Unklare Diagnose / Eure Meinung?

Dieses Thema im Forum "Allgemeines und Begleiterkrankungen" wurde erstellt von cpeter, 19. Januar 2004.

  1. cpeter

    cpeter Guest

    Hallo,

    da ich mir mit meiner Diagnose noch unsicher bin, möchte ich Euch auf diesem Wege gerne um Eure Meinung zu meinen Beschwerden bitten.

    Seit etwa 4 Jahren habe ich (29,m) ständige Schmerzen in der LWS, mit beidseitger Ausstrahlung in die Hüften. Die Schmerzen nehmen Schubweise zu. Im Winter sind sie schlimmer als im Sommer. Sie bessern sich bei Bewegung, sind aber morgens nicht besonders ausgeprägt. Sie verschlimmern sich durch langes Stehen und Sitzen. Deswegen sind die Beschwerden bei mir immer am Ende des Arbeitstages am schlimmsten. Manchmal muss ich aber auch Nachts aufstehen und etwas herumlaufen. Daneben habe ich auch leichtere Beschwerden in den Knien (vor allem links). Das Knie ist vor 5 Jahren mal athroskopiert worden: Mäßige Synovialitis, ein mediales Shelf mit Pannusauflagerungen wurde entfernt. Manchmal tun mir auch noch andere Gelenke weh. Sichbare Gelenkschwellungen habe ich nicht. Auch eine ausgeprägte Morgensteifigkeit fehlt.

    Mein Vater und mein Bruder haben Psoriasis, meine Mutter und ihr Bruder Vitiligo (wird auch als Autoimmunkrankheit diskutiert). Bisher sind bei mir noch keine Symptome von beiden Krankheiten sichtbar. Mein Blut war bisher immer OK (CRP negativ, Blutsenkung OK, etc.). HLAB-27 ist negativ. Eine Darmpiegelung ergab kleine reizlose Divertikelansätze im distalen Sigma. Ein MRT (ohne Kontrastmittel) wird unterschiedlich interpretiert: Ein Arzt sagt lediglich Sklerosierungen (maximal Sakroillitus Grad I), ein anderer mäßige ISG-Arthrose mit (wenig ausgepägten) Aktivierungszeichen, beginnende Facettenarthrose. Szintigraphie (nur 2-Phasen) ergab eine Entisitis im linken Ellenbogen, sonst OB. Orthopädisch habe ich einige Fehler, die auch eine Ursache sein könnten: Leichte Skoliose, Hüftdysplasie, O-Beine, Senk-Spreiz Fuss.

    Die Schmerzen sprechen sehr gut auf Indometacin an (kaum auf Diclofenac).

    Ein internistischer Rheumatologe den ich aufgesucht habe meint, ich hätte wahrscheinlich nichts rheumatisches. Mein jetziger Arzt (Internist, Spezielle Schmerztherapie) tippt jedoch auf eine rheumatische Krankheit, ohne das ich ihn in diese Richtung gedrängt hätte. Eigentlich wollte ich nur ein stärkeres Schmerzmittel, da ich Rheuma schon abgehagt hatte. Ende letzen Jahres habe ich von ihm Kortison bekommen. Eine Infusion, dann von 50mg abwärts ausschleichend. Wirkung war sehr gut, ich war innerhalb kürzester Zeit fast schmerzfrei (das erste Mal seit Jahren). Beim völligen Absetzen (nach 14 Tagen von 10mg auf 0mg in 5 weiteren Tagen), waren die Beschwerden schnell wieder da (2 Tage) und schlimmer als vorher. Mir hat alles mögliche weh getan. Wahrscheinlich am Ende zu schnell abgesetzt?

    Gleichzeitg habe ich auch mit Sulfasalazin begonne (bisher noch keine Wirkung). Ist das mit Kanonen auf Spatzen geschossen?

    Was meint Ihr?

