Tipps und Tricks zur MTX-Gabe bei Kindern

Dieses Thema im Forum "Kinder- und Jugendrheuma" wurde erstellt von Nixe, 1. Februar 2004.

  1. Nixe

    Nixe Neues Mitglied

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    Tipps und Tricks zum MTX

    Vorweg: Es kann, aber es muss unter MTX nicht zu Nebenwirkungen kommen.
    Neben allgemeinen Tipps und Tricks bin ich aber auch auf diese Nebenwirkungen
    eingegangen, um zu zeigen, das man sie nicht hinnehmen muss sondern das es
    Mittel und Wege gibt, etwas dagegen zu tun. Nicht jeder Tipp eignet sich für jedes
    Kind - ggf. muss man mehrere Dinge probieren, um zu einem befriedigenden Ergebnis
    zu kommen. Auf alle Fälle muss der behandelnde Rheumatologe immer informiert
    werden, wenn es zu Nebenwirkungen kommt! Neben all den kleinen Tipps und Tricks
    besteht meist auch die Möglichkeit auf andere besser verträgliche Medikamente auszuweichen!


    Insofern sollte diese Seite nicht dazu verleiten, ungehindert selber zu experimentieren!
    Vielmehr dient sie dazu, die persönlichen Erfahrungen von anderen betroffenen Eltern, aber
    auch Erwachsenen, einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen!


    Allgemein:

    MTX sollte möglichst so gegeben werden, das eventuell mögliche Nebenwirkungen an einem Tag auftreten,
    wo sie am ehesten zu tolerieren sind. Dieses wäre bei Schulkindern meist das Wochenende bzw. der Freitag.

    Man kann den Einnahme-Tag ohne Probleme um einen Tag verschieben. Hierzu nimmt man einfach jede Woche
    das MTX einen Tag später oder früher- bis man bei dem Tag angelangt ist, den man gerne hätte.

    Orale Einnahme:

    Bei oraler Verabreichung von MTX (Tablette, Saft) ist die Nüchtern-Einnahme empfehlenswert (bessere Wirkung).

    Es ist möglich, die MTX-Ampullen - vermischt mit Orangensaft/Multisaft - oral zu verabreichen (also die Ampullen,
    die eigentlich zum Spritzen gedacht sind). Die Herstellerfirma hat dieser Prozedur zugestimmt und sieht keine
    Nachteile.
    Aber Achtung: Die Ampullen sind viel teurer als Tabletten - es ist also allein eine Entscheidung des Arztes, ob er
    die Ampullen verschreibt oder den Eltern zumutet, Tabletten selber zu zerkleinern.

    Tablette in Nutella einpacken und schlucken lassen - so rutscht sie leichter.

    Tabletten fein mörsern und in Brause/Fanta auflösen. Durch die Kohlensäure sprudeln die Stückchen ganz auf.
    Ggf. auch Saft nehmen - nur hier ist es mit dem Auflösen schwieriger.


    MTX als Spritze:

    Vorweg: es ist möglich, das MTX selber zu spritzen bzw. das Kind selber spritzen zu lassen. Eine Studie weist nach,
    das bei Selbstinjektionen die Gefahr von Nebenwirkungen nicht höher ist, als wenn die Spritzen in der Klinik oder
    beim Arzt gegeben werden. Gespritzt wird subcutan, d.h. einfach ins Gewebe, meist nimmt man den Bauch oder
    aber den Oberschenkel. Das Selberspritzen lernt man entweder direkt in der Klinik/beim Kinderrheumatologen oder
    aber beim Hausarzt. Keine Angst, es ist nicht schwer! Das MTX gibt es als Fertigspritzen, d.h. man hat eine fertige
    Spritze und braucht nur die Nadel aufzuschrauben - muss also nichts selber aufziehen. Wem die Nadeln zu dick
    erscheinen, kann auch andere Nadeln aufschrauben. Von Eltern empfohlen werden Insulin- oder Tuberkulinnadeln,
    die bedeutend dünner sein sollen (zu beziehen über die Apotheke oder beim Arzt nachfragen). Das MTX sollte
    ganz langsam gespritzt werden, da es sonst zu Beulen kommen kann. Nach dem Spritzen sollte das MTX mit leicht
    kreisenden Bewegungen im Fettgewebe verteilt werden.

    Für kleinere Kinder empfiehlt es sich, die Einstichstelle vorher zu betäuben. Hierfür gibt es spezielle Pflaster, die
    sich Emla-Pflaster nennen. Sie werden eine Zeit vor der Spritze aufgeklebt und betäuben die Einstichstelle.
    Man kann Emla auch als Salbe kaufen und die Stelle dann mit normalem Pflaster abedecken.


    Entzündungen der Mundschleimhaut/Aften:

    Am Tag vor und nach der MTX-Einnahme viel Ananassaft trinken (muss nicht frisch gepresst sein, auch Fertigsaft
    aus dem Tetrapack geht - alternativ viel Ananas essen - frisch oder aus der Dose)

    Kamillostad-Gel

    Myrthe-Tinktur mit Wattestäbchen auftragen.

