Wie kommt der Partner damit klar?

Dieses Thema im Forum "Allgemeines und Begleiterkrankungen" wurde erstellt von steffi, 28. Februar 2002.

  1. steffi

    steffi Guest

    Hallo...

    verfolge schon seit längerem dieses Forum und muss es sehr loben...man erfährt viele Dinge die man mit in den Alltag nehmen kann.
    Nun weiss ich nicht ob das Thema was ich nun anschneide zu persönlich ist...Bin noch ein Rheuma-Neuling und mir schwirren viele Gedanken durch den Kopf.
    Einer davon ist,das ich mir den kopf darüber zerbreche,
    wie unglücklich ich meinen Partner mit meiner Krankheit mache!
    Ich möchte ihn nicht mit meiner eingeschränkten Lebensqualität im Wege stehen und sein Leben negativ beeinflussen. Ich bin erst 29 und weiss nicht wie meine Zukznft aussehen wird, bezüglich der Krankheit. Natürlich habe ich einen sehr sehr lieben Partner der verständnisvoll dahinter steht,trotzdem zerbreche ich an diese Gedanken und fange an mich zu distanzieren.
    Ich selber würde voll und ganz in dem Fall hinter meinem Partner stehen, kann mir aber nicht vorstellen das es jemand für mich macht. Hört sich stark nach selbstzweifel an, ist aber nicht so, denke diese gedanken sind normal am Anfang..oder?
    Würd mich über jede Antwort freuen...

    Gute Besserung an alle

    Steffi
     
  2. danny

    danny Guest

    hallo steffi,

    ich bin 27, habe cp und bin seit 6 jahren mit meinem freund zusammen. ich hatte am anfang auch ziemlich angst davor, dass es ihm irgendwann zu viel wird und hatte auch so düstere gedanken, wie z.b. "er hat ja was viel besseres, gesünderes" verdient.

    ich habe sehr lange nächte der diskussionen verbracht, wir haben immer wieder drüber gesprochen. mittlerweile hat er sich auch selbst schlau gemacht, hat mit nem arzt gesprochen usw. er hat sich einfach entschieden, dass er mich so liebt wie ich bin, und es ist einfach der "normale" alltag eingekehrt. wenn ich merke, dass meine cp ihn dann doch mal etwas belastet, dann mach ich einfach was schönes für ihn (ein besonderes essen, oder blumen etc.) um ihm zu zeigen, dass ich trotzdem auch für seine probleme da bin.

    es war ein harter weg bis dahin, und ab und zu kam es auch zum streit, aber wir haben uns jetzt arrangiert, und es läuft sehr gut. ich denke, ein rezept dafür gibt es nicht, es bringt einfach die zeit und eine portion vertrauen gegenüber deinem partner, dass, wenn er sagt er liebt dich und steht zu dir, dann stimmt es auch!

    auf jeden fall: VIEL DRÜBER REDEN!!!!!

    schmerzfreie zeit

    lg
    danny
     
  3. Emma

    Emma Guest

    Liebe Steffi!

    Die Gedanken die Du hast, kommen sicherlich bei jeder von uns unweigerlich. Auch ich habe es durchgemacht und manchmal meine Zweifel, weil ich mich auch selbst unerträglich finde.
    Aber ich bin mit meinem Mann mittlerweile seit 14 Jahren zusammen und seit 8 Jahren verheiratet. Für uns ist es selbstverständlich, dass mein Mann mehr Arbeit übernimmt, wenn es mir mal nicht so gut geht.
    Wenn die Partnerschaft in Ordnung ist, verträgt sie auch die Krankheit, beide müssen sich halt mit der Krankheit arrangieren. Schliesslich ist das Wichtigste an Deiner Person nicht Deine Krankheit, sondern viele andere liebenswerte Dinge. Deshalb: Geniesst das Leben!
    Ich habe übrigens Kollagenose, Sjögren und Vaskulitis.

    Viele liebe Grüsse
    Emma
     
  4. Eva

    Eva Guest

    Hallo Steffi,
    ich bin ebenfalls 29 J. alt und habe Sharp. Ich bin seit 2 Jahren mit meinem Freund zusammen und natürlich macht man sich solche Gedanken, gerade wenn man einen Schub hat und zu nichts fähig ist und sich selbst eigentlich nicht mag. Mein Freund wußte von Anfang an, auf was er sich da einläßt und für ihn ist es kein Problem, daß es halt einfach Tage gibt, an denen ich nicht so gut drauf bin und auch nicht alles machen kann, was ich will. Dann hilft er mir und nimmt große Rücksicht auf mich. Eigentlich habe ich richtiges Glück gehabt, denn mein vorheriger Freund hat meine Krankheit einfach ignoriert, was nicht lange gut gegangen ist.

    Ich kann mich nur Danny anschließen: Viel reden, reden, reden! Das hilft.

    Außerdem heißt Rheuma nicht, automatisch seinen Partner damit unglücklich zu machen. Wie Emma schon sagte, man muß sich arrangieren, dann funktioniert das auch sehr gut.

