hast Beerlein gepickt
    vom Heidelbeerstrauch.
    O sieh nur , wie blau
    um das Mündchen du bist!
    Das bekommt man ja nur ,
    wenn man Heidelbeern isst!
     
  4. Mimmi

    Mimmi Kleine Naschkatze

    Registriert seit:
    30. April 2003
    Beiträge:
    7.156
    Ort:
    Schweden
    Theodor Fontane

    An einem Sommermorgen,
    Da nimm den Wanderstab,
    Es fallen deine Sorgen
    Wie Nebel von dir ab.


    Des Himmels heitre Bläue
    Lacht dir ins Herz hinein
    Und schließt wie Gottes Treue
    Mit seinem Dach dich ein.


    Rings Blüten nur und Triebe
    Und Halm, vom Segen schwer.
    Dir ist's als zög die Liebe
    Des Weges nebenher.
     

    Anhänge:

  5. Neli

    Neli Optimistin

    Registriert seit:
    30. April 2003
    Beiträge:
    11.747
    Ort:
    Rheinland
    Regenlied

    Walle, Regen, walle nieder,
    Wecke mir die Träume wieder,
    Die ich in der Kindheit träumte,
    Wenn das Naß im Sande schäumte!

    Wenn die matte Sommerschwüle
    Lässig stritt mit frischer Kühle,
    Und die blanken Blätter tauten,
    Und die Saaten dunkler blauten.

    Welche Wonne, in dem Fließen
    Dann zu stehn mit nackten Füßen,
    An dem Grase hin zu streifen
    Und den Schaum mit Händen greifen.

    Oder mit den heißen Wangen
    Kalte Tropfen aufzufangen,
    Und den neuerwachten Düften
    Seine Kinderbrust zu lüften!

    Wie die Kelche, die da troffen,
    Stand die Seele atmend offen,
    Wie die Blumen, düftertrunken,
    In dem Himmelstau versunken.

    Schauernd kühlte jeder Tropfen
    Tief bis an des Herzens Klopfen,
    Und der Schöpfung heilig Weben
    Drang bis ins verborgne Leben.

    Walle, Regen, walle nieder,
    Wecke meine alten Lieder,
    Die wir in der Türe sangen,
    Wenn die Tropfen draußen klangen!

    Möchte ihnen wieder lauschen,
    Ihrem süßen, feuchten Rauschen,
    Meine Seele sanft betauen
    Mit dem frommen Kindergrauen.


    Klaus Groth
     

    Anhänge:

  6. Neli

    Neli Optimistin

    Registriert seit:
    30. April 2003
    Beiträge:
    11.747
    Ort:
    Rheinland
    Der Strauß, den ich gepflücket,
    Grüße dich vieltausendmal!
    Ich hab mich oft gebücket,
    Ach, wohl eintausendmal,
    Und ihn ans Herz gedrücket
    Wie hunderttausendmal!

    Johann Wolfgang von Goethe
     

    Anhänge:

  7. Neli

    Neli Optimistin

    Registriert seit:
    30. April 2003
    Beiträge:
    11.747
    Ort:
    Rheinland
    Man soll hören süßes Singen
    In den Auen überall,
    Lieblich hell Gesang erklingen
    Voraus vor der Nachtigall!

    Schauet auf den Anger breit,
    Schauet an die lichte Heide,
    Wie sie schon sich mit dem Kleide
    Zu dem Maien hat bekleid't.

    Mancherhande Blümelein
    Lachen aus des Maien Tau
    In der lichten Sonne Schein;
    Schöne Zeit zu werter Schau!


    (Jacob von der Warte )
     

    Anhänge:

  8. Neli

    Neli Optimistin

    Registriert seit:
    30. April 2003
    Beiträge:
    11.747
    Ort:
    Rheinland
    Der Lindenbaum

    Am Brunnen vor dem Tore
    Da steht ein Lindenbaum
    Ich träumt in seinem Schatten
    So manchen süßen Traum
    Ich schnitt in seine Rinde
    so manches liebes Wort
    Es zog in Freud und Leide
    |: Zu ihm mich immer fort :|

    Ich mußt auch heute wandern
    Vorbei in tiefer Nacht
    Da hab ich noch im Dunkel
    Die Augen zugemacht
    Und seine Zweige rauschten
    Als riefen sie mir zu:
    "Komm her zu mir, Geselle
    |: Hier findst du deine Ruh :|

    Die kalten Winde bliesen
    Mir grad ins Angesicht
    Der Hut flog mir vom Kopfe
    Ich wendete mich nicht
    Nun bin ich manche Stunde
    Entfernt von diesem Ort
    Und immer hör ich's rauschen:
    |: "Du fändest Ruhe dort :|

    Wilhelm Müller, 1822 (1794-1827)
     

    Anhänge:

  9. Neli

    Neli Optimistin

    Registriert seit:
    30. April 2003
    Beiträge:
    11.747
    Ort:
    Rheinland
    Das Häslein

    Unterm Schirme, tief im Tann,
    hab ich heut gelegen,
    durch die schweren Zweige rann
    reicher Sommerregen.

