Bolivien die Zweite

Dieses Thema im Forum "Kaffeeklatsch" wurde erstellt von atti, 5. März 2004.

  1. atti

    atti a boarischer Schwob

    Registriert seit:
    30. April 2003
    Beiträge:
    436
    Ort:
    Forchheim
    Carneval....oder, wie dreckig kann man werden?


    Hola muchachos en casa,

    die Frage ist, ob ich das jetzt noch alles auf die Reihe bekomm. In den
    letzten paar Wochen war ich in Puno, Copacabana, La Paz, Uyuni, Sucre,
    Santa Cruz, Buena Vista, im Dschungel, auf einem Horrortrip und jetzt
    wieder in La Paz.
    Ich werd mal ganz langsam da anfangen, wo ich letztes Mal aufgehoert
    hab...in La Paz, mit nassen Schuhen:

    Ein Impraegniermittel hab ich natuerlich nimmer auftreiben koennen.
    Erstens ist das hier garnicht so leicht, zweitens war Samstag, und
    drittens sind wir zu spaet aufgestanden... und dann mussten wir schon
    los, uns mit Kim und Juan-Carlos im Torino treffen. Nachmittags sind
    wir dann zu fuenft nach Uyuni aufgebrochen....16 Stunden Hoppelpiste im
    Shit-Bus (weil die guten Busse auf Hoppelpisten nicht fahren - sie
    koennten dabei kaputt gehen).
    In Uyuni hatten wir strahlenden Sonnenschein auf 3300m - und da es
    Gumbadooschdig und somit Faschingseinlaeuten war, hatten wir nicht nur
    viel Sonne, sondern auch viel Wasser. In SA ist es traditionell
    spassiges Costumbre, Leute auf der Strasse mit Wasser zu bewerfen. Das
    ist einigermassen witzig, wenn es warm ist und es sich bei den
    Geschossen um Wasserbomben ... also ertraegliche Mengen handelt. In
    Sucre bei ca. 15 Grad nassem Pisswetter und 10L-Kuebeln vom Balkon
    runter war das nicht mehr ganz so lustig.
    Wie auch immer. Uyuni liegt inmitten einer grossen Wueste, recht nahe
    an der chilenischen Grenze und somit an der Atacama. Gleich neben Uyuni
    gibt es einen riesengrossen Salzsee, und u.a. deswegen waren wir da.
    Wir haben uns also unsere Tour gebucht - vier Tage im 4x4 Jeep durch
    die Wueste bis zum Salzsee und zurueck. Am naechsten Morgen haben wir
    dann auch gleich noch Nick und Louise kennengelernt, das englisch-
    daenische Paerchen, das die selbe Tour wie wir gebucht hatte. Nick trug
    den Arm in der Schlinge, weil er sich beim Body-Boarden in Chile von
    einer hohen Welle auf den Strand hat schleudern lassen und sich dabei
    die Schulter brach. Ansonsten waren aber beide fit, und ganz nett :)
    Als wir da nun so alle beisammen nach dem Fruehstueck in der Sonne
    sassen und auf unsere beiden (vermeindtlichen) Guids warteten, ueberkam
    uns der Carneval. Wir haben uns mit Wasserbomben versorgt, und sind
    damit auf die hiesige Dorfjugend losgegangen. Die nette Frau aus
    unserem Fruehstueckskabaeuschen hat uns netterweise bestaendig mit
    Wasser und sogar bereits gefuellten Wasserbomben versorgt.
    Da sich die Dorfjugend aber immer so schnell versteckt hat, blieb uns
    mit der Zeit nix anderes uebrig, als uns selbst mit Wasser zu bewerfen.
    Dies wiederum endete damit, dass Juan-Carlos und Ralph mich komplett
    bekleidet in den Springbrunnen warfen.
    ... nun, wenn ich's mir so recht ueberleg, lieber bekleidet als nicht,
    oder :)
    Irgendwann, mit zwei Stunden Verspaetung, kamen dann auch unser
    Chauffeur und sein Essenkocher, und los ging die Fahrt....zu neunt im
    Jeep.
    Am ersten Tag sind wir hauptsaechlich durch die Wueste gebrettert.
    Unser Fahrer hat die Schlagloecher immer so geschickt geschnitten, dass
    es mich tatsaechlich ab und zu mit dem Kopf an die Decke geschlagen
    hat. Nick hatte dabei mit seiner Schulter ganz schoen zu kaempfen.
    Mutigerweise war er zu der 4tages-Tour mit dem Jeep in holpriger Wueste
    mit ganzen zwei Schmerztabletten aufgebrochen. Ein Glueck fuer ihn,
    dass zufaellig anwesende Rheumatiker da wesentlich besser ausgestattet
    waren. :)
    Die Fahrt durch die Wueste war lang, aber doch ganz gut...Wueste ist
    halt einfach toll. Haben uns ein Doerfchen und noch ein Doerfchen mit
    vielen Lamas angekuckt, und sind schlafen gegangen. Am naechsten Morgen
    mussten wir um 4 raus um den Sonnenaufgang bei den Geysiren (sagten die
