Das verdammte Knie

Dieses Thema im Forum "Kaffeeklatsch" wurde erstellt von engel, 27. April 2004.

  1. engel

    engel Guest

    Es war vermutlich der letzte Tag ihres Lebens, dan dem Sie keine Schmerzen hatte: Der 11.Juni 1999.
    an diesem Freitag abend stolperte Sieüber eine Treppenstufe. Dien Innenseite ihres linken Knies schlug gegen eine Kante. Es war, als habe Sie jemand mit einem Messer ins Knie gestochen. Ihr Gehirm antwortete sofort und aktivierte die körpereigene Schmerzabwehr. Der Schmerz ließ nach. Aber nicht für lange. Es dauert Monate, nein, Jahre, bis Sie die schreckliche Wahrheit erkannte: Der Schmerz wird bleiben. Für immer. Sie ist heute 39 Jahre alt. Sie sieht überhaupt nicht aus wie ein Mensch, der leidet. Mit einem strahlenden Lächeln emfpängt sie den Besucher. Sie geht an Krücken, setzt sich auf einen Stuhl, legt das linke Bein hoch auf einen zweiten, mit einem Kissen gepolsterten Stuhl. An jenem Wochenende im juni 1999schwoll das Knie an, wurde heiß und rot und am Montagmorgen saß Sie beim Orthopäden. Der meint, im Knie reibe vielleicht ein Stück Knorpel, das sich gelöst habe. Sie traute diesem Arzt nicht recht, sie tippte noch am selben Tag das Wort "Knie" in eine Internet-Suchmaschine ein. So kam sie zu einem Spezialisten, der sie drei Wochen nach dem Sturz operierte. In dieser Wartezeit feuerten die Nerven in ihrem Knie immer weiter, ein Schemrzimpuls jagte den nächsten. Der innenmensikus war gerissen, die Operation reine Routine. Nach 8 Wochen, versprach der Arzt, könne sie das Bein wieder voll belasten. Im Knie stach es nicht mehr bloß, sondern es brannte.
    Vier Monate nach dem Unfall kamen die Schmerzattacken jede Stunde -
    das Bein fühlte sich dann eine halbe Minute lang so an, als würde jamand eine Fackel ans Knie halten. Sie wird diese Attacken nie vergessen, aber was viel schlimmer ist - ihr Körper vergisst sie auch nciht. Gehirn und Rückenmark entwickelten in diesen Wochen ein "Schmerzgedächnis". Und das bedeutet: Die Nervenzellen feuern auch dannn Schmerzignale ab, wenn es gar keinen Auslöser gibt; das Gehirn meldet "Schmerz", wo eigentlich nicht ist. Sie rollt in einem Bürostuhl in der wohnung hin und her.
    Ein Arzt der meinte, ich solle einfach die Krücken wegwerfen und im Walkd spazieren gehen. Und dann dieser souialmediziner. der schreibt ich hätte als Kind eine Spreizhose getragen und die Schmerzen kämen von daher! Lüge! Es geht schon lange nicht mehr darum, dass ich krank bin. Es geht nur ums Geld."
    Sie hat sich gut versichert, doch zwei versicherungen wollen jetzt nicht zahlen. Deswegen all die Gutachten und Stellungsnahmen in ihren Ordnern, die für sie längstkeine Ordner merh sind, sondern ein Teil ihrer Schmerzen. Jeden tag sitzt sie vor ihrem Computer und stellt Anträge an die Krankenkassen, schreibt Erwiderungen zur Stellungsnahme irgendweins Gutachters. In diesem Augenblick trifft es sie wie der Blitz: Eine schmerzwelle rast am Knie abwärts, bis in die Zehen, eine andere nach oben, ins becken. Sie hat oft versucht, ihren Ärzten diesen Schmerz zu beschreiben: Es sticht." - "So." - "Es pocht." - Soso." " Es hämmert." - Ja, was denn nun?"
    Alle 6 Wochen fährt sie ins Schmerzzentrum(sie wird gefahren) unterwegs legt sie Ihr Bein auf ein Kissen. Sie kennt jede Bodenwelle und jedes Schlagloch.
    In den ersten Wochen da wäre Heilung noch möglich gewesen, doch sie kam erst nach 9 Monaten ins Schmerzzentrum. Denn damals wusste sie noch nicht, dass es Schemrztherapeuten gibt - und von den vielen Ärzten, zu dennen sie gegangen ist, hat es ihr keiner gesagt."Wäre sie früher gekommen" sagt heute, der Leiter des Schmerzzentrum," hätte mann das mit Sicherheit verhindern können." So aber kann er nur noch dafür sorgen, dass die Schmerzen erträglich werden und das Bein vielleicht erhalten bleibt.
    Bis sie wieder zuhause ist,ist es 20 Uhr, sie zittert, sie legt sich auf s bEtt und stöhnt. Die Tropfen, was sit mit den Schmerztropfen? Ihr Mann sthet schon ind er Küche, zählt leise bis vierzig. Sie versucht, ganz ruhig zu atmen, murmelt kaum hörbar:"Es geht vorgbei, ich sterbe nicht, es geht vorbei ."
    Ihr Mann nimmt sie in den Arm. Sonst kann er ncihts für sie tun. Nach etwa einer Viertelstunde setzt die Wirkung der Notfalltropfen ein. Das Gewitter in ihrem Bein ist vorüber. Sie fühlt sich jetzt sehr, sehr müde."Schmerzen schlauchen ", sagt sie. Die müdigkeit kommt aber auch von den Medikamenten. Sie zieht eine Schublade auf, in der neun verschiedene Medikamentenpackungen liegen, darunter allein sechs Schmerzmittel. Sie zählt die Tabletten für den nächsten Morgen ab. Sie wird auf dem Rücken schalfen. Zwischen ihren Knien liegt ein Kissen, denn wenn die sich in der Nacht berührten, würde das sofort eine Schmerzattacke auslösen. Sie schläft allein. Ihr Mann schleicht sich irgendwann in der Nacht davon. Villeicht braucht er auch abstand.Sie begegneten sich vor einigen Jahren. Sie lebte schnell, raste am Wochenende mit dem Surfbrett über den Gardasee oder hangelte sich in der Schweiz über schwierige Klettersteige und bübschwar sie ohne Ende. Sechzig stunden pro wochen hat sie gearbeitet.
    Seit dem Unfall ist alles anderst geworden:Zuerst verschanden die eher flüchtigen Bekannten. Dann die Kollegen, die sich immer mal melden wollten. Später ihre beste freundin, die sich geklage, dass sie alle Ratschöäge ignoriere. Nur ihre Mutter rief noch gelgentlich an und stellte Fragen wie:" Kann es sein, dass du dir deine Schmerzen nur einbildest?"
    Schemrzforscher Walter Zieglgänsverger sagt:" Menschen mit Schmerzen werden ´zuerst beäugt. Mann will helfen, aber beim Chronsichen, dem keiner helfen kann, da dreht sich das . Irgendwann sagen alle:" Oh Gott, der schon wieder." Es gibt da noch ein geheimniss, aber sie weiß nicht , ob sie davon erzählen soll. Dannn hebt sie doch ihre Krücke und deutet auf die Garage. Dort steht ein ultraleichtes Rennrad, mit relativ schawch aufgepumpten Reifen, damit die Erschütterungen weniger stark sind.
    Die Gutachter können behaupten: WEr Fahrrad fährt, dem tut auch nichts weh. Anderseits sagt der Göppinger Schmerztherapeut Müller-Schwefem immerhin Organisator des renomierten Deutschen Schemrztages, sie soll möglichst viel trainieren, vielleicht wird das Bein dann ja wieder.
    Eines Tages will sie mit dem Rad über die Aplen fahren.
    Das ist ihr Traum