    Vielen Dank im Voraus zu Euren Kommentaren

    Peter
     
  2. Daydreamer74

    Daydreamer74 Guest

    Hallo Peter,

    die Schmerzen die du beschreibst, und das deine Mutter und Bruder eine Psoriasis haben sprechen für eine Arthritis psoriatica bzw. eine Psoriasisspondarthritis. Für beide Arten ist typisch das keine Entzündungszeichen im Blut zu finden sind. Ich selbst bin auch 29 und habe Arthritis psoriatica. Habe auch die von dir beschriebenen Beschwerden. Nur die Morgensteifigkeit ist auch wenig ausgeprägt.

    Informieren über den Krankheitstypus kannst dich ausführlich unter

    http://rheuma-online.de/wasisteigentlich/10.html

    und

    http://www.tiz-info.de

    dort unter Info und psoriasisarthritis.

    Was die Sache mit dem Sulfasalazin betrifft, ist es jedoch sehr ungewöhnlich, das eine solche Therapie begonnen wird ohne feststehende Diagnose. Auch kann man sagen, wenn es sich um eine Arthritis psoriatica handelt, kann man nicht früh genug damit anfangen werden eine Basistherapie (Sulfasalazin) durch zuführen. Schließlich will man die Zerstörung von Gelenken aufhalten also kontrollieren oder zumindest minimieren. Also ist es nicht mit Kanonen auf Spatzen geschoßen, wenn eine Diagnose steht

    Solltest du nochmal zu nem Rheumatologen gehn, zb wegen richtiger Diagnosefindung, kann ich dir nur raten, einen internistischen Rheumatologen zu suchen. Außerdem solltest dir über alle Beschwerden notizen machen. Auch das was früher schon mal aufgetreten ist und damit in verbindung stehen kann (zb das Knie). Auch solltest die Psoriasis deiner Mutter und deines Bruders erwähnen.

    Tipps für gute Rheumathologen in deiner Nähe kannst hier im Forum erfragen.

    Alles Gute

    Karsten
     
    #2 19. Januar 2004
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 19. Januar 2004
  3. cpeter

    cpeter Guest

    Hallo Karsten,

    vielen Dank für Deine schnelle Antwort. Im Prinzip hast Du ja recht mit Deinem Tip, dass eine eindeutige Diagnose wünschenswert ist. Allerdings ist die Frage, wie man zu einer kommen könnte. Wahrscheinlich würde das dann darauf hinauslaufen zu warten, bis entweder die Schäden (deutlicher) sichtbar sind oder evtl. sich doch noch die Blutwerte ändern. Spricht das Ansprechen auf Indometacin und Kortison sowie der schnelle Rückschlag nach dem Absetzen nicht für eine entzündliche Krankheit?

    Was nimmst Du denn für Medikamente?
     
  4. Muckel

    Muckel Das Muckelchen

    Registriert seit:
    30. April 2003
    Beiträge:
    503
    Hallo Peter,

    damit Du eine Diagnose bekommst, müssen nicht unbedingt Schäden zu sehen sein oder die Blutwerte schlecht.
    Bei manchen rheumatischen Erkrankungen (gerade bei denen, bei denen die Wirbelsäule betroffen ist- seronegative Spondarthriden) sind zum Teil die Entzündungswerte überhaupt nicht oder auch nur leicht erhöht. Schäden treten erst im Laufe der Erkrankung auf und sollten möglichst gering gehalten werden.
    Bei mir war beides nicht vorhanden, doch durch Ultraschallbilder, auf denen man sieht, ob die Gelenkinnenhaut entzündet ist, oder auch MRT-Aufnahmen können Beweise für eine Entzündung liefern. Auch spezielle Kriterien/Symptome sprechen für eine Erkrankung.

    Vielleicht wäre es besser, wenn Du Dich mal in einer Rheumaklinik untersuchen lassen würest. Dort könnte man alles abklären, die Therapie kontrollieren oder verändern und noch dazu einiges andere bieten (Krankengymnastik, Bäder usw.)!