    Guids), und als wir um halb fuenf laengst fertig am Jeep standen, waren
    keine Guids da...die hatten verpennt.
    Zum Sonnenaufgang kamen wir dann nicht mehr rechtzeitig zu den
    Geysiren, aber die waren trotzdem ziemlich toll. Eine grosse graue
    schweflig blubbernde Mondlandschaft mit viel heissem Dampf mitten in
    der Wueste.
    Spaeter sind wir weitergefahren, haben (spaeter immer wieder mal)
    Vicunas und Avestruzes gesehen.... eine kleine wilde Mini-Lamaart und
    Straussen, und schliesslich die Lagunen (ja, Wasser in der Wueste!).
    Zuerst die Laguna Verde und die Laguna Blanca...die liegen auf ca.
    4500m Hoehe, und sind ziemlich
    extraordinaer. Die gruene Lagune ist total versalzen und so mit
    giftigen Substanzen versetzt, dass sich kein Tier in ihre Naehe traut.
    Ausserdem ist sie tatsaechlich total gruen, umrandet von
    blendendweissen Salzkrusten. Dahinter ragt ein schneebedeckter Berg
    auf - sehr malerisch das ganze.
    Das beeindruckende an der weissen Lagune...nun, die war halt weiss :)
    Danach sind wir zu den heissen Quellen gefahren - naturwarmes
    schwefelhaltiges Wasser mitten in der Wueste, nett in natuerlichen
    Steinbecken gesammelt. SEHR angenehm.
    Nach dem Mittagessen (zum hundertsten Mal Gurken/Tomaten-Sandwich) sind
    wir zur roten Lagune gefahren - ein riesengrosser roter See mitten in
    der Wueste einzeln darin verstreut blendendweisse Borox-Berge, im See
    Millionen von Flamingos. Selbige kacken bestaendig in den See, was dem
    roetlichen Plankton genuegend Naehrstoff gibt - daher die rote Farbe.
    Abends haben wir uns dann ein bisschen die Sterne angekuckt, die ja
    bekanntlich in der Wueste noch romantischer (da haeufiger und
    leuchtender) sind. Leider war das mit der romantischen Atmosphaere dann
    doch nix, es war einfach schweinekalt :)
    Am naechsten Morgen haben wir dann eigenartige Chinchila-Hasen
    angekuckt, und den Arbol de Piedra (Baum aus Stein). Das ist ein
    Steingebilde, der vom Wuestensand so abgeschliffen wurde, dass er eben
    aussieht wie ein Baum.
    Alex und JC mussten selbigen unbedingt besteigen. Sie habens auch
    geschafft - allerdings nicht ohne Blessuren. Ich hab ein paar sehr
    nette Bilder davon gemacht :)
    Spaeter sind wir noch an ein paar huebschen Lagunen vorbeigekommen, und
    schliesslich zum aeusserst beeindruckenden Vulkan soundso, der eine
    aeusserst beeindruckende kleine Rauchwolke ausgespuckt hat *grins*.
    Uebernachtet haben wir dann nahe am Salzsee in einem Salzhotel.
    Selbiges ist tatsaechlich wirklich ganz ehrlich komplett aus Salz
    gewesen, die Betten, das Nachtkaestchen, die Mauern, die Tische und
    Stuehle, selbst der Boden war noch mit Salz ausgestreut. Die Duschen
    waren natuerlich dann doch gefliest, und gegessen haben wir Gott sei
    Dank aus Holz. Ansonsten hatten wir die besten Matratzen seit langem.
    Und richtig heisses Wasser......aaaaach.
    Am naechsten Morgen haben wir dann wieder mal den Sonnenaufgang
    verpennt (fast absichtlich, weil sich keiner aus den hervorragenden
    Matratzen bewegen wollte), und sind dann fruehmorgens erst auf einen
    Prae-Inkafriedhof gefahren...dort wurden die Toten in Hoehlen im Berg
    bestattet. Anbei war auch ein kleines Museum. Der Fahrer vom anderen
    Jeep hat was dazu erklaert, was uns Laien schon nicht ganz richtig
    vorkam. JC, der ja selbst Guid ist und sich mit selbiger Kultur auch
    auskannte, hat immer nur den Kopf geschuettelt und uns dann danach
    erklaert, warum wie wo und was da so alles war. Nachdem wir aus der
    Hoehle rauskamen mussten wir noch 5 Bs abdruecken...zum Erhalt des
    Museums. Selbiges Geld hat sich der Chauffeur in die Hosentasche
    gesteckt - wer's glauben will, darf glauben, dass das Geld irgendwelche
    Mumien retten wird....
    Danach sind wir dann in den Salzsee gefahren. Unser el Chauffeur hat
    sich wieder mal mit seinem Neffen im anderen Jeep ein Rennen geliefert
    (armer Nick), was er staendig gemacht hat. Die Fahrt war aber schon
    auch spassig. Da der Salzsee so kurz nach der Regenzeit etwas