    Plötzlich rauscht das nasse Gras -
    stille! Nicht gemuckt! -:
    Mir zur Seite duckt
    sich ein junger Has -

    Dummes Häschen,
    bist du blind?
    Hat dein Näschen
    keinen Wind?

    Doch das Häschen, unbewegt,
    nutzt, was ihm beschieden,
    Ohren, weit zurückgelegt,
    Miene, schlau zufrieden.

    Ohne Atem lieg ich fast,
    laß die Mücken sitzen;
    still besieht mein kleiner Gast
    meine Stiefelspitzen ...

    Um uns beide - tropf - tropf - tropf -
    traut eintönig Rauschen ...
    Auf dem Schirmdach - klopf - klopf - klopf ...
    Und wir lauschen ... lauschen ...

    Wunderwürzig kommt der Duft
    durch den Wald geflogen;
    Häschen schnuppert in die Luft,
    fühlt sich fortgezogen;

    Schiebt gemächlich seitwärts, macht
    Männchen aller Ecken ...
    Herzlich hab ich aufgelacht -:
    Ei, der wilde Schrecken!

    Christian Morgenstern


     

    Anhänge:

    • hase.jpg
      hase.jpg
      Dateigröße:
      5,6 KB
      Aufrufe:
      115
  10. Melisandra

    Melisandra immer auf der Suche...

    Registriert seit:
    15. November 2003
    Beiträge:
    2.218
    Ort:
    auf dem Land
    Land der dunklen Wälder
    (Ostpreußenlied)
    Erich Hannighofer

    Land der dunklen Wälder
    Und kristallnen Seen,
    Über weite Felder
    Lichte Wunder gehn.

    Starke Bauern schreiten
    Hinter Pferd und Pflug;
    Über Ackerbreiten
    Streicht der Vogelzug.

    Und die Meere rauschen
    Den Choral der Zeit.
    Elche stehn und lauschen
    In die Ewigkeit.

    Tag hat aufgegangen
    Über Haff und Moor.
    Licht ist aufgegangen
    Steigt im Ost empor.

     

    Anhänge:

    • Elch.jpg
      Elch.jpg
      Dateigröße:
      5,7 KB
      Aufrufe:
      136
  11. Neli

    Neli Optimistin

    Registriert seit:
    30. April 2003
    Beiträge:
    11.747
    Ort:
    Rheinland
    Feldeinsamkeit

    Ich ruhe still im hohen grünen Gras
    und sende lange meinen Blick nach oben,
    von Grillen rings umschwirrt ohn Unterlaß,
    von Himmelsbläue wundersam umwoben.


    Und schöne weiße Wolken ziehn dahin
    durchs tiefe Blau wie schöne stille Träume; -
    Mir ist, als ob ich längst gestorben bin
    Und ziehe selig mit durch ewge Räume.



    Hermann Allmers
     

    Anhänge:

  12. Neli

    Neli Optimistin

    Registriert seit:
    30. April 2003
    Beiträge:
    11.747
    Ort:
    Rheinland
    Es regnet, wenn es regnen soll
    und regnet seinen Lauf
    und wenn`s genug geregnet hat,
    dann hört es wieder auf.
     

    Anhänge:

  13. Neli

    Neli Optimistin

    Registriert seit:
    30. April 2003
    Beiträge:
    11.747
    Ort:
    Rheinland
    O Lust, o Lust, vom Berg ein Lied
    in's Land hinab zu singen!
    Der kleinste Ton hinunter zieht,
    so wie auf Riesenschwingen!

    Der stillste Hauch aus lauter Brust,
    in Leid und Lust entrungen,
    er wird zum Klange, unbewußt
    für alle Welt gesungen.

    Es schwingt sich erd- und himmelwärts
    der Seele klingend Sehnen
    und fällt der ganzen Welt an's Herz -
    ob freudig, ob in Tränen.

    Was still sonst nur die Brust durchzieht,
    fliegt aus auf lauten Schwingen
    o Lust, o Lust, vom Berg ein Lied
    in's Land hinab zu singen.

    Hermann Rollet (1819-1904)
     

    Anhänge:

    • berge.jpg
      berge.jpg
      Dateigröße:
      91,4 KB
      Aufrufe:
      115
  14. Neli

    Neli Optimistin

    Registriert seit:
    30. April 2003
    Beiträge:
    11.747
    Ort:
    Rheinland
    Das ist ein Tag, der klingen mag -
    die Wachtel schlägt im Korn,
    die Lerche jauchzt mit Jubelschlag
    wohl überm hellen grünen Hag,
    der Jäger bläst in's Horn.
    Frau Nachtigall ruft süßen Schall,
    durch's Laub ein Flüstern zieht,
    das Echo tönt im Widerhall,
    es klingt und singt allüberall,
    das ist ein Frühlingslied.

    Hermann Rollet (1819-1904)
     

    Anhänge:

  15. Neli

    Neli Optimistin

    Registriert seit:
    30. April 2003
    Beiträge:
    11.747
    Ort:
    Rheinland
    Warum denn warten
    Von Tag zu Tag?
    Es blüht im Garten,
    Was blühen mag.
    Wer kommt und zählt es,
    Was blüht so schön?
    An Augen fehlt es,
    Es anzuseh'n.