    Achtung: Während der akuten Phase säurehaltige Lebensmittel meiden!


    Übelkeit bzw. Bauchweh:

    Kauf eines Sea-Band-Sets (gibt es in der Apotheke) gegen Übelkeit. Das Sea-Band-Set besteht aus zwei
    elastischen Akupressurbändern, die an beiden Handgelenken getragen werden. Mittels eines Kunststoff-
    knopfes wird ein kontrollierter Druck auf den Nei-Kuan Akkupressurpunkt ausgelöst. Eine Stunde vor MTX-
    Gabe anlegen und über Nacht dranlassen.

    Verteilung der Wochendosis auf 2 Gaben am gleichen Tag im Abstand von 12 Stunden - morgens und
    abends. Achtung: Dieses muss vorher mit dem behandelnden Rheumatologen abgesprochen werden!

    Medikament zur Nacht nehmen, um die Nebenwirkungen zu "verschlafen"

    Ganz viel trinken!!! Vor MTX-Gabe sowie auch nach der Gabe soviel wie möglich an Flüssigkeit trinken
    lassen.

    Vomex-Zäpfchen gegen Übelkeit verschreiben lassen
    Achtung: vorher Rücksprache mit dem Rheumatologen!

    Navoban verordnen lassen (soll über das Nervenzentrum gegen den Brechreiz wirken) - laut Erfahrungs-
    bericht eine Stunde vor MTX-Gabe geben
    Achtung: vorher Rücksprache mit dem Rheumatolgen!

    Nach der MTX-Gabe etwas essen (Joghurt, Banane)
    Achtung: nur bei Spritze!
    Bei oraler MTX-Einnahme mit dem Arzt klären, ob dieses möglich ist - weil hier für bessere Wirkung
    Nüchterneinnahme empfohlen wird

    Man kann nachts im Schlaf spritzen (aber dieses auf alle Fälle vorher mit dem Kind abklären!) - Stelle
    wird dann mit Emla-Pflaster betäubt und in der Tiefschlafphase gespritzt

    Gewisse Rituale einführen, zum Beispiel einen Spieleabend am MTX-Tag, das Kind darf etwas Besonderes
    essen oder trinken oder länger aufbleiben


    Nebenwirkungen allgemein:

    Die Gabe von Folsäure kann leichte MTX-Nebenwirkungen vermeiden helfen. Doch Vorsicht: eine zu
    hohe Gabe von Folsäure kann die gewünschte Wirkung vom MTX blockieren - daher immer Rücksprache
    mit dem behandelnden Rheumatologen nehmen!
    Folsäure sollte nach neuesten Erkenntnissen 48 Stunden nach dem MTX gegeben werden.


    Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten:

    Die Wirkung von MTX wird u.a. durch Barbiturate, Phenylbutazon, andere nichtsteroidale Antirheumatika,
    Phenytoin, Salicylsäure, Sulfonamide und Sulfonamid-Kombinationen (Trimethoprim /Sulfametoxazol,
    Sulfasalazin), Tranquilizer, Penicillin, Insulin, Tetracycline erhöht! Achtung: Trimethoprim/Sulfamethoxacol
    wird z.B. bei Harnwegsinfekten gegebenund kann zusammen mit MTX lebensgefährliche Komplikationen
    verursachen!

    Gemindert wird die MTX-Wirkung durch nicht resorbierbare Antibiotika, Allopurinol.

    Alle behandelnden Ärzte sollten immer darauf hingewiesen werden, das eine
    MTX-Behandlung läuft! Dieses gilt auch für Zahnärzte etc. !

    Wenn die Einnahme von Antibiotika notwendig ist, sollte immer mit dem behandelnden
    Rheumatolgen abgeklärt werden, ob eine MTX-Einnahmepause nötig ist. Bei schweren
    Infekten muss in der Regel eine MTX-Pause gemacht werden.

    Achtung: Bei Absinken der Leukozyten unter 3.000 ist umgehend der behandelnde
    Rheumatologe zu informieren, da normalerweise keine MTX-Gaben mehr erfolgen dürfen!


    MTX und Auslandsreisen:

    Achtung! Mit der Fluggesellschaft klären, inwieweit eine Mitnahme im Handgepäck eines ärztlichen Attestes
    bedarf (Spritzen!).
    Auch klären - ggf. auch mit Hilfe des Reisebüros - inwieweit für den Zoll eine Bescheinigung über den Inhalt
    von Ampullen, Tablettenpackungen nötig ist! Überlegen, ob besondere Massnahmen für den Transport bzw.
    am Urlaubsort nötig sind - die Injektionslösung sollte lichtgeschützt aufbewahrt werden und keinen Extrem-
    temperaturen ausgesetzt werden!

    (Zusammenstellung und Copyright: Silke Buck, Estorf
    mittels Erfahrungen betroffener Eltern - Mailingliste Kinderrheuma)
     
  2. Ulla

    Ulla "hessische Hexe"

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    Hessen
    Hallo Nixe,

    das hätte ich vor zwei Jahren gebraucht, da hatte meine Tochter unglaublich mit den Nebenwirkungen zu kämpfen.