    ueberflutet ist, fuhren wir mit maechtigen Bugwellen durch, haben die
    anderen Jeeps nass gemacht und wurden auch selber nass gemacht.
    Letztendlich kamen wir an der Isla de Pescado, der Fischinsel, an.
    Selbige ist voller riesengrosser Kakteen (die keineswegs wie Fische
    aussehen...auch die Insel schaut nicht aus wie ein Fisch..), und ist
    ein grosser dunkler Fleck in der riesengrossen blendendweissen Flaeche.
    Sehr huebsch!
    Wir sind dann zum Mirador aufgestiegen, haben uns den Salzsee von oben
    angekuckt und uns ein bisschen mit den Passagieren vom anderen Jeep
    unterhalten, die auch fanden, dass ihr Chauffeur ein Depp ist. Ich
    wollte dann noch eine Kaktusfrucht pfluecken, und hab mir dabei einen
    der ca. 10cm langen Stacheln mit Wucht genau ins Ringfingergelenk
    gerammt. Hab dabei wohl ne Ader derwischt, weil das Gelenk innerhalb
    von einer Minute auf mehr als das doppelte angeschwollen und voller
    Blut war. Juan Carlos hat mich bloss grossaeugig angekuckt und gemeint,
    ob man den Stacheln nicht vorher schon angesehen haette, dass sie
    gefaehrlich sind.... ha ha. Nachdem ich die naechsten Minuten mit Blut-
    ausm-Finger-Saugen verbracht hatte, war das meiste aber schon wieder
    weg, und meine Angst einen Finger zu verlieren etwas gemildert.
    Wieder unten wurden wir abermals mit Gurken/Tomaten-Sandwichs versorgt,
    und fragten uns langsam, wo denn eigentlich das versprochene Buffet und
    das ganze Cola hingekommen ist....schliesslich waren wir jetzt schon
    definitiv auf dem Nachhauseweg.
    Spaeter haben wir die Chica in der Agency das selbe gefragt, und die
    war dann auf einmal ganz sauer. Anscheinend hatten unsere *Guids* uns
    um unsere 5-Sterne-Verpflegung betrogen.
    Tja....die Guids waren wirklich nicht die besten. Eigentlich waren sie
    richtig mies. Jede Antwort auf eine unserer Fragen war so
    offensichtlich falsch, dass es zum Himmel schrie. An der Laguna Verde
    zum Beispiel, die ja schon auf 4500m liegt, haben wir ihn gefragt, wie
    hoch denn der recht grosse, schneebedeckte Berg da hinten sei. Er
    antwortete spontan: 4900m
    Was schlichtweg unmoeglich ist...ganz und gar.
    Wie auch immer, obwohl die Guids mies waren, war die Tour durch die
    Wueste wirklich toll. Danach hat's uns allerdings ganz schoen gereicht.
    Zu neunt im Jeep mit einem Horrorfahrer, das braucht man nicht laenger
    als 4 Tage.
    Am naechsten Tag haben wir uns dann getrennt. Kim und JC sind zurueck
    nach La Paz um dort mit Regi nochmal Sushi zu essen. Nick und Louise
    sind nach Oruro, um Fasching zu feiern, und wir sind weiter nach Sucre,
    16 Stunden mit dem Bus...auf dem Weg nach Santa Cruz und in den
    Dschungel.
    In Sucre, einer echt netten kleinen Stadt, ausserdem der (nominellen)
    Hauptstadt von Bolivien, auch wenn das keiner glauben mag, haben wir
    uns 2 Tage aufgehalten, hauptsaechlich im Kulturhaus Berlin...einem
    Kaffee, in dem man den Spiegel lesen und Sauerkraut essen konnte.
    Zwischendurch wurden wir nass gemacht oder mit Spruehschaum
    bekleckert...schliesslich war Fasching. Da es aber kalt war, war das
    garkein so guter Spass!
    Ueber Nacht sind wir dann nach Santa Cruz gefahren, und das war, als
    waere man in ein anderes Land geflogen! Tropisch, warm, gruene fette
    Vegetation, leichte Brise.....phantastisch!
    In Santa Cruz war nach wie vor Carneval, und wir haben uns mitten rein
    begeben, bewaffnet mit Spruehschaumdosen, Wasserpistolen und -bomben,
    Farb- und Bierdosen. Der komplette Plaza war voller teilweise
    schutzbekleideter junger Leute, die sich mit allem moeglichen beworfen
    haben, und wir selbst waren nach kurzer Zeit unglaublich bunt, nass und
    schaumig. Ein Heidenspass bis spaetabends :)
    Am naechsten Morgen sind wir mit dem Colectivo nach Buena Vista
    gefahren....und, liebe Leut, DAS ist meiner Meinung nach der beste Ort
    nach Wittislingen. Ein kleines, lauschiges, warmes, gemuetliches
    aeusserst laessiges Doerfchen am Rande des Dschungels mit Haengematten
