Jeden Morgen geht die Sonne auf In der Wälder wundersamer Runde. Und die hohe, heilge Schöpferstunde, Jeden Morgen nimmt sie ihren Lauf. Jeden Morgen aus dem Wiesengrund Heben weiße Schleier sich ins Licht, Uns der Sonne Morgengang zu künden, Ehe sie das Wolkentor durchbricht. Jeden Morgen durch des Waldes Hall'n Hebt der Hirsch sein mächtiges Geweih. Der Pirol und dann die Vöglein alle Stimmen an die große Melodei. (Hermann Claudius)
Wie herrlich leuchtet Mir die Natur! Wie glänzt die Sonne! Wie lacht die Flur! Es dringen Blüten Aus jedem Zweig, Und tausend Stimmen Aus dem Gesträuch. Und Freud und Wonne Aus jeder Brust. O Erd', o Sonne! O Glück, o Lust. O Lieb', o Liebe! So golden schön Wie Morgenwolken Auf jenen Höhn! Du segnest herrlich Das frische Feld, Im Blütendampfe Die volle Welt. O Mädchen, Mädchen, Wie lieb ich dich! Wie blickt dein Auge! Wie liebst du mich! So liebt die Lerche Gesang und Lust, Und Morgenblumen Den Himmelsduft. Wie ich dich liebe Mit warmem Blut, Die du mir Jugend Und Freud' und Mut. Zu neuen Liedern Und Tänzen giebst. Sei ewig glücklich, Wie du mich liebst! Johann Wolfgang von Goethe
In der Früh', wenn die Sonne kommen will Da steigen die Lerchen hoch; Sie sehen, sie hören die Sonne nicht Und wissen ihr Kommen doch. Sie wissen ihr Kommen, wie ich es weiß, Wenn du zu mir trittst, mein Kind; Ich säh' dich kommen und wär' ich auch Auf beiden Augen blind. Und kämst du daher mit den Winden geweht, Mit den Wellen im Flusse gerauscht, Und wär' ich geboren mit taubem Ohr, Ich hätte dein Kommen erlauscht. Ich würde nicht fragen: Bist du's, mein Lieb? Und wär' ich auch taub und blind. Wer fragte denn auch seine rechte Hand Und sein Haupt, ob sie bei ihm sind ? Melisandra
Eh' die Sonne früh aufsteht, Wenn aus dem dampfenden Meer, Herauf und herunter das Morgenrot weht, Voranfährt mit dem leuchtenden Speer: Flattern Vöglein dahin und daher, Singen fröhlich die Kreuz und die Quer Ein Lied, ein jubelndes Lied. »Was freut ihr Vöglein euch allzumal So herzig im wärmenden Sonnenstrahl?« »Wir freu'n uns, daß wir leben und sind, Und daß wir luft'ge Gesellen sind, Nach löblichem Brauch Durchflattern wir fröhlich den Strauch, Umweht vom lieblichen Morgenwind Ergötzet die Sonne sich auch.« »Was sitzt ihr Vöglein so stumm und geduckt Am Dach im moosigen Nest?« »Wir sitzen, weil uns die Sonn' nicht beguckt, Schon hat sie die nacht in die Wellen geduckt, Der Mond allein, der liebliche Schein, Der Sonne lieblicher Widerschein Uns in der Dunkelheit nie verläßt, Darob wir im Stillen uns freu'n.« O Jugend, kühlige Morgenzeit, Wo wir die Herzen geöffnet und weit, Mit raschem und erwachenden Sinn, Der Lebensfrische uns erfreut, Wohl flohst du dahin! Wir Alten sitzen geduckt im Nest, Allein der liebliche Widerschein der Jugendzeit, Wo wir im Frührot uns erfreut, Uns auch im Alter nie verläßt, Die stille, sinnige Fröhlichkeit.
[size=+2]Im Frühtau zu Berge [/size] Melodie - Schwedische Volksweise Olof Thunman 1879-1944 1. Im Frühtau zu Berge wir ziehn, Falera Es grünen die Wälder und Höh'n, Falera |: Wir wandern ohne Sorgen Singend in den Morgen Noch ehe im Tale die Hähne krähen. :| 2. Ihr alten und hochweisen Leut', Falera Ihr denkt wohl wir wären nicht gescheit, Falera |: Wer sollte aber singen Wenn wir schon Grillen fingen In dieser so herrlichen Frühlingszeit. :| 3. Werft ab alle Sorgen und Qual, Falera Kommt mit auf die Höhen aus dem Tal, Falera |: Wir sind hinaus gegangen Den Sonnenschein zu fangen Kommt mit und versucht es doch selbst einmal.