    Alles Liebe

    Eva
     
  5. simi

    simi Guest

    liebe steffi!
    dass du dich von deinem partner distanzierst ist bestimmt nicht der richtige weg. gerade jetzt ist er genau so unsicher wie du über diese neue krankheit.danny fordert dich zum reden auf und sie hat recht. eine gute beziehung "wächst" durch eine krise, wenn man sie gemeinsam meistert. durch erklärungen, diskussionen, informationen und viel liebe kannst du deinem partner zeigen, dass du ihm und seinen gefühlen zu dir vertraust. immerhin bedeutet die diagnose rheuma nicht einen weltuntergang, auch wenn in naher oder ferner zukunft mit gewissen einschränkungen zu rechnen ist. ein zuverlässiger partner lässt sich dadurch jedenfalls nicht in die flucht schlagen und wenn, dann ists nicht schade um ihn oder?
    wenn du unglückliche gedanken führst und zweifelst, färbt das eher dunkel auf eure beziehung ab, als welche krankheit auch immer.lass dir durch rheuma nicht deine gefühlswelt kaputt machen.was du und er vorher füreinander empfunden habt, ist noch immer wahr!
    organisier ein schönes essen und rede über deine geheimen ängste.
    mit liebem gruss an alle. bald kommt der frühling!
    simi
     
  6. FrankHH

    FrankHH Guest

    nun, jetzt komm ich mal mit meinem Bechti dazu und sage, reden, reden, reden ist was mich betrifft eher falsch.
    Ich hatte in meiner letzten Partnerschaft, die nicht durch Rheuma auseinander ging, eher die Erfahrung, daß es gut sich nicht soviel mit seinem Partner über die Krankheit aus zutauschen.
    Das frustriert viel zu viel, weil Gesunde meistens in keiner Weise nachvollziehen können, wie es sich anfühlt.
    Dann ist es sicher nochmal ein Unterschied, ob die Krankheit in der Partnerschaft diagnostiziert wurde oder ob Du mit der Krankheit einen neuen Partner findest. Der wird nämlich von anfang an damit konfrontiert.
    Ich kann mich aber nicht dran erinnern, daß irgend eine Partnerin meinerseits Probleme mit dem Bechti hatte und ich hab ihn jetzt seit 15 Jahren.
    Eigentlich gilt, Spaß haben zusammen, Feiern, mal reden, wenig memmen und wenn man mal richtig flach liegt, dann geht da auch die Welt nicht unter. Die oder der das nicht versteht taugt auch für die Partnerschaft dann nicht.
    Ich glaube für Männer ist das noch viel schwieriger, weil sie einen Teil ihrer archaischen Stärke verlieren, wenn sie körperlich nicht mehr so einsatzfähig sind wie ihre Mitstreiter.
    Viele verkriechen sich dann in Selbstmitleid. Und dann geht natürlich irgendwann jede Partnerschaft den Bach herunter.
    Ich finde man sollte dazu stehen und sich nicht minderwertig fühlen. Immerhin haben Rheumis den Gesunden gegenüber einen Vorteil. Sie haben einen deutlich besseren Bezug zu ihrem Körper und setzen sich mit ihrer Persönlichkeit auseinander.
    Das ist doch schon mal ganz wichtig in einer Partnerschaft.
     
  7. Biggi

    Biggi Guest

    hi Steffi!

    Das ist klar, das man am Anfang solche Gedanken hegt. Aber denke nur und handle nicht danach. Wenn ihr euch so richtig lieb habt, kann daran eigentlich auch kein Rheuma etwas ändern.
    Denn wenn man sich lieb hat , braucht man den anderen Menschen, ohne ihn geht es nicht. Ansonsten ist die Liebe nicht groß genug. Ich habe seit 8 Jahren CP und habe einen ganz lieben Freund. Ich hatte 1997 Krebs , habe eine große OP hinter mich gebracht und sehe somit das Leben von einer ganz anderen Seite.
    Jeder Tag ist für mich der schönste, denn man kann nie wissen , ob der Krebs stärker ist und wieder kommt. Davor habe ich wohl mehr Angst als vor dem Rheuma.
    Also, mach aus jedem Tag das Beste und halt die Liebe fest.
    Reden , ist schon wie die anderen sagten, das aller wichtigste.
    Halt die Ohren steif und alles Gute!!!!

    Biggi
     
  8. Uschi

    Uschi Guest

    Hi, Steffi.

    Ein alter Hase wie ich, fast 52 Jahre, hat einiges erlebt. In gesunden Jahren habe ich 2 Ehen durchgelebt und nach der letzten Scheidung kam das Rheuma. Ich persönlich war froh, in dieser Phase alleine zu sein, aber heute bin ich wieder verheiratet mit einem jüngeren Mann und ich habe ihm von Anfang an klipp und klar das Thema "ich habe Rheuma" mit allen Negationen erklärt und erläutert.

    Ich stehe zu mir selbst und habe anfangs auch durch die Schübe sogenannte "Freunde" verloren. Das soziale Umfeld hat sich extrem verkleinert, aber die die geblieben sind, das sind die, auf die ich mich immer und zu jeder Zeit verlassen kann - und so auch auf meinen Mann.