    und eisgekuehlten Maracuja-Mixgetraenken.
    Leider kamen wir Faschingsdienstag an, und da scheint in ganz
    Suedamerika nix zu gehen. Wir haben schon echte Probleme ein
    Colectivozu finden, das uns nach BV fahren wollte. Das ganze Bus-
    Terminal war wie leergefegt, kein Mensch arbeitete, auch keine
    Restaurants oder so....einfach niemand. In BV arbeitete Gott sei Dank
    der kleine Irish Pub am Plaza, und spaeter konnten wir eine Frau dazu
    ueberreden, uns was zu essen zu machen...irgendwas. War trotzdem
    nett...die Leute haben auf dem Plaza getanzt und getrunken, es war warm
    und gemuetlich - also kein Problem.
    Am naechsten Morgen haben wir uns dann um unsere Dschungeltour in den
    Amboro gekuemmert - am naechsten Morgen sollte es losgehen, drei Tage
    mittenrein.
    Wir sind abends noch zum Schlachter gegangen, haben an der von der
    Decke haengenden Kuh auf dies und jenes Stueck gezeigt und uns ein paar
    Kilo zu viel Fleisch mitgenommen, um es *daheim* auf den Grill zu
    legen. Das Fleisch sah praechtig aus, roch hervorragend, schmeckte
    gut....war aber zaeh wir Schuhsolen. Schade eigentlich....wo es doch so
    schoen medium war....
    Spaetnachts wollten Ralph und ich noch Wein kaufen gehen...natuerlich
    war alles schon zu. Als wir aber an dem kleinen Shop klopften, deren
    Besitzerin Ralph immer schon so bezaubernd angelaechelt hat, wurde uns
    doch noch geoeffnen, und die abermal bezaubernd Ralph anlaechelnde
    Besitzerin gab uns den Wein. ... und wenn wir spaeter noch was
    braeuchten, einfach klopfen *bezaubernd laechel*.
    Am naechsten Morgen wurden wir tatsaechlich puenklich um acht abgeholt,
    und fuhren mit el Jefe Chichi, dem Guid Franklin und dem Guid-
    Essenkocher Rudy zum Amboro. Kurz nach der Abzweigung an der der Weg
    beginnt fuer den man unzweifelhaft einen Allradantrieb braucht, ist
    selbiger verreckt...und - disculpa disculpa - ob's uns was ausmachen
    wuerde, den Rest zu laufen: 12km, 12 Uhr mittags, Sandpiste, 20kg
    Marschgepaeck. Klar.
    Rudy hat uns netterweise mit haufenweise Cocablaettern und Bicarbonat
    zum Kauen versorgt, und es wirkt tatsaechlich....man laeuft und laeuft,
    und schwitzt zwar wie Jeck....aber so eigentlich macht's garnicht viel
    aus.
    Nach ca. 2 Stunden waren wir am Waldhueterhaeuschen Macunucu, das den
    offiziellen Eingang zum Nationalpark darstellt, angekommen. Dort haben
    wir Mittag gegessen (die beiden konnten kochen) und sind dann weiter,
    rein in den Dschungel, nochmal 2 Stunden mit Gepaeck. Wenigstens hatten
    wir jetzt Schatten.
    Irgendwann, als wir den Rest durch den Fluss watend hinter uns gebracht
    hatten, waren wir an unserem Felsueberhang-Schlafplatz angekommen. Ein
    Sandhang unter einem riesen Felsvorsprung direkt hinter einem Natur-
    Pool, sehr idyllisch. Wir waren gleich mal schwimmen, und haben dabei
    die Massen von grossen dicken Portionsfischen entdeckt....Alex ist
    schier durchgedreht, da wir naemlich das Angelzeug zuhause gelassen
    hatten...auf Rat von Chichi, der meinte, dass man da eh nicht angeln
    kann. Ha ha. Alex ist am Ufer rumgeschlichen wie eine Hyaene um ein
    halbtotes Gnu, hat mit improvisierter Schnur-Haken-Kombination und
    sogar mit angespitztem Stecken versucht einen zu
    krigen....aber....mei.....
    Rudy und Franklin haben uns derweil wieder bekocht (mit
    standardisiertem Extrasalat fuer Ralph), dann haben wir uns im
    Kerzenschein noch ein bissel zusammengesetzt und geredet soweit das
    moeglich war. Mit meinem Brachialspanisch und deren Dschungel-Singsang
    sind wir da ab und zu mal an Grenzen gestossen.
    Am naechsten Morgen sind wir *puro rio* zum ersten Dschungelmarsch
    aufgebrochen, immer am Fluss entlang...oder auch mal drueber und
    zwischendurch. Ralph und ich hatten geringe Probleme mit unseren
    Schuhen, die auf den Steinen einfach nicht halten wollten. Wir sind nur
    so durch die Gegend geschlidderd. Die Guids haben mir aber immer ganz
    nett die Hand gereicht. Ist doch manchmal ganz gut, ein Maedel zu
    sein...man hat so garkeine Probleme, sich ueber rutschige Steine