    Ich wünsche Dir alles Gute

    Muckel
     
  5. merre

    merre Bekanntes Mitglied

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    Berlin
    Bechterew?

    ja es hört sich tatsache erstmal an, wie ein Bechterew....aber bei diesen Beschwerden ist durchaus eine Arthritis Psoriatika wahrscheinlich. Hier gibt es ähnliche Beschwerdebilder wie beim Bechterew, i.b. auch die Kreuz-Darmbeingelenke (aschiale Schmerzen in die Beine ausstrahlend).
    Das das HL-Antigen 27 fehlt besagt nichts, da es nichts spondarthritisches sein muß.
    Man sollte auf HLA-B13, HLA-B57 und HLA-Cw6 testen - wegen Psoriasis - und auf HLA-B38, HLA-B39 und HLA-DR4 - wegen Arthritis psoriatica.
    Die auftretenden Gelenkschmerzen und Beschwerden lassen sich röntgenologisch meist nicht beweisen. Ein MRT wäre da sicherer.
    Ja soweit erstmal, und einen Hautarzt aufsuchen würde ich sagen.
    Gute Besserung "merre"
     
  6. Monsti

    Monsti das Monster

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    am Pillersee in Tirol
    Hallo Peter,

    bei mir ging es annähernd 10 Jahre hin und her. Auch bei mir wiesen die Blutbefunde nie auf eine rheumatische Erkrankung hin. In den ersten Jahren waren auch bei mir keine Schwellungen zu sehen. Das änderte sich allerdings nach ca. 7-8 Jahren, wobei zunächst nur einzelne Gelenke betroffen waren.
    Nach einer unbemerkten EBV-Infektion (für mich war es ein heftiger grippaler Infekt) ging es plötzlich ziemlich allumfassend los; betroffen waren z.T. über 30 Gelenke gleichzeitig. Nun endlich wurde ich zu einem internistischen Rheumatologen überwiesen.
    Die Blutbefunde waren bis auf ANA 1 : 320 und entsprechenden EBV-Antikörpertitern in Ordnung. Allerdings leide ich schon seit früher Kindheit unter Psoriasis, die sich seit dem Ende der Pupertät zum Glück nur noch schubweise bemerkbar macht.
    Die Diagnose "cP-ähnliche Psoriasisarthritis" erfolgte einerseits aufgrund der Anamnese und des klinischen Bildes, andererseits indirekt mittels einer Cortison-Stoßtherapie (begonnen mit 30 mg Urbason), worauf ein schwerer Schub innerhalb kürzester Zeit beendet war. Zudem wurde ein gerade stark geschwollenes Gelenk punktiert, um im Punktat eine lokale Entzündung nachzuweisen.

    Vielleicht hilft Dir das ein bisserl weiter. Solltest Du tatsächlich eine Psoriasisarthropathie haben, kann das vermutlich nur ein erfahrener internistischer Rheumatologe diagnostizieren und therapieren.

    Viel Glück und liebe Grüße aus Tirol von
    Monsti
     
  7. Melisandra

    Melisandra immer auf der Suche...

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    15. November 2003
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    2.218
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    auf dem Land
    Hallo Peter,

    mir scheint, dass sich die Docs gerade bei rheumatischen Erkrankungen sehr schwer tun. Gerade die verschiedenen Rheumaerkrankungen mit unterschiedlichen Krankheitsbildern bringen die Ärzte scheinbar um den Verstand.

    Bei mir werden leider auch immer nur Verdachtsdiagnosen gestellt - und leider auch häufig unterschiedliche Diagnosen.


    Ich würde Dir auf jeden Fall vorschlagen, Dich bei einem guten Rheumatologen oder in einer Rheumaklinik untersuchen zu lassen.

    Gute Besserung wünscht

    Melisandra
     
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