Rose, Meer und Sonne Rose, Meer und Sonne Sind ein Bild der Liebsten mein, Die mit ihrer Wonne Faßt mein ganzes Leben ein. Aller Glanz, ergossen, Aller Tau der Frühlingsflur, Liegt vereint beschlossen In dem Kelch der Rose nur. Alle Farben ringen, Alle Düft' im Lenzgefild', Um hervorzubringen Im Verein der Rose Bild. Alle Ströme haben Ihren Lauf auf Erden bloß, Um sich zu begraben Sehnend in des Meeres Schoß. Alle Quellen fließen In den unerschöpften Grund, Einen Kreis zu schließen Um der Erde blüh'ndes Rund. Friedrich Rückert
An die Sonne Königliche Morgensonne, Sei gegrüßt in deiner Wonne, Hoch gegrüßt in deiner Pracht! Golden fließt schon um die Hügel Dein Gewand, und das Geflügel Eines jeden Waldes wacht. Alles fühlet deinen Segen; Fluren singen dir entgegen, Alles wird Zusammenklang: Und du hörest gern die Chöre Froher Wälder, o so höre, Hör' auch meinen Lobgesang. Christoph August Tiedge (1752-1841)
An den Sonnenschein O Sonnenschein, o Sonnenschein! Wie scheinst du mir ins Herz hinein, Weckst drinnen lauter Liebeslust, Daß mir so enge wird die Brust! Und enge wird mir Stub' und Haus, Und wenn ich lauf zum Tor hinaus, Da lockst du gar ins frische Grün Die allerschönsten Mädchen hin! O Sonnenschein! Du glaubest wohl, Daß ich wie du es machen soll, Der jede schmucke Blume küßt, Die eben nur sich dir erschließt? Hast doch so lang die Welt erblickt, Und weißt, daß sich's für mich nicht schickt; Was machst du mir denn solche Pein? O Sonnenschein! o Sonnenschein! Robert Reinick (1805-1852)
Am See In des Sees Wogenspiele Fallen durch den Sonnenschein Sterne, ach, gar viele, viele, Flammend leuchtend stets hinein. Wenn der Mensch zum See geworden, In der Seele Wogenspiele Fallen aus des Himmels Pforten Sterne, ach, gar viele, viele. Franz Seraph Ritter von Bruchmann (1798-1867)
An die Sonne Nach so vielen trüben Tagen Send' uns wiederum einmal, Mitleidsvoll für uns're Klagen, Einen sanften milden Strahl. Liebe Sonne! trink' den Regen, Der herab zu stürzen dräut; Deine Strahlen sind uns Segen, Deine Blicke - Seligkeit. Schein', ach, scheine, liebe Sonne! Jede Freude dank' ich dir; Alle Geists- und Herzenswonne, Licht und Wärme kommt von dir. Gabriele von Baumberg (1768-1839)
Mir fällt ein Lied von Miguel Rios ein: SONNENSCHEIN UND REGENBOGEN So ist die Welt. Stiller See und wilde Wogen so ist die Welt. Aus Haß kann Liebe werden aus Freude Leid und was wir heut' erleben wird schon bald Vergangenheit. SONNENSCHEIN UND REGENBOGEN ... Aus den Meeren werden Wolken, die vereint dem Winde folgen. Irgendwo geh'n sie dann wieder als ersehnter Regen nieder und der Regen tränkt die Erde dass sie grün und fruchtbar werde. SONNENSCHEIN UND REGENBOGEN So ist die Welt. Stiller See und wilde Wogen so ist die Welt.
Sonne Eine Blume braucht Sonne,um eine Blume zu werden.Ein Mensch braucht Liebe,um Mensch zu werden.