    hinweghelfen zu lassen, das stoert das Selbstbewusstsein kein
    bisschen :)
    Ungnaedigerweise bin ich doch insgesamt zweimal ganz boes ausgerutscht.
    Einmal bin ich mit der Huefte auf einen Stein geknallt, was einen 15cm
    Riesenbluterguss zur Folge hatte, und einmal, auf den letzten 300m am
    letzten Tag kurz vor dem Aufbruch bin ich noch dermassen auf mein
    Steissbein geknallt, auf einen angespitzten Stein natuerlich. Anfangs
    tat[s garnicht weh.....komisch eigentlich. Es hat einfach danach
    ausgesehen, als muesste es weh tun. Aber spaeter
    dann.....spaeter......einmal hingesetzt kam ich schier nimmer hoch. Und
    noch spaeter, auf dem Pferd, das sich nicht vom Traben abhalten
    liess.....weia. Tock tock tock tock, immer aufs Steissbein. Tut jetzt
    noch ein bisschen weh, eine Woche spaeter.
    Wir sind also durch den Dschungel gerutscht und geschliddert, haben
    massenhaft Schmetterlinge, noch mehr Fische, auch mal Affen und Voegel
    gesehen, waren an Wasserfaellen und oefter mal schwimmen, und es war
    richtig gut, auch wenn mich diese kleinen Mistviecherkaefer fast
    aufgefressen haben....ich war so blaurot verstochen, dass es echt kein
    netter Anblick war.
    Am letzten Tag sind wir dann das ganze Stueck wieder zurueckmarschiert
    (jetzt aber mit wesentlich weniger Trinkwasser im Gepaeck, was durchaus
    angenehm war) und haben am Waldhueterhaeuschen die Pferde bestiegen,
    die da auf uns gewartet haben....ohne Steigbuegel und ohne Zuegel, mit
    Decke und Strick. War mir aber auch schon egal - schliesslich musst ich
    mich auf mein Steissbein konzentrieren!
    Am Ende, kurz bevor die Pferde ihr Ziel (den Jeep) erreicht hatten,
    haben zwei Buben ihren Fussball recht ungeschickt vor Alex' Pferd
    gekickt...das hat gescheut, und schwupps lag Alex fluchend auf dem
    Boden.
    Danach sind wir dann - ich in steissbeinschuetzender Haltung -
    heimgefahren, haben uns noch mit Franklin und Rudy fuer den Abend
    verabredet, und haben uns erstmal unter die Dusche gestellt, was bitter
    noetig war.
    R. und F. haben uns dann abgeholt, wir sind erstmal was essen gegangen,
    und dann in die Bambus-Disco von Buena Vista zum Tanzen. Ralph hat sich
    irgendwie recht bald geschlichen, Alex hat eisern ausgeharrt und
    erstaunlicher Weise sogar mal getanzt, ist aber dann auch irgendwann
    heim...und ich...jippiie...hab auch endlich mal wieder getanzt. Dieses
    Mal hab ich Cumba gelernt....den gibt es in Peru irgendwie garnicht,
    auch nicht in den hoehergelegenen Gebieten Boliviens, muss irgendso ne
    Tieflandsache sein. Und auch wenn die hier Salsa tanzen, ist es
    eigentlich doch nur eine schnelle Form von Cumba.
    Ganz egal - hat auf jeden Fall richtig Spass gemacht.
    Ab und zu hat mich das Tanzparkett ein bisschen an die Sparkassen-
    Discos erinnert. Kennt ihr die noch. Man steht sich in zwei Reihen
    gegenueber und tanzt sich ein bisschen an....so haben die in BV auch
    meistens getanzt. Sehr eigenartig.
    Spaeter sind wir dann noch in eine Karaoke-Bar, und sie wollten mich
    ueberreden ein spanisches Lied zu singen, von dem ich noch nie in
    meinem Leben gehoert hatte. Ich haetts fast gemacht, ich
    schwoer's...dann hatten wir Gott sei Dank einen Stromausfall, und aus
    war's mit Karaoke.
    Irritierenderweise hat mich Eduardo, ein Freund von Rudy und Franklin,
    waehren der kurzen dunklen Zeit, bis die Kerzen angezuendet wurden, in
    den Hals gebissen. Richtig gebissen. Einfach so! Ich hab jetzt
    tatsaechlich einen blauen Fleck da....
    Daraufhin hat Eduardo allerdings Probleme mit Rudy bekommen, der sich
    zu meinem Beschuetzer erklaert hatte....
    Spaeter waren wir dann noch in der Dorfschule in einem Klassenzimmer,
    nochmal ein Bier trinken (strange oder?), sind dann noch ein bisschen
    rumgelaufen, und irgendwann war's dann fast sieben, sehr hell und fast
    schon wieder heiss.
    Ich hab am Schluss noch Rudy's Kette mit dem Raubtierzahn geschenkt
    bekommen.....wahrscheinlich weil ich so ein netter Mensch bin :)