    Die meinen wandern
    Vom Strauch zum Baum;
    Mir scheint, auch andern
    Wär's wie ein Traum.
    Und von den Lieben,
    Die mir getreu
    Und mir geblieben,
    Wär'st du dabei!

    Klaus Groth
     

    Anhänge:

  16. Neli

    Neli Optimistin

    Registriert seit:
    30. April 2003
    Beiträge:
    11.747
    Ort:
    Rheinland
    Auf den bunt beblümten Feldern,
    in den schattenreichen Wäldern
    herrscht, in stiller Einsamkeit,
    Unschuld, und Zufriedenheit.
    Fern vom städtischen Getümmel,
    als in einem ird'schen Himmel,
    find' ich hier die güld'ne Zeit.


    Barthold Heinrich Brockes (1680-1747)
     

    Anhänge:

  17. Neli

    Neli Optimistin

    Registriert seit:
    30. April 2003
    Beiträge:
    11.747
    Ort:
    Rheinland
    Guter Rat

    An einem Sommermorgen
    Da nimm den Wanderstab,
    Es fallen deine Sorgen
    Wie Nebel von dir ab.

    Des Himmels heitere Bläue
    Lacht dir ins Herz hinein,
    Und schließt, wie Gottes Treue,
    Mit seinem Dach dich ein.

    Rings Blüten nur und Triebe
    Und Halme von Segen schwer,
    Dir ist, als zöge die Liebe
    Des Weges nebenher.

    So heimisch alles klinget
    Als wir im Vaterhaus,
    Und über die Lerchen schwinget
    Die Seele sich hinaus.

    Fontane,Theodor (1819-1898)
     

    Anhänge:

  18. Neli

    Neli Optimistin

    Registriert seit:
    30. April 2003
    Beiträge:
    11.747
    Ort:
    Rheinland
    Unvergessbare Sommersüße



    Rote Dächer.[​IMG]
    Aus den Schornsteinen,
    hier und da,
    Rauch;
    oben, hoch, in sonniger Luft,
    ab und zu,
    Tauben.

    Es ist Nachmittag.

    Aus Mohdrickers Garten her
    gackert
    eine Henne.
    Bruthitze brastet.
    Die ganze Stadt riecht nach Kaffee.

    Dass mir doch dies alles noch so lebendig geblieben ist!

    Ich bin ein kleiner achtjähriger Junge,
    liege, das Kinn in beide Fäuste,
    platt auf dem Bauch
    und kucke durch die Bodenluke.

    Unter mir, steil, der Hof
    hinter mir, weggeworfen,
    ein Buch.
    Franz Hoffmann. "Die Sklavenjäger."

    Wie still das ist!

    Nur drüben,
    in Knorrs Regenrinne,
    zwei Spatzen, die sich um einen Strohhalm zanken,
    irgendwo ein Mann, der sägt,
    und, dazwischen,
    deutlich von der Kirche her,
    in kurzen Pausen regelmäßig hämmernd,
    der Kupferschmied Thiel.

    Wenn ich unten runter sehe,
    sehe ich gerade auf Mutters Blumenbrett.

    Ein Topf Goldlack,
    zwei Töpfe Levkojen, eine Geranie, Fuchsien
    und mittendrin,
    zierlich, in einem Zigarrenkistchen,
    ein Hümpelchen Reseda.

    Wie das riecht!
    Bis zu mir rauf!

    Und die Farben!
    Die Farben!

    Jetzt!

    Wie der Wind drüber weht!
    Die wunder-,
    wunder-, wunder-
    schönen Farben!

    Nie blinkten mir schönere!

    Ein halbes Leben,
    ein ganzes Menschenalter
    verrann!

    Ich schließe die Augen.

    Ich sehe sie
    noch immer!

    Arno Holz




    Zurück
     

    Anhänge:

  19. atti

    atti a boarischer Schwob

    Registriert seit:
    30. April 2003
    Beiträge:
    436
    Ort:
    Forchheim
    besonders konstruktive Beiträge

    Auf einem Baum, da sitzt ein Specht
    Der Baum ist hoch - dem Specht ist schlecht.

    Und draußen in dem dunklen Forst
    Erwacht die Gans im Adlerhorst.
    Sie sieht sich um und spricht betroffen:
    "Mein lieber Schwan war ich besoffen!".


    zum besten gegeben von Heinz Erhard....
     
  20. Neli

    Neli Optimistin

    Registriert seit:
    30. April 2003
    Beiträge:
    11.747
    Ort:
    Rheinland
    Gleich und gleich

    Ein Blumenglöckchen vom Boden hervor
    War früh gesprosset in lieblichem Flor;
    Da kam ein Bienchen und naschte fein:
    Die müssen wohl beide für einander sein.


    Johann Wolfgang von Goethe
     

    Anhänge:

  1. Diese Seite verwendet Cookies. Wenn du dich weiterhin auf dieser Seite aufhältst, akzeptierst du unseren Einsatz von Cookies.
    Information ausblenden