Die Abendsonne Goldne Abendsonne, o, wie bist du schön! Nie kann ohne Wonne deinen Glanz ich sehn! Schon in zarter Jugend sah ich gern nach dir, und der Trieb der Tugend glühte mehr in mir! Doch von dir, o Sonne! wend' ich meinen Blick mit noch grössrer Wonne auf mich selbst zurück! Schuf uns ja doch beide Eines Gottes Hand! dich im Strahlenkleide, mich im Staubgewand! Anna Barbara Urner (1760-1803)
Kein Hälmlein wächst auf Erden, Der Himmel hat's betaut, Und kann kein Blümlein werden, Die Sonne hat's erschaut. Wenn du auch tief beklommen In Waldesnacht allein: Einst wird von Gott dir kommen Dein Tau und Sonnenschein. Dann sproßt, was dir indessen Als Keim im Herzen lag, So ist kein Ding vergessen, Ihm kommt ein Blütentag. Albert Emil Brachvogel (1824-1878)
Ging heut morgen übers Feld, Tau noch auf den Gräsern hing; Sprach zu mir der lust'ge Fink: "Ei du! Gelt? Guten Morgen! Ei gelt? Du! Wird's nicht eine schöne Welt? Zink! Zink! Schön und flink! Wie mir doch die Welt gefällt!" Auch die Glockenblum' am Feld Hat mir lustig, guter Ding', Mit den Glöckchen, klinge, kling, Ihren Morgengruß geschellt: "Wird's nicht eine schöne Welt? Kling, kling! Schönes Ding! Wie mir doch die Welt gefällt! Heia!" Und da fing im Sonnenschein Gleich die Welt zu funkeln an; Alles Ton und Farbe gewann Im Sonnenschein! Blum' und Vogel, groß und klein! "Guten Tag, ist's nicht eine schöne Welt? Ei du, gelt? Schöne Welt?" Text und Vertonung: Gustav Mahler (1860-1911)
Frage Wärst du nicht, heil'ger Abendschein! Wärst du nicht, sternerhellte Nacht! Du Blütenschmuck! Du üpp'ger Hain! Und du, Gebirg', voll ernster Pracht! Du Vogelsang aus Himmeln hoch! Du Lied aus voller Menschenbrust! Wärst du nicht, ach, was füllte noch In arger Zeit ein Herz mit Lust? Justinus Kerner (1786-1862)
Ich denke Dein, wenn mir der Sonne Schimmer Vom Meere strahlt; Ich denke dein, wenn sich des Mondes Flimmer In Quellen malt. Ich sehe dich, wenn auf dem fernen Wege Der Staub sich hebt; In tiefer Nacht, wenn auf dem schmalen Stege Der Wandrer bebt. Ich höre dich, wenn dort mit dumpfem Rauschen Die Welle steigt. Im stillen Haine geh ich oft zu lauschen, Wenn alles schweigt. Ich bin bei dir, du seist auch noch so ferne, Du bist mir nah! Die Sonne sinkt, bald leuchten mir die Sterne. O wärst du da! Johann Wolfgang von Goethe
Wer recht in Freuden Wandern will Der geht der Sonn' entgegen Da ist der Wald so kirchenstill Kein Lüftchen mag sich regen Noch sind nicht die Lärchen wach Nur im hohen Gras der Bach Sing leise den Morgensegen. Die ganze Welt ist wie ein Buch Darin uns aufgeschrieben In bunten Zeilen manch ein Spruch Wie Gott uns treu geblieben. Wald und Blumen nah und fern Und der helle Morgenstern Sind Zeugen von seinem Lieben. Da zieht die Andacht wie ein Hauch Durch alle Sinne leise Da pocht ans Herz die Liebe auch In ihrer stillen Weise. Pocht und pocht bis sich's erschließt Und die Lippe überfließt Von lautem jubelnden Preise. Und plötzlich läßt die Nachtigall Im Busch ihr Lied erklingen; In Berg und Tal erwacht der Schall Und will sich aufwärts schwingen. Und der Morgenröte Schein Stimmt in lichter Glut mit ein: "Laßt uns den Herrn lobsingen." Emanuel Geibel, 1839 (1815-1884)
Ruhe, meine Seele! Nicht ein Lüftchen regt sich leise, sanft entschlummert ruht der Hain; durch der Blätter dunkle Hülle stiehlt sich lichter Sonnenschein. Ruhe, ruhe, meine Seele, deine Stürme gingen wild, hast getobt und hast gezittert, wie die Brandung, wenn sie schwillt. Diese Zeiten sind gewaltig, bringen Herz und Hirn in Not - ruhe, ruhe, meine Seele, und vergiß, was dich bedroht! Karl Friedrich Henckell (1864-1929)
Die güldene Sonnebringt Leben und Wonne,die Finsternis weicht.Der Morgen sich zeiget,die Röte aufsteiget,der Monde verbleicht. Kommt, lasset uns singen,die Stimmen erschwingen,zu danken dem Herrn.Ei, bittet und flehet,daß er uns beistehetund weiche nicht fern. Philipp von Zesen, 1619-1689