    Leiden ist ein Teil unserer Krankheit und als ich noch selbst gesund war, hätte ich vieles auch nicht verstanden. Ich denke, wenn man den anderen offen sagt, worum es geht und warum man ist wie man eben gerade ist, dann haben sie es leichter. Ich spreche hier für mich, aber ich denke, so geht es vielen von uns.

    Ein Mensch der auf der Gefühlsebene einen anderen wirklich liebt und akzeptiert, wie er eben ist, der wird auch diese Krankheit in ihrem ganzen Erscheinen akzeptieren und dir zur Seite stehen. Ich selbt bin der Ansicht, daß ich auf jeden Fall aber immer das "Alleine glücklicher als unglücklich zu Zweit" vorziehen werde, weil nichts schlimmer ist in unserer Krankheit, als psychische Belastung und Depressionen.

    Vielleicht geht es anderen auch so, ich rede von mir! Ich wünsche dir die Kraft und den Glauben an die Liebe und das Leben. Halt den Kopf hoch und gehe deinen Weg unbeirrt und lache jeden Tag, egal wie du dich fühlst.

    Alles Liebe aus dem Süden wünscht dir Uschi
     
  9. Ulrike

    Ulrike Guest

    Hallo Steffi,

    ich bin 26 Jahre alt und lebe seit 9 Jahren mit der cP. Ich bin mittlerweile 5 Jahre "überglücklich" verheiratet. Dein Bericht hat mich sehr angesprochen, weil ich früher auch mit solchen Gedanken gekämpft habe. Von wegen mein Mann hat eine gesunde Frau verdient, eine, mit der er alles mögliche unternehmen kann, die rüstig und vital ist.....

    Das wichtigste ist wirklich das Reden. Mein Mann hat mir auch ganz offen gesagt, dass er sehr unbeholfen ist und er nicht weiß, wie er mir helfen kann, obwohl er es will. Dann haben wir ausgemacht, dass er mir dann helfen soll, wenn ich ihn darum bitte. Das funktioniert sehr gut. Außerdem weiß er ja mittlerweile, bei welchen Sachen ich mir schwer tu, das macht er dann automatisch.

    Ich muss auch Frank recht geben, weil er geschrieben hat, die Krankheit hat auch den Vorteil, dass man seinen Körper besser kennenlernt. Und man entfaltet eine ganz besondere Persönlichkeit.

    Ich habe viele sogenannte Freunde verloren. Das hat mir damals sehr weh getan. Heute bin ich selbstbewußter und denke mir, wer nicht will, der hat schon.

    Freu dich einfach drüber, dass du einen lieben Mann an deiner Seite hast, der dich liebt. Das allein zählt. Mein Mann ist sogar stolz auf mich, weil ich mein Leben trotz grosser Einschränkungen so gut meistere. Ich würde ihn nie aufgeben!!!!
    Ich habe auch immer gehadert und als wir vom Heiraten gesprochen haben, sagt ich zu ihm, er soll sich das gut übelegen, weil ich auch nicht weiß, wieviel Leid und Schmerz meine Zukunft noch bringt. Alles was er darauf antwortete, war:" Und wenn du bis zum Hals gelähmt bist und im Rollstuhl sitzt, ich werde immer bei dir bleiben"!
    Das war die schönste Liebeserklärung, die ich je bekommen habe.
    In diesem Sinne wünsche ich dir mit deinem Partner von Herzen alles Gute, ihr schafft das! Ulrike
     
  10. Martinelli

    Martinelli Guest

    Hallo zusammen!
    Habe interessiert die Beiträge gelesen und kann auch nur positives berichten. Ich bin jetzt 18 Jahre mit meinem Partner zusammen, er lernte mich kennen in der schlimmsten Zeit des Rheumas, die überseht mit Schüben war. Er hat immer fest zu mir gehalten. Ich bin der Meinung, dass das viel wert ist um auch mit dem Rheuma zu leben. Immer wieder darüber zu reden finde ich auch nicht gut. Man soll sich nicht verstecken vor dem Partner, wenn es einem schlecht geht. Aber meistens sollte man ihm zeigen, wie schön es ist trotz Rheuma gemeinsames erleben zu können. Über Rheuma rede ich lieber mit Gleichgesinnten, die ich in meinen bisher 10 Kuren kennengelernt habe und auch noch regelmäßig Kontakt habe. Da kann man sich dann mal so richtig mit ihnen ausquatschen und auskotzen.
    Rheuma ist nicht so, dass man sich dafür permanent entschuldigen muß, dass man es hat. Denn dafür kann man nun persönlich rein garnichts. Mann kann nur etwas dafür, wie man damit lebt und auch sich gegenüber den anderen verhält.
    Geblieben sind mir in den mittlerweile 20 Jahren Rheuma auch nicht alle Bekannten sondern nur einige echte Freunde.
    Think positiv!
    Gruß Martinelli
     
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