    Tja....ein paar Stunden spaeter sind wir dann schon wieder nach Santa
    Cruz gefahren, und haben am naechsten Tag (nachdem Ralph und ich den
    sehr seltenen Martini Dry plus gruener Olive in einem Irish Pub
    aufgespuert und restlos geleert hatten) den Bus nach La Paz bestiegen.
    Mir hat richtig das Herz geblutet (oh wie spanisch), Buena Vista
    verlassen und zurueck ins kalte La Paz zu muessen.
    Haett ich gewusst, was mich erwartet...ich waer sicher fuer ewig
    dageblieben.
    Wir haben uns extra Bus-Cama geleistet...also ein Bus mit Sitzen, auf
    denen man fast ganz flach liegen kann. Sehr bequem, sehr
    comfortable...sind auch sehr angenehm von neun Uhr abends bis 2 in der
    Nacht gefahren. Auf einmal haelt der Bus, und der Busfahrer
    meint....jaaaa, also die Bruecke sei ja jetzt schon seit 4 Monaten
    weggerissen, der Flossverkehr faengt aber erst morgens um 6 an....wir
    muessten hier warten. Es war sauheiss, schwuel und klebrig.
    Um sechs gings dann tatsaechlich ein Stueck weiter...bis zum Fluss. Die
    Bruecke lag noch in ihren Einzelteilen rum...ein Betonmonstrum, das von
    dem Fluss einfach weggerissen worden war. Wir mussten aussteigen und
    per Bananenboot uebersetzen, was eine Sache von 15 Minuten war, auf der
    anderen Seite - es war grad kurz vor 7 - haben wir uns brav aufgestellt
    um auf den Bus zu warten....und warteten und....warteten. Um zehn hat
    einer mal gewagt zu fragen, warum denn die ganzen Lastwagen
    uebersetzen, unser Bus aber nicht? Und die Antwort war....Busse duerfen
    nur zwischen 12 und 3 uebersetzen, das ist Gesetz. Argh...nochmal zwei
    Stunden, und es war unangenehm heiss, schwuel, voller stechender
    Mistviecher...wir haben echt gelitten. Die Busgesellschaft hatte uns
    einfach knallhart angelogen....die haben uns versprochen, dass wir
    directo nach La Paz fahren, und um 2 ankokmmen....
    Um kurz nach 12 gings dann doch weiter...endlich...und nachts um 12,
    mit 10 Stunden Verspaetung, kamen wir dann endlich in La Paz an. In
    kurzen Hosen und T-Shirt, und es war SAU kalt!