    Sie ist nur eine von acht Millionen. so viele Menschen leiden in Deutschland unter chronischen Schmerzen. Sie werden geröngt, mit Ultraschall untersucht, in Computertomographen geschoben und am Ende meist nur noch belächelt. Die Ärzte behaupten, das Problem sitze im kopf, sie könnten nichts machen - beides stimmt und ist doch nicht die Wahrheit.
    "Chronische Schmerzen schaukeln sich tatsächlich auch auf einer psychischen Ebene hoch. Aber das heißt nicht, dass jemand sich alles nur einbildet," sagt DrProfessor Walter Zieglgänsberger, Arzt und Hirnforscher am Max-Planck-Institut in München. Bei einer Entzündung zum Beispiel können sich neue Schmerzrezeptoren und neue Kanäle bilden, die dann auf Botenstoffe reagieren und das Ende der Nervenfasern extrem empfindlich machen."Dann", sagt Zieglgänsberger,"führt ein leichter Berührungsschmerz zu einem richtigen Bombardement." Hält es lang genug an, entwickelt sich in Rückenmark und Gehirn ein Schmerzgedächnis. Von nun an toben die Schmerzen auch dann, wennes gar keinen Auslöser mehr gibt.
    Einmal vorhanden, lässt sich das Schmerzgedächnis nur noch sehr schwer löschen. Häufig setzen Ärzte dazu die gelichen Mittel ein, die in einer frühen Phase verhindern können, dass Schmerzen chronisch werden. Das sind vor allem Opioide, die an die Schmerzrezeptoren andocken und sie beruhigen.
    Opioid, das klingt wie Rauschgift, und deshalb verschreiben viele Ärzte solche Medikamente nciht gern, zumal sie die Rezepte daüfr umständlich bei der Bundesopiumstelle anfordern, dreifach ausfüllen und jahrelang aufbewahren müssen. DA spielen viele Ängste mit, aber Opioide machen einen Schmerzkranken so wenig süchtig, wei Insulin einen Diabetiker süchtig macht", sagt Zieglgänsberger."Siemachen weitgehend schmerzfrei, dadurch kann sie der Patient wieder bewegen. Und damit beginnt die eigentliche Schmerztherapie."
    Bewegung und Aktivität verhindern einen bedrohlichen Muskelabbau und tragen dazu bei, dass lörpereigene, den Schmerz hemmende Stoffe ausgeschüttet werden."Schmerzpatienten müssen sich möglichst viel Freude verschaffen. So produzieren sie die schmerzstillenden Stoffe selber und müssen sie - vielleicht - irgendwann nicht mehr von außen zuführen."
     