    Bis dahin mußten wir einiges ausprobieren!!

    Nachdem wir die MTX Gabe auf zwei mal täglich verteilt haben ging es ihr gleich viel besser, wir haben auch den Samstag als "MTX Tag" gewählt, damit die NW nicht den Schulalltag beeinflussen.

    Die Probleme mit der Mundschleimhaut werden mit Annanassaft auf ein Minimun reduziert, kann man wirklich nur weiter empfehlen.

    Liebe Grüße

    Ulla
     
  3. sabsi

    sabsi Neues Mitglied

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    Hallo,

    ich zieh mal diesen Thread hoch,da ich denke das könnte auch für andere hier interessant sein:).
     
  4. Schnecke007

    Schnecke007 Neues Mitglied

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    hallo!

    Ich bin froh, dass ich hier bei Euch gelandet bin. Meine Tochter (fast 4) hat seit August 07 eine frühkindliche Oligoarthritis.
    Seit ca. 7 Wochen nehmen wir MTX in Tablettenform. Unser Arzt hat uns darauf hingewiesen, dass es ihr nach der Einnahme schlecht gehen könnte. Zum Glück scheint sie es noch gut zu vertragen (*holzklopf*).

    Aber ich finde es toll, dass es hier Tipps und Tricks gibt, falls Probleme auftauchen sollten....

    Danke und alles Liebe,
    Schnecke007
     
  5. sabsi

    sabsi Neues Mitglied

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    Nochmal hochschieb :D
     
  6. Savolo

    Savolo Neues Mitglied

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  7. sabsi

    sabsi Neues Mitglied

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    Hallo Sabine

    Ja,genau das heißt es.Sowas sollte man grundsätzlich Fachleuten überlassen,da der "Staub" beim einatmen gesundheitsschädlich sein kann.Davon mal abgesehen finde ich daß das zerteilen bzw.verkleinern von Arzneimitteln ohnehin mit Vorsicht zu handhaben ist.
     
    #7 9. August 2008
    Zuletzt bearbeitet: 9. August 2008
  8. Savolo

    Savolo Neues Mitglied

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    Kleinstadt in Hessen
    Hallo sabsi,
    aber wie ist dann der Tipp von Nixe zu verstehen?

    (Zitat): Tabletten fein mörsern und in Brause/Fanta auflösen. Durch die Kohlensäure sprudeln die Stückchen ganz auf.
    Ggf. auch Saft nehmen - nur hier ist es mit dem Auflösen schwieriger.

    (Du hast schon recht, man kann nicht einfach alle Tabletten zerkleinern, z.B. sind dann magensaftresistente nicht mehr magensaftresistent.)

    LG, Sabine
     
  9. sabsi

    sabsi Neues Mitglied

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    Hallo Sabine

    Tja,das weiß ich auch nicht.Ich selbst würde ja nie auf die idenn kommen MTX oder sonstwas zu in einem Mörser zu zerkleinern.Wozu gibt es denn Apotheken die sowas übernehmen können.Vielleicht sollte dieser Teil der Ratschläge entfernt werden?
     
  10. Mücke

    Mücke Guest

    hallo,
    habe einen artikel gefunden bzgl des stiches bei spritzen


    Kühlspray nimmt Kindern den Schmerz beim Spritzenstich


    Studien belegen Vorteil von Kühlspray gegenüber Zuckerlösung


    weiter hier: http://www.qualimedic.de/news_080709.html


     
  11. cookie234

    cookie234 Neues Mitglied

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    Wirkung der oralen Gabe MTX nach Auflösung in Limonade

    Bei unserer 2 1/2 jährigen Tochter versagen leider bei der oralen MTX - Gabe (7,5 mg Lantarel) regelmäßig alle Tricks: weder mit Joghurt, Pudding oder Nutella läßt sie sich überlisten. Gemörsert haben wir die Tablette entsprechend der Empfehlung der betreuenden Kinderrheumatologen nicht. Wir lösen die Tablette ca. 15 Minuten lang in einem Esslöffel Fanta vollständig aufgelöst. Das klappt bisher prima. Hierzu nun eine Frage: ist die Wirkung des MTX dadurch beeinträchtigt (geringer), indem wir es auflösen und die Tablette nicht unzerkaut in den Magen gelangt oder hat dies keinerlei Bedeutung?
     
  12. Daria

    Gesperrter Benutzer

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    München
    Wenn die Tablette schon nicht gemörsert werden darf, wäre ich wegen des Auflösens sehr skeptisch. Am besten mit der Rheumatologin besprechen!
     
  13. cookie234

    cookie234 Neues Mitglied

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    17. Mai 2009
    Beiträge:
    2
    Das Mörsern soll nur aus arbeitsmedizinischer Sicht nicht durchgeführt werden. Denn dadurch kann toxischer Staub entstehen, der demjenigen, der mörsert, schaden kann. Zudem bleibt der Staub zuhause an vielen Gegenständen haften, die dann wieder benutzt werden. Mit dem Auflösen der MTX - Tablette und deren Wirkungsgrad hat das meines Erachtens zunächst mal nichts zu tun.
     
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