    Tja, und so sind wir wieder hier. Erstmal sind wir zur Waescherei,
    haben all unsere Klamotten abgegeben (war bitter noetig), und als
    ich...im letzten Hemdchen plus Jogginghose bekleidet, abends meine
    Sachen abholen wollte, weil wir ja gross Essen gehen wollte.....war die
    Maschine kaputt und die Waesche nicht fertig. Pha!
    Ralph schimpft mich seitdem eitel, weil ich mit Jogginghose und so
    verrupft nicht ins Mongos was trinken gehen wollte.
    War aber dann auch garnimmer moeglich, weil wir uns naemlich so
    dermassen mit Sushi den Bauch vollgeschlagen hatten, dass wir nur noch
    heim wollten....

    Und heute, wir waren getrennt unterwegs, weil Ralph ganz frueh, ich
    halb spaet und Alex garnicht aufgestanden ist, wurde ich auf der
    Strasse von einem schwer verrupften, braungebrannten auslaendisch
    anmutenden Typen angesprochen....ich wollt eigentlich weitergehen und
    hab nur abgewunken, aber er meinte....bitte, sprichst du englisch? Hei,
    ich will dich nicht belaestigen, aber ich bin grad aus dem Knast
    entlassen worden, und ich krig gleich die Krise....magst du mir nicht
    was zu Essen kaufen?
    Und ich dacht mir...hm, warum eigentlich nicht. Hab ihn mit in mein
    favourisiertes Cafe genommen, wo ich sowieso grad hinwollte, und hab
    mir seine Geschichte angehoert. Er sei 28 Monate im hiesigen Knast
    gewesen, weil er am Flughafen mit Drogen erwischt wurde...und der Knast
    hier ist wirklich kein Spass. Es ist eine Stadt in der Stadt, nur dicke
    Mauern, darin keine Zellen...nur Barracken und Haeuser, auch ne
    Kirche...ausserdem Geschaefte, ein Cafe, Prostitution....was halt so
    dazugehoert. Auch an die 200 Kinder wohnen da, gehen ganz normal raus
    in die Schule und so.
    Man kann als Touri sogar reingehen um sich's anzukucken...ist wie ein
    Zoo. Er, Mick, hat sogar immer die Touris rumgefuehrt.
    Ansonsten ist alles korrupt. Die Polizisten bringen Drogen und Alkohol
    rein um Geld zu verdienen. Es gibt Mord und Totschlag, man kann sogar
    reich werden und in *besseren* Gegenden leben.
    Mick hat sich mit seiner Musik durchgeschlagen, hat erst englisch und
    dann spanisch gerappt und damit die Leute unterhalten. Hat ne ganz
    schraege fiese Narbe im Gesicht, wo ihn einer mal mit einer Glasflasche
    angegriffen hat, und Messerstiche im Bein... und jetzt ist er wieder
    draussen, und hat 20 Bolivianos von mir gekrigt, um seine Mutter in New
    York City anzurufen, damit die auch weiss, dass er draussen ist. Er
    laesst sich von ihr Geld anweisen, und um 6 treffen wir uns wieder,
    dann krig ich mein Geld zurueck.....
    Ausser ueber den Knast hatten wirs noch von Religion und Atheismus, der
    Bibel und den ganzen interessanten Dokumenten, die wohl in Roms
    Katakomben lagern (er hat mal Theologie und nochwas studiert....weil er
    nicht an die Kirche glaubt), ausserdem der Addams Family, den Munsters,
    Led Zeppelin.....war wirklich irgendwie nett. Ein sehr schraeger Typ....