  2. matrose

    matrose *Festlandmatrosin*

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    Burgenland (Ö)
    wui

    Engerl - jetzt bin i platt ;)

    Liebe Grüße aus Wien
    von der matrosin
     
  3. ElkeSt

    ElkeSt die Sonnensüchtige

    Registriert seit:
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    Region H
    Hallo Engel,

    wer hat dir von meiner Kniegeschichte erzählt? ;) Naja nicht ganz so, aber ähnlich. Ich könnte nicht so schreiben.

    LG ElkeSt
     
  4. engel

    engel Guest

    So fing alles an

    Hallo

    ich glaube das es sehr viele Hier gibt die sich in dieser Geschichte wiederspiegeln
    das es imemr soweit kommen muss ist wirklich sher traurig

    Engel
     
  5. merre

    merre Bekanntes Mitglied

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    Berlin
    Schmerzen

    ...ja Engel, solche Geschichten schreibt leider das Leben. Solche oder andere, tatsächlich finden wir uns in dieser oder den anderen Geschichten wieder.
    Das mit den sich neu bildenden Schmerzrezeptoren oder Nervenbahnen wird im Moment stark disskutiert, hilft aber erstmal nur oder vielleicht gottseidank die Probleme der Patienten besser zu verstehen.
    Das oder bessere Schmerzmittel ? wer weis, wann und ob sie uns weiter bringen.
    Es ist meiner Meinung nach auch die Art, wie es sich heute lebt - oder "wie man uns leben läßt" , die uns noch kränker macht. Alles soll und muß in irgend ein Formular passen, alles soll und muß erklärbar sein - wenn nicht versucht man es uns zu erklären. Dabei muß man uns manchmal nur zuhören wollen und ein Stück unserer Geschichte glauben.
    Die Frage, wie es "in den Menschen aussieht" scheint sehr wichtig zu sein. Beurteilt werden wir oft nur nach dem Äußeren.
    Kann man für sich allein glücklich sein? Ich denke in bestimmten Momenten ja, aber zum alltäglichen Leben braucht es halt alle, oder zumindest viele. Ausgrenzen oder ein Abschotten ist hier wohl verkehrt?
    Sollten wir dankbar sein, wenn es uns mal ein paar Tage besser geht?
    Wohl eher sollten die dankbar sein, denen es nicht ständig schlechter geht.
    Und niemand sollte denken er ist vor Krankheiten, welche auch immer sicher.
    Und hier ergibt sich für mich eine Frage "Muß denn erst Jeder zu uns gehören(chronisch krank), damit es zu mehr Verstehen kommt?" Einigen wünsche ich es ...oder sollte man das nicht sagen???
     
  6. engel

    engel Guest


    Hallo matrose

    Diese Geschichte habe ich selber gelesen aber sie ist sowas von indentisch

    bei mir war es die 1.Diagnose vom Morbus Sudeck
    Jeder Sudeck Patient wird sich hier drin wieder spiegeln.

    bei mir steht aber am Ende nicht das Fahrrad fahren über die Alpen sondern bei einem Marathon-Lauf mitzumachen.
    Leider wird da überhaupt nichts mehr drauss diese Gewissheit habe ich
    worüber ich sehr ärgerlich und auch sehr traurig bin.
    Ich kann machen was ich will, aber leider lässt sich der Muskel im Oberschenkel nicht mehr aufbauen, dazu hätten einige Ärzte früher aufstehen müssen
    es wurde einiges versäumt und denoch habe ich immer noch ein wenig Hoffnung.

    gruß engel
     
  7. daggi

    daggi Neues Mitglied

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    334
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    hamburg
    Schmerzen

    hallo mein engel,

    schreibe, damit du weißt, ich habe es gelesen.
    hast du sehr gut gemacht :)

    ganz herzliche grüße
    :) :) :) daggi :) :) :)
     
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