    Tja...und jetzt warten wieder mal die Jungs oben im Cafe Colonial auf
    mich. Danach gehen wir shoppen......

    Beste Gruesse einstweilen
    ak
     
  2. gisela

    gisela kleine Käsemaus

    Registriert seit:
    30. April 2003
    Beiträge:
    3.078
    Hallo atti,
    oh menno, Du hast ja mal wieder einiges erlebt. Hoffentlich bringst Du viele Fotos mit. Hast Du vielleicht Fotos von Euerem Karneval-Wasser-Einseif-Happening????

    Apropo Dschungeltour. Kann mich noch lebhaft an unsere Tour in Malaysia erinnern. Unser Guide zeigte uns damals immer die Tierchen (Schlangen usw...) die da greuchten und fleuchten. Wir hätten die durch die Blätter und Gestrüpp gar nicht gesehen. Tja was da so alles unterwegs ist...

    Freu mich schon auf Deinen nächsten Bericht. Pass auf Dich auf..

    Liebe Grüße und noch eine tolle Reise
    gisela
     
  3. atti

    atti a boarischer Schwob

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    Schlangen

    Ja.....von den Schlangen hab ich ganz vergessen zu erzaehlen. Wir sind naemlcih mal nachts im Dschungel unterwegs gewesen, und die Guids meinten: bitte gute Schuhe anziehen, weil nachts die ganzen giftigen Schlangen rauskommen um zu jagen.
    Lustig war dann, dass wir jedes Mal beim Fluss ueberqueren die Schuhe ausziehen mussten, die Guids wie wild mit der Machete rumgeschlagen und mit der Taschenlampe im Fluss rumgeleuchtet haben....weils ja naemlich auch giftige Wasserschlangen gibt. Ein Spass! Eine ist direkt auf Ralphs Fuesse zugeschossen, und Gott sei Dank daran vorbei!
    Rudy, unser GUid, wurde bei so einer Aktion mal gebissen.....spassig spassig :)

    Gruesse
    ak
     
  4. Neli

    Neli Optimistin

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    Rheinland
    ... spassig, spassig.....

    ich lach mich kaputt.

    Viele liebe Grüße
    Neli
     

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  5. kukana

    kukana in memoriam †

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    @ atti

    hi und hola ,

    ganz herzlichen dank für deine karte, die ich heute bekommen habe. hab mich unheimlich gefreut darüber. ich hoffe du kommst wohlbehalten zurück und kannst dann erstmal in erinnerungen schwelgen, bevor du den nächstenn trip in angriff nimmst. hätte grosse lust auch mal wieder eine zeitlang unterwegs zu sein, aber momentan ist das nicht drin.

    alles liebe aus dem trüben köln, kuki
     
  6. atti

    atti a boarischer Schwob

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    Forchheim
    latuernich nit!

    si claro, versprochen und nit vergessen (ein Wunder allerdings :)

    Das naechste Mal nehm ich dich dann einfach mit, ok? :)


    Gruss
    atti
    (momentan mal wieder in AQP para ver su cariño)
     
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